Es war einmal...

Als Anfang August 2007 der siebte und damit letzte Band einer Buchreihe der berühmten Joanne K. Rowling über einen gewissen Zauberlehrling namens Harry Potter erschienen und endlich gelesen war, traf sich im frisch errichteten Kundendiskussionsforum auf amazon.de eine Gruppe von mehr oder weniger erwachsenen Menschen, um sich über das Werk auszutauschen, und schließlich, weil keiner so recht glauben wollte, dass es vorbei sein sollte, aus eigener Kraft eine bis drei Fortsetzungen zu schreiben.

Schon bald spaltete sich aus dem Hauptschreiberfeld eine kleine, aber äußerst feine Splittergruppe ab, die sich fortan "Die Hobbydramatiker" nannte. Und als es den "Hobbydramatikern" mal wieder zu langweilig wurde, entstanden die hier neu veröffentlichten "Neuen und unglaubwürdigen Schandtaten der Hobbydramatiker". Zunächst nur auf die Länge eines Posts bei amzon.de beschränkt, entwickelten sie sich schnell zu wahren Kurzgeschichten voller Nonsens und Humor aber auch tragischer Momente, die den Lesern hoffentlich genauso viel Spaß beim Lesen bringen wie uns beim Schreiben. Über Kommentare würden wir uns sehr freuen.

Die Schandtaten:

23.3. – 3:23 Uhr (1) Allerhöchste Geheimstufe (1) Angriff der Bomische (1) Die Auferstehung (1) Die Silberhochzeit (1) Die Suche (1) Die Winterverschwörung (1) Dursleys Reloaded (1) Ein Junge überlebt - etwas anders (1) Ein Schweinchen namens Dudley (1) Ein tierisches Abenteuer (1) Feenwettstreit (1) Freitag der 13. (1) Harry Potter und das Vermächtnis der Hobbydramatiker (11) Harry Potter und der verrückte Fan (1) Harry Potter und die Weihnachtsbäckerei (1) Hogwarts Hüte und Hauselfen (1) Jahrestage (1) Kurz und schmerzlos (1) LA VIE EN ROSE (1) Nachwuchs (1) Schadtat Nr. 33 - Jahrestag (1) Schandtat Numero 01 (1) Schandtat Numero 02 (1) Schandtat Numero 03 (1) Schandtat Numero 04 (1) Schandtat Numero 05 (1) Schandtat Numero 06 (1) Schandtat Numero 07 (1) Schandtat Numero 08 (1) Schandtat Numero 09 (1) Schandtat Numero 10 (1) Schandtat Numero 11 (11) Schandtat Numero 12 (1) Schandtat Numero 13 (1) Schandtat Numero 14 (1) Schandtat Numero 15 (1) Schandtat Numero 16 (1) Schandtat Numero 17 (1) Schandtat Numero 18 (1) Schandtat Numero 19 (1) Schandtat Numero 20 (1) Schandtat Numero 21 (1) Schandtat Numero 22 (1) Schandtat Numero 23 (1) Schandtat Numero 24 (1) Schandtat Numero 25 (1) Schandtat Numero 26 (1) Schandtat Numero 27 (1) Schandtat Numero 28 (1) Schandtat Numero 29 (1) Schandtat Numero 30 (1) Schandtat Numero 31 (1) Schandtat Numero 32 (1) Schandtat Numero 33 (1) The Irish Ways or How to handle a Leprechaun (1) Und nichts als die Wahrheit... (1) Urlaub auf dem Bauernhof (1) VerRückt und duchgeKNALLT? (1) Was wäre wenn ??? (1) Wie Ron Weasley Asmodeus traf… (1) Wohl bekomm's (1)

Mittwoch, 9. September 2009

Was wäre wenn ???

Schandtat Numero 6

Harry Potter und Ron Weasley tranken zusammen Butterbier und blödelten herum, als Harry plötzlich mit der Überlegung anfing, was wäre wenn… ja… wenn Harry und Ron sich niemals kennen gelernt hätten? Hätte er jemand anderen gefunden, mit dem er sich so gut verstehen würde wie mit Ron? Und eine andere Frau, die er so lieben könnte wie Ginny?

Was wäre, wenn Harry damals doch nach Slytherin gekommen wäre? Wäre er dann jetzt etwa mit Malfoy befreundet? Harry schüttelte den Kopf. Daran wollte er nicht denken, denn Draco war eine ganz böse Gestalt! Der schlimmste Feind, den man sich denken konnte.

"Ron, hol' ma' noch 'ne Flasche Bier!" rief er, schon etwas angesäuselt. Ron stand schwankend auf und begab sich auf unsicheren Beinen in die Küche, um das gewünschte zu holen. Er hatte total vergessen, dass er ja zaubern konnte. Dummerweise schaffte er den Weg zurück nicht mehr und blieb niedergestreckt und sabbernd auf dem Boden liegen.

Währenddessen sank Harrys Kopf mit einem lauten BOING! auf die Tischplatte. Er schlief ein und erwachte in einem Traum, nein, in einem Albtraum: Er saß auf dem Hocker vor den anderen Hogwartsschülern, auf seinem Kopf den Sprechenden Hut und dieser verkündete gerade ganz laut: "Slytherin!"

Erschrocken stand Harry auf und ging hinüber zum Slytherin-Tisch, an dem ihn Draco Malfoy schon grinsend in Empfang nahm und ihm erneut die Hand reichte. "Sehr schön, Potter! Ich wusste, Du wählst die richtige Seite!" - "Klar doch, Malfoy, ich setz' mich immer auf die richtige Seite des Tisches, nämlich dorthin, wo ich am schnellsten an den Plumpudding komme!" grinste Harry.

Und während er sich - von dem Schrecken schnell erholt, denn er hatte einfach beschlossen, er würde das Beste aus der Situation machen, vielleicht waren die Slytherins ja gar nicht so übel - den Pudding voller Genuss in den Mund schaufelte ließ er seinen Blick umher schweifen. Da saß Ron Weasley, der Junge, den er im Zug kennen gelernt hatte, am Gryffindor-Tisch. Und da war auch das Mädchen, wie hieß sie noch gleich? Ach ja, Hermine Granger. Sie saß bei den Hufflepuffs.

Nach dem Essen und den ganzen Ansprachen wurden sie in ihre Gemeinschaftsräume gebracht, wo die Schlafraumaufteilung stattfand. Harry teilte sich natürlich das Zimmer unter anderem mit Draco Malfoy. War ja klar. Irgendwie wünschte er sich, dass er das alles nur träumen würde.

Aber weit gefehlt! Die Realität holte ihn schnell ein. Die erste Unterrichtsstunde am nächsten Tag war bei Professor Snape, der ihn freundlich angrinste! "Ich freue mich, Sie in meinem Unterricht zu haben. Sie werden bestimmt so gut wie ihre Mutter!" Und leise fügte er hinzu: "Sie haben ihre Augen!" Harry sah ihm verdutzt hinterher.

Inzwischen waren einige Wochen vergangen und Harry hatte sich gut eingelebt. Draco erzählte viel von seinen Eltern und dass Harry Weihnachten mit zu ihm kommen könnte, damit er nicht in Hogwarts bleiben müsste. Harry war einverstanden, sah aber immer wieder sehnsüchtig hinüber zu Ron, der irgendwie verloren am Gryffindor-Tisch saß. Aber diese roten Haare! Harry gruselte es etwas. Waren rote Haare nicht etwas Unheimliches?

Was dachte er denn da? Hatte die Gesellschaft der Slytherins ihn schon verändert? Ach, was soll's, dachte er. Er hatte viel Spaß mit Draco und den anderen. Und eines der Slytherin-Mädchen eine Klasse über ihnen warf ihm ständig verliebte Blicke zu. Und überhaupt: Keiner wagte es, seine Narbe anzustarren! War das Leben als Slytherin nicht toll?! Er war nichts Besonderes und konnte ein normales Leben führen. Er musste keine Kämpfe bestreiten, niemand wollte ihn umbringen und Snape mochte ihn sogar.

Wie kam er eigentlich auf diese Gedanken? Vermisste er etwas? Nein, das konnte nicht sein. Oder doch? Aber was? Harry schüttelte diese störenden Gedanken ab und schenkte Draco seine volle Aufmerksamkeit, der gerade einen Witz erzählte.

Die Zeit verging. Und an einem Morgen, kurz vor Weihnachten, änderte sich die Situation plötzlich höchst dramatisch. Mit einem Mal standen vier rothaarige Jungen mit verschränkten Armen und ärgerlichem Gesichtsausdruck vor Harry am Slytherin-Frühstückstisch. Das war doch dieser Ron Weasley mit seinen Brüdern Fred und George und Percy, dachte Harry noch, als sie auch schon verbal über ihn herfielen: "Du, als der Junge, der überlebte, solltest Dich was schämen, froh darüber zu sein, ein Slytherin sein zu dürfen. Du, als der einzige, der jemals den Todesfluch überlebt hat, solltest Dir zur Aufgabe machen, den, der ihn Dir aufhalsen wollte, zu jagen und zu vernichten und Dich nicht dicke mit seinen größten Anhängern anfreunden. Du bist definitiv nicht der Junge, der überlegte!"

Als dann auch noch Professor Dumbledore mit einem Weihnachtspäckchen an seinem Platz vorbeiging und lautstark verkündete: "Eigentlich wollte ich Dir diesen Umhang zu Weihnachten zurückgeben, aber unter diesen Umständen..." und dazu wild den Kopf schüttelte, runzelte Harry die vernarbte Stirn und fühlte, dass hier irgendwas nicht stimmen konnte.

Er wollte nicht der Böse sein - oder einer von ihnen. Aber konnte er denn nicht auch als Slytherin tun, was er tun musste? Was musste er eigentlich tun? Er konnte sich gar nicht mehr erinnern. Hatte es eigentlich sein anderes Leben überhaupt gegeben? Oder war DAS ein Traum gewesen? Ein übler Albtraum, in dem er lebte, um zu sterben? Hatte er eigentlich überlebt? War das hier vielleicht das Leben nach dem Tod? Dann war's doch eh egal, was er tat. Dann konnte er genauso gut das "Leben" genießen.

Er sprang auf, rannte hinter Dumbledore her und entriss ihm das Weihnachtspäckchen. "Das ist doch für mich bestimmt, also her damit!" rief er und riss das Papier auf. Aber zum Vorschein kam nicht der erhoffte Umhang, was auch immer das für ein besonderer Umhang hätte sein mögen, sondern ein paar hässliche braune Wollsocken, so hässlich, dass sie auch von Onkel Vernon und Tante Petunia hätten sein können. "Das ist doch jetzt nicht Ihr Ernst", meinte Harry zu Dumbledore und drückte ihm die Socken in die Hand. "Die können sie gerne behalten. Die will ich nicht. Solche habe ich erst von meinen Verwandten bekommen."

Alle schauten Harry erstaunt an. Das hatte noch keiner gemacht - einfach ein Geschenk von Big D zurückgewiesen! Auch Dumbledore machte große Augen. "Harry, alles in Ordnung mit Dir?" fragte er besorgt. "Ich möchte Dich in meinem Büro sehen - sofort!"

Harry schaute erschrocken und folgte Dumbledore in sein Büro. Kaum dort angekommen begann der Professor auch schon mit seiner Standpauke. Sie war nicht gerade leise, sodass Harry anschließend glaubte, taub zu sein. Er hielt sich die Ohren zu, was natürlich Dumbledore noch mehr in Wut versetzte.

"Jetzt reicht es mir aber endgültig!" polterte Dumbledore. "Niemand legt sich mit Big D an! Schon gar nicht so ein spindeliges Würstchen mit Wuschelhaaren, wie DU, Potty!" Dann zog er seinen Zauberstab hervor und verwandelte sich vor Harrys entsetzen Augen zurück in Dudley Dursley, der es schon das ganze Schuljahr über gewesen war, der sich für Albus Dumbledore ausgegeben hatte.

"Magie kann auch schon mal eine Generation überspringen! Nur, dass Du es weißt, Du Slytherin-Würstchen! Und außerdem waren die braunen Dinger Tarnsocken! Aber wenn Du sie nicht haben willst, dann wird die ganze Welt von nun an Deine hässlichen Füße sehen und sich darüber kringelig lachen! Außerdem ist dieser James T. Potter gar nicht Dein Vater, sondern in Wirklichkeit ist Dein Vater mein guter, alter, fetthaariger Kumpel... Severus Snape!"

Und wieder runzelte Harry die vernarbte Stirn, als sein Hauslehrer und Zaubertrankpanscher plötzlich im Turmbüro des Schulleiters stand! Wenn also Snape wirklich sein Vater war, dann würde das bedeuten, dass seinerzeit Lily, also seine Mutter, mit diesem aalglatten, jegliche Haarkosmetik meidenden Zaubertrankmixer in näheren, um nicht zu sagen, allernächsten Kontakt getreten war.

Allein der Gedanke daran ließ Harry schaudern, obwohl er mit seinen elf Jahren noch keine allzu präzise Vorstellung davon hatte, wie ein solcher Kontakt denn genau aussah. Aber dass es nicht wie bei den Bienchen und den Blümchen funktionierte, das wusste er schon. Dank des eigentümlichen britischen Bildungssystems hatte er schon in der Muggelgrundschule einige äußerst anzügliche Filme zu diesem Thema zu sehen bekommen, nach denen die Grundschülerinnen regelmäßig kreischend aus den Klassenzimmern rannten und die Grundschüler regelmäßig Tische und Bänke zerlegten. Da das Ersetzen bzw. Reparieren des Inventars jedoch auf Dauer sehr teuer war, war man an Harrys Grundschule dazu übergegangen, entsprechende Literatur zu lesen. Auf der Liste der Bücher, die die Kinder bis zum Ende der Grundschule gelesen haben sollten, standen unter anderem Werke von... Astrid Lindgren, Pippi Langstrumpf, Karlsson vom Dach, Michel von Lönneberga und dem Marquis de Sade.

"Nun, aber genug davon!" sagte plötzlich der wahre, echte Albus Dumbledore, der aus den Tiefen seines Büros aufgetaucht war. "Wenn Du, wie ich Dir an der Nasenspitze ansehe, lieber Harry, nicht glauben kannst, dass Severus Snape Dein leiblicher Vater ist, dann wirst Du mir auch nicht glauben, dass ich der Erzeuger von unserem stattlichen Dudley hier bin. Du ahnst ja nicht mal im entferntesten, was für ein heißer Feger Deine Tante Petunia damals war!" Das anzügliche Zwinkern seines Direktors ging Harry nun eindeutig zu weit.

"Wohin bin ich hier nur geraten?" dachte Harry. "Tante Petunia ein heißer Feger? Das glauben Sie doch wohl selbst nicht! Sie war höchstens ein lauer Wischmopp, was man ja anhand ihres Sohnes Dudley gut nachvollziehen kann!" rief er.

Doch bevor die Debatte über heiße und weniger heiße Putzhilfen weiter gehen konnte, wurden sie durch ein energisches Hämmern an der Tür unterbrochen. Fawkes, der Phönix, der bisher, den Kopf unter den Federn versteckt, auf seiner Stange geschlafen hatte, richtete sich auf. Seine Kopffedern sträubten sich, seine Pupillen, die sonst in den schönsten Regenbogenfarben schillerten, verengten sich. Er schien eine Vorahnung zu haben, etwas Merkwürdiges zu spüren.

Alle starrten auf die Türe, doch Harry wollte sich nicht ablenken lassen. "Und als nächstes erzählt ihr mir, dass Voldemort gar nicht meine Eltern – also meine Mutter und ihren Ehemann – ermordet hat! Vermutlich wollte er mich auch gar nicht töten. Und woher kommt dann die Narbe? Fällt Euch dazu auch etwas Gutes ein?" rief er aufgebracht. Er musste hier weg! Er würde sich an die Hexe des Südens wenden, denn: 'There is no place like home!'

Er drehte sich gerade zur Türe um, als diese sich öffnete. Madam Pomfrey kam herein mit einer riesengroßen Spritze, von der sich niemand vorstellen wollte, wohin sie die stecken wollte. "Mister Potter! Wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, Sie sollen nicht einfach so aus dem Krankenflügel verschwinden! Sehen Sie sich bloß ihre Blitznarbe an, die die Peitschende Weide Ihnen neulich mit einem ihrer Äste verpasst hat! Sie hat sich ja total entzündet! Nur ein ganz kleiner Piekser, dann noch zwei, drei Stunden Bettruhe und Sie können mit ihrem besten Freund Draco Malfoy in die wohlverdienten Weihnachtsferien abdüsen!"

Severus Snape lächelte freundlich und steckte die Haarpflegekur ein, die Dumbledore ihm gerade gegeben hatte. "Wir sehen uns dann in St. Moritz zum Skifahren, Harry, mein Sohn, Du und ich, die Malfoys und Dumbledore mit seinem Sohn Dudley und die Dursleys und Mrs. Figg, die katzenliebhabende Nachbarin! Das werden die besten Weihnachtsferien, die Du je gehabt hast!" Darauf konnte Harry jeden Eid schwören!

Die Weihnachtsferien hatten begonnen und Harry machte sich mit seinem vermeintlichen Vater, mit dem er seit der Offenbarung noch kein Wort gesprochen hatte - der Schock war einfach zu groß - und Draco auf den Weg nach St. Moritz. Dort angekommen wurden sie schon von Narzissa und Lucius Malfoy erwartet. Sie wohnten in einer abgelegenen Berghütte, und Harry teilte sich ein Zimmer mit Draco.

Nach einer Schneeballschlacht saßen Draco und Harry mit einer heißen Schokolade vor dem Kamin. Snape, Mr. und Mrs. Malfoy setzen sich zu ihnen, und Lucius ergriff das Wort: "Bevor die restlichen Gäste eintreffen, wollten wir noch kurz mit Euch sprechen. Denn es gibt da noch etwas, das ihr beide nicht wisst."

Draco und Harry schauten sich fragend an und Harry dachte nur: 'Was kommt denn jetzt noch?' Lucius sprach weiter: "Severus und Narzissa sind Geschwister und ihr somit Cousins."

Severus lachte glücklich. "Das macht mich auch zum Bruder von Bellatrix LeStrange, die Du noch nicht kennst, mein Sohn, und zum Cousin von Sirius Black, den Du schon gar nicht kennst, mein Sohn!"

Harry schmollte. Erst hatte er überhaupt gar keine Familie außer Tante Petunia und Onkel Vernon und Dudley und jetzt diesen ganzen Rattenstall voll! Mit diesen Nasen wollte er nichts zu tun haben. Also schlich er sich an ihrem ersten Tag auf der Piste einfach in die Bergwälder.

Dort traf er in einer abgelegenen Hütte auf einen uralten Mann und seine kleine Enkelin. Ihre Namen waren Alm-Öhi und... und... HEIDI! Und dann kam noch so ein Bub mit Ziegen. "Ich bin der Ziegen-Peter", rief er und schlug Harry kräftig auf die Schulter. Harry verschluckte sich heftig an dem klumpigen Käse, den er von der Heidi erhalten hatte.

Doch dann erhob sich der Alm-Öhi zu seiner ganzen beeindruckenden Größe und verkündete voller Inbrunst: "Ich bin nicht der Alm-Öhi! Ich bin in Wahrheit Salazar Slytherin, Dein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater, Harry Potter! Ich bin nie gestorben und lebe seit hunderten von Jahren in dieser Berghütte. Und dieses Mädchen heißt nicht Heidi, und dieser Peter heißt nicht Peter! Das sind meine Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Enkel Salatine und Salpeter Slytherin!"

"Wie denn das nun schon wieder? Wir sind verwandt? Und wie?" fragte Harry gottergeben. "Also, das war folgendermaßen…", begann sein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater, und Harry stellte sich auf eine ellenlange Erklärung ein.

Die dann auch kam, aber Harry schlief irgendwann ein. Der Alte konnte nicht besonders gut erzählen, und von dem Käse war er ganz satt und müde geworden. Er schlief mit dem Kopf auf dem Tisch vor der Hütte ein und hörte die Ahnenreihe nicht, da sie vom Rauschen der großen Tannen übertönt wurde.

Da veränderte sich das Rauschen. Es wurde zu einem Zischen. Das Zischen einer Schlange. Harry konnte die Schlange aber nicht richtig verstehen, weil sie lispelte. Also öffnete er die Augen. Und vor ihm stand kein anderer als Lord Voldemort persönlich. "Lass mich raten", meinte Harry pampig, "Wir sind verwandt!?"

"Richtig! Woher weißt Du das?" antwortete Voldemort mit einer Gegenfrage. "Das ist ein Scherz, oder?" fragte Harry unsicher nach. "Nein, warum sollte es? Ich bin Dein sehr alter und sehr verzauberter Bruder. Jetzt schau mich nicht so verdattert an! Wir sind schließlich Zauberer, und die sind irgendwie, irgendwo, irgendwann alle miteinander verwandt. Also, es begann alles mit Adam und Eva Slytherin, eigentlich nur mit Eva Slytherin, die ein Verhältnis mit einer Schlange in einem Obstbaum hatte, aber ich glaube das führt jetzt zu weit!"

Plötzlich war vielstimmiger Gesang zu hören. Aus dem nahen Wald brach eine Gruppe von Menschen hervor. Es waren die sieben Geschwister Weasley, Bill, Charlie, Percy, Fred, George, Ron und Ginny, die da der Größe nach in die Berglandschaft stapften und sangen: "Hi-Ho, Hi-Ho, heut' sind wir wieder froh!"

"Aufhören! Aufhören!" kreischte Harry. Das war einfach TOO MUCH!

"Was hast Du denn, Onkel Harry?" fragte Bill, der ihn um einige Köpfe überragte. "Wir sind die sieben Weasleys und auf der Suche nach Fleurwittchen! Hast Du sie gesehen? Wunderschönes, langes, silbriges Haar. Ich glaube, sie ist Deine Großmutter."

"Onkel? ONKEL?" schrie Harry. "Jetzt reicht es! Aber endgültig! Was habt ihr denn eingeworfen? Bin ich hier als einziger nicht total bekloppt? ICH WILL HIER RAUS!!!!!!"

"Nun mal langsam mit den Pferden, Potty! Du bist kein Star, Du kommst hier nicht raus! Ätsch!" antwortete Voldemort mit einem süffisanten Lächeln, wie es eine Schlange eben so gut es ging hinbekam, und streckte ihm seine gespaltene Zunge heraus. "Wusste ich es doch!" rief Harry. "Häuptling Voldemort spricht mit gespaltener Zunge! Dann ist das ganze Verwandtengerede also völliger Blödsinn! Ich hau' jetzt ab und suche meinen Blutsbruder Old…"

Er wurde abrupt unterbrochen, als ein uralter Waldschrat aus den Schweizer Alpen auf die Lichtung stapfte, sich gedankenverloren den langen weißen Bart streichend und munter vor sich hinsummend: "Brumm! Brumm! Brummelumm! Brummeloof! Brumm! Brumm! Brummelumm! Alle Zauberer sind doof!" Um direkt danach mit lauter Stimme zu deklamieren: "Ric-chola Schwyzer Kräuter Zuck-cher! Befreit die Atemwege, lässt Sie wieder durchatmen!" - "Danke! Ich nehme einen!" murmelte Harry abwesend und steckte sich das harte, schwarze und würfelförmige Ding, das der Waldschrat ihm anbot, in den Mund und begann zu lutschen.

Just in diesem Augenblick kam der Rest seiner kleinen Reisegesellschaft hinter einem Hügel hervor. Professor Dumbledore rief überglücklich: "Schön, dass wir Dich gefunden haben Harry!"

Doch schon drängte Severus Snape an Dumbledore vorbei und entriss dem Waldschrat die Tüte mit den Hustenbonbons. "Wer hat's erfunden? Na, na...? Das war ich! Und nicht die Schweizer!" Er vollführte einen wilden Stepptanz, der wohl den Indianern nachempfunden war. Seine stets fettigen Haare flatterten im Wind, der daraufhin sofort erstarb.

Harry räusperte sich. Dann wurde er jedoch noch einmal unterbrochen, als eine auffallend hübsche, sehr junge Frau plötzlich mit einem Snowboard den Gletscher heruntergesaust kam. "Isch bin Fleur, Deine Großmutter, 'arry!" säuselte dieses veela-ähnliche Mädchen, doch Harry brachte sie mit einem bösen Blick zum Schweigen.

"Nun", fuhr er fort, "da wir offensichtlich alle versammelt sind! Könnte mir jetzt vielleicht irgendwer noch einmal zusammenfassen, wie wir hier alle verwandt sind? Ist jemand in der Lage, einen Stammbaum aufzuzeichnen?" - "Erstmal gehen wir zurück zur Hütte und dann können wir alles noch mal in Ruhe besprechen", antwortete Dumbledore. Also machten sich alle auf den Rückweg.

In der Hütte angekommen, setzten sich alle an einem Tisch und diskutierten über den Stammbaum. Jeder wollte seinen Zweig vom Stammbaum selbst zeichnen und somit entbrannte eine wilde Streiterei, da einfach nicht genug Platz war. Harry saß vor dem Kamin und betrachtete das Schauspiel und konnte nur noch mit dem Kopf schütteln.

Während wild diskutiert wurde, wuchs aus der Tischplatte ein Baum, mit vielen Zetteln dran, und er wuchs und wuchs... Er durchbrach das Hüttendach und alle schauten verwundert, als plötzlich ein Riese daran heruntergeklettert kam.

"So, ZACK!" sagte der Riese mit dröhnender Stimme. "WIR SPIELEN JETZT ALLE DAS GUTE, ALTE SPIEL VATER, MUTTER, KIND. JEDER ZIEHT EINEN ZETTEL, AUF DEM STEHT, WAS ER IST - VATER ODER MUTTER ODER KIND - DANN ZIEHT ER EINEN ZETTEL MIT EINEM VON EUEREN NAMEN DRAUF UND DANN STEHT FEST, WER WAS FÜR WEN IST. AUSSERDEM RIECHE ICH MENSCHENFLEISCH UND HÖRE MEINE GOLDENE HARFE GOLDENE EIER SINGEN ODER SO ÄHNLICH!"

Alle schauten teils erstaunt, teils ängstlich auf den Riesen. Der schien ein wenig zornig zu werden, weil sie nicht taten, was er verlangte. Da begann Fleur zu singen und der Riese schlief ein. Allerdings mit Fleur in seiner Hand. "Das erinnert mich doch jetzt sehr stark an King Kong", murmelte Harry. "Wie war das noch gleich? Irgendwie war es doch gelungen, dem Affen klarzumachen, dass er die Lady nicht behalten konnte..."

Snape fuhr sich mit der rechten Hand durch sein Haar und betrachtete erstaunt die Dinge, die er aus diesen herausfischte. Dann meinte er zu den Anwesenden: "Gibt es denn keinen Zauber, der die Glieder erschlaffen lässt?"

"Ich kenne einen!" trällerte Lucius Malfoy und richtete seinen Zauberstab auf den Riesen. "SCHUMM-SCHUMM-SCHUMMILASTIKUM!" krähte er und schoss den Zauber auf den Riesen. "So, und nun lass das Fräulein runter, du Riesenaffe!"

"ICH BIN KEIN AFFE!" dröhnte der Riese, knickte aber mit einem Bein ein, das sich durch den Fluch in Gummi verwandelt zu haben schien. Mit einem neuerlichen Zorngeschrei ließ er aber nicht etwa die inzwischen bewusstlose Fleur auf den Boden zurück sondern stapfte wutentbrannt mit ihr in Richtung des höchsten Alpengipfels in der Nähe und begann diesen mit seiner Beute zu erklimmen.

Während die anderen hinterher rannten, blieb Harry zurück. Er sah sich um und da sah er etwas in einer dunklen Ecke glitzern. Er ging hinüber zu einer Nische. Dort stand auf einem Tisch ein reich verziertes Etwas. Was genau es war, konnte Harry nicht sagen. War es eine Vase, ein Licht, eine Karaffe? Auf jeden Fall war es wunderschön! Und Harry fühlte sich wie magisch davon angezogen. Er hob es hoch und in diesem Moment strömte ein rosa Nebel daraus hervor. Der Nebel schwebte neben Harry zu Boden. Und plötzlich stand eine junge, sehr hübsche, in luftige Tücher gekleidete Frau vor ihm. Sie kam ihm irgendwie bekannt vor.

"Ich bin eine Ginny", sagte sie. "Du hast einen Wunsch frei." Da musste er nicht lange überlegen - oder? "Ich hätte gerne eine Carrera-Bahn, die habe ich mir schon immer gewünscht. Dudley hatte eine, aber damit durfte ich nie spielen", sagte Harry etwas traurig.

Ginny Weasley, denn niemand anders hatte sich in diese Giraffen-Karaffe zurückgezogen, verzog schmollend die Mundwinkel, erfüllte ihm seinen Wunsch aber prompt, wenn auch etwas anders als erwartet. Statt einer kleinen Carrera-Bahn mit Modelautos, saß Harry nun plötzlich in einem Rennauto auf einer achtförmigen Riesenrennstrecke, die immer um zwei hohe Alpengipfel herumführte. Und während Harry stumpfsinnig in Schleifen hin und wieder zurück fuhr, konnte er beobachten, wie kleine Propellerflugzeuge um den Kopf des Riesen schwirrten, der sich nun mit einer Hand am Gipfelkreuz festhielt und mit der anderen Fleur durch die Luft schwenkte.

"Irgendwas ist falsch", dachte Harry. Er überlegte krampfhaft, was er machen sollte. Dann packte er entschlossen ans Lenkrad und kam willentlich von der Spur ab. Er versuchte mit dem Auto zum Riesen zu kommen. Immer dieses "Menschenrettungsdings"! Und wie sollte er das bloß der Versicherung klar machen? Er glaubte keinesfalls, dass dieses riesige Carrera-Auto seinen Experimentalflug heil überstehen würde, nicht ohne kunterbunte Fallschirme.

"Na, na, na!" tönte hinter ihm eine Stimme. "Du wirst doch wohl nischt dat schöne Auto kaputt machen?!" Diesen Singsang hatte Harry doch schon mal irgendwo gehört. Ja, im Muggel-TV bei der Übertragung von Formel-1-Rennen, einer beliebten Sportart bei den Muggeln. Harry konnte diesem ewigen im Kreis-rum-fahren nichts abgewinnen, aber die Dursleys waren immer sehr fasziniert, vor allem von einem Fahrer namens David Coulthard, der aufgrund seiner Physiognomie den Spitznamen "Eckengesicht" erhalten hatte. Doch der Singsang stammte von einem deutschen Fahrer, der angeblich Mischael hieß und einen roten Flitzer fuhr.

"Können Sie mir helfen?" schrie ein völlig verzweifelter Harry Potter. Der Riese ließ gerade Fleur bedenklich über das Gipfelkreuz baumeln. Im Zick-Zack Kurs steuerte er den Berg hinauf. "Sicherlisch...", antwortete ein gutgelaunter Mischael. "Ich bin ja Dein Cousin."

"Mischa! Aber vergiss nisch! Isch bin Dein Bruder, der Ralf!" rief da ein anderer Rennfahrer hinter einem Busch hervor, aber man konnte leider nur sein Kinn sehen, das ebenso kantig hervorstand, wie das seines Bruders. "Damit bin isch natürlisch auch Dein Cousin, Harry!"

"Falsch!" sagte Harry. "Du bist nicht MEIN Cousin, sondern SEIN Gehirn. Das hab' ich im TV gesehen. Und überhaupt sind wir nicht alle verwandt. Im Gegenteil, wir verbringen unsere Zeit FREIWILLIG miteinander!"

Betretenes Schweigen allerorten. Dann plötzlich sagte eine Stimme hoch über ihren Köpfen: "Hier spricht Ihr Moderator! Bitte begeben Sie sich an die Plätze zurück, die Sie am Anfang dieser Geschichte innehatten!"

"O, verdammte' Mist e' schon wieder", sagte Fleur. "Wir 'aben es noch nischt weiter geschafft, als bis 'ier 'in. An meine nächste Geburtstag möschte ich eine andere Spiel 'aben..."

Harry schaute total verwirrt. Was war denn jetzt los? Plötzlich hörte er eine Stimme aus der Ferne, die ständig seinen Namen rief. Wo kam sie nur her? "Harry, Harry, wach endlich auf!" Warum sollte er aufwachen, er war doch wach. Komisch, dachte er. Dann wieder: "Harry, Harry, jetzt wach endlich auf!" und er wurde dabei durchgeschüttelt.

Er merkte, dass er gar nicht stand, sondern irgendwo saß, und sein Kopf auf seinen Armen lag. Plötzlich wurde es sehr nass, und Harry hatte das Gefühl, er würde unter einem Wasserfall sitzen und ertrinken. Die Wassermassen nahmen so schnell wie sie gekommen waren wieder ab, und Harry hob seinen Kopf. Er blinzelte und sah in die Augen von Ginny, die mit einem leeren Eimer vor ihm stand und sagte: "Endlich!"

Jetzt bemerkte Harry erst, dass er wohl eingeschlafen war und alles nur geträumt hatte. "Merlin sei Dank!" waren seine Worte, und Ginny schaute ihn nur verwundert an.

[first published January, 4th - 8th 2008]

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