Nachdem sein letzter Versuch, Hogwarts zu erkunden, in einer Katastrophe geendet hatte - Was ja ganz und gar nicht seine Schuld gewesen war! - wollte Harry Potter heute einen erneuten Versuch wagen. Jedoch hatte er beschlossen, diesmal Ron auf seine neuerliche Erkundungstour mitzunehmen. Gemeinsam beugten sie sich über die Karte des Rumtreibers und überlegten, wo sie hin wollten. Was hatten sie denn noch nicht erkundet? Ob es irgendwelche verborgenen Geheimgänge oder Räume gab, die weder die Rumtreiber noch die Weasley-Zwillinge gefunden hatten? Ehrgeizig beschlossen die beiden, die Karte, wenn möglich, um einige Neuentdeckungen zu erweitern.
Ron wurde vom Ehrgeiz gepackt. Würde es ihm, oder besser gesagt ihnen gelingen, die Zwillinge zu übertrumpfen? Aber wie fand man geheime Gänge oder Räume, die in der Karte nicht eingezeichnet waren? Beide waren doch etwas ratlos. Sie guckten intensiv auf die Karte.
Je länger sie hinschauten, schien die Karte sich zu ändern. Es erschienen ganz dünne Linien aus Fragezeichen, die kreuz und quer durch das ganze Schloss führten. Erstaunt sahen die beiden sich an und versuchten, die Linien in einen Zusammenhang mit dem Schloss zu bringen. Waren das vermutete Wege? War es an ihnen, aus der Vermutung Gewissheit zu machen?
Sofort machten sie sich auf den Weg, immer den Fragezeichen nach. Doch plötzlich konzentrierten sie sich auf ein anderes Zeichen, denn zwischen den ganzen Fragezeichen war ein einziges Ausrufezeichen zu sehen. Wieder sahen sie sich erstaunt an. "Was hat das denn schon wieder zu bedeuten?"
Sie suchten das Ausrufezeichen. Es befand sich in der Nähe von Dumbledores Büro. Gemeinsam standen sie staunend im Gang und blickten hinauf zu dem funkelnden Ausrufezeichen, das knapp unter der Decke schwebte. "Und was machen wir jetzt, Harry?"
Sie versuchten zu springen, um das Ausrufezeichen zu erreichen. Sie versuchten den ACCIO-Zauber, aber es nutzte alles nichts. Dann probierten sie einen Schwebezauber. So kam wenigstens einer von ihnen an das Ausrufezeichen, dachten sie. Aber das Ausrufezeichen wich Harry immer wieder aus und ließ sich nicht fangen. "Was soll denn der Mist?" fragte Ron aufgebracht.
Da fiel Harry etwas auf. Sie hatten sich so sehr auf das schwebende Ausrufezeichen konzentriert, dass sie gar nicht auf die Wand darunter geachtet hatten. Dort war ein weiteres Ausrufezeichen zu sehen. Harry ergriff die Initiative, richtete seinen Zauberstab auf dieses zweite Ausrufezeichen und sagte: "ALOHOMORA!" Und tatsächlich öffnete sich ein Durchgang in der Wand vor ihnen.
Aufgeregt sahen sich die beiden an, dann traten sie zusammen in den Durchgang. Er war dunkel und nass, aber einige Meter weiter hinten konnten sie helles Licht erkennen. Mühselig quetschten sie sich durch den schmalen Einlass und gingen voller Aufregung und Neugierde durch den dunklen, engen Gang immer dem Licht entgegen.
Als sie das andere Ende erreicht hatten, hatten sich ihre Augen so an die Dunkelheit gewöhnt, dass sie schnell ihre Augen schlossen, als sie ins Helle traten. Eiskalter Wind schoss ihnen entgegen, und die Luft war dünn, sodass sie nur schwer atmen konnten. Sie hörten einen Raubvogel in der Nähe kreischen. Sie sahen auf eine schneebedeckte Landschaft.
"Wo sind wir?" fragte Ron. Harry antwortete nicht sofort, er hatte bemerkt, dass sich die Wand hinter ihnen wohl vollkommen lautlos geschlossen hatte. "Weiß ich nicht!" brummte er. "Was wichtiger ist - wie kommen wir wieder zurück?"
"Noch wichtiger ist, dass wir schleunigst etwas Wärmeres zum Anziehen brauchen. Es ist saukalt! Jetzt wären mir sogar die selbst gestrickten Pullis meiner Mutter in ekligem Kastanienbraun recht, nur damit mir warm wird", bibberte Ron und nieste. Auf Harrys Gesicht legte sich ein mattes Lächeln, dann zauberte er für sich und Ron dicke Jacken herbei, sodass sie wie zwei dicke Michelinmännchen aussahen.
Plötzlich zeigte Ron mit dem rechten Zeigefinger in den Schnee. Große Fußabdrücke bahnten sich ihren Weg durch die verschneite Landschaft. "Was meinst Du, von wem die stammen?" fragte er Harry. Dieser zuckte nur mit den Schultern. "Da wir nicht wissen wie wir zurückkommen, können wir auch den Fußstapfen folgen."
Harry nickte in die Richtung, in die die Abdrücke verliefen und begann ihnen zu folgen. Ron trottete hinter ihm her. Schweigend gingen sie einige Minuten nebeneinander, bis Harry Ron am Ärmel festhielt, einen Finger an seine Lippen legte und von ihnen aus nach links deutete.
"Hast Du so etwas schon mal gesehen?" fragte er leise. Ron bekam große Augen und schüttelte den Kopf. Nicht weit entfernt von ihnen saß ein riesengroßes Tier mit dichtem rotem Fell und kämmte sich den Pony mit einem breiten Kamm aus dem Gesicht.
"Was ist das?" Mit offenen Mündern und großen Augen starrten beide ungläubig zu dem Riesen hinüber. "Das muss ein Yeti sein. Die Muggel haben schon öfters über solche aussätzigen Wesen berichtet", antwortete Harry nach einigen Momenten, da ihm für kurze Zeit die Sprache weg blieb. "Und was macht er denn jetzt?"
Der rothaarige Yeti hob einen Stein zur Seite und zog etwas darunter hervor, das aussah wie ein großer Pinsel. Dann stöhnte er laut grollend auf und wuchtete seinen linken Fuß auf den Felsen, griff sich den Pinsel und steckte ihn, wie es aussah, irgendwo rein - genau konnten Harry und Ron das von ihrer Position nicht erkennen - und fuhr sich anschließend damit sorgfältig über jeden einzelnen Zeh. Dabei biss er vor Konzentration auf seine Zunge, die aus dem Mund heraushing.
"Ich fress' 'nen Besen", kam es von Ron. "Der lackiert sich die Nägel! Harry, hast Du auch schon mal was von schwulen Yetis gehört?" Harry hielt sich schnell die Hand vor den Mund, sonst hätte er laut losgeprustet. Er schüttelte heftig den Kopf. Auch Ron musste sich zusammenreißen, um nicht laut los zu lachen. "Nein, aber weißt Du was? Dieses rote Fell... also ich will ja nix sagen... aber es sieht Deinem Haar verdammt ähnlich, Ron!"
Verdattert nahm Ron ein Büschel seiner Haare in die Hände um genauer drauf zu sehen. Dann verglich er seine mit dem Fell des Yetis. Sein Gesicht wurde immer blasser und blasser. Nach nur einigen Sekunden stand er dem Schnee in Sachen Blässe in nichts nach. "Das kann doch nicht wahr sein." Harry nickte nur leicht mit dem Kopf in Richtung des Yetis. "Aa.... aber Harry!" Ron blickte ihn verzweifelt an. "Ich kann doch nicht der... der kleine Bruder von... von dem da sein!"
Die letzten Wörter schrie er regelrecht panisch heraus und machte den mit der Schönheitspflege beschäftigten Yeti auf sich aufmerksam. Ron, dem sofort klar wurde, was er getan hatte, verstummte augenblicklich. Doch es war zu spät.
"Och, Menno! Jetzt ist der schöne kirschfarbene Nagellack verschmiert. Wie sieht denn das aus? Ey, ihr da, kommt sofort aus eurem Versteck. Los raus da, ihr Banausen! Ihr seid mir eine Erklärung schuldig!" Mit hoher näselnder Stimme rief der Yeti zu ihnen rüber.
"Harry, der kann ja sprechen!" hauchte Ron ihm leise zu, ohne jedoch den Yeti aus den Augen zu lassen. "Was machen wir den jetzt?" - "Na was wohl? Hallo sagen, natürlich", erwiderte Harry, kletterte hinter der Schneewehe, hinter der sie sich verkrochen hatten, hervor und ging winkend los.
"Hallo, Herr Yeti. Wir sind Freunde und Yetis fressen keine Freunde, oder?" - "Was denkt ihr denn von mir? Diese Menschen!? Haben ein völlig falsches Bild von mir. Reini versucht es ihnen ja immer wieder zu erklären, aber irgendwie scheinen die Menschen schwer von Begriff zu sein. Darüber müssen wir nachher dringend bei einem Besprechungskäffchen diskutieren." Leicht angesäuert und mit verzogener Mine stemmte er die Hände in die Hüften. "Aber erstmal zu euch beiden. Wer seid ihr überhaupt, und was hat euch hier in den Himalaja verschlagen?"
"Mein Name ist Hildegard Zeugwart und ich habe keine Ahnung, worum es eigentlich geht!" sagte irgendwo irgendwer. Alle drehten sich um und konnten aber niemanden sehen. Dann ging der Yeti zur Besenkammer gleich hinter dem Eingang zu seiner Schneefelshöhle und machte sie auf und wich erschrocken einen Schritt zurück. Aus dem Schrank traten Mike, Sulley und ein weißer Yeti, der einen eigenartigen Akzent hatte.
"Hilde, Mensch, wie schön Dich zu sehen. Du hast mich ja lange nicht mehr besucht. Und Sulley und Mike! Hach, kommt doch rein. Hab gerade frischen Kaffee aufgesetzt. Reinhold wollte mich heute besuchen. Das wird ein Späßchen!" Alle drei liefen freudig strahlend auf ihren Gastgeber zu, als sie aus der Besenkammer traten. "Ich setz gleich noch mehr Kaffee auf. Setzt euch doch!" Er wies mit einer einladenden Handbewegung hinüber zu der plüschigen Eckgarnitur im Wohnzimmer in der hell leuchtenden rosarot gestrichenen Höhle. Mit einem gekonnten Hüftschwung tippelte er in Richtung Küche. Und die ganze Zeit über warf er dem weißen Yeti verführerische und viel sagende Blicke zu! Bald verbreitete sich angenehmer Kaffeeduft in den Räumen.
Harry und Ron hatten bis jetzt geschwiegen. Es war alles so irritierend! Dann platzte es aus Ron heraus: "Wo sind wir?" Der Yeti antwortete: "Bei mir zu Hause, wo denn sonst!" und schaute dabei weiter der weißen Yeti-Dame in die Augen.
Im selben Augenblick klopfte es erneut an der Besenkammertür, und der Yeti rief: "Herein!" Es trat noch ein weißer Yeti in die Höhle, der mit schwäbischen Akzent sagte: "Hanoi, desch ischt der Ort, diewo wir uns befinden tun!"
"Wie bitte?" fragte Harry ausgesucht höflich. Er hatte kein Wort verstanden! Der schwäbische Yeti schaute Harry verdutzt an und sagte: "Hallo, isch bi der nette Schwäbli ud wör bischt du?" und reichte Harry die Hand. "Ich bin Harry, Harry Potter und das ist mein Freund Ron Weasley", stammelte Harry und ergriff die massige behaarte Hand. Dann hielt der Yeti Ron seine große Pranke hin und schüttelte dessen Hand ebenfalls. Anschließend drehte er sich zu den anderen um.
Harry schaute zu Ron. Dieser schüttelte nur den Kopf und überlegte, ob das alles nur ein schlechter Traum war.
"Mir san die wo gwinne wellet! Und zwar d' nägschte WM in 2010!" rief der weiße Yeti. "Un deschwege wollet mir ein Quidditsch-Trääning starte und deschwege han mir euch des Ausruufezeiche gschickt und deschwege seid ihr hier! Mir han nämlich ghört, dass ihre zwei grandiose Spieler seied!"
Harry starrte Ron völlig ratlos an. Was war von diesem Wesen zu halten? Abgesehen davon, dass er kaum etwas verstand von dem, was der Yeti sprach, war er sich auch nicht ganz sicher, ob es nicht vielleicht doch das beste sei, schnellstmöglich wieder zu verschwinden. Auch Ron schien mit der Situation überfordert. Doch da reichte Hildegard den beiden schon eine Tasse mit heißem, dampfenden Kaffee weiter, und um nicht unhöflich zu sein, nahmen sie sie und begannen in kleinen Schlücken zu trinken.
"Harry, Harry...", wisperte Ron, "ich glaube, irgendwas stimmt mit dem Kaffee nicht!" - "Richtig!" antwortete Harry. "Der Keks fehlt." - "Nein, riech' doch mal!" - "Richtig!" sagte Harry wieder. "Der Schuss Whiskey fehlt auch!"
Der rothaarige Yeti sah, dass Harry und Ron den Kaffee nicht anrührten. "Schmeckt euch der Kaffee nicht?" Harry schaute zu ihm rüber und meinte: "Nein, alles in Ordnung. Er ist nur noch etwas heiß." Er trank schnell einen Schluck vom Kaffee, schließlich wollte er den Yeti nicht verärgern. Ron sah Harry an und fragte: "Und?" - "Nimm einen Schluck. Der Kaffee schmeckt echt gut, sogar ohne Keks und Whiskey. Dafür schmeckt er etwas nach Mandeln, aber wirklich lecker." Zögernd trank auch Ron einen Schluck und nickte anschließend anerkennend.
"Wirklich nicht schlecht. Du, Harry?" sagte er nun leiser. "Wie fliegen Yetis überhaupt, um Quidditch zu spielen? Bei denen verschwindet der Besen doch im Po, so groß wie die sind!?" Ihnen wurde angenehm warm. Musste wohl am Kaffee liegen. Dann überlegte Harry leise: "Vielleicht haben die extra große Besen." - "Mhmm, so wird es wohl sein", meinte Ron nachdenklich. "Das dürften dann aber ganze Baumstämme sein", fügte er dann leise kichernd hinzu. "Lassen wir uns mal überraschen", sagte Harry und lies nun zum ersten Mal seine Blicke gründlich durch die hell leuchtend rosarot gestrichene Höhle schweifen, die eine verdammt gruselige Ähnlichkeit mit Professor Umbridges ehemaligem Büro hatte. Überall dieses hässliche ROSA!
Plötzlich hörte er eine bekannte Stimme aus einem hinteren Raum der Höhle rufen, die er allerdings noch nicht zuordnen konnte. "Schätzchen, haben wir Besuch?" Der Yeti antwortete: "Ja, Mama. Komm doch zu uns. Wir trinken gerade Kaffee." - "Ich komme gleich", hörte man aus dem Hintergrund. Als die Person den Raum betrat, schauten Harry und Ron hoch und sahen in das Gesicht von Dolores Umbridge. Der Yeti sagte: "Darf ich vorstellen, meine Adoptivmutter." Umbridge schaute zu Harry und setzte ihr vergnügliches Grinsen auf.
Der Yeti fügte hinzu: "Dorothea Umbridge. Vielleicht kennt ihr ja ihre Zwillingsschwester Dolores. Ein ganz ein schlimmes Biest ist die, ja das ist sie. Verleugnet meine arme Mama. Vielleicht aber auch besser so. Wer will mit so einer schon etwas zu tun haben? Immer auf Jagd nach Halbmenschen und anderen Geschöpfen wie uns." Bedauernd schüttelte er den Kopf. "Dorothea ist da gaaaaaanz anders!" betonte er noch.
Ron und Harry schauten sich bestürzt an. Konnte es sein, dass eine Schwester von der fiesen Umbridge nett war? Harry und Ron sahen sich ungläubig an.
"Ich denke, Ihr solltet langsam mit dem Training anfangen", bemerkte Dorothea. "Die Jungs müssen pünktlich wieder zurück sein, bevor jemand ihr Verschwinden bemerkt und sie Ärger bekommen!" Sie schenkte Harry und Ron ein ehrliches und warmes Lächeln. Die beiden konnten nicht anders, als es zu erwidern. "Sie wissen wie wir wieder zurückkommen?" fragte Harry ungläubig. Sie nickte. "Ja, und ich zeige es euch, wenn ihr mit uns Quidditch trainiert habt!"
Ron und Harry sahen sich an. So viel netter als die Schwester war sie nicht wirklich! "Harry", flüsterte Ron leise, "ich hab ein ganz ungutes Gefühl in meiner linken Pobacke!" - "Ron, wenn Du es wagst, jetzt hier einen fahren zu lassen, mache ich Dir die Hölle heiß!" Genervt rollte Ron die Augen. "Nein, das meine ich nicht. Jedes Mal, wenn meine linke Pobacke kneift, heißt das, es lauern überall Gefahren", flüsterte er mit leiser aber bebender Stimme zurück. Ein irrer Ausdruck hatte sich auf sein Gesicht gelegt.
"Warum?" fragte er dann zusammenhanglos. "Mein Name ist doch Weasley, Ron Weasley, und meine Mama sagt immer, dumm ist der, der Dummes tut, und das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man kriegt!" Dann rannte er völlig sinnlos einmal schnell im Kreis. Harry stand auf und versuchte Ron zu beruhigen.
Dann meinten Mike und Sulley, dass sie jetzt gehen müssten, da sie sich noch auf die Arbeit vorbereiten müssten und verabschiedeten sich. Die drei Yetis holten ihre Besen, die natürlich wirklich wie Baumstämme aussahen und machten sich mit Harry und Ron auf den Weg nach draußen. Die Yetis schwangen sich schwerfällig auf ihre noch schwerfälligeren Besen. Ron und Harry sahen sich kopfschüttelnd an. "Das kann ja noch heiter werden!" meinten sie zur gleichen Zeit.
Anschließend stiegen alle gemeinsam in die Lüfte und drehten erstmal zum Warmwerden ein paar Runden.
"Wir haben gar keine Bälle!" stellte Harry nach einer Weile fest. "Oder reichen Euch ein paar Flugstunden?" - "Vielleischt gibt des hier a guten Klatscher ab!" rief Yeti Hildegard und schleuderte einen riesenkopfgroßen Felsbrocken in Rons Richtung, der sich gerade noch mit einem gewagten Sturzflug aus der Flugbahn und in Sicherheit bringen konnte. Notgedrungen verhexte Harry also den Felsbrocken, sodass er einen brauchbaren Klatscher abgab, und auch ein Quaffel war schnell gefunden. Sie wickelten einfach einige Felle und Tierhäute zusammen. Fehlte also nur noch ein Goldener Schnatz.
Da kam auch der letzte, erwartete Gast: Reini. Wie sich herausstellte, war er ein Zauberer. Das erklärt so einiges, dachte Harry bei sich. Und Reini hatte ein Geschenk mitgebracht: Er hatte extra für seine Freunde einen Goldenen Schnatz in passender Größe entwickeln lassen. Also konnte das Training beginnen.
Zu Beginn herrschte noch das reinste Chaos, aber mit der Zeit wurden die Yeti immer besser. Ihre Bewegungen waren zwar immer noch schwerfällig – mit solchen riesigen Besen konnte man schließlich keine filigrane Flugarbeit ausführen – aber sie bekamen eine immer bessere Kontrolle über die diversen Bälle.
Als das Training endlich für beendet erklärt wurde, war Harry durchaus zufrieden mit der erbrachten Leistung. Und die Yeti-Mannschaft und ihr Fortschritt lagen ihm mittlerweile wirklich am Herzen. Die Yeti-Quidditch-Mannschaft bedankte sich überschwänglich für die Hilfe.
"Soll es noch weiteres Training geben? Können wir überhaupt wieder hierher kommen?" fragte er, was ihm einen entsetzten Blick Rons eintrug, wie er aus den Augenwinkeln wahrnahm.
"Ich denke, wir kommen jetzt alleine zurecht. Aber wenn wir Euch noch einmal brauchen, schicken wir euch eine Einladung – ein Zeichen", grinste der rothaarige Yeti. "Können wir nicht allein hierher kommen?" fragte Harry. "Der Durchgang führt immer woanders hin. Nur wenn von der anderen Seite eine Einladung geschickt wird, kann der Durchgang an einen bestimmten Ort gesteuert werden."
"Ihr solltet jetzt wirklich nach Hogwarts zurück", mischte sich Dorothea Umbridge ein. Sie begleitete sie zum Durchgang, bedankte sich bei ihnen für das Training und wünschte ihnen alles Gute zum Abschied.
Nachdem Harry und Ron wieder in ihren Betten lagen – die Nacht war fast vorüber – meinte Ron: "Das glaubt Hermine uns nie!" Harry lächelte im Halbdunkel und dachte: 'Nein, das glaubt uns keiner - auf Besen fliegende, Quidditch spielende Yetis!'
Ron wurde vom Ehrgeiz gepackt. Würde es ihm, oder besser gesagt ihnen gelingen, die Zwillinge zu übertrumpfen? Aber wie fand man geheime Gänge oder Räume, die in der Karte nicht eingezeichnet waren? Beide waren doch etwas ratlos. Sie guckten intensiv auf die Karte.
Je länger sie hinschauten, schien die Karte sich zu ändern. Es erschienen ganz dünne Linien aus Fragezeichen, die kreuz und quer durch das ganze Schloss führten. Erstaunt sahen die beiden sich an und versuchten, die Linien in einen Zusammenhang mit dem Schloss zu bringen. Waren das vermutete Wege? War es an ihnen, aus der Vermutung Gewissheit zu machen?
Sofort machten sie sich auf den Weg, immer den Fragezeichen nach. Doch plötzlich konzentrierten sie sich auf ein anderes Zeichen, denn zwischen den ganzen Fragezeichen war ein einziges Ausrufezeichen zu sehen. Wieder sahen sie sich erstaunt an. "Was hat das denn schon wieder zu bedeuten?"
Sie suchten das Ausrufezeichen. Es befand sich in der Nähe von Dumbledores Büro. Gemeinsam standen sie staunend im Gang und blickten hinauf zu dem funkelnden Ausrufezeichen, das knapp unter der Decke schwebte. "Und was machen wir jetzt, Harry?"
Sie versuchten zu springen, um das Ausrufezeichen zu erreichen. Sie versuchten den ACCIO-Zauber, aber es nutzte alles nichts. Dann probierten sie einen Schwebezauber. So kam wenigstens einer von ihnen an das Ausrufezeichen, dachten sie. Aber das Ausrufezeichen wich Harry immer wieder aus und ließ sich nicht fangen. "Was soll denn der Mist?" fragte Ron aufgebracht.
Da fiel Harry etwas auf. Sie hatten sich so sehr auf das schwebende Ausrufezeichen konzentriert, dass sie gar nicht auf die Wand darunter geachtet hatten. Dort war ein weiteres Ausrufezeichen zu sehen. Harry ergriff die Initiative, richtete seinen Zauberstab auf dieses zweite Ausrufezeichen und sagte: "ALOHOMORA!" Und tatsächlich öffnete sich ein Durchgang in der Wand vor ihnen.
Aufgeregt sahen sich die beiden an, dann traten sie zusammen in den Durchgang. Er war dunkel und nass, aber einige Meter weiter hinten konnten sie helles Licht erkennen. Mühselig quetschten sie sich durch den schmalen Einlass und gingen voller Aufregung und Neugierde durch den dunklen, engen Gang immer dem Licht entgegen.
Als sie das andere Ende erreicht hatten, hatten sich ihre Augen so an die Dunkelheit gewöhnt, dass sie schnell ihre Augen schlossen, als sie ins Helle traten. Eiskalter Wind schoss ihnen entgegen, und die Luft war dünn, sodass sie nur schwer atmen konnten. Sie hörten einen Raubvogel in der Nähe kreischen. Sie sahen auf eine schneebedeckte Landschaft.
"Wo sind wir?" fragte Ron. Harry antwortete nicht sofort, er hatte bemerkt, dass sich die Wand hinter ihnen wohl vollkommen lautlos geschlossen hatte. "Weiß ich nicht!" brummte er. "Was wichtiger ist - wie kommen wir wieder zurück?"
"Noch wichtiger ist, dass wir schleunigst etwas Wärmeres zum Anziehen brauchen. Es ist saukalt! Jetzt wären mir sogar die selbst gestrickten Pullis meiner Mutter in ekligem Kastanienbraun recht, nur damit mir warm wird", bibberte Ron und nieste. Auf Harrys Gesicht legte sich ein mattes Lächeln, dann zauberte er für sich und Ron dicke Jacken herbei, sodass sie wie zwei dicke Michelinmännchen aussahen.
Plötzlich zeigte Ron mit dem rechten Zeigefinger in den Schnee. Große Fußabdrücke bahnten sich ihren Weg durch die verschneite Landschaft. "Was meinst Du, von wem die stammen?" fragte er Harry. Dieser zuckte nur mit den Schultern. "Da wir nicht wissen wie wir zurückkommen, können wir auch den Fußstapfen folgen."
Harry nickte in die Richtung, in die die Abdrücke verliefen und begann ihnen zu folgen. Ron trottete hinter ihm her. Schweigend gingen sie einige Minuten nebeneinander, bis Harry Ron am Ärmel festhielt, einen Finger an seine Lippen legte und von ihnen aus nach links deutete.
"Hast Du so etwas schon mal gesehen?" fragte er leise. Ron bekam große Augen und schüttelte den Kopf. Nicht weit entfernt von ihnen saß ein riesengroßes Tier mit dichtem rotem Fell und kämmte sich den Pony mit einem breiten Kamm aus dem Gesicht.
"Was ist das?" Mit offenen Mündern und großen Augen starrten beide ungläubig zu dem Riesen hinüber. "Das muss ein Yeti sein. Die Muggel haben schon öfters über solche aussätzigen Wesen berichtet", antwortete Harry nach einigen Momenten, da ihm für kurze Zeit die Sprache weg blieb. "Und was macht er denn jetzt?"
Der rothaarige Yeti hob einen Stein zur Seite und zog etwas darunter hervor, das aussah wie ein großer Pinsel. Dann stöhnte er laut grollend auf und wuchtete seinen linken Fuß auf den Felsen, griff sich den Pinsel und steckte ihn, wie es aussah, irgendwo rein - genau konnten Harry und Ron das von ihrer Position nicht erkennen - und fuhr sich anschließend damit sorgfältig über jeden einzelnen Zeh. Dabei biss er vor Konzentration auf seine Zunge, die aus dem Mund heraushing.
"Ich fress' 'nen Besen", kam es von Ron. "Der lackiert sich die Nägel! Harry, hast Du auch schon mal was von schwulen Yetis gehört?" Harry hielt sich schnell die Hand vor den Mund, sonst hätte er laut losgeprustet. Er schüttelte heftig den Kopf. Auch Ron musste sich zusammenreißen, um nicht laut los zu lachen. "Nein, aber weißt Du was? Dieses rote Fell... also ich will ja nix sagen... aber es sieht Deinem Haar verdammt ähnlich, Ron!"
Verdattert nahm Ron ein Büschel seiner Haare in die Hände um genauer drauf zu sehen. Dann verglich er seine mit dem Fell des Yetis. Sein Gesicht wurde immer blasser und blasser. Nach nur einigen Sekunden stand er dem Schnee in Sachen Blässe in nichts nach. "Das kann doch nicht wahr sein." Harry nickte nur leicht mit dem Kopf in Richtung des Yetis. "Aa.... aber Harry!" Ron blickte ihn verzweifelt an. "Ich kann doch nicht der... der kleine Bruder von... von dem da sein!"
Die letzten Wörter schrie er regelrecht panisch heraus und machte den mit der Schönheitspflege beschäftigten Yeti auf sich aufmerksam. Ron, dem sofort klar wurde, was er getan hatte, verstummte augenblicklich. Doch es war zu spät.
"Och, Menno! Jetzt ist der schöne kirschfarbene Nagellack verschmiert. Wie sieht denn das aus? Ey, ihr da, kommt sofort aus eurem Versteck. Los raus da, ihr Banausen! Ihr seid mir eine Erklärung schuldig!" Mit hoher näselnder Stimme rief der Yeti zu ihnen rüber.
"Harry, der kann ja sprechen!" hauchte Ron ihm leise zu, ohne jedoch den Yeti aus den Augen zu lassen. "Was machen wir den jetzt?" - "Na was wohl? Hallo sagen, natürlich", erwiderte Harry, kletterte hinter der Schneewehe, hinter der sie sich verkrochen hatten, hervor und ging winkend los.
"Hallo, Herr Yeti. Wir sind Freunde und Yetis fressen keine Freunde, oder?" - "Was denkt ihr denn von mir? Diese Menschen!? Haben ein völlig falsches Bild von mir. Reini versucht es ihnen ja immer wieder zu erklären, aber irgendwie scheinen die Menschen schwer von Begriff zu sein. Darüber müssen wir nachher dringend bei einem Besprechungskäffchen diskutieren." Leicht angesäuert und mit verzogener Mine stemmte er die Hände in die Hüften. "Aber erstmal zu euch beiden. Wer seid ihr überhaupt, und was hat euch hier in den Himalaja verschlagen?"
"Mein Name ist Hildegard Zeugwart und ich habe keine Ahnung, worum es eigentlich geht!" sagte irgendwo irgendwer. Alle drehten sich um und konnten aber niemanden sehen. Dann ging der Yeti zur Besenkammer gleich hinter dem Eingang zu seiner Schneefelshöhle und machte sie auf und wich erschrocken einen Schritt zurück. Aus dem Schrank traten Mike, Sulley und ein weißer Yeti, der einen eigenartigen Akzent hatte.
"Hilde, Mensch, wie schön Dich zu sehen. Du hast mich ja lange nicht mehr besucht. Und Sulley und Mike! Hach, kommt doch rein. Hab gerade frischen Kaffee aufgesetzt. Reinhold wollte mich heute besuchen. Das wird ein Späßchen!" Alle drei liefen freudig strahlend auf ihren Gastgeber zu, als sie aus der Besenkammer traten. "Ich setz gleich noch mehr Kaffee auf. Setzt euch doch!" Er wies mit einer einladenden Handbewegung hinüber zu der plüschigen Eckgarnitur im Wohnzimmer in der hell leuchtenden rosarot gestrichenen Höhle. Mit einem gekonnten Hüftschwung tippelte er in Richtung Küche. Und die ganze Zeit über warf er dem weißen Yeti verführerische und viel sagende Blicke zu! Bald verbreitete sich angenehmer Kaffeeduft in den Räumen.
Harry und Ron hatten bis jetzt geschwiegen. Es war alles so irritierend! Dann platzte es aus Ron heraus: "Wo sind wir?" Der Yeti antwortete: "Bei mir zu Hause, wo denn sonst!" und schaute dabei weiter der weißen Yeti-Dame in die Augen.
Im selben Augenblick klopfte es erneut an der Besenkammertür, und der Yeti rief: "Herein!" Es trat noch ein weißer Yeti in die Höhle, der mit schwäbischen Akzent sagte: "Hanoi, desch ischt der Ort, diewo wir uns befinden tun!"
"Wie bitte?" fragte Harry ausgesucht höflich. Er hatte kein Wort verstanden! Der schwäbische Yeti schaute Harry verdutzt an und sagte: "Hallo, isch bi der nette Schwäbli ud wör bischt du?" und reichte Harry die Hand. "Ich bin Harry, Harry Potter und das ist mein Freund Ron Weasley", stammelte Harry und ergriff die massige behaarte Hand. Dann hielt der Yeti Ron seine große Pranke hin und schüttelte dessen Hand ebenfalls. Anschließend drehte er sich zu den anderen um.
Harry schaute zu Ron. Dieser schüttelte nur den Kopf und überlegte, ob das alles nur ein schlechter Traum war.
"Mir san die wo gwinne wellet! Und zwar d' nägschte WM in 2010!" rief der weiße Yeti. "Un deschwege wollet mir ein Quidditsch-Trääning starte und deschwege han mir euch des Ausruufezeiche gschickt und deschwege seid ihr hier! Mir han nämlich ghört, dass ihre zwei grandiose Spieler seied!"
Harry starrte Ron völlig ratlos an. Was war von diesem Wesen zu halten? Abgesehen davon, dass er kaum etwas verstand von dem, was der Yeti sprach, war er sich auch nicht ganz sicher, ob es nicht vielleicht doch das beste sei, schnellstmöglich wieder zu verschwinden. Auch Ron schien mit der Situation überfordert. Doch da reichte Hildegard den beiden schon eine Tasse mit heißem, dampfenden Kaffee weiter, und um nicht unhöflich zu sein, nahmen sie sie und begannen in kleinen Schlücken zu trinken.
"Harry, Harry...", wisperte Ron, "ich glaube, irgendwas stimmt mit dem Kaffee nicht!" - "Richtig!" antwortete Harry. "Der Keks fehlt." - "Nein, riech' doch mal!" - "Richtig!" sagte Harry wieder. "Der Schuss Whiskey fehlt auch!"
Der rothaarige Yeti sah, dass Harry und Ron den Kaffee nicht anrührten. "Schmeckt euch der Kaffee nicht?" Harry schaute zu ihm rüber und meinte: "Nein, alles in Ordnung. Er ist nur noch etwas heiß." Er trank schnell einen Schluck vom Kaffee, schließlich wollte er den Yeti nicht verärgern. Ron sah Harry an und fragte: "Und?" - "Nimm einen Schluck. Der Kaffee schmeckt echt gut, sogar ohne Keks und Whiskey. Dafür schmeckt er etwas nach Mandeln, aber wirklich lecker." Zögernd trank auch Ron einen Schluck und nickte anschließend anerkennend.
"Wirklich nicht schlecht. Du, Harry?" sagte er nun leiser. "Wie fliegen Yetis überhaupt, um Quidditch zu spielen? Bei denen verschwindet der Besen doch im Po, so groß wie die sind!?" Ihnen wurde angenehm warm. Musste wohl am Kaffee liegen. Dann überlegte Harry leise: "Vielleicht haben die extra große Besen." - "Mhmm, so wird es wohl sein", meinte Ron nachdenklich. "Das dürften dann aber ganze Baumstämme sein", fügte er dann leise kichernd hinzu. "Lassen wir uns mal überraschen", sagte Harry und lies nun zum ersten Mal seine Blicke gründlich durch die hell leuchtend rosarot gestrichene Höhle schweifen, die eine verdammt gruselige Ähnlichkeit mit Professor Umbridges ehemaligem Büro hatte. Überall dieses hässliche ROSA!
Plötzlich hörte er eine bekannte Stimme aus einem hinteren Raum der Höhle rufen, die er allerdings noch nicht zuordnen konnte. "Schätzchen, haben wir Besuch?" Der Yeti antwortete: "Ja, Mama. Komm doch zu uns. Wir trinken gerade Kaffee." - "Ich komme gleich", hörte man aus dem Hintergrund. Als die Person den Raum betrat, schauten Harry und Ron hoch und sahen in das Gesicht von Dolores Umbridge. Der Yeti sagte: "Darf ich vorstellen, meine Adoptivmutter." Umbridge schaute zu Harry und setzte ihr vergnügliches Grinsen auf.
Der Yeti fügte hinzu: "Dorothea Umbridge. Vielleicht kennt ihr ja ihre Zwillingsschwester Dolores. Ein ganz ein schlimmes Biest ist die, ja das ist sie. Verleugnet meine arme Mama. Vielleicht aber auch besser so. Wer will mit so einer schon etwas zu tun haben? Immer auf Jagd nach Halbmenschen und anderen Geschöpfen wie uns." Bedauernd schüttelte er den Kopf. "Dorothea ist da gaaaaaanz anders!" betonte er noch.
Ron und Harry schauten sich bestürzt an. Konnte es sein, dass eine Schwester von der fiesen Umbridge nett war? Harry und Ron sahen sich ungläubig an.
"Ich denke, Ihr solltet langsam mit dem Training anfangen", bemerkte Dorothea. "Die Jungs müssen pünktlich wieder zurück sein, bevor jemand ihr Verschwinden bemerkt und sie Ärger bekommen!" Sie schenkte Harry und Ron ein ehrliches und warmes Lächeln. Die beiden konnten nicht anders, als es zu erwidern. "Sie wissen wie wir wieder zurückkommen?" fragte Harry ungläubig. Sie nickte. "Ja, und ich zeige es euch, wenn ihr mit uns Quidditch trainiert habt!"
Ron und Harry sahen sich an. So viel netter als die Schwester war sie nicht wirklich! "Harry", flüsterte Ron leise, "ich hab ein ganz ungutes Gefühl in meiner linken Pobacke!" - "Ron, wenn Du es wagst, jetzt hier einen fahren zu lassen, mache ich Dir die Hölle heiß!" Genervt rollte Ron die Augen. "Nein, das meine ich nicht. Jedes Mal, wenn meine linke Pobacke kneift, heißt das, es lauern überall Gefahren", flüsterte er mit leiser aber bebender Stimme zurück. Ein irrer Ausdruck hatte sich auf sein Gesicht gelegt.
"Warum?" fragte er dann zusammenhanglos. "Mein Name ist doch Weasley, Ron Weasley, und meine Mama sagt immer, dumm ist der, der Dummes tut, und das Leben ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man kriegt!" Dann rannte er völlig sinnlos einmal schnell im Kreis. Harry stand auf und versuchte Ron zu beruhigen.
Dann meinten Mike und Sulley, dass sie jetzt gehen müssten, da sie sich noch auf die Arbeit vorbereiten müssten und verabschiedeten sich. Die drei Yetis holten ihre Besen, die natürlich wirklich wie Baumstämme aussahen und machten sich mit Harry und Ron auf den Weg nach draußen. Die Yetis schwangen sich schwerfällig auf ihre noch schwerfälligeren Besen. Ron und Harry sahen sich kopfschüttelnd an. "Das kann ja noch heiter werden!" meinten sie zur gleichen Zeit.
Anschließend stiegen alle gemeinsam in die Lüfte und drehten erstmal zum Warmwerden ein paar Runden.
"Wir haben gar keine Bälle!" stellte Harry nach einer Weile fest. "Oder reichen Euch ein paar Flugstunden?" - "Vielleischt gibt des hier a guten Klatscher ab!" rief Yeti Hildegard und schleuderte einen riesenkopfgroßen Felsbrocken in Rons Richtung, der sich gerade noch mit einem gewagten Sturzflug aus der Flugbahn und in Sicherheit bringen konnte. Notgedrungen verhexte Harry also den Felsbrocken, sodass er einen brauchbaren Klatscher abgab, und auch ein Quaffel war schnell gefunden. Sie wickelten einfach einige Felle und Tierhäute zusammen. Fehlte also nur noch ein Goldener Schnatz.
Da kam auch der letzte, erwartete Gast: Reini. Wie sich herausstellte, war er ein Zauberer. Das erklärt so einiges, dachte Harry bei sich. Und Reini hatte ein Geschenk mitgebracht: Er hatte extra für seine Freunde einen Goldenen Schnatz in passender Größe entwickeln lassen. Also konnte das Training beginnen.
Zu Beginn herrschte noch das reinste Chaos, aber mit der Zeit wurden die Yeti immer besser. Ihre Bewegungen waren zwar immer noch schwerfällig – mit solchen riesigen Besen konnte man schließlich keine filigrane Flugarbeit ausführen – aber sie bekamen eine immer bessere Kontrolle über die diversen Bälle.
Als das Training endlich für beendet erklärt wurde, war Harry durchaus zufrieden mit der erbrachten Leistung. Und die Yeti-Mannschaft und ihr Fortschritt lagen ihm mittlerweile wirklich am Herzen. Die Yeti-Quidditch-Mannschaft bedankte sich überschwänglich für die Hilfe.
"Soll es noch weiteres Training geben? Können wir überhaupt wieder hierher kommen?" fragte er, was ihm einen entsetzten Blick Rons eintrug, wie er aus den Augenwinkeln wahrnahm.
"Ich denke, wir kommen jetzt alleine zurecht. Aber wenn wir Euch noch einmal brauchen, schicken wir euch eine Einladung – ein Zeichen", grinste der rothaarige Yeti. "Können wir nicht allein hierher kommen?" fragte Harry. "Der Durchgang führt immer woanders hin. Nur wenn von der anderen Seite eine Einladung geschickt wird, kann der Durchgang an einen bestimmten Ort gesteuert werden."
"Ihr solltet jetzt wirklich nach Hogwarts zurück", mischte sich Dorothea Umbridge ein. Sie begleitete sie zum Durchgang, bedankte sich bei ihnen für das Training und wünschte ihnen alles Gute zum Abschied.
Nachdem Harry und Ron wieder in ihren Betten lagen – die Nacht war fast vorüber – meinte Ron: "Das glaubt Hermine uns nie!" Harry lächelte im Halbdunkel und dachte: 'Nein, das glaubt uns keiner - auf Besen fliegende, Quidditch spielende Yetis!'
[first published December, 18th 2007]

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