Es war einmal...

Als Anfang August 2007 der siebte und damit letzte Band einer Buchreihe der berühmten Joanne K. Rowling über einen gewissen Zauberlehrling namens Harry Potter erschienen und endlich gelesen war, traf sich im frisch errichteten Kundendiskussionsforum auf amazon.de eine Gruppe von mehr oder weniger erwachsenen Menschen, um sich über das Werk auszutauschen, und schließlich, weil keiner so recht glauben wollte, dass es vorbei sein sollte, aus eigener Kraft eine bis drei Fortsetzungen zu schreiben.

Schon bald spaltete sich aus dem Hauptschreiberfeld eine kleine, aber äußerst feine Splittergruppe ab, die sich fortan "Die Hobbydramatiker" nannte. Und als es den "Hobbydramatikern" mal wieder zu langweilig wurde, entstanden die hier neu veröffentlichten "Neuen und unglaubwürdigen Schandtaten der Hobbydramatiker". Zunächst nur auf die Länge eines Posts bei amzon.de beschränkt, entwickelten sie sich schnell zu wahren Kurzgeschichten voller Nonsens und Humor aber auch tragischer Momente, die den Lesern hoffentlich genauso viel Spaß beim Lesen bringen wie uns beim Schreiben. Über Kommentare würden wir uns sehr freuen.

Die Schandtaten:

23.3. – 3:23 Uhr (1) Allerhöchste Geheimstufe (1) Angriff der Bomische (1) Die Auferstehung (1) Die Silberhochzeit (1) Die Suche (1) Die Winterverschwörung (1) Dursleys Reloaded (1) Ein Junge überlebt - etwas anders (1) Ein Schweinchen namens Dudley (1) Ein tierisches Abenteuer (1) Feenwettstreit (1) Freitag der 13. (1) Harry Potter und das Vermächtnis der Hobbydramatiker (11) Harry Potter und der verrückte Fan (1) Harry Potter und die Weihnachtsbäckerei (1) Hogwarts Hüte und Hauselfen (1) Jahrestage (1) Kurz und schmerzlos (1) LA VIE EN ROSE (1) Nachwuchs (1) Schadtat Nr. 33 - Jahrestag (1) Schandtat Numero 01 (1) Schandtat Numero 02 (1) Schandtat Numero 03 (1) Schandtat Numero 04 (1) Schandtat Numero 05 (1) Schandtat Numero 06 (1) Schandtat Numero 07 (1) Schandtat Numero 08 (1) Schandtat Numero 09 (1) Schandtat Numero 10 (1) Schandtat Numero 11 (11) Schandtat Numero 12 (1) Schandtat Numero 13 (1) Schandtat Numero 14 (1) Schandtat Numero 15 (1) Schandtat Numero 16 (1) Schandtat Numero 17 (1) Schandtat Numero 18 (1) Schandtat Numero 19 (1) Schandtat Numero 20 (1) Schandtat Numero 21 (1) Schandtat Numero 22 (1) Schandtat Numero 23 (1) Schandtat Numero 24 (1) Schandtat Numero 25 (1) Schandtat Numero 26 (1) Schandtat Numero 27 (1) Schandtat Numero 28 (1) Schandtat Numero 29 (1) Schandtat Numero 30 (1) Schandtat Numero 31 (1) Schandtat Numero 32 (1) Schandtat Numero 33 (1) The Irish Ways or How to handle a Leprechaun (1) Und nichts als die Wahrheit... (1) Urlaub auf dem Bauernhof (1) VerRückt und duchgeKNALLT? (1) Was wäre wenn ??? (1) Wie Ron Weasley Asmodeus traf… (1) Wohl bekomm's (1)

Freitag, 26. Februar 2010

Harry Potter und das Vermächtnis der Hobbydramatiker - Part 11

Schandtat Numero 11 - Part 11

Doch seltsamerweise mussten sich die Hobbydramatiker am Ende des Tunnels durch einen dichten Laubbusch kämpfen.

"Das ist doch hier nicht der Raum der Wünsche!" stellte brösel fest und spuckte ein Lorbeerblatt aus. "Sind wir jetzt wieder in diesem komischen Wald aus der Abschweifung? Der gehört hier aber nun wirklich nicht mehr her!" beschwerte sich Ermelinda, doch Gaidin schüttelte den Kopf und tippte ihr auf die Schulter. Als sie sich zu ihm umdrehte und seiner Blickrichtung folgte, sah sie ganz in der Nähe das Schloss von Hogwarts. Sie befanden sich dicht beim Haupteingang. "Etwas seltsam ist das schon", meinte AB, "aber ich denke, wir sollten da jetzt reingehen!"

Leicht widerwillig stiegen die elf die Stufen zum Eingangsportal hinauf, doch noch bevor sie die schwere Eichentür aufstoßen konnten, wurden imüll und san_shine von hinten von zwei kräftigen Armen gepackt und in die Luft gehoben. "Nein, bitte geht da noch nicht rein!" ertönte eine tiefe, polternde Stimme. "Wenn ihr das tut, wird alles anders!"

Vor den übrigen neun Hobbydramatikern stand die bärige und haarige Gestalt von Hagrid, dem Wildhüter, der sich nun die Zwillinge unter jeweils einen Arm geklemmt hatte. Die beiden zappelten zwar wie wild, konnten sich seinem Griff aber nicht entwinden. "Kommt bitte noch mal kurz mit in meine Hütte!" brummelte Hagrid und war auch schon in die entgegen gesetzte Richtung davon gestiefelt. "Hey, lass uns sofort runter!" kreischte imüll. Und san_shine versuchte, dem Wildhüter in die Hand zu beißen.

Die Hobbydramatiker hatten große Mühe, mit dem Halbriesen Schritt zu halten. "Ich weiß ja, dass ich nicht der echte Hagrid bin!" plauderte dieser weiter. "Ich bin nur einer von diesen verwirrten aus irgendeiner Fan-Fiction. Der echte Hagrid ist gerade da drin und kämpft gegen die Todesser!" Mit diesen Worten nickte er in Richtung des Verbotenen Waldes. "Aber eine kurze Stärkung wollte ich Euch doch noch mit auf den Weg geben!"

Sie hatten seine Hütte erreicht, und er stieß die Tür auf, doch kein freudiges Kläffen begrüßte sie, auch kein anderer lebendiger Laut, nur das leise Pfeifen eines Teekessels. "Es gibt Nusskekse und Ingwertee!" stellte Hagrid fest und setzte san_shine und imüll auf einer Bank beim Kaminfeuer ab. Den anderen bedeutete er mit einer fahrigen Geste, sich auf die Stühle rund um den Tisch zu setzen. In Windeseile hatte jeder Hobbydramatiker einen steinharten Keks und einen Becher mit einer dampfenden und leicht blubbernden Flüssigkeit in Händen. Ellen schnüffelte an dem Gesöff und verzog leicht das Gesicht.

"Wenn ihr jetzt ins Schloss geht, dann wird nichts mehr so sein wie vorher!" plauderte Hagrid weiter. "Dann wird alles gut oder schlecht, besser oder noch schlimmer. Und dabei hätte ich so gern die kleine Misty kennen gelernt!"

"Wen?" fragte Deatheater murmelnd. "Na, ich glaube, er meint das Drachenmädchen aus unserer Schandtat!" entgegnete Isa. "Gib 's zu Deatheater, Du alter Dickkopf! Das hier haben wir Dir zu verdanken!" Sie versuchte, ein Stück von dem Keksgebäck abzubeißen, gab es aber nach einer Weile auf. "Die sollten eher Kieselsteinkekse heißen!" stellte Gaidin trocken fest.

Hagrid stand inzwischen mit dem Rücken zu ihnen am Kaminfeuer. "Feinstes Mürbeteiggebäck!" hauchte er mit einer Stimme, die nicht mehr seine eigene zu sein schien. Auch schien er zu schrumpfen und dünner zu werden. Er hob vom Hüttenboden ab, während sich sein Maulwurfpelzmantel in einen schwarzen Kapuzenumhang verwandelte. Das war nicht mehr der Wildhüter von Hogwarts dort vor ihnen. Das war ein lebensechter Dementor, der ihnen nun sein verborgenes Gesicht zuwandte.

Deatheater war vor allen anderen auf den Beinen und zog seinen Zauberstab, 19 Zoll, Trauerweide mit einem Kern aus Drachenschuppen. Sie alle kannten den Zauberspruch, der nun kommen musste, und er schrie ihn heraus: "EXPECTO PATRONUM!"

Der Hagrid-Dementor stieß ein leises Wimmern aus, dann verschwand er in einer purpurroten Staubwolke.

Und wieder einmal änderte sich die Szenerie um sie herum dramatisch. Die Kekse und die Hütte des Wildhüters waren verschwunden. Stattdessen standen die Hobbydramatiker plötzlich in einer verwüsteten großen Halle der Zauberschule von Hogwarts. Fensterscheiben lagen in Scherben. Überall war die Luft erfüllt vom Staub eingestürzter Gebäudeteile. Menschen weinten und wehklagten. Am anderen Ende der großen Halle schrie eine völlig aufgelöste Mrs. Molly Weasley immer wieder: "Nicht Fred! Nicht mein Fred!"

Die Hobbydramatiker sahen sich entsetzt an. "Die Nacht von Harrys letztem Kampf gegen Lord Voldemort?" fragte Gaidin in die Runde. "Das kam jetzt aber wirklich überraschend schnell!" meinte AB zerknirscht. "Wo ist Draco?" SanOs sah sich suchend um, doch ihr Schützling war nirgendwo zu sehen. "Ich wollte ihn doch noch verarzten!" meinte sie leicht enttäuscht.

Isa hielt jetzt das Fadenknäuel mit beiden Händen fest, denn es schien mit aller Macht von ihr weg zu wollen. "Es ist, als würde da jemand am anderen Ende ziehen!" meinte sie angestrengt. "Ich kann es kaum noch halten." - "Dann nichts wie hinterher!" sagte Ermelinda. Und so folgten alle elf dem Zug des roten Fadens in die Eingangshalle, während Isa in aller Hast weiter aufwickelte. Hier war die Verwüstung von Schloss Hogwarts noch schlimmer als in der großen Halle.

"Der Zug am Faden ist weg", stellte Isa fest. "Vielleicht sollten wir einen Moment warten." Alle sahen sich in der Eingangshalle um, als plötzlich auf einer Treppe, die zum Turmbüro des Schulleiters führte, nur ganz leicht der Staub aufgewirbelt wurde. Wenig später rollte der Helm einer umgestürzten Ritterrüstung zur Seite, als hätte jemand dagegen getreten. "Das muss Harry unter dem Tarnumhang sein!" flüsterte imüll aufgeregt. "Denke ich auch", stimmte Deatheater ihr zu. "Er kommt gerade aus dem Schulleiterbüro und hat Snapes Erinnerungen im Denkarium gesehen. Jetzt geht er zu der Lichtung im verbotenen Wald, um zu sterben."

Die Hobbydramatiker hielten die Luft an und schluckten dann sichtbar. Sie steckten tatsächlich kurz vor dem großen Finale im siebten Band.

"Da ist der Faden wieder!" hauchte Ellen. Das Schlossportal wurde von unsichtbaren Händen einen Spalt breit geöffnet. "Sieht aus, als sollten wir Harry folgen."

Lange folgten sie schweigend dem roten Faden über das dunkle Schlossgelände. Sie sahen, wie Harry den Tarnumhang abnahm, um mit Neville zu sprechen. Sie sahen Ginny aus der Ferne, die Dementoren, die am Rande des verbotenen Waldes patrouillierten und beobachteten wie Harry sich immer mehr der Lichtung näherte, auf der einst das Spinnenmonster Aragog mit seinen Nachkommen gelebt hatte.

"Können wir denn gar nichts tun?" fragte Ermelinda mit deutlich belegter Stimme. "Ich hatte doch schon gesagt, dass ich das hier alles nicht mit ansehen möchte."

Zwischen den Bäumen erschienen, herbeigerufen durch den Auferstehungsstein, die deutlichen und dennoch unwirklichen Gestalten von Lily und James Potter, Sirius Black und Remus Lupin, um Harry ein Stück auf seinem bislang schwersten Gang zu begleiten.

"Sieht aus, als würde sich der rote Faden inzwischen fast von allein aufwickeln", flüsterte Isa. Sie alle waren von einer tiefen Erfurcht ergriffen und wagten nur noch, ganz leise zu sprechen.

"Mein Notizbuch und die Feder sind weg!" wisperte Deatheater. "Selbst wenn ich wollte, ich könnte nichts aufschreiben, um etwas zu ändern. Und was ich denke, wird auch nicht Wirklichkeit, dabei würde ich jetzt sehr gern... ."

"Ich habe mich, wie es scheint ... geirrt", hörten sie plötzlich eine laute, zischende Stimme sagen, auf die Harry Potter antwortete: "Hast Du nicht." Er hatte die Lichtung erreicht und sich dem Dunklen Lord offenbart. Schon standen sie sich gegenüber und Lord Voldemort hob seinen Zauberstab.

Ellen vergrub das Gesicht an SanOs' Schulter. "Nein!" schluchzte sie fast. "Ich will das nicht sehen! An dieser Stelle weiß man nicht, ob Rowling Harry tatsächlich sterben lässt oder nicht!" - "Es sei denn, man hat zuerst das Ende gelesen!" entgegnete Deatheater und fing sich damit einen tadelnden Blick von Leeandra ein. "So was machst Du? Das Ende eines Buches zuerst lesen?" - "Nur in Ausnahmefällen!" versicherte ihr Deatheater.

"Da!" san_shine zeigte mit dem Finger auf Lord Voldemort und seinen Zauberstab, aus dem sich ein grünlicher Lichtstrahl auf Harry zu bewegte. Dann versteckte san_shine sich zwischen Ellen und SanOs und bedeckte ebenfalls ihre Augen.

"AVADA KEDAVRA!" klang es nun, langsamer als das tödlich grüne Licht zu ihnen herüber, dann verschwanden Wald und Welt in einem erneuten, diesmal milchig-weißen Wirbelsturm um sie herum.

Irgendwo in der Nähe wimmerte und patschte etwas. Die Hobbydramatiker bildeten unbewusst einen Kreis mit den Rücken nach innen und sahen sich nervös um. Unter einem Stuhl entdeckten sie ein sich windendes Bündel, das aussah wie ein missgestaltetes und gehäutetes Baby. Zwei alte und dennoch starke Hände hoben es auf, legten es auf eine Draisine und gaben dieser einen kräftigen Stoß. Das unheimliche und verstümmelte Etwas verschwand mitsamt seinem seltsamen Gefährt auf undeutlichen Schienen im gräulichen Nebel um sie herum. "Du wirst hier nicht mehr gebraucht!" rief die Gestalt, der die Hände gehörten dem Ding hinterher.

Erst jetzt schien der Mann in seinem wallenden, mitternachtsblauen Umhang die elf Neuankömmlinge bemerkt zu haben. "Ah, meine lieben Hobbydramatiker!" rief Albus Dumbledore und kam mit ausgebreiteten Armen auf die Gruppe zu, denn niemand anderes war es. "Da seid ihr ja!"

"King's Cross!" stieß Deatheater atemlos hervor. "Oder dieser Ort, der dem Bahnhof so ähnlich war, aus Harrys Vision, oder was auch immer es gewesen ist."

Der alte Zauberer beschwor mit einem Wink seines Zauberstabes eine riesige Bank herbei, auf der für alle Hobbydramatiker gerade genug Platz war. "Ja, ja!" murmelte er dabei vor sich hin. "Er ist ein wunderbarer Junge, dieser Harry Potter. Ein wahrhaft mutiger, mutiger Mann. Gerade noch war er hier bei mir. Aber setzt Euch doch einen Augenblick!"

"Und was sollen wir hier?" fragte Deatheater hinter vorgehaltener Hand die anderen. "Hier scheint doch alles in Ordnung zu sein." - "Wie wahr, wie wahr, junger Mann!" Dumbledore zwängte sich zu ihnen auf die Bank und schlug sich dabei vergnügt auf die Schenkel. "Hier ist alles in Ordnung. Die Geschichte geht ihren gewohnten Gang, Schritt für Schritt auf ihr glückliches Ende zu. Ihr habt wirklich ganze Arbeit geleistet. Dafür meinen Dank!"

Er sprang wieder auf die Füße und schüttelte jedem einzelnen von ihnen der Reihe nach überschwänglich die Hand. Dann ließ er mit einem erneuten Wink seines Zauberstabes die Bank unter den Hintern der Hobbydramatiker wieder verschwinden. Etwas verstimmt landeten auch prompt alle elf auf ihren Allerwertesten.

"Ihr seid auf dem richtigen Weg!" versicherte ihnen der alte Zauberer, ohne auf die Flüche zu achten, die Deatheater und Gaidin ausstießen und die bösartigen Blicke, die sie ihm zuwarfen. "Noch, die ein oder andere Kleinigkeit ausmerzen, dann ist Eure Mission hier im Potterversum erfüllt. Ich fand, es wird Zeit, dass Euch das mal jemand sagt. Also, auf! Auf, meine Hobbydramatiker, Verkorkser und Entwirrer der Geschichte. Auf ihr 'Auserwählten'! Das Ziel ist in Sichtweite. Das Ende ist nahe und alles wird gut, versprochen!" Mit einem beinahe albernen Kichern wandte er ihnen den Rücken zu und rieb sich hörbar die Hände.

"Professor Dumbledore?" Isa stand auf und richtete nun das Wort an den ehemaligen Schulleiter von Hogwarts. "Eine Frage hätte ich da noch." Er drehte sich mit einem leicht erstaunten, aber dennoch freundlichen Gesichtsausdruck zu ihr um und nickte ihr aufmunternd zu. "Was sind Sie an dieser Stelle der Geschichte?" fragte Isa. "Sind Sie ein Geist? Sind Sie eine Erinnerung, die Sie in Harrys Geist hinterlassen haben, die er erst dann hat, wenn er bereit ist, für das 'größere Wohl' zu sterben?"

Dumbledore lächelte noch immer, nun geheimnisvoller als jemals zuvor. "Nun, da Harry Master der drei Heiligtümer des Todes ist, Beherrscher des Elderstabes, Besitzer des Auferstehungssteins und des Tarnumhangs, vielleicht hat er da auch die Macht, mit den Verstorbenen in Kontakt zu treten?" Dumbledore zwinkerte Isa über den Rand seiner Halbmondglas-Brille mysteriös zu. "Aber, im Grunde bin ich doch nur eine Idee, der Einfall einer Autorin, die mit ihren Geschichten vielen Menschen auf der ganzen Welt sehr viel Freude gemacht hat. Wie soll ich da die richtige Antwort auf Deine Frage kennen?"

Während ihres kurzen Gesprächs war er vom Bahnsteig hinab auf die Gleise geschwebt. Kaum merklich hatte er sich Stück für Stück immer weiter von ihnen entfernt. Dort, wo die Ausfahrt des Bahnhofs King's Cross gewesen war, lag nun der Eingang zu einem Tunnel, der von leuchtend hellem Licht erfüllt war. Genau darauf bewegte ich Dumbledore zu.

"Nun, meine lieben Hobbydramatiker!" rief er ihnen noch zu. "Kehrt zurück in die Geschichte und lasst ihr ihren Lauf. Greift nur ein, wenn sie noch einmal von dem abweichen sollte, was geschrieben steht. Dann kehrt zurück in Eure eigene Welt und alles wird gut." Dann verklang sein freundliches Lachen, und Dumbledore und der unwirkliche Bahnhof von King's Cross waren verschwunden.

Wieder standen die Hobbydramatiker auf der Lichtung im Verbotenen Wald, wo sich gerade Narzissa Malfoy über einen bekanntermaßen nicht toten Harry beugte und im nächsten Moment ein zitternder und schluchzender Hagrid gezwungen wurde, den anscheinend toten Jungen auf die gewaltigen Arme zu nehmen.

"Können wir das hier nicht irgendwie abkürzen?" fragte Leeandra plötzlich. "Mit Hauselfenapparieren oder sonst was? Irgendwie möchte ich jetzt doch schnell nach Hause. Der Hund wartet bestimmt schon." - "Bei mir auch!" riefen Gaidin, AB und Isa im Chor. "Und was ist mit Euren Familien? Warten die nicht auf euch?" wunderte sich Ellen.

Doch so sehr sie es auch versuchten, sie konnten nichts Anderes tun, als Voldemorts Triumphmarsch zum Schloss zu Fuß zu folgen. Sie sahen aus einiger Entfernung, wie sich Neville Longbottom dem Dunklen Lord entgegenstellte, sahen, wie er Nagini, die Schlange tötete. Dann brach der Kampf erneut los. Thestrale schwirrten durch die Luft, ebenso wie Pfeile, die von zornigen Zentauren abgeschossen wurden. Bewohner von Hogsmeade und weitere 'gute' Zauberer drängten Voldemort und seine Todesser zurück ins Schloss.

Gaidin zog sein Schwert und duckte sich im letzten Moment unter dem Schlag der Keule eines Riesen weg. Er gab den andern Hobbydramatikern Zeichen, ihm zu folgen. "Lasst uns zusehen, dass der letzte Kampf in der großen Halle auch den Ausgang nimmt, den er haben soll!" rief er durch das ohrenbetäubende Getöse. "Zauberstäbe raus!" Er hielt das Schwert mit beiden Händen neben sein Gesicht erhoben und drehte sich noch einmal zu den anderen 'Auserwählten' um. "Für Harry!" flüsterte er, dann rannte er mit einem lauten Kampfesschrei die Treppe zum Schlossportal hinauf und stürzte sich in die Schlacht.

Doch kaum hatten sie alle das Schloss betreten, brach das absolute Chaos aus.

Alle Mitglieder des Ordens des Phoenix lagen getötet am Boden. Auf den Trümmern der magischen Decke der großen Halle stand Lord Voldemort, eine total entzückte Bellatrix LeStrange im Arm. Er beugte sich zu ihr hinunter, küsste sie heiß und innig und nannte sie: "Meine Königin!"

Im nächsten Moment lagen alle Todesser verdreht und gestorben auf dem Boden. Und über ihnen lachte ein wahnsinniger Harry Potter mit gezogenem Zauberstab. "Ich bin der König der Welt!" schrie er immer wieder.

Wieder veränderte sich die Szenerie. Die ganze Welt lag in Trümmern und nur noch eine einsame Hobbydramatikerin konnte ihre Verzweiflung in die stauberfüllte aber ansonsten totenstille und menschenleere Luft hinausschreien.

Bellatrix tötete Molly Weasley, Ginny und Luna. Ein Lichtblitz. Ein Kampfgebrüll erfüllte die große Halle: "Die Zentauren regieren die Welt!" Ein erneuter Lichtblitz. "Die Riesen sind die Beherrscher des Universums!" Remus Lupin, Fred Weasley, Collin Creevy und Alastor Moody tanzten einen wilden CanCan, schwangen die Beine in die Luft und sangen dazu einen alten Hit von Robbie Williams: "... I'm not scared of dying I just don't want to... ."

Und plötzlich lagen neun Hobbydramatiker tot unter weißen Tüchern auf dem Hallenboden. AB und Leeandra starrten sich entsetzt an. "Hast Du irgendwas gemacht?" fragte AB und starrte abwechselnd auf die weißen Tücher und die einzige andere Hobbydramatikerin, die noch am Leben war.

Leeandra hielt eine sehr lange, sehr feingliedrige Goldkette, die ihr um den Hals hing, zwischen den Fingern. An der Kette hing ein winziges, funkelndes Stundenglas, das sich leicht vor ihr in der Luft drehte. "Woher hast Du Hermines Zeitumkehrer?" rief AB ihr über das Chaos zu, doch Leeandra zuckte nur die Achseln. "Er war plötzlich einfach da!" schrie sie zurück.

AB duckte sich, denn schon traf ein neuer Keulenschlag eines Riesen die Überreste der großen Halle und ein Pfeilhagel der Zentauren antwortete ihm. "Tu endlich was!" - "Ich drehe doch schon die ganze Zeit!" brüllte Leeandra und wich einigen durch die Luft fliegenden Trümmern aus. "Jedes Mal, wenn hier alles total falsch läuft! Aber wir kommen nie weiter in die Vergangenheit, als fünf bis zehn Minuten, und der ganze Wahnsinn geht von vorne los. Außerdem ist mir dieser Zeitumkehrer unheimlich! Wer will schon, dass der Tag mehr als 24 Stunden hat?"

"Leeandra!" Eine riesige Spinne hatte AB gepackt und mit sich gezogen. Da endlich drehte Leeandra erneut das Stundenglas.

Wieder verwischte die Wirklichkeit und alle elf Hobbydramatiker standen in einem Kreis von Hexen und Zauberern, der sich um Harry Potter und Tom Marvolo Riddle alias Lord Voldemort gebildet hatte. Die beiden umrundeten sich wie Kampftiere, die sich jeden Moment aufeinander stürzen würden.

Dann war es so weit.

"AVADA KEDAVRA!" - "EXPELLIARMUS!"

Die beiden Zaubersprüche hallten durch die große Halle und trafen sich irgendwo zwischen den beiden Duellanten mit einem Kanonenschlagknall und einer hellen, goldenen Flamme. Nachdem keiner der Anwesenden mehr von der Flamme geblendet war, konnten alle den Dunklen Lord tot auf dem Boden liegen sehen. Es war vorbei. Es war geschafft. Der böse Zauberer war besiegt.

Leeandra wischte sich erleichtert die schweißnasse Stirn und atmete auf. Dann ließ sie unbemerkt den Zeitumkehrer in einer Mauernische verschwinden. "Und führe mich nie wieder in Versuchung!" flüsterte sie dem magischen Gegenstand noch zu.

Dann brach ein ohrenbetäubender Jubel und Lärm los. Wildfremde Menschen und Zauberer lagen sich in den Armen. AB umarmte Kingsley Shacklebolt, Gaidin Molly Weasley. Imüll und san_shine bildeten einen wilden Ringelreihen mit Dean Thomas und Seamus Finnegan. Deatheater schüttelte Fleur Weasley die Hand. Ellen und SanOs wurden von hinten auf die Schulter geklopft und mussten feststellen, dass es Arthur Weasley war, als sie sich umdrehten. Isa und Ermelinda versuchten, nicht auf die Hauselfen zu treten, die um sie herum hüpften, und Leeandra verbeugte sich vor einigen Zentauren, die an der Eingangstür zur großen Halle erschienen waren. Brösel dachte noch, sie bräuchte dringend mal wieder einen Waschraum, dann fand sie sich zwischen lauter Geistern wieder, die lauthals jubelten, unter ihnen Sir Nicholas de Mimsy-Porpington, der Fast Kopflose Nick. Und alle versuchten, Harry Potter zu gratulieren, zu umarmen und zu berühren.

Und dann, nachdem Professor McGonagall die Haustische wieder aufstellen lassen hatte und alle sich zu einem Festmahl niedergelassen hatten, hörten plötzlich alle Luna Lovegoods Stimme durch die große Halle schallen: "Oooh, schaut mal, ein Schlibbriger Summlinger!"

Isa, die das Fadenknäuel neben sich auf der Bank des Ravenclaw-Tisches liegen hatte, schluckte schnell einen letzten Bissen Hühnchen herunter, dann gab sie den übrigen Hobbydramatikern ein Zeichen. "Der rote Faden zieht wieder am Knäuel!" hauchte sie AB leise zu, die sich gerade von Professor Flitwick fragen lassen musste, wer im Namen der drei Brüder, sie eigentlich sei.

Und so folgten die elf 'Auserwählten' und Hobbydramatiker noch einmal dem roten Faden und merkten schnell, dass sie sich wieder dem Turmbüro des Schulleiters von Hogwarts näherten. "Geht ruhig hoch!" krächzte die zerstörte Figur eines Wasserspeiers vom Boden zu ihnen herauf. "Auf einen mehr oder weniger kommt es jetzt auch nicht mehr an!" Und wieder stiegen die Hobbydramatiker die gewundene Treppe zum Büro hinauf.

Im Inneren des Schulleiterbüros konnten sie Stimmen und Applaus hören.

"Harry, Ron und Hermine sind da drin!" wisperte Gaidin und gab den anderen ein Zeichen, sich noch einmal hinter dem alten, mottenzerfressenen Vorhang zu verstecken, hinter dem sie sich schon einmal verborgen hatten. Sie warteten noch einen Moment, dann kamen die drei erschöpften Helden auch schon aus dem Büro heraus. Sie wirkten müde, aber glücklich.

Und diesmal folgte der rote Faden nicht Harry, Hermine und Ron, sondern führte die Hobbydramatiker ins Büro. An der Wand direkt hinter dem Stuhl des Schulleiters hing das große Portrait von Albus Dumbledore, und der ehemalige Direktor von Hogwarts stand darin und nickte den Hobbydramatikern freundlich zu.

"Meine lieben, lieben Hobbydramatiker!" rief er ihnen strahlend zu. "Es ist vollbracht. Ihr habt es geschafft, den roten Faden zu finden und damit die Welt von Harry Potter zu stabilisieren. Die chaotische Vermischung von Original und Fan-Fiction ist aufgehoben. Alles geht seinen Gang."

"Aber der Faden und das Knäuel sind weg!" rief Isa da plötzlich überrascht aus. "Gerade hatte ich sie noch und nun sind sie verschwunden!" - "Außerdem sind wir noch nicht am Ende der Geschichte!" stellte Ermelinda fest. "Da gibt es noch den Epilog - 19 Jahre später. Und was ist, wenn Rowling doch noch eine Fortsetzung schreibt? Oder eine Enzyklopädie, in der sie offene Fragen klärt? Dann stimmt gar nichts mehr von dem, was wir je geschrieben haben! Dann ist wieder alles falsch."

"Immer mit der Ruhe!" meinte Dumbledore beschwichtigend. "Die Grundlage ist gelegt. Der Dunkle Lord ist besiegt. In 19 Jahren kann viel passieren. Und wer hat das Recht, Euch und allen anderen zu verbieten, auf dieser Grundlage Eure eigenen Fäden zu spinnen, solange ihr nicht versucht, Euch dabei zu bereichern? Lebt Eure Phantasie aus und haltet uns alle damit am Leben!"

"Aber...", wollte Deatheater etwas fragen, doch Dumbledore winkte ab. "Es wird Zeit für Euch, in Eure eigene Welt und Eure eigenen Geschichten zurückzukehren!" sagte Albus Dumbledore. "Im Innenhof wartet noch ein runder Tisch auf Euch seit das hier alles angefangen hat. Er ist wieder hergestellt und nun wieder ein Portschlüssel und wird Euch genau dorthin zurückbringen, wo er Euch an jenem denkwürdigen Tag im Februar hergeholt hat. Und nun...", er näherte sich langsam dem Rand seines Portraits und damit dem Bilderrahmen. "... gönnt mir die Ruhe, die ich mir in sieben Bänden und damit sieben anstrengenden Jahren doch wohl redlich verdient habe. Lebt wohl, meine lieben Hobbydramatiker!" Und mit einem letzten Winken verschwand er und ließ einen leeren Bilderrahmen zurück.

Und so kamen die elf Hobbydramatiker schließlich mitsamt einem runden Restauranttisch, der nun wieder ein Portschlüssel war, zurück in das italienische Restaurant in einer deutschen Großstadt. Als ein Kellner zu ihnen trat und ihre Bestellungen aufnehmen wollte, starrten sie ihn minutenlang entgeistert an. Doch es war nicht jener merkwürdige Kellner vom Beginn dieser Geschichte, der sie auf so wunderbare Weise nach Hogwarts transportiert hatte, und von dem sie noch immer nicht wussten, wer er denn nun eigentlich gewesen war.

Und so konnten sie es sich bald unbesorgt schmecken lassen. Und noch während er seine Nudeln mit Tomatensoße in sich hineinschaufelte, fragte Deatheater etwas undeutlich in die Runde: "Un', wasch machen wir näschte Woche?"

Und irgendwo in einem allen wohl bekannten Buch konnte sich ein ehemaliger Zauberlehrling namens Harry Potter die nächsten Jahrzehnte entspannt zurücklehnen. Dann und wann strich er gedankenverloren über die schmerzfreie Blitznarbe auf seiner Stirn und lächelte, denn alles war gut.

für san_shine
-THE END-

[first published February, 18th – March 31st 2008]

1 Kommentar:

  1. Mit dem letzten Teil der vermutlich längsten Schandtat der Hobbydramatiker begrüße ich im Namen aller Hobbydramatiker ganz herzlich auch die Leser der Harry-Potter-Fanseiten

    http://www.potters-armee.de/
    http://www.hp-ff.at/

    Über Kommentare auch hier würden wir uns sehr freuen.
    Und: Danke, Oli. ;-)

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