Schandtat Numero 16
Voller Entsetzen starrte er auf die rauchenden Trümmer, die von dem Haus seiner besten Freunde übrig geblieben waren. Noch immer stiegen Qualm und Rauch daraus auf. Tot, alle waren sie tot! Und es war seine Schuld! Das einzige, was er jetzt noch für sie tun konnte, war sie zu rächen! Tief in seine düsteren Gedanken versunken sah er zuerst nicht, wie ein riesiger Kerl von einem Mann mit einem kleinen Bündel aus dem Rauch hervortrat.
"Black? Sirius Black? Bist Du das?" rief ihm die Gestalt zu.
"Hagrid? Ja! Ich bin es! Was machst Du hier?"
"Auftrag von Dumbledore. Ich soll den kleinen Harry hier holen."
"Harry?" Erst jetzt bemerkte Sirius, dass das kleine Bündel in Hagrids Armen ein kleines Kind war. Er erkannte ihn sofort, seinen Patensohn. Sirius streckte die Arme nach ihm aus. "Gib ihn mir, Hagrid."
Hagrid war sich unschlüssig, was er tun sollte. "Ich soll ihn zu Dumbledore bringen. Das ist sehr wichtig!"
"Und was will Dumbledore mit ihm machen?"
"Zu den einzigen Verwandten bringen, die er noch hat."
"Und wer soll das sein?"
"Seine Tante Tulpe. Nein. Warte. Rose? Nein, nein. Petunie, Ähm..., Petunia, meine ich. Ja, Petunia. Petunia ... irgendwas."
"Das ist doch wohl nicht sein Ernst! Lily hat ja nie viel von ihrer Schwester erzählt, aber soviel ich herausgehört habe, wollte sie nichts mehr mit Lily zu tun haben, weil sie eine Hexe ist... war", korrigierte er sich traurig. Entschlossen, die trüben Gedanken zu verscheuchen, schüttelte er entschieden den Kopf. "Sie will bestimmt auch nichts mit ihrem Neffen zu tun haben."
"Aber sonst hat der Kleine doch keinen."
"Er hat mich! Ich bin sein Pate! Lily und James wollten, dass ich mich um ihn kümmere, wenn ihnen etwas zustoßen sollte."
Sirius konnte sehen, wie Hagrid in seinem festen Entschluss, Harry zu Dumbledore und Lilys Schwester zu bringen zu schwanken begann.
"Gib ihn mir", forderte er ihn erneut auf.
Hagrid streckte ihm schon die Arme mit dem Kind entgegen, zog sie dann jedoch zurück. "Dumbledore hat mir den Auftrag gegeben, Harry zu ihm zu bringen. Das sollte ich tun."
"Hagrid, ich bin sein Pate. Lily und James würden wollen, dass Du mir den Jungen gibst! Wenn Dumbledore wüsste, dass ich hier bin, würde er es auch wollen!"
So sicher er sich war, was Lily und James anging, so unsicher war er sich, was Dumbledore anging. Musste er nicht glauben, dass er, Sirius, seine Freunde an Voldemort verraten hatte? Mussten das nicht alle glauben, wenn sie erfuhren, dass James ihn zu ihrem Geheimniswahrer hatte machen wollen? Niemand wusste, dass sie ihre Pläne geändert hatten. Niemand außer ihm selbst und Peter Pettigrew, jetzt da Lily und James tot waren.
Zuerst hatte er Harry nur halten wollen, in das Gesicht sehen, das so sehr an den Vater erinnerte und in die Augen, die wie die seiner Mutter aussahen. Aber jetzt... Er war alles, was ihm von seinen besten Freunden geblieben war. Und er war sein Patensohn. Seine Freunde hätten es so gewollt. Er meinte Lilys Stimme in seinem Kopf zu hören:
'Nimm ihn zu Dir. Tröstet einander. Kümmere Dich um unseren Jungen. Vergiss' Deine Rache.'
Und James Stimme, wie sie hinzufügte: 'Die Rache kann warten. Harry ist jetzt wichtiger.'
Ja, sie hatten Recht! Er würde Harry wie seinen eigenen Sohn aufziehen. Sie würden eine Familie sein. Es würde ihm an nichts fehlen. Er würde eine bessere Kindheit haben, als er selbst. Sie würden ein gutes Leben führen - zusammen. Drängender sagte er zu Hagrid: "Gib ihn mir!"
Hagrid schüttelte den Kopf. Da zog Sirius seinen Zauberstab. Bevor Hagrid reagieren konnte, flog ihm das Baby aus den Armen und direkt auf Sirius zu, der es geschickt auffing, sich umdrehte und auf sein Motorrad zu rannte. Bevor Hagrid es schaffte, ihm schwerfällig hinterher zu laufen und ein rosa Sonnenschirmchen aus seinem riesigen Mantel zu fischen, hatte sich das Motorrad bereits in die Lüfte erhoben und war aus seiner Reichweite hinaus in die Dunkelheit entschwunden.
'Raus aus England', war sein erster Gedanke, während er den kleinen Harry sicher im Beiwagen unterbrachte. Aber wohin? Er erinnerte sich plötzlich an eine Austauschschülerin aus Schweden, die er vor ein paar Jahren in Hogwarts kennen gelernt hatte und die er damals sehr gemocht hatte. Sehr genau erinnerte er sich noch an die Adresse von Linnea Varg, hatten sie doch damals noch ein paar Mal Eulen ausgetauscht. Ob sie wohl immer noch dort wohnte, in diesem kleinen Zaubererort in der Nähe von Stockholm? Einen Versuch war es auf alle Fälle wert.
Und gleichzeitig schweiften seine Gedanken immer wieder zurück zu Peter Pettigrew. 'Dieser elende Verräter', dachte er ein ums andere Mal.
Er brauchte fast die ganze Nacht, bis er an seinem Ziel in Snögglindu angekommen war, und erstaunlicherweise lebte Linnea Varg noch genau in dem selben Haus. Die Überraschung von Linnea konnte nicht größer sein. Erst wurde sie bleich, dann hochrot.
"Sirius! Bist Du es wirklich? Bei, Merlins Bart, was führt Dich zu mir?"
Sirius strahlte sie mit seinem charmantesten Lächeln an, das er aufbringen konnte.
"Das ist eine furchtbar lange Geschichte!"
Vorsichtig hob er Harry aus dem Motorrad und drängte sich unaufgefordert an Linnea vorbei ins Haus.
***
Nun befand er sich auf dem Rückflug von London nach Schweden.
Nachdem er Linnea alles erklärt hatte und sie ihm versprochen hatte, auf Harry aufzupassen, hatte er sich endlich um Peter Pettigrew kümmern können. Dieser Hass auf den alten Freund und Verräter zerfraß seinen ganzen Körper, und er hatte ihn finden müssen.
An einer Muggel-U-Bahnstation hatte er ihn dann endlich nach dreitägiger Suche ausfindig gemacht. Dort passierte dann das schreckliche Unglück, bei dem außer Pettigrew auch noch viele Muggel starben. Das hatte er nun wirklich nicht so gewollt. Den Auroren konnte er nur ganz knapp entkommen, denn er hatte von unerwarteter Seite Hilfe bekommen. Ausgerechnet Hagrid schnappte sich sein Motorrad und lenkte die Auroren auf die falsche Spur. Er hatte ihm noch zu gebrüllt:
"Bring' sofort den kleinen Harry Potter zu Professor Dumbledore zurück!"
Gehetzt hatte sich Sirius umgeblickt. Wie kam er denn jetzt ohne Motorrad wieder nach Schweden? Ein Geistesblitz hatte ihn überkommen, und er war zum Flughafen Heathrow gehastet, wo er noch einen Platz bei der schwedischen Fluggesellschaft SAS bekommen hatte.
Aufseufzend lehnte er sich nun in seinem Sitz in dem Flugzeug zurück. Sein ganzer Körper war durchtränkt von Adrenalin. Er brauchte jetzt unbedingt ein Ventil. Sein Blick fiel auf eine hübsche blonde Stewardess. Nicht ahnend, dass dieser Rückflug, samt kleiner Episode noch für viel Aufregung in der Muggelwelt sorgen würde, kehrte er erleichtert zu Linnea und Klein-Harry zurück.
Aufseufzend lehnte er sich nun in seinem Sitz in dem Flugzeug zurück. Sein ganzer Körper war durchtränkt von Adrenalin. Er brauchte jetzt unbedingt ein Ventil. Sein Blick fiel auf eine hübsche blonde Stewardess. Nicht ahnend, dass dieser Rückflug, samt kleiner Episode noch für viel Aufregung in der Muggelwelt sorgen würde, kehrte er erleichtert zu Linnea und Klein-Harry zurück.
Einige Stunden später hingen überall die Fahndungsplakate, auch an den Flughäfen. Eine sichtlich entspannte Flugbegleiterin achtete zunächst nicht darauf, doch dann durchfuhr sie ein Schreck. Konnte es wahr sein, überlegte sie erschrocken. Sie sah sich die Plakate genauer an. Nein, kein Zweifel möglich! Sie rang mit sich - sollte sie ihre Bürgerpflicht erfüllen und den Behörden Bescheid geben, wo dieser Mann hingeflogen war? Auf der anderen Seite... Sie mussten sich irren! Dieser wunderbare, liebevolle, tolle, faszinierende, umwerfend aussehende, dieser Traum von einem Mann konnte einfach kein Mörder sein! Nein, so hatte er sich ganz und gar nicht verhalten. Das musste ein Irrtum sein. Vielleicht nur große Ähnlichkeit? Ein Irrtum der Behörden? Wäre ja nicht das erste Mal, dass so etwas passierte. Und dann hätte sie ihm Schwierigkeiten bereitet. Nein, beschloss sie, sie würde es für sich behalten! Ob sie ihn wohl je wieder sehen würde, dachte sie verträumt und seufzte.
***
Einige Zeit früher:
Vor einem unscheinbaren Haus mit der Nummer vier im Ligusterweg in dem kleinen Örtchen Little Whinging, England, standen zwei Gestalten, die dort ganz und gar nicht hin passten. Sie standen im Dunkeln, denn die Straßenlaternen brannten nicht, und warteten. Sie mussten schon eine ganze Weile gewartet haben, denn ihnen war ihre Ungeduld deutlich anzumerken.
"Wo bleibt er denn bloß?" fragte die ziemlich ernst dreinblickende Frau mit Brille und smaragdgrünem Umhang, deren verkniffener Mund ihr Missfallen nur zu deutlich ausdrückte. "Und Sie halten es wirklich für klug, etwas so Wichtiges ausgerechnet Hagrid anzuvertrauen?"
"Ich würde Hagrid mein Leben anvertrauen!" antwortete der große, dünne, nach seinen silbernen Haaren zu urteilen, sehr alte Mann in einem purpurroten Umhang, seine blauen Augen hinter der Halbmondbrille missbilligend zusammengekniffen. Bevor seine Begleiterin noch etwas sagen konnte, fügte er hinzu: "Und ich bleibe bei dieser Antwort. Auch wenn Sie mich ein weiteres Dutzend Mal fragen!"
"Aber wo bleibt er denn dann? Meinen Sie es gab Schwierigkeiten?"
Albus Dumbledore, denn so hieß der Mann, schüttelte den Kopf. "Bestimmt nicht. Er wird sicher gleich kommen."
"Wie sie meinen", entgegnete Minerva McGonagall, denn das war der Name der Frau.
Eine Weile standen sie schweigend und unbeweglich da. Gerade wollte Minerva McGonagall ansetzten, etwas zu sagen, als die riesige Gestalt Hagrids am Ende der Straße auftauchte und auf sie zukam. Bei ihnen angekommen, völlig außer Atem, fing er sofort an, sich zu entschuldigen. Aber seine schnell und abgehackt hervorgestoßenen Worte waren unverständlich.
"Also, jetzt mal ganz ruhig", meinte Albus Dumbledore lächelnd. Lächelnd, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass etwas seine Pläne durchkreuzt haben könnte. Nichts und niemand durchkreuzte seine Pläne! Niemand würde es wagen. Außer, ja außer, Tom Riddle, dieser Flegel, der sich jetzt Lord Voldemort nannte und die Zauberer- sowie die Muggelwelt in Angst und Schrecken versetzte. Na ja, alle außer ihn, Albus Dumbledore, natürlich.
Hagrid atmete einmal tief ein und wieder aus. "Entschuldigen Sie die Verspätung Professor Dumbledore, Professor McGonagall", sagte er dann etwas kleinlaut.
"Schon gut. Jetzt gib mir den Jungen", befahl ihm Dumbledore.
Hagrid scharrte nervös mit seinen übergroßen Füßen. "Ja, also... Ich habe ihn nicht."
Dumbledore verlor auch jetzt nicht seine fast übermenschliche Ruhe.
Dafür aber McGonagall. "WAS SOLL DAS HEISSEN? SIE HABEN IHN NICHT? WO IST ER? HABEN SIE IHN ETWA VERLOREN?"
"Minerva, bitte", meinte Dumbledore tadelnd. "Sie könnten jemanden auf uns aufmerksam machen."
Minerva McGonagall beruhigte sich augenblicklich, zumindest nach außen hin. "Also, Hagrid, was ist passiert? Wo ist der Junge?"
Zuerst stockend und unsicher, dann immer flüssiger erzählte er ihnen, was geschehen war.
"WAS? DU HAST WAS?" brüllte jetzt auch Dumbledore, und McGonagall konnte es sich einfach nicht verkneifen, ihn zur Ordnung zu rufen. Es war ihm mühelos anzusehen, dass er außer sich war. Das konnte doch nicht wahr sein! Sein schöner, perfekter Plan!
"Er ist schließlich sein Patenonkel", wagte Hagrid einzuwenden.
"Da hat er Recht. Und so verantwortungslos Sirius Black auch sein mag, bei ihm wird es dem Jungen sicher besser gehen, als bei diesen... diesen... Muggeln hier!" stimmte ihm Minerva McGonagall zu.
Dumbledore sagte dazu gar nichts mehr. Er grummelte ungehalten vor sich hin. Nur einzelne Worte drangen zu den anderen beiden durch: "... nicht gut gehen... nicht verwöhnt... Sicherheit... Plan... vernichten... Mmph..."
Aber die beiden dachten sich nichts weiter dabei. Sie wussten nicht um den Plan Dumbledores und sie wussten nicht um die Prophezeiung, nach der nur Harry Potter in der Lage sein würde, sie alle von Du-weißt-schon-wem zu befreien. Denn Dumbledore hatte ihnen nichts gesagt, er hatte niemandem irgendetwas gesagt. Das war nicht seine Art, war es noch nie gewesen. Selbst Harrys Eltern hatte er nichts gesagt.
So kehrten sie alle drei schweigend nach Hogwarts zurück, der Schule für Hexerei und Zauberei, wo sie alle lebten und arbeiteten, wo sich Hagrid niedergeschlagen, weil er einen Fehler gemacht hatte, in sein Häuschen zurückzog, und Professor McGonagall sich ihren Kollegen zugesellte, um mit ihnen den Untergang, denn so dachten sie alle, von Du-weißt-schon-wem - niemand nannte ihn bei seinem Namen 'Tom Riddle' und schon gar nicht nannten sie ihn den 'Dunklen Lord' wie seine Anhänger oder, gar nicht auszudenken, 'Lord Voldemort', wie er sich selbst nannte – zu feiern, während Professor Dumbledore in seinem Schulleiterbüro ruhelos auf und ab ging und überlegte, was nun zu tun sei, um ein völliges Desaster abzuwenden.
Sirius Black hatte seine Freunde verraten. Er musste für Voldemort - Dumbledore hatte absolut keine Probleme damit, den Namen auszusprechen oder jeden anderen - arbeiten. Was hatte er wohl dem kleinen Harry angetan? Dumbledore packte sogleich einige merkwürdige magische Gerätschaften aus. Sie sollten ihm helfen, das Schicksal des Jungen zu erhellen. Nichts. Dann schickte er seinen Phönix auf die Suche. Es dauerte geraume Zeit, aber auch der Vogel kam unverrichteter Dinge zurück. Er setzte alle ihm bekannten Zauber ein, um Harry zu finden... ohne Erfolg.
Nach langem Hin und Her kam er zu dem Ergebnis, dass der Junge für ihn verloren war. Sirius musste ihn getötet haben. Es wurde Zeit für Plan B. Welchen Plan B? Es gab keinen verdammten Plan B! Er hatte nie einen Plan B gebraucht! Seine Pläne gingen nie schief! Allerdings... in letzter Zeit war genau das mehr als einmal geschehen. Wurde er vielleicht doch langsam alt? Ach, Unsinn! Wozu brauchte er schon einen Plan B? Zum Henker mit der Prophezeiung! Mit allen Prophezeiungen! Die waren sowieso nie genau oder auch nur irgendwie aussagekräftig. Immer nur ein sich in Andeutungen ergehendes Geschwätz.
Also, was soll 's! Es würde schon irgendwie weiter gehen. Irgendetwas würde sich ergeben. Irgendetwas würde sich sein genialer, unübertroffener Geist schon ausdenken, dachte Dumbledore, von sich selbst und seinen Fähigkeiten überzeugt. Mochte er auch seinen Mitmenschen den zurückhaltenden, bescheidenen Zauberer vorspielen, was er auch zu sein versuchte, doch in seinem tiefsten Inneren war er grenzenlos von sich selbst und seiner Überlegenheit überzeugt - auch wenn er sich dies sich selbst gegenüber zuzugeben strengstens verbat.
Also, was soll 's! Es würde schon irgendwie weiter gehen. Irgendetwas würde sich ergeben. Irgendetwas würde sich sein genialer, unübertroffener Geist schon ausdenken, dachte Dumbledore, von sich selbst und seinen Fähigkeiten überzeugt. Mochte er auch seinen Mitmenschen den zurückhaltenden, bescheidenen Zauberer vorspielen, was er auch zu sein versuchte, doch in seinem tiefsten Inneren war er grenzenlos von sich selbst und seiner Überlegenheit überzeugt - auch wenn er sich dies sich selbst gegenüber zuzugeben strengstens verbat.
***
Was Albus Dumbledore nicht wusste war, dass die Ururgroßmutter von Linnea Varg, bei der Sirius und Harry untergekommen waren, eine geniale Hexe gewesen war, vielleicht sogar noch genialer als Albus Dumbledore, den alle für den besten Zauberer seiner Zeit hielten. Sie hatte sich in ihrer Jugend mit einem bösen Zauberer angelegt, der einfach nicht hatte verlieren und zugeben können, dass jemand besser war als er. Und um sich vor seinen wiederholten Angriffen zu schützen, hatte sie für sich und ihre Familie ein Haus gebaut, das sie mit selbst erarbeiteten Zaubern, die außerhalb ihrer Familie unbekannt waren - und dies auch für immer bleiben sollten - gesichert hatte.
Nachdem Sirius ihr erzählt hatte, warum er zu ihr gekommen war, was passiert war und wer das Kind war, hatte Linnea sofort die alten Zauber wieder aktiviert. Und so war nun nicht nur das Haus unauffindbar, sondern auch jeder der darin wohnte. Es hatte eine Weile gedauert, aber dann hatte sie es geschafft, auch noch einen speziellen Zauber über Harry zu legen, sodass er auch außerhalb des Hauses für immer unauffindbar war, außer für sie selbst und Sirius natürlich; das hätte ihr Leben mit einem Kleinkind doch arg kompliziert gestaltet.
Und einer Sache war sich Linnea sicher, wie auch immer sich ihre Beziehung zu Sirius entwickeln mochte, die beiden würden bei ihr bleiben, denn sie hatte in der kurzen Zeit, die Harry nun bei ihr war, eine innige Zuneigung zu diesem gefasst. Sie würde ihn ganz sicher nicht mehr hergeben. Nicht freiwillig. Nur über ihre Leiche - was Merlin verhüten möge!
Und einer Sache war sich Linnea sicher, wie auch immer sich ihre Beziehung zu Sirius entwickeln mochte, die beiden würden bei ihr bleiben, denn sie hatte in der kurzen Zeit, die Harry nun bei ihr war, eine innige Zuneigung zu diesem gefasst. Sie würde ihn ganz sicher nicht mehr hergeben. Nicht freiwillig. Nur über ihre Leiche - was Merlin verhüten möge!
***
Albus Dumbledores Stimmung war bereits auf einem Tiefpunkt, als er aus den grünen Flammen eines Kamins in das Atrium des Zaubereiministeriums trat. Er hatte noch immer keine Spur vom kleinen Harry Potter oder von Sirius Black, und langsam gingen ihm die Ideen aus, wie und wo er sie noch suchen sollte.
Allmählich machten erste Gerüchte die Runde, Baby Potter hätte den Angriff von Lord Voldemort alias Tom Riddle gar nicht überlebt und sei zusammen mit seinen Eltern in Godric's Hollow umgekommen. Selbst einige Lehrer und Lehrerinnen von Hogwarts hatten begonnen, die Möglichkeit zu diskutieren, der Junge könnte nicht überlebt haben. Außerdem schienen sie ihm, Dumbledore, mehr und mehr auf der Nase herumzutanzen. Einige unterrichteten was und wie sie wollten und zeigten sich vollständig beratungsresistent. Vielleicht würde er sogar persönlich Unterrichtsbesuche bei den Kollegen abhalten und den einen oder die andere auf Bewährung setzen müssen. Wenn das so weiter ging, würde es vermutlich in nicht allzu ferner Zukunft die ersten zwangsweisen Entlassungen aus dem Lehrerkollegium in der Geschichte der Zaubererschule geben.
Allmählich machten erste Gerüchte die Runde, Baby Potter hätte den Angriff von Lord Voldemort alias Tom Riddle gar nicht überlebt und sei zusammen mit seinen Eltern in Godric's Hollow umgekommen. Selbst einige Lehrer und Lehrerinnen von Hogwarts hatten begonnen, die Möglichkeit zu diskutieren, der Junge könnte nicht überlebt haben. Außerdem schienen sie ihm, Dumbledore, mehr und mehr auf der Nase herumzutanzen. Einige unterrichteten was und wie sie wollten und zeigten sich vollständig beratungsresistent. Vielleicht würde er sogar persönlich Unterrichtsbesuche bei den Kollegen abhalten und den einen oder die andere auf Bewährung setzen müssen. Wenn das so weiter ging, würde es vermutlich in nicht allzu ferner Zukunft die ersten zwangsweisen Entlassungen aus dem Lehrerkollegium in der Geschichte der Zaubererschule geben.
Und jetzt hatte ihn auch noch der Übergangsminister, Cornelius Fudge, ins Ministerium beordert. Seine Nachricht hatte dringlich und diesmal eigentümlicherweise nicht wie sonst geklungen, wenn Fudge ihn um Rat fragte. Auch sollte er sich mit ihm nicht in seinem eigenen Büro treffen, sondern in dem von Bartemius Crouch, dem Leiter der Abteilung für Magische Strafverfolgung.
Gerüchten zufolge war dieser Crouch auf dem besten Wege der nächste Zaubereiminister zu werden, nachdem Dumbledore selbst den Posten zum wiederholten Male abgelehnt hatte. Er war zwar ein harter Knochen und zeigte sich bei der Verfolgung von Todessern und anderen Anhängern des Dunklen Lords oft von seiner unnachgiebigsten und kaltherzigsten Seite, aber Bartemius Crouch war sicher besser als Minister für Zauberei geeignet als dieser windelweiche und zugleich ehrgeizige Fudge, der sich als erster Untersekretär nur zu gern bereiterklärt hatte nach dem überraschenden Tod des ehemaligen Ministers, vorläufig dessen Geschäfte zu übernehmen, zumindest so lange, bis man eine dauerhafte Lösung gefunden hatte.
Sicher ging es um die Nachfolge, und Fudge wollte mal wieder Dumbledores Unterstützung, um Crouch zu überzeugen, dass er im Amt des Ministers in dieser schwierigen Zeit sicher noch mehr zur Bekämpfung der dunklen Künste beitragen konnte als in seiner jetzigen Stellung.
Sicher ging es um die Nachfolge, und Fudge wollte mal wieder Dumbledores Unterstützung, um Crouch zu überzeugen, dass er im Amt des Ministers in dieser schwierigen Zeit sicher noch mehr zur Bekämpfung der dunklen Künste beitragen konnte als in seiner jetzigen Stellung.
Nachdem Dumbledore seinen Zauberstab registrieren lassen hatte, fuhr er mit dem Fahrstuhl hinauf in die Etage, in der die Abteilung für Magische Strafverfolgung und damit das Büro von Bartemius Crouch lagen. Als er aus dem Aufzug trat und den Gang entlang ging, überkam ihn mit einem Mal ein unangenehmes Frösteln, das sich noch verstärkte, als er die Bürotür nach einem höflichen Klopfen und einem gebrummelten "Herein!" von drinnen öffnete.
Bartemius Crouch saß hinter seinem Schreibtisch und nickte Cornelius Fudge, der rechts von ihm stand, aufgeregt zu, sodass selbst sein schmales Oberlippenbärtchen zu flattern schien. Auch Fudge wirkte nervös und aufgebracht. Und da war noch ein dritter Mann im Raum, der der Eingangstür und damit Dumbledore den Rücken zukehrte. Als er Dumbledores Eintreten bemerkte, drehte er seine kleine, untersetzte Gestalt zu ihm um. Seine lange, spitze Nase zitterte leicht und seine wässrig hellen Augen blitzten auf, als sich ein hämisches Grinsen auf seine Lippen stahl.
"Peter Pettigrew?" Albus Dumbledore konnte nicht verhindern, dass ihm vor Verblüffung die Kinnlade herunterklappte.
Pettigrew nahm eine geduckte Schutzhaltung ein, als er sich wieder zu Crouch und Fudge umdrehte. Auch hatte er den verschlagenen Ausdruck von seinem Gesicht gewischt. Stattdessen wimmerte er:
"Bitte, bitte, lassen Sie nicht zu, dass er mir etwas antut! Reicht es nicht, dass er zusammen mit Sirius Black die Potters an den, dessen Name nicht genannt werden darf, ausgeliefert hat? Bitte, beschützen Sie mich vor ihm!"
Schon kauerte der kleine Mann mit den vorstehenden Zähnen und dem schütteren Haar in der Ecke des Raumes, die am weitesten von Dumbledore entfernt lag. Fudge eilte zu ihm und tätschelte ihm unbeholfen die beginnende Glatze, weil er keinen anderen Teil seines Körpers erreichen konnte, ohne einen Bandscheibenvorfall zu riskieren.
"Ich dachte, Sie wären tot, Pettigrew!" stammelte Dumbledore erstaunt. "War nicht ein Zeigefinger alles, was Sirius Blacks Fluch von Ihnen übriggelassen hat?"
"Das hätten Sie wohl gern, was?" kreischte Pettigrew auf. "Das war wohl die ganze Zeit über Ihr Plan zusammen mit Ihrem Spezi Black? Erst die Potters an Du-weißt-schon-wen verraten, dann ihre engsten Vertrauten beseitigen. Nein, ich lebe noch! Und ich bin Sirius Black entkommen, wenn auch nur mit knapper Not. Wenigstens konnte ich einige der anwesendem Muggel vor ihm in Sicherheit bringen, auch wenn es mich meinen Zeigefinger gekostet hat! Nur leider ist er mit Ihrer Hilfe entkommen!"
Dumbledore fühlte sich noch immer wie ein Karpfen auf dem Trockenen, der tonlos sein Maul öffnete und wieder schloss. Noch nie in seinem Leben hatte er sich so sprachlos gefühlt im Angesicht solch' haltloser Anschuldigungen.
Peter Pettigrew jammerte und winselte weiter, wobei er das bebende Gesicht hinter seinen Händen verborgen hielt. "Fragen Sie ihn, wer der Geheimniswahrer der Potters war!"
Fudge und Crouch sahen Dumbledore stumm und auffordernd an.
"Sirius Black, aber das habe ich doch bereits zu Protokoll gegeben. Auch, dass er entkommen und selbst für mich derzeit unauffindbar ist", erwiderte Dumbledore auf ihre unausgesprochenen Fragen.
"Hat er auch zu Protokoll gegeben, dass der Geheimniswahrer, der den Aufenthaltsort der Potters unauffindbar hatte machen sollen, in letzter Minute noch einmal geändert wurde, und dass er selbst den Job von Black übernommen hat? Sirius selbst hat es mir gesagt, kurz bevor er versucht hat, mich und all die Muggel umzubringen. Und fragen Sie ihn auch, ob es zum Plan gehört hat, den armen, kleinen Harry in einen Stein zu verwandeln und von einer Klippe ins Meer zu werfen, denn genau das habe ich beobachtet!"
Pettigrew heulte regelrecht auf.
"Hat sich denn nie jemand gefragt, warum der Dunkle Lord so viel Respekt vor Dumbledore hatte? Der einzige, den er je gefürchtet hat? Warum wohl? Weil Albus Dumbledore ein noch schwärzerer Magier ist, als Du-weißt-schon-wer! Das gehört alles zu seinem Plan. Er ist der wahre Mörder der Potters. Wahrscheinlich weiß er sogar, wo der, dessen Namen nicht genannt werden darf, sich jetzt aufhält!" Sein verzweifeltes Schluchzen hinter seinen Händen klang beinahe wie ein Kichern.
Harry in einen Stein verwandelt und ins Meer geworfen? Sirius Black als Verräter auf der Flucht? In Dumbledores Kopf begannen die Gedanken, die er sich schon die ganze Zeit über gemacht hatte, einen wilden Reigen zu tanzen und ihn schwindelig zu machen. Außerdem schien irgendetwas hier drinnen im Büro des Leiters der Abteilung für Magische Strafverfolgung jegliche Wärme aus seinen Gliedern und seinem Körper zu ziehen.
Bartemius Crouch hatte sich erhoben und kam mit ernster Miene und ausgestreckten Händen auf Dumbledore zu. In seinem Blick lag fast so etwas wie Bedauern, als er langsam, aber klar und deutlich zu sprechen begann:
"Albus, das sind ernste Anschuldigungen, die da gegen Sie erhoben werden. Ich möchte Sie bitten, mir Ihren Zauberstab zu übergeben."
Wie hypnotisiert legte Dumbledore seinen Zauberstab in Crouchs Hände. Sein Kopf pochte und schmerzte nun dumpf. An Widerstand konnte er nicht mal denken.
"Und dann... ." Crouch drehte sich vorsichtig um und zog einen Vorhang hinter seinem Schreibtisch zur Seite, der einen Durchgang zu einem Nebenraum seines Büros verborgen hatte. Das Kältegefühl wurde nahezu unerträglich. "Und dann wird es das beste sein, wir bringen Sie nach Askaban, bis wir nach intensiven Untersuchungen und in einigen Anhörungen geklärt haben, was dran ist an Mister Pettigrews Anschuldigungen."
Zwei vermummte, schwarze Gestalten schwebten aus dem Nebenraum in das Büro und direkt auf Dumbledore zu. Kälte schien sich wie ein spitzer Eiszapfen direkt in sein Gehirn zu bohren. Die Welt um ihn herum verlor an Farbe, und alle glücklichen Gedanken und Erinnerungen schienen mit einem Mal aus seinem Gedächtnis gelöscht zu sein. Selbst wenn er seinen Zauberstab noch gehabt hätte, so hätte er in diesem Moment doch keinen Patronus zu seinem Schutz heraufbeschwören können, denn alle Sorgen und Zweifel der letzten Jahre und Tage hatten sich wie Ketten um sein Denken und seine magischen Fähigkeiten gelegt.
Die beiden Dementoren, die Wachen Askabans, umkreisten ihn, ohne ihn zu sehen oder zu berühren, und doch reichte ihre bloße Anwesenheit aus, dass Albus Dumbledore sein Bewusstsein verlor und erst in einer engen Zelle im Zauberergefängnis mitten in der sturmgepeitschten Nordsee wieder zu sich kam.
Dunkelheit umfing ihn und eine abgrundtiefe Verzweiflung. Er wusste, mit welcher bösen Erinnerung ihn die Dementoren in den kommenden Tagen, Wochen, Monaten, vielleicht Jahren quälen würden, denn diese Erinnerung trug einen Namen: ARIANA.
***
Und noch jemand, war verzweifelt! In Spinners End lief ein gehetzter Severus Snape ruhelos in seiner Bibliothek auf und ab.
"Sie ist tot! Sie ist tot!"
Zwischen zusammen gepressten Lippen stieß er diese drei Wörter immer wieder hervor, als ob er es dadurch ungeschehen machen könnte. Er ballte die Fäuste und versuchte zu überlegen, was jetzt geschehen sollte.
Berichten zufolge sollte der Dunkle Lord besiegt worden sein. Besiegt von einem kleinen Kind. Von IHREM Kind. Er musste unbedingt Näheres erfahren. Er musste mit Albus Dumbledore sprechen. Seine Trauer schwang in Zorn um. Hatte er nicht Dumbledore vertraut? Hatte er ihn nicht angefleht, sie zu schützen? Hatte er nicht versprochen, alles dafür zu tun? Wo stand er jetzt?
Nur Albus Dumbledore wusste, dass er den Dunklen Lord verraten hatte. Die Auroren würden jetzt sicher alle übrig gebliebenen Todesser suchen und verhaften. Er musste vorsichtig sein. Es führte kein Weg daran vorbei, er musste nach Hogwarts und mit Dumbledore sprechen.
Berichten zufolge sollte der Dunkle Lord besiegt worden sein. Besiegt von einem kleinen Kind. Von IHREM Kind. Er musste unbedingt Näheres erfahren. Er musste mit Albus Dumbledore sprechen. Seine Trauer schwang in Zorn um. Hatte er nicht Dumbledore vertraut? Hatte er ihn nicht angefleht, sie zu schützen? Hatte er nicht versprochen, alles dafür zu tun? Wo stand er jetzt?
Nur Albus Dumbledore wusste, dass er den Dunklen Lord verraten hatte. Die Auroren würden jetzt sicher alle übrig gebliebenen Todesser suchen und verhaften. Er musste vorsichtig sein. Es führte kein Weg daran vorbei, er musste nach Hogwarts und mit Dumbledore sprechen.
***
Minerva McGonagall stand ebenfalls am Rand der Verzweiflung. Das Kind Harry Potter war verschwunden, Albus Dumbledore verhaftet. Nun stand sie mit erhobenem Zauberstab vor einem ihr bekannten jungen Mann, der sich fast gewaltsam einen Weg in ihr Büro verschafft hatte und verzweifelt immer wieder nach Dumbledore fragte.
"Ich habe es Ihnen schon zum wiederholten Male erklärt. Professor Dumbledore ist nicht hier. Er wurde verhaftet. Genaueres kann ich Ihnen dazu auch nicht sagen. Ich weiß es selber nicht, Mr. Snape. Außerdem verstehe ich nicht, was Sie die ganze Sache angehen sollte. Sind sie nicht ein Anhänger von Du-weißt-schon-wem gewesen? Ich sollte besser die Auroren rufen."
Snape ließ sich mit einem tiefen Seufzer in einen Sessel fallen, ohne den auf ihn gerichteten Zauberstab auch nur zu beachten. "Dann ist alles verloren", murmelte er.
Langsam ließ Professor McGonagall ihren Stab sinken, um ihn gleich darauf wieder zu erheben, als die Gestalt vor ihr, mit einem Ruck aus dem Sessel hochfuhr. "Wo ist das Kind? Was ist mit dem Kind geschehen?"
In diesem Augenblick wurde die Tür aufgestoßen und eine etwas zerlumpt wirkende Gestalt stürzte sich mit den Worten: "Stimmt es, was mir Hagrid gerade erzählt hat? Sirius hat den kleinen Harry mitgenommen?" in den Raum. Minerva McGonagall zog scharf die Luft ein und auch Severus Snape starrte die Gestalt entgeistert an. "Remus Lupin!?" tönte es aus zwei Kehlen gleichzeitig.
Es war tatsächlich Remus Lupin, der auch sofort seinen Zauberstab gezückt hatte, als er die Gestalt von Severus Snape erblickt hatte. Snape ließ sich davon jedoch nicht irritieren, sondern hatte fast gleichzeitig seinen Zauberstab gezogen.
"Lupin, was haben Sie da gerade gesagt? Sirius Black hat das Kind von Lily Potter?"
Minerva McGonagall kicherte plötzlich hysterisch. "Schluss jetzt! Wir lassen jetzt alle ganz langsam die Zauberstäbe verschwinden und dann setzten wir uns alle ganz gemütlich vor den Kamin und reden wie zivilisierte Zauberer miteinander."
Misstrauisch beäugten sich Snape und Lupin noch eine Weile, doch dann folgten sie langsam der Aufforderung von Professor McGonagall.
Das Gespräch dauerte bis tief in die Nacht. Müde rieb sich Remus Lupin die Stirn und die Augen. Das Ganze war wirklich zu verwirrend und machte im Großen und Ganzen keinen Sinn.
"Irgendetwas passt hier ganz und gar nicht," murmelte er. "Da fehlt etwas. Warum wurde Albus Dumbledore verhaftet und warum hat Sirius die Potters verraten? Warum hat er versucht, Peter Pettigrew umzubringen? Was will er jetzt mit Harry?"
McGonagall schüttelte ebenfalls ratlos den Kopf. "Ich überlege auch schon die ganze Zeit."
Snape war immer noch erschüttert von dem, was er gerade erfahren hatte. "Wir müssen Sirius Black finden. Wir müssen das Kind wieder sicher zurück bringen." Er wandte sich an Remus Lupin. "Sie waren einer seiner besten Freunde, so schien es jedenfalls. Haben Sie eine Idee, wohin Black gehen würde? Wo würde er sich mit dem Kind verstecken?"
***
Albus Dumbledore konnte später nicht mehr sagen, wie viel Zeit vergangen war, wie lange er schon in dieser engen und bedrückenden Zelle saß. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren. Jeder Tag war gleich. Alles wiederholte sich nach dem immer gleichen Schema. Er war weit davon entfernt, im Sterben zu liegen, aber Leben konnte man diese Haft beim besten Willen auch nicht nennen.
Er zitterte mittlerweile ununterbrochen vor Kälte und Erschöpfung. Selbst, wenn er die kargen und häufig verdorbenen Gefängnismahlzeiten herunter schlang, konnten sie ihn nicht mehr aufwärmen, wie sie es einmal getan hatten.
Die meiste Zeit verbrachte er in einer Art Dämmerzustand und wenn er tatsächlich einmal einschlafen konnte, dann träumte er von seiner Schwester Ariana. Jede Nacht und zunehmend auch tagsüber erlebte er wieder und wieder jenen Streit, jenen Kampf mit Gellert Grindelwald, der zu ihrem Tod geführt hatte. Er sah, wie sie die Kontrolle verloren hatte, der Zauberstab herumgerissen wurde und sie leblos auf dem Boden zusammengebrochen war. Wieder und wieder hörte er ihre Schreie.
Auch Aberforth wanderte durch seinen Geist und brach ihm immer wieder und wieder die Nase auf ihrer Beerdigung. Aber deutlicher und lebhafter standen ihm diejenigen vor Augen, die er schon vor Jahrzehnten verloren hatte. Die Toten grüßten ihn. Und die Dementoren weideten sich an seinem Schmerz. Sie sogen sein Leid immer besonders tief und intensiv ein, wenn sie an seiner Zelle vorbeischwebten.
Die meiste Zeit verbrachte er in einer Art Dämmerzustand und wenn er tatsächlich einmal einschlafen konnte, dann träumte er von seiner Schwester Ariana. Jede Nacht und zunehmend auch tagsüber erlebte er wieder und wieder jenen Streit, jenen Kampf mit Gellert Grindelwald, der zu ihrem Tod geführt hatte. Er sah, wie sie die Kontrolle verloren hatte, der Zauberstab herumgerissen wurde und sie leblos auf dem Boden zusammengebrochen war. Wieder und wieder hörte er ihre Schreie.
Auch Aberforth wanderte durch seinen Geist und brach ihm immer wieder und wieder die Nase auf ihrer Beerdigung. Aber deutlicher und lebhafter standen ihm diejenigen vor Augen, die er schon vor Jahrzehnten verloren hatte. Die Toten grüßten ihn. Und die Dementoren weideten sich an seinem Schmerz. Sie sogen sein Leid immer besonders tief und intensiv ein, wenn sie an seiner Zelle vorbeischwebten.
Obwohl er, wenn er sich zusammennahm und angestrengt nachdachte und sich richtig erinnerte, schon seine ganze Weile keinen Dementor mehr gesehen hatte. Stattdessen tat nun eine Bande von gemeinen, wilden Kobolden mit Zauberstäben Dienst in Askaban und quälte die Insassen. Sie trieben bösartige Scherze mit den Gefangenen und piesackten sie, wo sie konnten, meistens mit schmerzhafter Magie, die aber wenig körperlichen Schaden anrichtete. Dabei war ihnen doch per Gesetz verboten, Zauberstäbe zu tragen und zu benutzen! Irgendetwas lief hier völlig falsch. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
Albus strich sich das lange, verfilzte Haar so gut es ging aus der Stirn und rieb sich die Schläfen. Es war an der Zeit, wieder klare Gedanken zu fassen. Er konnte doch nicht zulassen, dass ihn dieser Ort zu einem geistigen und seelischen Wrack, zu einer leeren Hülle machte. Er musste ernsthaft nachdenken.
Er hatte viele Todesser nach Askaban kommen sehen und sie in ihren Zellen schreien hören, sie seien unschuldig. Da waren die LeStranges gewesen, Rabastan, Rodolphus und Bellatrix, und seltsamerweise auch Bartemius Crouch, junior, der Sohn des Leiters der Abteilung für Magische Strafverfolgung, und wer weiß, inzwischen vielleicht sogar schon Zaubereiminister. Aber vielleicht hatte er sich auch nur eingebildet, das milchige Gesicht des jungen Crouch gesehen zu haben, als er an seiner Zelle vorbeigeführt wurde.
Er nahm einen Schluck Wasser aus dem Becher, den er durch die Gitterstäbe nach draußen auf den Fenstersims gestellt hatte, um den Regen aufzufangen. Das Regenwasser ließ seine Kehle weniger rau erscheinen und hatte nicht diesen unerträglich metallischen Geschmack wie das Wasser, das ihm seine Wärter vorsetzten.
Er hatte also all diese Anhänger Lord Voldemorts nach Askaban kommen sehen und ihre Seelenqualen gehört, wenn sie sie laut herausschrieen. Und seltsamerweise hatte er sie das Zauberergefängnis auch wieder verlassen sehen. Man hatte sie vor kurzer Zeit wieder entlassen. Alle, ausnahmslos.
"Du wirst hier verrotten, alter Mann!" hatte Bellatrix LeStrange ihm im Vorbeigehen zugeraunt, als sie eskortiert von zwei Dementoren auf dem Gang an seiner Zelle vorbeigekommen war. "Die Zeiten haben sich geändert!"
Und dann waren immer mehr und mehr bekannte Gesichter an seiner Zelle vorbeigeführt worden, allerdings tiefer ins Innere des Gefängnisses. Dumbledore klopfte sich leicht mit der flachen Hand gegen die Stirn. Er wollte jetzt nicht die Gesichter Arianas und Gellert Grindelwalds sehen, die ihm wutverzerrt Beleidigungen entgegen warfen. Er wollte klar sein, sich richtig erinnern, sich klar werden, ob er sich richtig erinnern konnte.
Da waren Cornelius Fudge gewesen und Bartemius Crouch, senior. Aber auch Rufus Scrimgeour, Gawain Robards, Alastor 'Mad-Eye' Moody und Kingsley Shacklebolt hatte man offensichtlich verhaftet. Führungsgrößen aus dem Zaubereiministerium und aus der Aurorenzentrale in Askaban? Was hatte das nur zu bedeuten?
Da waren Cornelius Fudge gewesen und Bartemius Crouch, senior. Aber auch Rufus Scrimgeour, Gawain Robards, Alastor 'Mad-Eye' Moody und Kingsley Shacklebolt hatte man offensichtlich verhaftet. Führungsgrößen aus dem Zaubereiministerium und aus der Aurorenzentrale in Askaban? Was hatte das nur zu bedeuten?
Ein grüner Lichtstrahl zuckte durch die vergitterte Tür seiner Zelle, traf ihn schmerzhaft wie ein kleiner Blitzeinschlag an der Schulter und riss ihn aus seinen Überlegungen. Als er seinen Kopf in Richtung Tür und Gang drehte, blickte er in das schiefe Grinsen eines Kobolds mit einer Augenklappe, der ihn herausfordernd und auch neugierig durch die Gitter betrachtete. Dabei entblößte er seine fauligen und krummen Zähne und balancierte seinen groben Zauberstab von einer langfingrigen Hand zur anderen. Er stieß ein schnarrendes Geräusch aus, als er zu sprechen begann:
"Du hast Besuch, alter Mann! Los, auf! Und keine krummen Touren!"
Ein zweiter Kobold kam dazu und wiegte langsam das lange Seil, das er in Händen hielt. "Fessele ihn, Hokpit, und pass' auf, dass er keine Dummheiten macht", wies der erste Kobold an.
Unter weiteren Lichtblitzen und Elektrostößen betrat der Kobold namens Hokpit mit seinem Seil Dumbledores Zelle, fesselte ihm die Hände hinter den Rücken und führte ihn schließlich unter Knüffen und Tritten den Gang entlang.
Dumbledore sah sich verwundert um, konnte aber noch immer keine Dementoren entdecken. Sicher waren hier irgendwo noch welche, wie er an der unterschwellig weiter durch das gesamte Gebäude wabernden Kälte spüren konnte, aber sie schienen in einiger Entfernung und mit anderen Dingen beschäftigt zu sein. Stattdessen wimmelte es von Kobolden, die alle mit äußerst gewichtigen Mienen Dinge taten, die jeder Gefängniswärter sonst auch tat. Und ausnahmslos alle trugen sie Zauberstäbe.
Dumbledore sah sich verwundert um, konnte aber noch immer keine Dementoren entdecken. Sicher waren hier irgendwo noch welche, wie er an der unterschwellig weiter durch das gesamte Gebäude wabernden Kälte spüren konnte, aber sie schienen in einiger Entfernung und mit anderen Dingen beschäftigt zu sein. Stattdessen wimmelte es von Kobolden, die alle mit äußerst gewichtigen Mienen Dinge taten, die jeder Gefängniswärter sonst auch tat. Und ausnahmslos alle trugen sie Zauberstäbe.
Dumbledore überlegte, dass es kein Problem für ihn sein würde, einem von ihnen einen der Stäbe abzunehmen und einen Fluchtversuch zu starten, aber was sollte dann kommen? Was wenn die Dementoren überraschend zurückkehrten? Was wenn er es zwar auf die Festungsmauern schaffte, aber dann keine Möglichkeit fand, an Land zu gelangen?
Nein, er würde abwarten müssen. Außerdem wollte er unbedingt wissen, wer sein Besucher war. Soweit er sich erinnerte, hatte er in all der Zeit, die er nun schon in Askaban verbrachte, noch keinen Besuch gehabt. Die letzten nicht gefangenen Hexen und Zauberer, die er gesehen hatte, hatten ihm bei seiner Anhörung in den Gerichtssälen in den Katakomben des Zaubereiministeriums gegenüber gesessen und wild geklatscht, als Bartemius Crouch ihn aufgrund der Aussage von Peter Pettigrew zu lebenslanger Haft in Askaban verurteilt hatte. Und nun saß der Chefankläger der Zaubererwelt selbst irgendwo hinter diesen dicken Mauern. Welche Ironie!
Nein, er würde abwarten müssen. Außerdem wollte er unbedingt wissen, wer sein Besucher war. Soweit er sich erinnerte, hatte er in all der Zeit, die er nun schon in Askaban verbrachte, noch keinen Besuch gehabt. Die letzten nicht gefangenen Hexen und Zauberer, die er gesehen hatte, hatten ihm bei seiner Anhörung in den Gerichtssälen in den Katakomben des Zaubereiministeriums gegenüber gesessen und wild geklatscht, als Bartemius Crouch ihn aufgrund der Aussage von Peter Pettigrew zu lebenslanger Haft in Askaban verurteilt hatte. Und nun saß der Chefankläger der Zaubererwelt selbst irgendwo hinter diesen dicken Mauern. Welche Ironie!
Sie waren an einer schmalen Zelle angekommen, an deren Wänden zwei hölzerne Pritschen in die Steinmauer eingelassen waren. Auf einer dieser Pritschen saß bereits eine mit einem dunkelgrünen Kapuzenumhang verhüllte Gestalt und wartete, als Dumbledore ins Innere gestoßen wurde. Der erste der beiden Wachkobolde durchtrennte mit dem Zauberstab die Fesseln an seinen Händen und stieß ihn auf die Pritsche gegenüber der wartenden Person.
"So, meine Süßen!" schnarrte er und entblößte dabei wieder seine schiefen und gelblichen Zähne. "Ihr habt genau fünfzehn Minuten Zeit. Und beim ersten Zeichen von Regelverstößen, geht 's euch schlecht! Wir sind gleich hinter diesen Gitterstäben, nicht wahr, Hokpit?"
Der zweite Kobold nickte stumm und warf einen verstohlenen Blick auf den großen Zauberer, den er vor kurzem gefesselt hatte. Da war offensichtlich noch immer eine Art Respekt gegenüber dem größten Zauberer, den die Welt seit mehr als einem Jahrhundert gesehen hatte. Dann verschwanden die beiden Kerlchen aus dem Gesichtsfeld der beiden Personen in der Besucherzelle.
"Dumbledore!" Die vermummte Gestalt ergriff Albus Dumbledores nun wieder freie Hände und drückte sie fest und herzlich. "Albus! Es ist so schön Sie zu sehen, auch wenn... ."
In den besorgten Augen von Minerva McGonagall konnte Dumbledore erkennen, dass er nicht wirklich gut aussah. Er war abgemagert, und seine hellen blauen Augen lagen in tiefen Höhlen. Sein sonst so strahlend weißes Haar und der ebensolche, lange Bart waren schmutzig grau geworden und verknotet und verfilzt. Die sackartige Sträflingskleidung, die er trug, machte das Gesamtbild nicht besser. Minerva nahm ihre Kapuze vom Kopf und seufzte sichtlich auf.
"Meine liebe Minerva, wie ist es Ihnen ergangen in der Zwischenzeit?" lenkte Dumbledore von sich ab. "Wie läuft es an der Schule und sonst so?"
McGonagall warf hastige Blicke durch die Gitterstäbe auf den Gang hinaus. Es war im Augenblick niemand zu sehen, aber dennoch senkte sie vorsichtig die Stimme.
"Es ist die Hölle!" flüsterte sie. "Noch geht in Hogwarts alles seinen gewohnten Gang, aber ich befürchte, sobald die neue Regierung erkannt hat, wie wichtig es ist, den Nachwuchs möglichst früh auf ihre Seite zu ziehen, wird es vorbei sein mit dem scheinbaren Frieden und der Freiheit in der Schule."
"Neue Regierung?" Dumbledore blinzelte sie kurzsichtig an, denn seine Brille mit den halbmondförmigen Gläsern hatte man ihm schon an seinem ersten Tag hier in Askaban abgenommen.
"Ja, stellen Sie sich vor!" raunte Professor McGonagall. "Wir haben jetzt einen Zaubererrat, dem der neu ernannte Kanzler vorsitzt. Die Stelle des Zaubereiministers wurde bis heute nicht neu besetzt, und nach all diesen Gesetzesänderungen praktisch abgeschafft. Und stellen Sie sich vor, wer dieser Kanzler ist!"
Dumbledore zog die buschigen Augenbrauen hoch und nickte ihr aufmunternd zu, um ihr zu zeigen, dass er keine Ahnung hatte, wer das sein könnte, und sie weiter sprechen sollte.
"Es ist dieser kleine, untalentierte, verlogene, verräterische...", sie atmete tief ein, um sich etwas zu beruhigen. "Stellen Sie sich vor, es ist dieses Rattengesicht Peter Pettigrew, der neue Held der Zaubererwelt, seit er Sie hierher gebracht hat. Er ist zwar nur eine Marionette, denn die eigentliche Macht liegt beim Zaubererrat, aber sie sollten sehen, wie er durch die Gegend stolziert. Jeden Tag hat er eine andere Schlagzeile auf der ersten Seite des Tagespropheten. Man könnte fast meinen, er wäre von jemand anderem besessen. Aber im Hintergrund zieht Lucius Malfoy die Fäden mit all seiner Macht und all seinem Geld. Oh, Albus, wir haben Sie nie mehr gebraucht als jetzt."
Dumbledore räusperte sich verlegen. Das klang wirklich nicht gut, aber was sollte er von hier drinnen bewirken?
Professor McGonagall fuhr leise fort: "Albus, die Angst geht wieder um. Es ist beinahe noch schlimmer als zu Du-weißt-schon-wessen Zeiten. Niemand ist mehr sicher. Wahllose Verhaftungen, und Menschen verschwinden spurlos, nicht nur Hexen und Zauberer sondern auch Muggel. Und durch das ganze Land streifen die Dementoren und verbreiten Angst und Schrecken. Es sind nur noch wenige hier in Askaban. Pettigrew hat ihnen erlaubt, die Gefängnisinsel zu verlassen. Seitdem nisten sie überall, vor allem aber in London rund um das Zaubereiministerium. Und dann diese Kobolde! Sie sollten wirklich hören, wie Pettigrew deren Einsatz als Gefängniswachen in den Himmel lobt. Manchmal möchte ich wirklich... ."
Dumbledore unterbrach sie: "Was ist mit dem Phönix-Orden, Minerva? Stehen die Mitglieder noch in Kontakt?"
Minerva überlegte kurz, als ginge sie die Mitglieder in Gedanken durch. "Einige von ihnen sind bereits verhaftet oder verschwunden", sagte sie dann. "Moody zum Beispiel. Mit den Weasleys habe ich neulich gesprochen. Sie sind genauso beunruhigt wie ich. Aberforth ist weiterhin in Hogsmeade. Und Remus Lupin ist auf der Suche nach Sirius Black und Harry Potter. Dumbledore, glauben Sie, dass der junge Black... ?"
Albus Dumbledore schüttelte ärgerlich den Kopf. Er wusste nicht, was er glauben sollte. War Sirius ein Verräter? War vielleicht Tom Riddle alias Lord Voldemort persönlich zurückgekehrt und zog die Fäden hinter dem Kanzler Pettigrew und dem so genannten Zaubererrat? Alles, was er wusste, war, dass er so schnell wie möglich hier raus musste.
Er stand auf und versuchte, einen Blick aus dem vergitterten Fenster nach draußen zu werfen, aber er konnte nichts erkennen außer tosenden, grauen Wellen. Von keinem der Zellenfenster aus konnte man die Insel sehen, auf der das Gefängnis stand, und das Festland schon gar nicht.
Er stand auf und versuchte, einen Blick aus dem vergitterten Fenster nach draußen zu werfen, aber er konnte nichts erkennen außer tosenden, grauen Wellen. Von keinem der Zellenfenster aus konnte man die Insel sehen, auf der das Gefängnis stand, und das Festland schon gar nicht.
"Hey!" donnerte die gemeine Stimme des fiesen Wachkobolds mit der Augenklappe plötzlich hinter seinem Rücken. "Hinsetzen! Und kommt zum Ende! Die Besuchszeit ist gleich vorbei!"
Minerva fasste ihn am Arm, und als sie das tat, spürte er etwas Langes, Dünnes und Hölzernes in den Ärmel seines Sträflingsumhangs gleiten. Sie zog ihn hinunter auf die Pritschen und in eine unauffällige Abschiedsumarmung. Ganz nah an seinem Ohr hauchte sie:
"Diese Kobolde sind lausige Gefängniswachen! Haben mich nicht mal ordentlich durchsucht als ich herein kam. Wir haben noch keinen richtigen Plan, aber ich verspreche Ihnen, wir holen Sie hier raus! Verwahren Sie den Zauberstab gut. Er gehörte einst meinem Großvater. Und seien Sie vorsichtig, bei allem, was Sie versuchen sollten. Wir werden einen Weg finden, wieder mit Ihnen in Kontakt zu treten."
Dann stand sie auf und rüttelte leicht an den Gitterstäben. Als der Kobold namens Hokpit die Tür geöffnet hatte, drehte sie sich noch einmal um und zwinkerte Albus Dumbledore aufmunternd zu, während sie die dunkelgrüne Kapuze wieder über ihre strenge Steckfrisur zog.
In dieser Nacht hatte Albus keine Alpträume, denn seine Gedanken kreisten um Harry Potter, der ihnen allen die Rettung bringen musste, um Peter Pettigrew und seinen Kreis aus ehemaligen Todessern, den er offensichtlich um sich gescharrt hatte, und um den Zauberstab unter dem Strohsack, auf den er sein Haupt gebettet hatte. 'Komm schon, Albus', feuerte er sich selber an. 'Irgendwo in Deinem schlauen, alten Kopf wirst du doch wohl einen Plan zum Ausbruch finden können!'
***
"In Deckung!" zischte Severus Snape und zog Remus Lupin von dem Gehweg in einen Hauseingang. "Da ist schon wieder eine Patrouille. Ich frage mich, wie die Muggel nur so blind sein können. So viel präsente Magie muss man doch einfach spüren."
"Wen sie wohl diesmal suchen?" flüsterte Remus Lupin und schwieg dann, bis die Gruppe bestehend aus zwei Zauberern, in denen er ehemalige Todesser zu erkennen glaubte, drei Kobolden und einem Wesen, das er auf den ersten Blick für einen Guhl hielt, weiter die Straße entlang und um die nächste Häuserecke gezogen war. Erst als sie außer Sichtweite waren, wagte er aufzuatmen.
"Vielleicht sollte ich mir eine andere Begleitung suchen, um Black und das Potter-Baby zu finden", knurrte Snape. "Mit einem Halbmenschen und Tierwesen an der Seite, das jeden Augenblick verhaftet werden könnte, wird mir das allmählich zu gefährlich. Außerdem sind wir noch nicht einen Schritt weiter. Wozu schimpfen Sie sich eigentlich Blacks Freund, wenn Sie keine Ahnung über ihn und sein Leben haben?"
Lupin fletschte die Zähne und knurrte Snape ärgerlich an: "Warum nennen wir uns nicht einfach wieder bei den Vornamen, Schniffelus, wie in der guten alten Zeit? Gut, ich habe keine Ahnung, wo Sirius sein könnte. Wir waren an jedem Ort in diesem Land, an dem er jemals gewesen ist, aber keine Spur von ihm oder Harry. Er muss das Land verlassen haben. Eine andere Erklärung gibt es für mich nicht."
Sie waren jetzt wieder in der Innenstadt von London unterwegs, nachdem sie in den letzten Wochen kreuz und quer durch das britische Königreich gereist waren. Selbst an der Nordseeküste hatten sie gestanden und am Horizont die sturmumpeitschte Gefängnisinsel von Askaban gesehen, aber auch in dieser mehr als abgelegenen Gegend hatten sie keinen Erfolg mit ihrer Suche gehabt. Also hatte Lupin vorgeschlagen, noch einmal das Haus der Blacks am Grimmauld-Platz Nummer zwölf nach Hinweisen zu durchsuchen. Hier waren sie schon einmal gewesen, kurz nachdem man Bellatrix LeStrange und ihren Mann aus dem Gefängnis entlassen hatte, ganz zu Anfang ihrer Reise.
Snape betrachtete es als ein gutes Zeichen, dass der Erstgeborene der Blacks noch am Leben war, dass bislang noch kein anderer Verwandter seinen Fuß über die Schwelle des altehrwürdigen Hauses gesetzt hatte, und dass der sonderbare alte Hauself, der sich ständig selber 'Kreacher' nannte, weiterhin auf die Rückkehr des 'schändlichen' Herrn Sirius und seine Befehle wartete und ihn trotz aller Abneigung als einzigen Erben des Hauses zu akzeptieren schien.
Dieser Hauself hatte in Snape einen Todesser und Vertrauten des Dunklen Lords erkannt und ihm deshalb bereitwillig Zutritt zum Haus am Grimmauld-Platz gewährt, als er und Lupin erstmals dort geklopft hatten. Snape war vor langer Zeit, als die alte Mrs. Black noch gelebt hatte, einmal mit Bellatrix dort gewesen, und Kreacher erinnerte sich an ihn. Auch Lupin schien er zu erkennen, wenn auch nur von Fotos aus dem Zimmer von Sirius, denn der war niemals zuvor dort gewesen. Und die Begrüßungsworte, die der Hauself für den Werwolf fand, waren nicht einmal halb so freundlich gewesen wie die für den Todesser.
Nach einem erneuten, vorsichtigen Blick aus dem Hauseingang heraus um die Ecke, schritten die beiden Männer eiligen Schrittes weiter zum Haus der Blacks. Snape mehr als skeptisch, denn bereits ihre erste vorsichtige und unauffällige Durchsuchung hatte keinerlei Hinweise gebracht, außer vielleicht dem, dass Sirius eindeutig seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnten nicht mehr dort gewesen war. Auch Lupin hatte wenig Hoffnung. Und nachdem sie fasziniert das Schauspiel beobachtet hatten, wie Nummer zwölf wie aus dem Nichts zwischen Haus Nummer elf und dreizehn aufgetaucht war, standen sie nun im dumpfen und düsteren Flur des Hauses.
"Ah, Master Snape und das Untier sind zurück im Haus der Herrin!" murmelte der Hauself, während er die Haustür hinter ihnen schloss. "Und noch immer keine Spur vom schändlichen Herrn Sirius. Zum Glück!"
Mit schlurfenden Schritten schob er sich an den beiden vorbei in Richtung Küche. "Welchen von den beiden Verrätern Sirius wohl als seinen Freund bezeichnen könnte? Kreacher fragt sich, für wen die Nachricht wohl ist. Das fragt sich Kreacher."
Remus Lupin horchte auf, während Snape gelangweilt und schlecht gelaunt mit untergeschlagenen Armen die Reihe ausgestopfter Elfenköpfe an der Wand betrachtete. "Was sagst Du da von einer Nachricht?" wollte Lupin wissen und stellte sich Kreacher in den Weg.
"Es richtet das Wort an Kreacher. Das Untier spricht Kreacher an im Haus seiner Herrin!" Sein Blick wanderte zu dem Gemälde der verstorbenen Mrs. Black, aber von dort kam keine Hilfe, denn seine Bewohnerin schien in tiefen Schlaf versunken zu sein und schnarchte vernehmlich mit dem Kinn auf der Brust. "Aber das Untier war mit Herrn Sirius in Hogwarts. Die Nachricht könnte also für den Abartigen sein!"
Lupin packte das Kerlchen an den dünnen, knochigen Schultern und schüttelte ihn. "Welche Nachricht? Welche Nachricht?" verlangte er zu wissen, aber Kreacher steckte nur die schmutzigen Finger in die lange Ohren, schloss die Augen und warf den Kopf von einer auf die andere Seite. Dazu kreischte er:
"Es soll Kreacher lassen! Es soll Kreacher nicht mit seinen unmenschlichen Klauen berühren! Nein! Nein! Nein! Kreacher will das nicht!"
Seufzend ließ Lupin ihn los und wandte sich an Snape: "Severus, könntest Du den Hauselfen fragen, um was für eine Nachricht es sich hier handelt? Dich scheint er ja zu mögen."
Snape schürzte verächtlich die Lippen. Das hier machte doch alles gar keinen Sinn. Vielleicht war es Zeit, mal wieder zu prüfen, wie der Wind inzwischen wehte, um sein Fähnlein danach auszurichten. Wozu sollten sie noch Black und das Potter-Baby finden, wenn längst die andere Seite das Sagen hatte?
"Bitte, Severus, tue es für Lily!"
Der Werwolf konnte es nicht lassen. Immer, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sah, kam er ihm auf diese unfaire Tour. Doch Snape seufzte tief, dann sprach er mit dem Hauselfen auf die herablassende Art, die die einzige war, die dieses versklavte Wesen zu verstehen schien.
So erfuhren sie, dass vor Kurzem eine Eule mit einem eingerollten Brief im Schnabel durch das niedrige Küchenfenster geflogen war und sich seitdem auf dem Küchenschrank nieder gelassen hatte. Der Adressat auf dem Umschlag war offenbar "Ein Freund aus Hogwarts" und das Tier weigerte sich standhaft, Kreacher die Nachricht zu übergeben oder das Haus wieder zu verlassen.
Noch bevor Lupin Kreachers letztes Wort gehört hatte, war er an ihm und Snape vorbei in die Kellerküche hinuntergestürzt. Und da saß tatsächlich eine riesige, graue Eule mit kleinen, schwarzbraunen Augen auf dem Küchenschrank und blinzelte ihn misstrauisch an.
"Das ist ein Habichtskauz", wunderte sich Lupin, der vor einiger Zeit eher zufällig ein Bild dieser hauptsächlich in Nordosteuropa vorkommenden Art in einem Buch entdeckt hatte. Kaum tat er einen Schritt auf das Tier zu, stieß dieses einen aggressiven Schrei aus und nahm den Brief demonstrativ in den Schnabel, offenbar bereit ihn mit Krallen und Federn zu verteidigen.
"Ich bin Remus Lupin, ein Freund von Sirius", sagte Lupin sanft und neigte dabei vorsichtig den Kopf. "Wir waren zusammen in Hogwarts, im Haus Gryffindor, er und ich."
Die Eule öffnete den gelben Schnabel so weit es ging, dann breitete sie die Flügel aus und flatterte wild damit, während Remus vorsichtig den herunter gefallenen Brief an einen "Freund aus Hogwarts" hoch hob. Zudem stieß das Tier einen lauten Schrei aus, der das Gemälde von Walpurga Black aufweckte.
"Schlammblüter! Blutsverräter! Unmenschen!" gellte es nun durch das leer stehende Haus.
Snape kam in die Küche und hielt sich die Ohren zu. Das Geschrei des Gemäldes und das der Eule vermengten sich zu einem betäubenden Radau. "Und war es das hier alles wert?" fragte er gehässig.
Lupin, der den Brief bereits geöffnet und eilig gelesen hatte, reichte das Pergament an Severus weiter und meinte: "Beurteile selbst!" Und während der Werwolf ging, das Gemälde im Flur zu beruhigen, indem er den schweren Samtvorhang davor zog, las Snape:
Hallo Freund!
Der Name dieser Eule ist Slaguggla.
Ihr Leibgericht ist Knäckebrot.
Ich hoffe, Du freust Dich über diesen Brief.
Und die geheimen in Hogwarts wie hier.
S.
"Ich habe selten ein unnützeres Schreiben gesehen!" erregte sich Snape. "Jetzt sag' nicht, Du kannst damit etwas anfangen, Lupin! Oder ist das etwa ein Geheimcode, den ich als euer alter Feind nicht verstehen soll?"
In Lupins Kopf ratterten bereits die Rädchen. Ein Habichtskauz aus Nordosteuropa. Slaguggla. Knäckebrot. Was hatte das zu bedeuten? Bei Knäckebrot dachte er immer zuerst an... an... Ja, an was eigentlich? An Schweden vielleicht. Aber was sollte Sirius mit Schweden zu tun haben? Und was sollte das mit den geheimen in Hogwarts und hier? Geheime was? Freute er sich über diesen Brief? Briefe, über die man sich freute? Geheime Briefe? Schweden?
"Schweden!" Ein Geistesblitz durchfuhr ihn wie ein kalter Wasserguss. Er spurtete los, die Treppe hoch in Sirius' altes Zimmer, wobei der einen alten Schirmständer, der aus einem Trollfuß gemacht war, umwarf. Geheime Briefe. Briefe aus Schweden vielleicht, die Sirius hatte verstecken wollen? Und wenn er sie hier wie in Hogwarts versteckte, dann hätten alle seine Freunde aus der Schule, zumindest seine drei engsten, James, Peter und er, Remus, gewusst, wo.
Snape folgte ihm langsam, bedächtig und kopfschüttelnd. Mit noch immer vor der Brust verschränkten Armen bliebt er im Türrahmen von Sirius' altem Zimmer, das sie bereits vor Wochen schon einmal erfolglos durchsucht hatten, stehen und sah Remus dabei zu, wie er nacheinander drei der Pfoten des großen Himmelbetts losschraubte, nachdem er sorgfältig die hellen aber total verstaubten und verdreckten Vorhänge entfernt hatte. Im dritten Pfosten schien er endlich gefunden zu haben, was er suchte. Remus hielt ihn mit einem Triumphschrei in Serverus' Richtung, um ihm zu zeigen, dass er innen hohl war.
"Die geheimen in Hogwarts wie hier!" lachte Lupin auf. "Das konnte ja nur das hier bedeuten. Im Schlafsaal im Gryffindorturm hatte Sirius auch so einen hohlen Bettpfosten. Darin hat er auch immer alles mögliche versteckt, und nur die Gründer der Magischen Tunichtgut GmbH wussten davon."
"Prima", kommentierte Snape Remus' Euphorie wenig begeistert. "Und was hat der Herr nun hier versteckt?"
"Das hier!" rief Lupin freudestrahlend auf und warf Snape einen Stapel verschnürter Briefe vor die Füße, die er nach einiger Mühe mit einem langen, spitzen Brieföffner aus dem hohlen Bettpfosten geholt hatte. "Sirius hatte einige Jahre lang eine Brieffreundin. Sie war für kurze Zeit Austauschschülerin in Hogwarts gewesen. Und sie kam aus Schweden! Verstehst Du? Schweden? Habichtskauz? Knäckebrot? Sirius hatte noch lange Zeit Briefkontakt zu ihr."
Snape teilte mit der Schuhspitze den Briefstapel zu seinen Füßen auseinander, sodass er auf jedem einzelnen Umschlag den Absender lesen konnte. Er war bei allen gleich und lautete:
"Linnea Varg, Snögglindu, Schweden".
Snape zog zweifelnd die Augenbrauen hoch. "Und da soll Black sein? Zusammen mit Harry Potter?" Jedes Wort triefte vor Skepsis.
"Wenn nicht da, wo dann?" verkündete Lupin und zog Snape übermütig aus dem Zimmer und die Treppe hinunter.
***
Peter Pettigrew biss herzhaft in einen fleischigen und fettigen Burger und beachtete nicht weiter, dass die Soße an seinen Wangen und seinem Kinn hinab lief und auf die Papiere auf seinem Schreibtisch tropfte. Essen war gut, Essen machte Spaß. Das hatte er in den letzten Wochen mehr und mehr zu schätzen gelernt. Und Essen war viel, viel einfacher, als Politik. Einfacher als Kanzler und damit Vorsitzender des Zaubererrates zu sein. All diese Entscheidungen, die er Tag für Tag zu treffen hatte. Allein die Wahl seiner Krawatte morgens vor dem Spiegel in seiner riesigen Wohnung direkt an der Tower-Bridge kostete ihn manchmal Stunden. Als Vorspeise gab es heute einen Cheeseburger, als Hauptgericht einen Schinkenburger und als Nachspeise noch eine Portion gegrillte Hähnchenflügel mit einer Extraportion gedünsteter Zwiebelringe. Ja, Essen war so viel einfacher als zum Beispiel Regieren oder Repräsentieren.
Er trat vor den großen Spiegel an der Rückwand seines Büros, strich sich über den gerundeten Bauch, drückte den Rücken durch und betrachtete seine imposante Gestalt, die von Tag zu Tag voluminöser wurde. Das Volk liebte dicke, gemütliche Herrscher, redete er sich ein. Und alle mochten ihn, liebten ihn von ganzem Herzen. Er war ihr Held, derjenige, der die Zaubererwelt von Albus Dumbledore und seinen finsteren Machenschaften befreit hatte. Zum wiederholten Male übte er seine Winkhaltung, die er sich von der bedeutendsten Frau im ganzen Land abgeschaut hatte, der bedeutendsten Frau im ganzen Muggel-Land. Königlich sah es aus, wenn er winkte. Wahrhaft königlich.
Er sank zurück auf seinen Stuhl und vergrub sein spitzes und gleichzeitig aufgeschwemmtes Gesicht zwischen den wurstigen Fingern. Es war ja alles nicht wahr. Niemand mochte ihn, niemand bewunderte ihn. Und im Grunde war die Entscheidung über seine Krawatte morgens die einzige Entscheidung, die er überhaupt den ganzen Tag über treffen durfte. Er hatte nichts zu sagen, nichts zu regieren. Er war nur ihre Marionette, der Hampelmann, den sie ins Scheinwerferlicht schoben, wenn es etwas zu verkünden oder zu verschleiern gab.
Und er besaß immerhin so viel Grips, dass es ihm relativ schnell bewusst geworden war. Hinter ihm stand der Große Zaubererrat und zog die Strippen. Und dahinter stand im Grunde ein Mann, Lucius Malfoy, dem es einzig und allein darum ging, den Dunklen Lord zurückzuholen. Und dafür ging er skrupellos sogar über Leichen.
Und er besaß immerhin so viel Grips, dass es ihm relativ schnell bewusst geworden war. Hinter ihm stand der Große Zaubererrat und zog die Strippen. Und dahinter stand im Grunde ein Mann, Lucius Malfoy, dem es einzig und allein darum ging, den Dunklen Lord zurückzuholen. Und dafür ging er skrupellos sogar über Leichen.
"Pettigrew, nehmen Sie etwas mehr Haltung an, wenn ich bitten darf!"
Er schloss kurz die Augen und versuchte, sich einzureden, dass er noch immer allein im Büro war, dass gerade nicht, plötzlich, unverhofft und ohne anzuklopfen wie immer, die elegante und arrogante Gestalt des Mannes hereingekommen war, an den er gerade noch voller Respekt und Angst mit einer Spur Abscheu gedacht hatte. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann wäre heute gar kein Arbeitstag im Ministerium gewesen, und bestimmt kein Tag mit einer Unterredung mit Lucius Malfoy.
"Oh, Mann!" Malfoy stand nun direkt neben ihm. "Was haben Sie denn mit diesen Unterlagen gemacht? Wie sehen die denn aus?"
Pettigrew sah nach unten auf den Stapel Papiere, den er mit Burgersoße und Fett bekleckert hatte. Wusste dieser weißhaarige Affe eigentlich, wohin er sich seine Unterlagen stecken konnte, wenn es nach ihm ginge?
"Kanzler, Kanzler, Kanzler!" Malfoy schüttelte den Kopf und zog dabei langsam die weißen Handschuhe aus, legte sie sorgfältig zusammen, sodass Peter glaubte, er wolle sie ihm durchs Gesicht ziehen. "Wenn Sie nicht etwas ordentlicher werden, dann fertigen wir einfach einen Stempel mit Ihrer Unterschrift an. Dann sind wir nicht mehr auf Sie angewiesen. Wenn Ihnen das lieber ist, dann müssen Sie es nur offen sagen."
Pettigrew schüttelte nun seinerseits den Kopf und machte gleichzeitig eine abwehrende Geste mit den Händen vor der Brust. "Nein, Nein! Ist schon alles gut so, wie es ist. Wo soll ich unterschreiben? Was soll ich unterschreiben?"
Malfoy grinste bösartig. "Ich denke zwar nicht, dass es Sie interessieren sollte, Kanzler, aber das wichtigste Dokument heute beschließt die Errichtung eines neuen Zauberergefängnisses in einem stillgelegten Bergwerk im Selby Complex. Das gute, alte Askaban platzt ja bald aus allen Nähten. Der Rest sind die üblichen Verhaftungen und Vorladungen zu Verhören. Wie immer alles ganz im Sinne des 'Größeren Wohls'!" Seine Stimme klang heute besonders unangenehm und ölig.
Kanzler Pettigrew zückte eilig seine angespitzte Pfauenfeder, tauchte sie tief ins Tintenfass und unterschrieb eines der Papiere nach dem anderen. Tintenkleckse ließen sich dabei nicht ganz vermeiden. Nun waren die Formulare nicht nur teilweise wellig und verschmutzt, sondern sahen auch noch aus, als sei eine Maus oder eine Ratte darüber gelaufen, dachte er. Malfoy nahm eins nach dem anderen und legte sie sorgfältig in eine papierene Mappe. Pettigrew hatte keine Ahnung, was mit all diesen Formularen passierte, nachdem er sie unterzeichnet hatte, und wollte es auch gar nicht wissen.
"Gibt es neue Anhaltspunkte über den Verbleib des Dunklen Lords?" fragte Peter möglichst beiläufig, weil er genau wusste, dass Malfoy nicht besonders gern über dieses Thema sprach, vermutlich, weil die Suche nicht besonders erfolgreich war.
Doch diesmal antwortete Lucius Malfoy beinahe genauso beiläufig: "Nagini, seine Schlange wurde gesichtet auf einer der Kanalfähren, aber vom großen Meister fehlt leider nach wie vor jede Spur. Nun ja, wir werden ihn schon würdig vertreten und alles für seine Rückkehr vorbereiten, oder Kanzler?" Er schlug Pettigrew mit der flachen Hand so auf den Rücken, dass dieser sich beinahe an seiner eigenen Zunge verschluckt hätte.
Als das letzte Stück Papier unterschrieben und in einer Mappe verstaut war, ging Malfoy hinüber zur Tür. Augenblicklich begann Pettigrew, sich etwas zu entspannen. Er hatte keine Ahnung, warum dieser Mann diese Beklemmungen in ihm auslöste.
Doch Malfoy drehte sich noch einmal zu ihm um und schenkte ihm noch ein besonders bösartiges Lächeln mit einigen ernsthaften Ratschlägen:
"Ach Kanzler, was ich noch sagen wollte. Wenn Sie noch einmal so eigenmächtige Entscheidungen treffen wie neulich, als sie den Ministeriumsangestellten zwischen Weihnachten und Neujahr frei geben wollten, ohne es mit uns oder mir abzusprechen, dann wird das ernsthafte Konsequenzen für Sie haben. Sie wissen, alles was wir brauchen, ist Ihr Gesicht. Ihre Reden und öffentlichen Auftritte kann auch einfach Ihr Körper absolvieren, wenn er unter dem IMPERIUS-FLUCH steht. Ich denke, wir haben uns verstanden. Geben Sie uns also nie wieder Grund zur Besorgnis. Machen Sie uns keine Unannehmlichkeiten mehr. Haben Sie übrigens schon Ihre Neujahrsansprache geübt? Sie wissen, das Zaubererradio ist schon ganz versessen darauf, sie in alle magischen Haushalte dieses Landes zu übertragen. Also, lesen Sie sie durch, üben Sie sie, wenn es sein muss jeden Tag, Stunde für Stunde."
Mit der Andeutung eines Zwinkerns zog er die Bürotür hinter sich ins Schloss und blieb verschwunden, zumindest für den Rest des Tages.
"Ach Kanzler, was ich noch sagen wollte. Wenn Sie noch einmal so eigenmächtige Entscheidungen treffen wie neulich, als sie den Ministeriumsangestellten zwischen Weihnachten und Neujahr frei geben wollten, ohne es mit uns oder mir abzusprechen, dann wird das ernsthafte Konsequenzen für Sie haben. Sie wissen, alles was wir brauchen, ist Ihr Gesicht. Ihre Reden und öffentlichen Auftritte kann auch einfach Ihr Körper absolvieren, wenn er unter dem IMPERIUS-FLUCH steht. Ich denke, wir haben uns verstanden. Geben Sie uns also nie wieder Grund zur Besorgnis. Machen Sie uns keine Unannehmlichkeiten mehr. Haben Sie übrigens schon Ihre Neujahrsansprache geübt? Sie wissen, das Zaubererradio ist schon ganz versessen darauf, sie in alle magischen Haushalte dieses Landes zu übertragen. Also, lesen Sie sie durch, üben Sie sie, wenn es sein muss jeden Tag, Stunde für Stunde."
Mit der Andeutung eines Zwinkerns zog er die Bürotür hinter sich ins Schloss und blieb verschwunden, zumindest für den Rest des Tages.
Pettigrew rief seine Assistentin zu sich. Sie sollte ihm schnell einen großen Teller voller Brownies und Doughnuts besorgen und dazu eine große Kanne ordentlichen Kaffee. Auf den Schrecken brauchte er dringend etwas zu Essen.
Und er brauchte dringend einen Notfallplan. Diese ganze Zaubererrat-Geschichte schien allmählich aus dem Ruder zu laufen. Hier wurden Menschen oder besser Zauberer viel zu schnell viel zu mächtig. Das konnte einfach nicht gut gehen, auch wenn sie glaubten, alle ihre Gegner bereits verhaftet oder anderweitig ausgeschaltet zu haben. Wenn nicht bald der Dunkle Lord persönlich zurückkommen würde, um sie anzuführen, dann sah Pettigrew rabenschwarz für die zerbrechliche Machtblase, die das Grüppchen von Todessern des Zaubererrates da um sich herum aufgeblasen hatte. Und er, Pettigrew wollte in Sicherheit sein, wenn alles platzte und in sich zusammenfiel. Er wollte die Made im Speck sein, nicht die Ratte in der Falle. Es wurde höchste, aber auch allerhöchste Zeit für einen Notfallplan, der zum größten Teil Verstecken beinhalten würde, denn dafür, die Seiten noch einmal zu wechseln, war es längst zu spät.
***
Das Jahr neigte sich dem Ende entgegen. Das Luciafest war lange gefeiert, seine Kerzen heruntergebrannt. Vergangen war das Julfest, längst gegessen das 'Julbord', das Weihnachtsbuffett, das mit dem Weihnachtsschinken 'Julskinka', dem zubereiteten Trockenfisch namens 'Lutefisk', der traditionellen Weihnachtsgrütze, dem Anchovisgericht 'Janssons Versuchung', seinen Rippchen, seinem Hering, seinem Käse, seinen Fleischklößchen, dem Rotkohl und der Leberpastete nicht gerade spärlich ausgefallen war. Nach all dieser Schlemmer- und Völlerei war es Zeit, zur Besinnung zu kommen, in die langen, nördlichen Nächte hineinzulauschen und zu tun, was getan werden musste.
Sirius Black lag mit einem aufgeschlagenen Buch auf dem Bauch in einem Ohrensessel am Fenster. Seine Füße ruhten auf einem Schemel, der ganz in seiner Nähe stand. Das duftende, aromatische Getränk, von dem er bis vor ein paar Minuten noch genippt hatte, weil es so heiß gewesen war, stand nun unangerührt auf der Fensterbank und dampfte mit leichten Schwaden vor sich hin. Draußen hinter dem Fenster ging gerade ein grauer, matschiger Dezemberregen in federleichten, weißen Schnee über. Sirius war eingeschlafen und atmete gleichmäßig durch den geöffneten Mund.
Auch das Baby Harry Potter hielt seinen Mittagsschlaf. Es lag in einem Berg aus bunten Decken in einer weichen Hängematte, die sie zwischen die Dachbalken des kleinen rot-weißen Hauses in Snögglindu gespannt hatten. Er nuckelte friedlich am Daumen der einen und hielt mit der anderen Hand eine selbst gehäkelte Wollschlange umklammert.
Nur Linnea Varg schlief nicht. Sie prüfte, ob die beiden Männer in ihrem Haus auch wirklich tief und fest entschlummert waren, dann öffnete sie die Falltüre, die von ihrer Vorratskammer aus in den Geheimkeller führte, den ihre Ururgroßmutter lange vor dem Bau des Hauses entdeckt und weiter ausgebaut hatte. Damals war es natürlich noch ein weit verzweigtes Netz aus unterirdischen Höhlen gewesen und kein Keller, aber die Frauen in ihrer Familie, alles große und hervorragende Hexen, hatten nach und nach alle anderen Zugänge magisch verschlossen und versiegelt und schließlich diese Falltür als einzigen Zugang offen gelassen. Hatte sie jedenfalls bis vor Kurzem geglaubt.
Sie lauschte noch einmal in die Ruhe und den Frieden ihres Zuhauses zurück, dann stieg sie die schmale, hölzerne Leiter hinunter, langsam, einen Fuß nach dem anderen. Sirius schlief tief und fest. Kein Wunder bei den betäubenden Kräutern, die sie ihm seit Wochen in den Tee und alle anderen Getränke mischte. Selbst wenn Harry aufwachen und laut schreien sollte, würde sein Patenonkel ihn nicht beachten, ihn nicht einmal wahrnehmen.
Harry konnte sie nicht betäuben, denn der wurde noch gebraucht, für etwas wahrhaft Großartiges. Sie liebte diesen kleinen Wurm wirklich über alles, schon seit dem Tag, als Sirius so überraschend mit ihm in der Tür gestanden hatte. Sie würde ihm nicht schaden. Alles, was passieren würde, wäre nur zu seinem eigenen Vorteil und dem der gesamten Menschheit. Sie würde lediglich dabei helfen ihn zu dem zu machen, was er schon immer hätte sein sollen, was schon seit einer ganzen Weile tief in ihm verborgen lag.
Harry konnte sie nicht betäuben, denn der wurde noch gebraucht, für etwas wahrhaft Großartiges. Sie liebte diesen kleinen Wurm wirklich über alles, schon seit dem Tag, als Sirius so überraschend mit ihm in der Tür gestanden hatte. Sie würde ihm nicht schaden. Alles, was passieren würde, wäre nur zu seinem eigenen Vorteil und dem der gesamten Menschheit. Sie würde lediglich dabei helfen ihn zu dem zu machen, was er schon immer hätte sein sollen, was schon seit einer ganzen Weile tief in ihm verborgen lag.
Den letzten Meter der Leiter nahm Linnea in einem einzigen kleinen Sprung. Sie landete mit beiden Füßen gleichzeitig auf dem schwarzen Marmor unter ihr. Der patschende Laut, den das verursachte, hallte weit hinein in das in spiralförmigen Gängen angelegte, runde Kellerlabyrinth.
"LUMOS!" flüsterte sie, und die Spitze ihres gezückten Zauberstabes erstrahlte in einem bläulichen Glanz. Sie berührte damit ein kugelförmiges Gebilde an der steinernen Wand gleich neben der Leiter. Die milchige Glaskugel glühte augenblicklich in einem orangen Licht auf, das binnen weniger Sekunden auf weitere Leuchtkugeln, die die Wand des gekrümmten Ganges entlang angebracht waren, überging, sodass Linnea sich auf den in letzter Zeit so oft beschrittenen Weg in den zentralen Raum des unterirdischen Labyrinths machen konnte.
Dieser Raum war kreisrund, und unter seiner rauen Höhlendecke schwebten weitere orange Lichtkugeln wie Sterne und tauchten alles in ihr gespenstisch flackerndes Licht. Der Boden des größten Geheimnisses und auch des ganzen Stolzes von Linneas Ururgroßmutter und aller Varg-Frauen nach ihr, war mit einem Mosaik aus weißen und schwarzen Marmorsteinen bedeckt. Als Kind hatte Linnea beim Anblick dieses einfachen, steinernen Bildes oft an eine Sahnetorte von oben denken müssen, die man aufgeschnitten und deren große Stücke man auseinander gezogen hatte, denn der weiße Marmor bildete so etwas wie die Teile eines zerbrochenen Kreisscheibe, die von deren Mittelpunkt in Richtung der Wände des kreisrunden Raumes drängten. Nun, da sie wusste, wofür dieses Mosaik Symbol sein sollte, schämte sie sich beinahe für den Tortenvergleich aus ihren Kindertagen.
Genau in der Mitte des Raumes und damit des gesamten Kellers und auch des Steinbildes auf dem Fußboden lag ein dickes, schwarzes Buch aufgeschlagen auf einem marmornen Podest. Nachdem Linnea es eine Weile wortlos angestarrt hatte, erhob sich aus seinen Seiten ein bläulicher Nebel, der sich über dem Podest und dem Buch zu der Gestalt einer alten Frau mit einem runden Gesicht und einer Frisur aus hoch aufgetürmten Flechten verdichtete.
Die Gestalt war in ein langes, altertümliches Gewand gekleidet und schien von innen heraus zu leuchten. Vor Linnea schwebte der Geist ihrer Ururgroßmutter Wolverina Varg, jener Hexe, die selbst Albus Dumbledores Zauberkräfte und Fähigkeiten weit in den Schatten gestellt hätte. Und sie schwebte direkt über dem handgeschriebenen Buch, das all ihre Geheimnisse und all ihre Entdeckungen enthielt, und das sie seit ihrem natürlichen Tod vor mehr als hundert Jahren noch strenger bewachte als zu ihren Lebzeiten. Nur ihre weiblichen Nachfahren mit magischen Fähigkeiten durften unter ihrer Aufsicht darin lesen und die Kenntnisse und Zauber daraus verwenden. Nur ihre weiblichen Familienmitglieder hatten es gekannt.
Die Gestalt war in ein langes, altertümliches Gewand gekleidet und schien von innen heraus zu leuchten. Vor Linnea schwebte der Geist ihrer Ururgroßmutter Wolverina Varg, jener Hexe, die selbst Albus Dumbledores Zauberkräfte und Fähigkeiten weit in den Schatten gestellt hätte. Und sie schwebte direkt über dem handgeschriebenen Buch, das all ihre Geheimnisse und all ihre Entdeckungen enthielt, und das sie seit ihrem natürlichen Tod vor mehr als hundert Jahren noch strenger bewachte als zu ihren Lebzeiten. Nur ihre weiblichen Nachfahren mit magischen Fähigkeiten durften unter ihrer Aufsicht darin lesen und die Kenntnisse und Zauber daraus verwenden. Nur ihre weiblichen Familienmitglieder hatten es gekannt.
Bislang, dachte Linnea mit leichter Beunruhigung und auch Bestürzung, und versuchte, beim Anblick ihrer Urahnin keine Gänsehaut zu bekommen. Warum hatte sie nun, nach all diesen Jahren, eine Ausnahme gemacht und einen Fremden in ihrem Buch lesen lassen? Und hatte dieser Fremde vielleicht schon einmal darin gelesen, noch zu Lebzeiten von Linneas Mutter, vor vielen, vielen Jahren? Er schien jedenfalls genau zu wissen, was er darin suchte, welche Informationen er daraus haben wollte. Noch jetzt war das Buch an genau der Stelle, bei dem Kapitel aufgeschlagen, aus dem Linnea ihrem meist nächtlichen Besucher in den letzten Wochen hatte vorlesen müssen. Und die Überschrift konnte sie selbst aus einiger Entfernung noch deutlich lesen. In großen, blutroten Lettern stand dort ein äußerst beunruhigendes Wort für äußerst beunruhigende schwarzmagische Gegenstände geschrieben: HORKRUXE.
***
Albus Dumbledore hatte in seiner Zelle in Askaban wieder jegliches Zeitgefühl verloren. Einzig der Stand der Sonne über dem Meer vor seinem vergitterten Fenster sagte ihm, dass es früher Nachmittag an einem klaren Wintertag sein musste. Eine nicht einmal unangenehme Stille lag über den Zellen und Fluren des Zauberergefängnisses. Keiner der Insassen schrie oder jammerte und klagte. Auch die unangenehme Kälte der Dementoren schien sich verflüchtigt zu haben, für den Moment wenigstens, denn bisher waren sie noch immer hierher zurückgekehrt, egal wie lange sie den Kobolden ihre Aufgaben auch allein überlassen haben mochten. Doch im Moment waren sie offenbar nicht auf der Insel und auch die Wachkobolde schienen mit anderen, wichtigeren Dingen beschäftigt zu sein. Jedenfalls hatte er in der Nähe der Gitterwand seiner Zelle schon lange keine Bewacher mehr gesehen. Die letzten, die er auf dem Gang davor gesehen hatte, waren zwei der gemeinen, kleinen Kerlchen gewesen, die unter Pieksern und Knüffen mit ihren Zauberstäben Cornelius Fudge und Bartemius Crouch, senior, beide mit schwarzen Augenbinden, vor sich den Gang entlang geführt hatten.
Was wohl mit den beiden geschehen würde, fragte sich Dumbledore, doch dann schüttelte er mit geschlossenen Augen den Kopf, um sich von diesem Gedanken zu befreien. Er holte den Zauberstab, den Minerva McGonagall ihm ins Gefängnis geschmuggelt hatte, unter dem Strohsack hervor, auf dem er, wer weiß wie lange, geschlafen oder besser finsterste Alpträume gehabt hatte. Die Gelegenheit war günstig. Er hatte das Gefühl, es würde keine bessere kommen. Kein schwächender Einfluss der Dementoren zu spüren, die Wachkobolde abgelenkt und unaufmerksam, da musste man doch einfach einen Fluchtversuch wagen.
Er trat an die verriegelte Gittertür seiner Zelle heran und richtete den Zauberstab auf das schwere Eisenschloss darin. Es konnte und durfte nicht so einfach sein, aber er versuchte es zunächst mit dem Naheliegendsten. Vielleicht hatte man sich beim Bau dieser Gefängnisfestung ja mehr auf ihre abgelegene Lage mitten in der Nordsee und die lebensfreudesaugende Anwesenheit der Dementoren verlassen und nicht so viel Wert auf die Ausstattung der Türschlösser gelegt?
"ALOHOMORA!" krächzte er mit einer Stimme, die er schon so lange nicht mehr benutzt hatte, dass sie eingerostet zu sein schien. Zunächst tat sich gar nichts, dann rieselten einige Eisenspäne aus dem Schloss und die Tür schwang unter leisem Quietschen ein Stück ins Innere der Zelle.
Dumbledore atmete auf. Egal, welcher Tag heute war, es musste sein Glückstag sein. Jetzt schnell. Keinen Gedanken daran verschwenden, wie man von der Insel herunter kommen sollte. Schnell einen Ausweg suchen. Stand man erst einmal auf den Zinnen der Gefängnisfestung, dann würde einem schon etwas einfallen.
Er warf einen hastigen und vorsichtigen Blick den Gang hinauf und hinunter. Niemand zu sehen, also folgte er dem Weg, den die Kobolde mit den ehemals wichtigsten Mitarbeitern des Zaubereiministeriums, Fudge und Crouch, gegangen waren. Er konnte nur hoffen, dass er ihn nicht tiefer in die Kerker und Verliese des Gefängnisses führen würde.
Er warf einen hastigen und vorsichtigen Blick den Gang hinauf und hinunter. Niemand zu sehen, also folgte er dem Weg, den die Kobolde mit den ehemals wichtigsten Mitarbeitern des Zaubereiministeriums, Fudge und Crouch, gegangen waren. Er konnte nur hoffen, dass er ihn nicht tiefer in die Kerker und Verliese des Gefängnisses führen würde.
Die Zellen links und rechts, an denen er vorbeihastete waren alle leer. War es Absicht? Hatte man vorsätzlich keine weiteren Gefangenen in seine unmittelbare Nähe gelassen? Hatte man vielleicht befürchtet, sie hätten sich zusammengeschlossen und gemeinsam einen Ausbruchversuch gestartet? Doch, keine Zeit für weitere Gedanken, denn schon hatte er die vergitterte Schiebetür erreicht, die diesen Zellentrakt vom nächsten trennte. Sie war nicht bewacht und stand einen Spalt breit offen. Er schlüpfte hindurch.
Weiterhin kein Laut und keine lebendige Seele zu entdecken. Er wurde jetzt immer schneller und verfiel in einen leichten Lauf, wobei er versuchte, so wenige Geräusche wie möglich zu machen. Hinter der nächsten hölzernen Tür mit einem Sichtfenster in Augenhöhe, die er wiederum mit dem ALOHOMORA-Zauber öffnen konnte, fand er sich am Fuß einer schmalen Wendeltreppe wieder, die vor ihm nach oben führte. Dort oben schien es auch heller zu werden. Konnte dort ein Ausgang sein? Während er einen Moment inne hielt, um zu verschnaufen – die Rennerei nach seiner langen Haft hatte ihn doch mehr erschöpft, als er gedacht hätte – hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich:
Weiterhin kein Laut und keine lebendige Seele zu entdecken. Er wurde jetzt immer schneller und verfiel in einen leichten Lauf, wobei er versuchte, so wenige Geräusche wie möglich zu machen. Hinter der nächsten hölzernen Tür mit einem Sichtfenster in Augenhöhe, die er wiederum mit dem ALOHOMORA-Zauber öffnen konnte, fand er sich am Fuß einer schmalen Wendeltreppe wieder, die vor ihm nach oben führte. Dort oben schien es auch heller zu werden. Konnte dort ein Ausgang sein? Während er einen Moment inne hielt, um zu verschnaufen – die Rennerei nach seiner langen Haft hatte ihn doch mehr erschöpft, als er gedacht hätte – hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich:
"Halten Sie das für eine gute Idee?"
Dumbledore schlug das Herz augenblicklich bis zum Hals. Mit einem Kloß in der Kehle und in der Hand vorgestrecktem Zauberstab wirbelte er herum. Vor ihm, klein und irgendwie eingeschüchtert, stand der Kobold, den sein bösartiger Kollege mit der Augenklappe immer 'Hokpit' nannte, und blickte ihn von unter herauf traurig an.
"Ich möchte Sie nicht verletzen", sagte Dumbledore vorsichtig und versuchte, jedes Zittern aus seiner kratzigen Stimme zu verbannen.
"Ich Sie auch nicht", entgegnete der Kobold leise. Erst jetzt sah Dumbledore, dass das Wesen seinen Zauberstab hinten in seiner weiten, grünen Hose stecken und nicht einmal griffbereit hatte. "Sie sind Albus Dumbledore", sagte Hokpit und kam sich bei dieser Aussage mehr als dumm vor. "Der größte Zauberer, den die Welt seit hunderten von Jahren gesehen hat. Ich kenne Sie und ihre Taten schon mein ganzes Leben lang. Und Sie haben wirklich alles Andere verdient, als hier in diesem Loch zu leiden."
Zögerlich ließ Albus den Zauberstab sinken. Er räusperte sich mehrfach, bevor er wieder sprach: "Und was werden Sie jetzt tun?" Offensichtlich hatte der Kobold noch keinen Alarm ausgelöst, denn nach wie vor war alles still. Nur das Tosen der Brandung und des Meeres schien plötzlich lauter geworden zu sein. Die Freiheit musste so nah sein.
Hokpit schüttelte traurig den Kopf und schluckte hart. "Ich kann vielleicht für eine Stunde so tun, als hätte ich nichts gesehen, dann muss ich meine Chefs informieren. Sonst geht es mir an den Kragen." Sein Blick richtete sich jetzt auf seine Füße, die in schweren, kleinen Stiefeln steckten. Die gesamte Ausrüstung und Kleidung des Kobolds wirkte bedrohlich und martialisch, schien ihm aber um mehrere Nummern zu groß zu sein. Hokpit schien förmlich darin zu versinken. "Sie wissen schon, dass bisher niemandem die Flucht aus Askaban gelungen ist?" fragte er leise. "Und dass ich Ihnen nicht helfen kann, wissen Sie auch?"
Dumbledore nickte nur und widerstand dem Impuls, dem kleinen Kerl tröstend über den Kopf mit den langen Ohren zu streicheln. Dann drehte er sich um und spurtete die Wendeltreppe hinauf.
Eine weitere Tür. Diesmal genügte ein leichter Tritt, und sie war offen. Der Sturmwind erfasste Dumbledores langen Bart und sein weißes Haar und schien allen Schmutz und allen Dreck seiner Gefangenschaft daraus fortwehen zu wollen. Albus nahm einen tiefen Atemzug der salzigen Luft. Über ihm kreischte eine Schar Möwen anklagend und protestierend. Er drehte sich einmal um seine eigene Achse. Er stand auf einem breiten, steinernen Sims, der von einer brusthohen mit Zinnen bewehrten Mauer umsäumt war. In der Mitte dieser Plattform türmte sich das Zauberergefängnis noch weitere Stockwerke in die Höhe.
Dumbledore schaute vorsichtig über die Mauer, sah unter sich jedoch nur die steile Fassade und darunter spitze, zerklüftete Felsen, die nahtlos in das sprudelnde, schaumschlagende Meer übergingen. Dort lag kein Fluchtweg. Seine Augen suchten den Horizont ab. Irgendwo dort drüben musste das Festland sein, aber es entschwand in einem grauen Dunst seinen Blicken.
"Bleiben Sie auf der Stelle stehen! Zauberstab weg!"
Albus zuckte leicht zusammen, obwohl der Ruf von der Tür her kaum den Wind und das Meer übertönt hatte. Langsam drehte er sich um, den Zauberstab weiterhin fest umklammert und fluchbereit an der Seite.
"Ich sagte, Zauberstab weg!"
Schiefe Zähne bleckten ihn an, und das eine Auge, das nicht von einer Augenklappe verdeckt war, funkelte bösartig und auch voller Triumph. Der kleine sadistische Koboldkollege Hokpits glaubte offenbar, den Fang seines Lebens gemacht zu haben, wertvoller noch als Gold und Edelsteine.
"Ich wusste vom ersten Tag an, dass Du, alter Trottel, nichts als Ärger machen würdest!" knurrte er und trat einen Schritt näher. "Die Chefs werden mich mehr als fürstlich belohnen, wenn ich Dich wieder in Deine Zelle stecke. Nein, besser ich bringe Dich gleich runter in die Verliese und kette Dich an die Decke. Da machst Du nicht mehr so schnell Faxen, alter Wirrkopf. Und wie oft soll ich es noch sagen? Zauberstab runter!"
"STUPIDOR!"
Der Spruch war so nicht richtig, dachte Dumbledore verblüfft. Auch hatte er ihn nicht ausgesprochen, der Wachkobold mit der Augenklappe allerdings auch nicht. Stattdessen rührte letzterer sich nun keinen Millimeter mehr. Auch seinen Mund schien er nicht mehr bewegen zu können, obwohl er, dem Ausdruck auf seinem Gesicht nach zu schließen, noch einige unangenehme Dinge zu sagen hatte. Lediglich sein blutunterlaufenes Auge drehte sich wild in seiner Höhlen und schien panisch überall zur gleichen Zeit hinsehen zu wollen. Dann schüttelte plötzlich ein gewaltiger Schluckauf seinen ganzen, kleinen, untersetzten Körper und hob diesen einige Zentimeter weit in die Höhe, bevor er, immer noch erstarrt, wieder hart auf seinen Füßen landete.
Hinter dem Kobold mit der Augenklappe kam nun Hokpit zum Vorschein. Den Zauberstab, mit dem er seinen Kollegen verhext hatte, hielt er noch in der geballten Faust. "Egal wie, aber machen Sie, dass Sie von hier verschwinden!" brüllte er Dumbledore zu, offenbar selbst verblüfft darüber, was er gerade getan hatte, und über die Lautstärke, die er in seine Stimme legen konnte. "Ich werde ihn hier," sein Zeigefinger zeigte auf den Kopf des anderen Kobolds, der gerade wieder von einem Aufstoßen durchgeschüttelt wurde und dennoch zur Bewegungslosigkeit verdammt blieb, "in einer Zelle einsperren und still halten. Ich wünsche Ihnen viel Glück, Professor Dumbledore!"
Mit diesen Worten kippte er den Kobold mit der Augenklappe auf seine Hacken, packte ihn unter den Armen und zerrte ihn in Richtung Tür und Treppe. Dann ließ ein Ruf Dumbledores ihn noch einmal zurück schauen.
"Ich danke Dir vielmals, Hokpit!" rief Dumbledore, während er selbst die Mauer erklomm, die ihn vom Abgrund und den spitzen Felsen darunter trennte. "Und noch ein kleiner Tipp! Der Zauber heißt STUPOR! nicht STUPIDOR! Aber versuch', mich auf dem Laufenden zu halten. Mich würde wirklich brennend interessieren, welche Nebenwirkungen außer Schluckauf diese beiden Buchstaben mehr noch haben!"
Die Tür fiel hinter Hokpit ins Schloss und verbarg damit den Anflug eines Lächelns auf seinem faltigen, grünlichen Gesicht.
Dumbledore drehte sich um und atmete tief durch. Was nun? Springen? War das die einzige Möglichkeit? Gab es denn keinen Zauber, der ihn leicht wie eine Feder machen und von dieser Gefängnisinsel wegtragen konnte? Vielleicht konnte er sich in einen Fisch verwandeln und an Land schwimmen? Schon breitete er die Arme aus. Eine weiter Windböe erfasste Haar und Bart und seine sackartige Gefängniskluft.
Da hörte er plötzlich einen altbekannten, melodiösen Gesang. Konnte das sein? War das wirklich möglich? Aus Richtung Festland flog ein dunkelroter Punkt auf ihn zu, der trotz des starken Gegenwinds immer größer und größer wurde. Bald konnte er die goldenen Schwanzfedern in der Wintersonne schimmern sehen.
"Fawkes!" rief Dumbledore freudig aus. "Wo kommst Du denn plötzlich her? Mein guter, alter Fawkes." Der schwangroße Vogel stieß einen trillernden Laut aus und drehte einige kleine Kreise über dem Kopf seines menschlichen Gefährten.
"Sollen wir es versuchen?" fragte Dumbledore und blickte noch einmal prüfend in den Abgrund, dann auf die Schwanzfedern des Phönix, die nun in Griffweite vor ihm in der Luft hingen. "Kannst Du mich tragen?"
Der helle Ruf, den der Vogel ausstieß und sowohl gen Himmel als auch hinunter in Richtung des tobenden Meeres schickte, konnte nichts anderes als Zustimmung sein.
Dumbledore schloss die Augen und griff zu. Die wogende Kraft des Sturmes nahm noch einmal zu und heulte auf in seinen Ohren, doch er fühlte sich leicht wie eine Feder, als habe er den Ballast seines Körpers irgendwo hinter sich zurückgelassen. Und als er die Augen wieder zu öffnen wagte und unter sich den groben Kies der Küste sah, erkannte er auch, dass er bereits von einer dick vermummten und schwer bepackten Gestalt am Strand erwartet wurde.
***
Ein dunkelblaues Licht pulsierte tief im Astralleib von Linnea Vargs Ururgroßmutter Wolverina, wie sie da so über dem Buch mit ihrem gesammelten Zauberwissen schwebte. Ohne, dass ihre geisterhaften Lippen sich bewegten, hörte Linnea die schrille und keifende Stimme ihrer Ahnin, und nicht zum ersten Mal fragte sie sich, ob andere sie auch würden hören können, oder ob sie allein in ihrem Kopf war.
"Der Meister ist wieder da, Kind! Der Meister ist in der Nähe!" Selbst, wenn dieser Geist flüsterte, schien er zu kreischen. War es wohl so ähnlich bei lebenden, alten Menschen, die allmählich schwerhörig wurden, fragte sich Linnea. Sie wusste längst, dass dieser sogenannte 'Meister' in der Nähe war, sonst wäre sie gar nicht erst in das Kellerlabyrinth hinab gestiegen und hätte Sirius nicht schon wieder in unnatürlichen Tiefschlaf versetzt.
Linnea spürte es immer, wenn dieser böse Zauberer in Tiergestalt ihr und ihrem Keller einen Besuch abstatten wollte, schon seit der ersten Nacht, in der sie atemlos und schweißgebadet in ihrem Bett aufgewacht war.
'Harry Potter!' hatte es in ihren Gedanken geflüstert, immer wieder und wieder: 'Harry Potter! Harry Potter! Harry Potter!' Und es waren nicht ihre Gedanken an das Kind gewesen, die sie da gehört hatte, nicht ihre Gedanken, die sie aus dem Schlaf gerissen hatten. Diese Gedanken waren gieriger, verlangender, reißerischer, einfach animalischer gewesen.
Als sie in jener Nacht dem blau leuchtenden Geist ihrer Ururgroßmutter durch die Falltür in der Vorratskammer in das völlig verstaubte Kellerlabyrinth gefolgt war, hatte das Untier sie bereits erwartet, zu Füßen des magischen Buches, im zentralen Raum mit dem schwarz-weißen Mosaik, das, wie sie inzwischen wusste, eine gespaltene Seele darstellen sollte.
"Was weißt Du über Horkruxe?" hatte das Tier gezischt, und auch hier hatte sie sich plötzlich gefragt, ob sie es nur in ihrem Kopf hören konnte, oder ob sie plötzlich über Nacht die Sprache dieses Tieres erlernt hatte, etwas, das nur sehr wenigen, zumeist zutiefst bösen Hexen und Zauberern auf dieser Welt jemals geglückt war.
"Lies mir alles noch einmal vor, so wie Deine Ururgroßmutter, meine gute, alte Freundin es immer getan hat. Erzähl' mir von den Horkruxen, die mich unsterblich machen sollen!"
Und das hatte sie getan, wieder und wieder, Tag für Tag, Nacht für Nacht mit wachsendem Ekel und Widerwillen. Etwas Grauenhaftes hatte ihre Ururgroßmutter da entdeckt und erforscht, jedoch selbst nie anzuwenden gewagt. Das eigene Leben dadurch zu verlängern, einen anderen Menschen zu töten und einen Teil seiner unsterblichen Seele abzuspalten und in einen Gegenstand einzuschließen, war wirklich die schwärzeste Magie, die sie sich vorstellen konnte. Nichts auf dieser Welt würde sie dazu verleiten können, das selbst einmal auszuprobieren.
Aber war sie wirklich so viel besser, als dieser so genannte 'Meister', der seine Seele, nach allem, was sie von ihm gehört und sich selbst zusammengereimt, inzwischen in mindestens fünf Teile aufgeteilt hatte? War sie wirklich noch gut, wenn sie ihn dabei unterstützte, was auch immer er vorhaben mochte?
Linnea stand mit verschränkten Armen an der Wand im Raum des Buches, ganz in der Nähe zum Durchgang zum Labyrinth und damit dem Fluchtweg zum Ausgang. Sie fröstelte, und das lag nicht nur an den gleich bleibend niedrigen Temperaturen hier unten.
'Ich komme nun!' hisste und zischte es in ihrem Kopf. Ihr Blick fiel auf den marmornen Sockel des Podestes, auf dem das dicke, schwere Zauberbuch lag. Jahrzehnte lang hatte sie den Spalt nicht bemerkt, der sich dort gebildet hatte, wo der schwarze Marmor des Sockels in das natürliche, schwedische Gestein der Höhle überging. Dabei war dieser Spalt groß genug, dass sich eine große, lange Schlange problemlos hindurchzwängen konnte, so wie sie es auch in diesem Augenblick tat.
Die Schlange kroch mit pumpenden Bewegungen des starken, langen Leibes aus ihrem Durchlass heraus und schlängelte sich um das Podest mit dem Buch. Als auch ihre Schwanzspitze aus dem Spalt zum Vorschein gekommen war, richtete sie den vorderen Teil des schlauchartigen Körpers auf und züngelte schnuppernd in Linneas Richtung.
"Erzähl' mir noch einmal von den Horkruxen, liebes Kind!" zischte das Untier, und wenn Linnea es nicht besser gewusst hätte, hätte sie geglaubt, ein boshaftes Grinsen im Gesicht des Reptils entdecken zu können.
"Was Du da hörst", hatte der Geist von Wolverina Varg ihr nach der ersten Begegnung mit dem 'Meister' erklärt, "ist selbstverständlich nicht die Schlange selbst. Du unterhältst Dich mit dem Geist, dem Teil einer anderen Persönlichkeit in ihr. Das ist wirklich bemerkenswert. Ich kannte und kenne keine Hexe und keinen Zauberer, der oder dem es je vergönnt war, so mit einem vom Körper gelösten Geist zu kommunizieren!"
Letzteres war kein Wunder, wie Linnea fand. Welcher Zauberer hatte schon gewagt, Horkruxe zu erschaffen, geschweige denn sich mit ihnen zu unterhalten oder mit dem Besetzer im Geist eines Tieres, außer natürlich diesem einen hier, diesem bösesten aller bösen, diesem schwärzesten aller schwarzen.
Die Schlange kroch nun langsam den steinernen Sockel des Podestes hinauf, spiralförmig, Stück für Stück. Doch kurz vor Erreichen der Plattform, auf der das Buch lag, schreckte sie zurück, sei es aufgrund des Schutzzaubers vor allem Männlichen, der auf der Zauberschrift lag, sei es aus einem anderen Grund. Linnea wusste es nicht. Aber sie wusste, wer sich da im Körper dieser Reptilie verbarg, teils aus den Hinweisen ihrer Ururgroßmutter, aber größtenteils aufgrund ihrer eigenen Kombinationen. Dort vor ihr, tief im Inneren dieser gewaltigen Schlange versteckte sich der kümmerliche Rest von niemand anderem als Lord Voldemort, der darin um sein Überleben kämpfte.
Nachdem der, dessen Namen nicht genannt werden durfte, James und Lilly Potter getötet hatte und so kläglich an dem Versuch gescheitert war, auch Harry Potter umzubringen, hatte er seinen Körper verloren und sich mit allem, was von seiner Existenz noch übrig war, in den Leib seines geliebten Haustieres zurückgezogen. Im Inneren und mit Kontrolle über Nagini, seine Schlange, hatte er nach Albanien flüchten wollen, um dort in den abgelegenen und magischen Wäldern des Ostens neue Kräfte für seine Rückkehr zu sammeln. Dann hatte er plötzlich den Ruf eines Teils seiner Seele vernommen, von dem er nicht einmal gewusst hatte, dass er ihn überhaupt abgespalten hatte. Und dieser Ruf, der direkt von Harry Potter selbst ausgegangen sein musste, hatte ihn direkt in dieses nette, kleine rot-weiß gestrichene Haus in Snögglindu, in der Nähe von Stockholm in Schweden geführt.
"Es ist erstaunlich", hatte sich Ururgroßmutter Wolverina immer wieder gewundert mit ihrer kreischenden Stimme, "dass er nach all dieser Zeit im Körper eines Tieres immer noch klar bei Verstand ist. Er muss wirklich einen großen Geist haben. Aber wenn er nicht bald Besitz von einem menschlichen Geist ergreift, dann wird sein ganzes Wesen reduziert auf die Instinkte und Impulse einer Schlange."
Mehrfach hatte sich Linnea gefragt, ob sie selbst in Gefahr war, ihren Verstand und ihren Geist und damit ihren Körper an den Dunklen Lord zu verlieren, aber sehr schnell hatte sich gezeigt, dass dieser einzig und allein an Harry Potter interessiert zu sein schien.
"Ich muss raus aus diesem Körper!" züngelte das Untier jetzt. "Ratten und Kaninchen sind auf Dauer keine Nahrung für den größten Schwarzmagier aller Zeiten. Ich habe einen Plan. Meine Horkruxe haben mich vor der Vernichtung durch diesen unbegreiflichen Schutzzauber von dieser Potter-Hexe bewahrt. Jetzt wird es Zeit, dass ich auch davon profitiere."
Linnea schauderte bei diesen Worten. Ihre Finger krallten sich in ihre vor der Brust verschränkten Oberarme. Was war hier nur los? Warum lief sie nicht einfach davon oder jagte diese abscheuliche Schlange zum Teufel?
Plötzlich spürte sie einen ziehenden Druck an ihren Knöcheln. Sie sah zu Boden und erblickte das Untier, das in Windeseile vom Podest weg gekrochen war und sich nun um ihre Füße schlängelte. Ganz langsam verschnürte es ihre Beine und kroch nun an ihr empor, so wie zuvor an dem Sockel in der Mitte des Raumes.
"Der Teil meiner Seele in diesem Baby sollte ausreichen, um mir für immer die Kontrolle über dieses Kind und seinen Körper zu geben." Der Kopf der Schlange streifte nun Linneas Hüfte. Fast hätte sie den Geist ihrer Ururgroßmutter oder sogar Sirius um Hilfe angerufen. "Und wenn nicht, dann musst Du mir meine anderen Horkruxe besorgen, damit ich meine Seele wieder zusammensetzen kann, um wieder zu Kräften zu kommen."
"Das ist noch nie jemandem gelungen!" lachte Wolverina Varg auf und erstrahlte blauer und damit körperlicher als jemals zuvor. "Nicht in Hunderten oder Tausenden von Jahren!"
Der Dunkle Lord ignorierte sie weitgehendst. "Irgendwann ist immer das erste Mal, und vielleicht ist es gar nicht nötig. Der Neuanfang im Körper eines Kleinkindes wirft mich zwar um Jahrzehnte zurück, aber einen Versuch ist es wert. Und wer erwartet das schon? Aber für alle Fälle verrate ich Dir jetzt, welches meine anderen Horkruxe sind und wen ich getötet habe, um sie zu erzeugen."
Linnea wollte schreien, aber der Schlangenleib schnürte ihr beinahe die Luft ab. Er lag und drückte jetzt auf ihrer Brust und zwängte ihre Arme ganz eng an ihren Körper. Der Kopf des Untieres war etwas zurückgebeugt, sodass sie direkt in seine rot glühenden Augenschlitze blicken musste. Und tief im Herzen wusste sie, dass der Dunkle Lord sie töten würde, wenn er ihr erst einmal seine dunkelsten Geheimnisse anvertraut und sie getan hatte, was er von ihr verlangte.
"Es ist eine Ehre! Eine große und gewaltige Ehre, Kind!" kreischte Wolverina Varg und schwebte hinauf zu den Leuchtkugeln an die Höhlendecke.
"Der erste Horkrux", fuhr der Dunkle Lord im Inneren von Nagini unerbittlich fort, "war ein Experiment. Eine plumpe Schülerin namens Myrte musste dran glauben, damit ich einen Teil meiner Selbst in ein Tagebuch transferieren konnte. Meinen nichtsnutzigen Muggelvater ließ ich über die Klinge springen für ein wirklich großartiges Erbstück von Salazar Slytherin höchst selbst, einen goldenen Ring aus dem Familienerbe meiner schwachen, zerbrechlichen Mutter. Und diese eingebildete Sammlerin, Hepzibah Smith, nachdem ich endlich ein weiteres Artefakt der Gründer von Hogwarts gefunden hatte, einen Trinkpokal von Helga Hufflepuff. Für meine Seelenteile nur das Beste. An diesen Muggel-Landstreicher kann ich mich kaum noch erinnern, aber er ermöglichte mir, ein Medaillon von Slytherin in einen Horkrux zu verwandeln. Und dieser Horkrux ist wirklich mehr als gut versteckt und geschützt. Je mehr Teile desto besser, so heißt es doch, oder? Oder, Oma Wolverina?"
Der Geist lachte wieder laut und schrill: "Ja, aber mach' nicht zu viele, sonst wird's gefährlich!"
"Keine Sorge, ich höre auf, wenn es an der Zeit ist, aber Hogwarts hatte vier Gründer. Aus Erbstücken von zweien von ihnen habe ich schon Horkruxe gemacht, fehlen noch zwei. Das verschollene Diadem von Rowena Ravenclaw wäre nicht schlecht. Oder wie wäre es mit dem Schwert von Godric Gryffindor? Direkt unter der krummen Nase von Albus Dumbledore. Das wäre eine vergnügliche Rache!"
Ein schauderhaftes, kehliges aber völlig freudloses Gelächter erfüllte Linneas Kopf. Gleichzeitig löste sich der Würgegriff der Schlange. Rückwärts kroch sie wieder auf das Podest mit dem Buch und damit die Felsspalte zu seinen Füßen zu. Konnte sie aufatmen? Würde der grauenvolle Besuch sie wieder verlassen? Konnte sie darauf hoffen?
"Sicher fragst Du Dich, wie Du meine Schätze finden sollst, oder Kindchen?" Wieder erschien ein eigentümliches Grinsen auf dem Gesicht der Schlange. "Keine Panik. Wenn es nötig sein sollte, meine Horkruxe zu versammeln, dann werde ich Dir dabei helfen, denn sie sind gut versteckt und geschützt. Und was ich mit Dir mache, wenn Du mir nicht hilfst, brauche ich Dir wohl nicht zu sagen!"
Linnea zitterte jetzt am ganzen Körper, aber das Untier entfernte sich immer weiter von ihr, langsam, Stück für Stück über das Mosaik gleitend. Es wandte ihr das Schlangengesicht mit dem hypnotischen Blick zu, während es weiterhin, noch immer rückwärts, auf seinem Ausgang aus dem Kellergewölbe zu kroch.
"Neujahr!" zischte die Schlange, nun zu ihrem eigentlichen Plan zurückkehrend, und der hintere Teil ihres langen Leibes war bereits in der Felsspalte am Fuß des Podestes verschwunden. "Wenn der zwölfte und letzte Silvesterglockenschlag des alten Jahres verklungen ist, dann werde ich meine ganze Kraft zusammennehmen und diese Schlangenhülle verlassen. Ich werde in den Jungen, Harry Potter fahren, mich mit dem in ihm verborgenen Teil meiner Selbst vereinigen und endlich körperlich wieder auferstehen! Die Geburt des Neuen Jahres sieht die Wiedergeburt und Auferstehung des Dunklen Lords! Präge Dir das gut ein, Ahnin von Wolverina Varg. Und noch etwas: Werde den Zauberer los!"
Der Geist johlte zustimmend, dann verschwand auch er in dem blauen Rauch, aus dem er entstanden war.
Eine ganze Weile, nachdem endlich auch der hässliche Kopf der Schlange zwischen den Steinen verschwunden war, hallten ihre Worte noch in Linneas Kopf wider, dann rieb sie sich die Augen und erschauderte erneut am ganzen Körper. Wie immer, wenn das Untier ihr Heim wieder verlassen hatte, fühlte sie sich müde und leer und gleichzeitig, als sei sie gerade erst aus einem tiefen und langen Alptraum erwacht.
***
Die vermummte Gestalt mit dem karierten Schal und einer dazu passenden Mütze mit Klappen über den Ohren, entpuppte sich als Professor Minerva McGonagall. Schon von weitem winkte sie Albus Dumbledore freudestrahlend und mit großen, rudernden Gesten zu.
Als er endlich sicher auf dem Kies des Strandes in einiger Entfernung und kaum noch in Sichtweite des Zauberergefängnisses von Askaban gelandet war, rannte sie auf ihn zu und schloss ihn unter Tränen der Freude in die warm verpackten Arme.
"Oh, Albus!" schluchzte sie. "Oh, Albus, es tut ja so gut, Sie endlich frei zu sehen. Seit Tagen komme ich hier heraus und warte auf ein Zeichen oder irgendeine Idee, wie man Sie befreien könnte. Und da sind Sie! Das kann doch alles kein Zufall sein, auch nicht, dass Fawkes sich heute absolut nicht davon abhalten lassen wollte, mich zu begleiten."
Dumbledore lächelte schräg und kraulte seinem Phönix, der sich auf seiner Schulter niedergelassen hatte, zärtlich unter dem Schnabel. Dann nickte er ihm wortlos zu und entließ ihn so vorerst aus seinen Diensten. Mit einem leisen Tröten erhob Fawkes sich in den Dezemberhimmel.
"Aber, wie sehen Sie denn aus, Albus?" erboste sich McGonagall und befühlte durch ihre Handschuhe den Stoff des sackartigen Gewandes, in das man den Schulleiter gesteckt hatte. "So können Sie aber nicht herumlaufen!"
Sie nahm ihre Handtasche hervor und ließ ihren Arm fast bis zur Schulter darin verschwinden. Unaufspürbarer Vergrößerungszauber, dachte Dumbledore anerkennend. Auf solche praktischen Zauber konnte nur eine Hexe kommen.
"Zum Glück bin ich vorbereitet!" McGonagall zog einen seiner Lieblingsumhänge aus ihrer Handtasche, nachtblau mit silbernen Sternen und eine dazu passende Zipfelmütze. Dumbledore verschwand hinter einem Felsen und zog sich in aller Eile um. Die Sträflingskleidung verwandelte er schnell in einen Haufen Kieselsteine.
"Dann habe ich noch dieses hier aus ihrem Arbeitszimmer in Godric's Hollow mitgenommen. Sah' aus, als könnte es hilfreich sein."
Und das war es in der Tat. Über ihrem Arm schillerte der eigentümliche Stoff von James Potters Tarnumhang. Er hatte ihn sich ausgeliehen und würde nun nie mehr die Chance erhalten, ihn seinem Besitzer zurückzugeben. Albus nahm ihr das gute Stück ab, und es brachte ihn auf einen anderen Gedanken.
"Bevor wir hier verschwinden müssen, denn ich weiß nicht, wie lange mein neuer Freund Hokpit, der Kobold, mir noch irgendwelche Verfolger vom Hals halten kann: Wie läuft die Suche nach Sirius Black und Harry Potter?"
Minerva McGonagall seufzte hör- und sichtbar. "Snape und Remus Lupin haben scheinbar eine Spur gefunden über eine Nachricht von Black, aber noch gibt es nichts Neues von Ihnen. Sie sind in Schweden und suchen nach einer ehemaligen Austauschschülerin namens Linnea Varg, mit der Black in Hogwarts befreundet war und scheinbar lange in Briefkontakt stand."
"Meinen Sie etwa die Ururenkelin von Wolverina Varg, der Entdeckerin und Erforscherin der Horkruxe?" fragte Dumbledore alarmiert und beunruhigt.
"Wenn Linnea Varg das ist, dann wird sie es wohl sein", antwortete Minerva McGonagall etwas irritiert und fügte dann noch hinzu: "Was sind Horkruxe, Albus?"
Doch ihre Frage blieb unbeantwortet, denn in diesem Augenblick apparierten mit einem lauten Knall drei Gestalten ganz in ihrer Nähe. Dumbledore gelang es gerade noch rechtzeitig, sich den Tarnumhang überzuwerfen, sodass er von den Neuankömmlingen unbemerkt blieb.
Minerva McGonagall wandte sich vorsichtig den drei Männern zu und erkannte sofort Lucius Malfoy, der in einen festlichen, seidenen Umhang gehüllt war, und zwei weitere Mitglieder des 'Zaubererrates', in denen sie die ehemaligen Todesser Crabbe und Goyle zu erkennen glaubte. Langsam, suchend und misstrauisch nach allen Seiten schauend kamen sie auf sie zu.
Minerva McGonagall wandte sich vorsichtig den drei Männern zu und erkannte sofort Lucius Malfoy, der in einen festlichen, seidenen Umhang gehüllt war, und zwei weitere Mitglieder des 'Zaubererrates', in denen sie die ehemaligen Todesser Crabbe und Goyle zu erkennen glaubte. Langsam, suchend und misstrauisch nach allen Seiten schauend kamen sie auf sie zu.
"Professor Minerva McGonagall, wenn meine Sinne mich nicht täuschen!" höhnte Malfoys Stimme schon von weitem. "Warum überrascht es mich nicht, Sie hier anzutreffen? Was tun Sie hier um diese Zeit?"
"Ich wüsste nicht, warum ich Ihnen Rechenschaft ablegen sollte, Malfoy!" entgegnete McGonagall und drückte den Rücken durch, um ihm streng in die Augen blicken zu können.
"Wir werden noch sehen, wem Sie worüber Rechenschaft abzulegen haben, Werteste!" zischte Malfoy mit einem bösartigen Grinsen. "Wir haben Nachricht über ungewöhnliche Vorkommnisse in Askaban erhalten, und denken Sie sich, Professor, einer der prominentesten Gefangenen scheint den Wachkobolden entwischt zu sein. Dreimal dürfen Sie raten, wer."
McGonagall versuchte, seinem Blick ungerührt standzuhalten, und folgte ihm lediglich mit den Augen, als er ihre Umgebung abzusuchen begann. Selbst hinter ihrem Rücken sah er nach, als erwarte er, dort jemanden versteckt zu finden.
"Dummerweise sind alle Dementoren zur Zeit unabkömmlich, und auch wir sollten längst beim größten Ereignis der Zaubererwelt der letzten Jahrzehnte sein. Darum schlage ich vor, sie begleiten uns zur Jahresabschlussfeier nach London, Werteste. Dort können Sie gleich den neuen Schulleiter von Hogwarts kennen lernen. Und anschließend unterhalten wir uns dann mal ganz in Ruhe über Askaban und den uns allen wohl bekannten Entflohenen."
Auf einen Wink Malfoys hin, ergriffen Crabbe und Goyle kichernd und feixend jeweils einen Arm McGonagalls, und zu viert disapparierten sie in Richtung London.
Albus Dumbledore folgte ihnen unauffällig und unsichtbar.
***
Auch in Snögglindu war nun der letzte Nachmittag des Jahres angebrochen. Schon den ganzen Tag heulten und zischten Knallkörper durch die Strassen und Gassen des kleinen Ortes, obwohl noch nicht einmal die Sonne untergegangen war.
Linnea Varg werkelte in der Küche, allerdings mehr, um den Anschein zu erwecken, sie würde ein feierliches Abendessen für sich und Sirius vorbereiten. In Wirklichkeit pochte ihr Herz bis zu ihren Ohren, und die Worte der Schlange gingen ihr nicht mehr aus dem Kopf. "Und noch etwas: Werde den Zauberer los! Werde den Zauberer los! Werde den Zauberer los!" hämmerte es wieder und wieder von innen gegen ihre Schädeldecke.
Und alles war vorbereitet. In weniger als einer halben Stunde würde Sirius Black eine Reise antreten, von der er vielleicht nie zurückkommen würde. Und er würde sie allein antreten, auf jeden Fall jedoch ohne seinen Patensohn, Harry Potter. Alles war genau geplant. Es konnte gar nichts schief gehen. Warum hatte sie dann ein so ungutes Gefühl in der Magengegend? Und warum spürte sie unablässig den Drang, nervös an ihren Fingernägeln zu knabbern?
"Reiß Dich zusammen, Enkelin!" hörte sie nun die geisterhafte Stimme ihrer Ururgroßmutter durch die Holzplanken zu ihren Füßen.
Laut scheppernd stellte sie eine Schüssel auf die Spüle. Gedankenverloren schaute sie in den bewölkten Himmel vor dem Fenster ihres kleinen, rot-weißen Hauses. Waren da nicht schon zwei kleine dunkle Punkte in einem schwarzen Wolkenwirbel zu erkennen? Es wurde auf jeden Fall Zeit, den Schutzzauber über ihrem Haus und Grundstück zu senken, denn sie wollte, dass sie sie fanden. Dass sie ihn fanden, korrigierte es sich in Gedanken. Ihr Zauberstab, den sie schon seit Stunden nicht mehr aus der Hand gelegt hatte, vollführte einige komplizierte Schlenker, während sie im Geist die Beschwörungen durchging.
"Und? Klappt alles?"
Gerade noch konnte Linnea verhindern, dass sie ertappt zusammenzuckte, als Sirius Black plötzlich strahlend in der Küchentür auftauchte.
"Man riecht ja noch nichts von unserem Festmahl!" schmunzelte er. "Soll ich Dir nicht doch helfen? Kartoffelschälen oder so was?" Er trat ganz nah von hinten an sie heran und streichelte zärtlich ihre Schultern.
Sie widerstand dem Drang, ihren Kopf mit dem krausen, schwarzen Haar an seine Brust zu drücken, und kniff stattdessen fest die Augen zu. Das hier sollte alles viel, viel einfacher sein.
Der Wolkenwirbel am Himmel wurde dunkler und schien eine Öffnung in der Mitte zu bekommen. Ja, ihre Kontaktaufnahme hatte funktioniert. Ihre Besucher waren angekommen, zwei an der Zahl. Jetzt hieß es nur noch, Sirius eine Weile abzulenken.
"Du brauchst mir nicht helfen!" sagte sie schnell, drehte sich zu ihm um und setzte ein Lächeln auf, das nur falsch aussehen konnte, doch er erwiderte es nur auf schelmische Art. "Es ist ja noch eine Menge Zeit!" Sie stieß ihn sanft rückwärts in Richtung Küchentür. Er trat langsam und vorsichtig vom Fenster weg.
"Wie wäre es mit etwas frischer Luft?" schlug sie vor. "Nur ganz kurz. Harry schläft, und das Wetter ist ja nicht allzu schlecht. Ein kurzer Gang durch den Garten. Was hältst Du davon?"
Sirius vertraute ihr voll und ganz. Alles, was ihre Nähe bedeutete, war ihm mehr als recht. Wie hatte er nur all diese Jahre ohne sie auskommen können?
Als er sich einen Mantel nehmen wollte, hielt sie ihn zurück. Es würde auch ohne gehen, meinte sie. Sie planten ja schließlich keine lange Wanderung. Er stimmte ihr schulterzuckend zu und folgte ihr durch die Eingangstür nach draußen auf die Veranda.
Sie sah sich suchend und vorsichtig um. Alle Anzeichen sprachen dafür, dass die Schutzzauber auf ihrem Haus und Grundstück tatsächlich aufgehoben waren, aber von ihren neuen Gästen war noch keine Spur zu sehen. Aber war es nicht doch bereits eine Spur kälter, als es laut Thermometer hätte sein dürfen?
"Und, hast Du schon gute Vorsätze für das neue Jahr getroffen?" fragte ihr alter Schul- und Brieffreund plötzlich unvermittelt hinter ihr.
"Sirius!" Sie packte ihn am Arm und führte ihn rückwärts an den Rand der Treppe, die von der Veranda hinunter in den Garten und auf den gewundenen Plattenweg zum Gartentor führte. In den Augenwinkeln hatte sie die Bewegung zweier dunkler Gestalten gesehen.
Im Inneren des Hauses, begann Harry Potter laut und herzzerreißend zu weinen. Sirius sah verwirrt von ihren großen, blauen Augen, die einen Ausdruck angenommen hatten, den er nicht zu deuten wusste, zur Haustür und damit in die Richtung, aus der er seinen Patensohn hören konnte.
"Es tut mir so leid! Ich hatte keine andere Wahl!" Ihre Worte waren kaum mehr als ein Flüstern.
"Was?" brachte Sirius Black gerade noch hervor, dann wurde er von zwei schwarzen Gestalten in dunklen Kapuzenumhängen ergriffen, die beinahe lautlos von beiden Seiten an ihn herangeschwebt waren. Sie umhüllten ihn mit all ihrem kalten Grauen und rissen ihn mit sich fort.
"Linnea!" gellte sein verzweifelter Schrei zu ihr herüber, dann verlor er das Bewusstsein, und die beiden Dementoren schwebten, seinen bewegungslosen Körper zwischen sich, auf das offene Meer zu.
Linnea Varg trat ganz nah an den niedrigen, weißen Lattenzaun, der ihren kleinen, gepflegten Garten umgab. Eine Träne stahl sich aus ihrem Augenwinkel. Mehr unbewusst als absichtlich hob sie zwei Finger der rechten Hand an die Lippen, hauchte einen sanften Kuss darauf und pustete ihn als Kusshand in die Richtung, in der Sirius langsam ihren Blicken entschwand. Es gab Zeiten, in denen hatte sie ihn wirklich aus tiefstem Herzen geliebt.
Doch jetzt war es an der Zeit den Höhepunkt des heutigen Abends, der heutigen Nacht vorzubereiten. Der Dunkle Lord würde sehr bald eintreffen. Und um Mitternacht musste im Kellergewölbe alles bereit sein für seine Auferstehung.
Im Inneren des Hauses begann Harry Potter erneut zu weinen.
***
Im Gebüsch des Nachbargrundstücks hatten zwei versteckte Gestalten den Atem angehalten genau in dem Moment, als die uralten Schutzzauber über dem Haus der Vargs vor kurzer Zeit gelöst worden waren. Seit Tagen beobachteten die beiden Männer nun schon diese Gegend und das offenbar leere, eingezäunte Grundstück vor ihnen. Der Absender auf den Briefen, die Sirius Black von seiner Brieffreundin aus Schweden bekommen hatte, hatte sie genau hierher geführt, doch bis vor einer halben Stunde hatten sie nicht die geringste Ahnung gehabt, wo sich das Haus befand. Alle Muggel, die sie gefragt hatten, hatten steif und fest behauptet, an diesem Ort hätte es noch nie eine menschliche Behausung gegeben. Und niemand kannte eine junge Frau mit dem Namen Linnea Varg.
Und doch musste dort vor ihnen irgendetwas sein, denn sie hatten eine gewöhnliche Hauskatze beim Betreten des Grundstücks beobachtet. Kaum war das grau schwarz getigerte Tier vom weiß gestrichenen Lattenzaun hinunter gesprungen, hatte es sich in Luft aufgelöst und war erst wieder aufgetaucht, als es auf der gegenüberliegenden Seite die Grenze des Anwesens noch einmal überschritten hatte.
Auch hatten sie nach einiger Beobachtung eine junge Frau bemerkt, die eines Tages mit einem Einkaufskorb auf der Straße vor dem verwilderten Grundstück aufgetaucht und in die Stadt gegangen war. Ihr Aussehen passte zu der Erinnerung, die Remus Lupin und Severus Snape an die schwedische Austauschschülerin namens Linnea Varg hatten, auch wenn es nicht ganz dem Bild einer blonden, schwedischen Schönheit entsprach.
Doch bis vor nicht einmal einer Stunde an diesem Silvestertag hatten sie keine Möglichkeit gefunden und gesehen, wie sie an das Haus, das einfach da sein musste, oder seine Bewohner herankommen sollten. Severus Snape hatte nicht zum ersten Mal darauf gedrängt, dass sie endlich ihre Zelte hier abbrechen sollten, da sie nicht den kleinsten Hinweis darauf hatten, dass sich auch Sirius Black irgendwo hinter diesem magischen Schutzschild vor ihnen befand, als mit einem Mal die Luft über dem scheinbar verlassenen und verwilderten Grundstück verräterisch zu flimmern begonnen hatte. Dann war es plötzlich mit dem gemauerten Schornstein zuerst vor ihnen aufgetaucht, das in Rot und Weiß gestrichene Holzhäuschen mit der breiten hölzernen Veranda inmitten des zur Zeit im Winterschlaf liegenden und dennoch sehr gepflegten Gartens.
Als dann die mit magischen Kreidezeichen übersäte Haustür sich geöffnet hatte, Linnea Varg und Sirius Black händchenhaltend herausgekommen waren und im Inneren ein Baby zu schreien begonnen hatte, hatte es für Remus Lupin kaum noch ein Halten gegeben. Er hatte erstaunt und erleichtert zugleich den angehaltenen Atmen wieder ausgestoßen und war drauf und dran gewesen, hinter dem Gebüsch hervor und über den niedrigen Zaun zu springen, um auf den alten Freund aus Schulzeiten zuzulaufen. Hätte ihn Severus Snape nicht im letzten Moment an seinem Umhang zurückgerissen, dann wäre er den beiden Dementoren direkt in die Arme gelaufen.
"Interessante Freunde haben die Freunde Deiner Freunde!" hatte Severus trocken bemerkt. "Interessant und äußerst gefährlich!"
"Wir müssen näher ran!" hatte Remus gefordert und war auf allen Vieren näher an das Grundstück und das Haus herangeschlichen, noch verborgen von allem möglichen Gestrüpp und Gewächs. Murrend war Snape ihm auf dem gleichen Weg gefolgt. Und als Linnea an ihren Gartenzaun getreten war, um Sirius eine Kusshand zum Abschied zuzuwerfen, waren sie unbemerkt über den Zaun gesprungen und ins Innere des Hauses eingedrungen, wo sie auch prompt auf den kleinen Harry Potter gestoßen waren, der weinend auf einem Sofa lag.
Remus hatte ihn auf den Arm genommen und versuchte nun beruhigend auf ihn einzureden, als Harry auch schon wieder laut zu schreien begann. Von draußen waren eilige Schritte zu hören und hinter einer kleinen Tür ganz am Ende des Flures war plötzlich ein eigenartiges Zischen erklungen. Severus Snape zückte seinen Zauberstab und beschritt einen Kreis um Remus Lupin, der versuchte, das Kind zu beruhigen, indem er ihm vorsichtig die Wange streichelte.
Aus dem vorderen Teil des Hauses, wo sich gerade geräuschvoll die Haustür geschlossen hatte, kam Linnea Varg auf sie zu. Aus dem hinteren Teil verstärkte sich das eigentümliche Zischen. Snape sah aus den Augenwinkeln, wie die kleine Tür durchsichtig und durchlässig zu werden schien, dann schälte sich plötzlich die geisterhafte Gestalt einer alten Frau mit pulsierend blauen Augen aus dem Holz und schwebte auf sie zu.
"Linnea!" quäkte ihre körperlose Stimme. "Es sind Eindringlinge im Haus! In meinem Haus! Vernichte sie!"
Lupin und Snape standen nun Rücken an Rücken und wirbelten herum. Lupin hatte ebenfalls seinen Zauberstab gezogen und versuchte ihn auf ihre Angreiferinnen gerichtet zu halten, während er gleichzeitig Harry auf dem Arm balancierte. Sie saßen in der Falle.
"Wer seid ihr?" ließ Linnea ihre Stimme in das Wohnzimmer schallen. Ihr Gesicht lag im Schatten des Flures verborgen, nur ihr Zauberstab war eindeutig auszumachen und auf sie gerichtet. Langsam, Schritt für Schritt kam sie näher.
"Fragen? Eine dunkle Hexe stellt keine Fragen, dummes Kind!" Der Geist der alten Frau pulsierte nach wie vor in hellen Blautönen und war an die Decke über Snape und Lupin geschwebt, von wo sie die beiden dämonisch angrinste. "Töte sie, ohne langes Gerede!"
"Ich kenne Dich!" Linneas Zauberstab zeigte jetzt direkt auf Remus Lupin. "Du bist ein Freund von Sirius. Du bist dieser Junge aus Hogwarts mit den merkwürdigen Krankheitsschüben einmal im Monat. Ich erinnere mich an Dich!"
Remus atmete tief durch. Eine greifbare Stille lag auf diesem Haus, in der man die Magie an den Spitzen ihrer Zauberstäbe knistern zu hören glaubte. Selbst Harry war mucksmäuschenstill geworden und betrachtete mit großen Augen die Menschen in seiner Umgebung.
"Du bist Linnea, habe ich Recht?" ergriff nun Lupin vorsichtig das Wort. "Hör' zu. Wir sollten ganz ruhig bleiben, dann muss keinem von uns etwas passieren!"
Linnea kam weiter auf sie zu. Erst jetzt konnte Remus die Tränenspuren auf ihren Wangen erkennen.
Draußen zerriss eine weitere laute Explosion einer Silvesterrakete die Luft, hier drinnen ein weiterer Schrei des Geistes von Wolverina Varg, der Entdeckerin und Erforscherin der Horkruxe: "TÖTE SIE JETZT!"
Linnea schluchzte auf. Mit einem sichtbaren Seufzer steckte sie ihren Zauberstab in die Seitentasche ihres Rockes und ließ sich kraftlos in einen Sessel sinken.
"Halt, die Klappe, Ururgroßmutter", stieß sie hervor. Sie weinte noch immer und verbarg ihr Gesicht in den Händen. "Ihr seid gekommen, um Harry nach Hause zu holen?" murmelte sie nach einer Weile.
Lupin und Snape warfen sich einige fragende Blicke zu, blieben aber vorerst wachsam und hielten die Zauberstäbe weiterhin gezückt. "Das war unser Plan", sagte Remus vorsichtig. "Eigentlich hätten wir auch gerne Sirius gesprochen und zur Heimkehr überredet."
Die Erwähnung dieses Namens löste eine neue Schluchzattacke bei Linnea aus.
Wolverina Vargs Geist hatte aufgehört zu pulsieren und schwebte nun weiß und durchsichtig neben dem Kamin. Sie schüttelte nur wort- und sprachlos den Kopf.
"Ich habe ihm schlimme Dinge angetan!" flüsterte die junge Hexe gerade noch verständlich. "Schlimme und böse Dinge. Und ich habe mich mit bösen und schlimmen Mächten eingelassen."
Der Geist, der nun schon ein gutes Stück vom Kamin entfernt in Richtung hinterer Flur schwebte, stieß ein verächtliches Geräusch aus, das wie Luft klang, die aus einem Fahrradreifen entweicht, und darin klang ein leises, aber deutlich abschätziges Wort mit: "Schwach!" Dann verschwand er hinter der Tür der Vorratskammer, durch die Falltür und im Inneren des runden Labyrinths tief zwischen den Seiten des geheimnisvollen Zauberbuches, das geräuschvoll und unter Staubfontänen zuklappte und sich mit einem dicken Vorhängeschloss selbstständig verriegelte.
"Nehmt Harry und bringt ihn in Sicherheit!" Linnea war aufgesprungen und drängte nun die beiden Männer in Richtung Haustür. "Für Sirius kann ich nichts mehr tun, aber bitte, bitte, rettet Harry."
Lupin und Snape wechselten besorgte und zugleich ungläubige Blicke. Sollte es am Ende so einfach sein?
"So beeilt Euch doch! Der Dunkle Lord ist sicher längst auf dem Weg hierher! Er will heute Nacht von Harrys Körper Besitzer ergreifen. Bitte, bitte, rettet ihn vor ihm! Für mehr Erklärungen ist jetzt keine Zeit, und mehr braucht ihr auch nicht zu wissen!"
"Lord... Lord Vol... Voldemort?" stammelte Remus und drückte Harry fester an sich. Snape wirkte trotz der angespannten Situation leicht belustigt, dass Lupin offenbar Probleme damit hatte, den Namen des Dunklen Lords auszusprechen.
"Er ist die dunkle Macht, mit der ich mich eingelassen habe, ja!" schrie Linnea nun fast. "Darum raus jetzt aus meinem Haus! Bringt Harry weg. Am besten zu Albus Dumbledore, denn vor dem scheint selbst Voldemort noch jede Menge Respekt zu haben!"
Sie waren inzwischen auf dem Plattenweg vor Linneas Haus angekommen. Die Sonne versank gerade im Westen, und es hatte wieder zu schneien begonnen. Lupin zog seinen Umhang auch über Harry, der bereits über einen scharfen Windstoss die Nase zu kräuseln begann.
"Aber, wenn er, dessen Namen nicht genannt werden soll, zurückkommt und denken muss, dass Du ihn verraten hast, dann kannst Du Dir sicher denken, was er Dir antun wird?" sagte Remus nun besorgt zu Linnea. Snape stand bereits hinter dem geöffneten Gartentor auf der Strasse und sah ungeduldig zu ihnen herüber.
Linnea war nun wieder ganz ruhig und gefasst. Beinahe unmerklich drängte sie nun auch Remus mit dem Kleinkind auf dem Arm von ihrem Grundstück auf die Strasse.
"Ich bin mir nicht sicher, welche Kräfte der Dunkle Lord in seinem jetzigen Zustand hat. Nur eines ist klar, niemand kann ihn im Moment vernichten. Und niemand wird jemals vor ihm sicher sein." Ihre Stimme war leise und voller Trauer. "Vielleicht hat der Schlangenverstand, auf den er im Augenblick angewiesen ist, schon wieder einiges von seinen Plänen vergessen, aber wenn er sich an mir rächen will, dann ist das vielleicht die gerechte Strafe für das, was ich Sirius Black angetan habe und Harry Potter beinahe angetan hätte. Ich bin bereit, diese Strafe auf mich zu nehmen. Lebt wohl!"
Sie hielt ihren Zauberstab in der Hand, und noch bevor einer der beiden Männer etwas sagen oder fragen konnte, war sie zusammen mit ihrem Haus und ihrem Grundstück wieder hinter den Schutzzaubern verschwunden, als hätte es sie nie gegeben.
Remus Lupin wirkte tief erschüttert, als er Severus Snape ansah.
"Komm'", meinte dieser mit einem leichten, sehr leichten Anflug von Freundlichkeit in der Stimme, "bringen wir Harry nach Hause!"
***
Im Wembley-Stadion, einer berühmten Sportstätte der Muggel nahe des Herzen Londons, war die wohl seltsamste und größte Silvesterveranstaltung, die sowohl die Muggel- als auch die Zaubererwelt je gesehen hatte, in vollem Gange. Man hatte keine Kosten und Mühen gescheut, um in dieser Nacht eine große Ansammlung von Hexen und Zauberern hier zu versammeln und vor den Muggeln gleichzeitig verborgen zu halten.
Ausnahmslos alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Zaubereiministeriums waren anwesend, ebenso wie der 'Zaubererrat' und natürlich der Kanzler, Peter Pettigrew selbst. Dazu kamen sämtliche bedeutenden Familien und Persönlichkeiten der Zaubererwelt und alle, die die ehemaligen Todesser gezwungen hatten, hier zu erscheinen und den neuen Machthabern zuzujubeln.
Man hatte an der Frontseite eines grünen Fußballfeldes, dort, wo gewöhnlich eines der Tore stand, eine große hölzerne Tribüne aufgebaut, auf der der Kanzler auf einem erhobenen Sitzt inmitten seines 'Zaubererrates' saß. Zum Fuß dieser Tribüne führte ein breiter roter Teppich quer über die gepflegte Rasenfläche von der gegenüberliegenden Seite des Stadions. Die Zuschauer, Mitarbeiter des Ministeriums und nahezu alle Hexen und Zauberer aus dem ganzen Königreich saßen dicht gedrängt auf den Zuschauerrängen. Die Ränder des roten Teppich jedoch säumte ein Spalier aus unzähligen Dementoren, die unter allen Anwesenden Angst und Schrecken verbreiteten. Auch über den dunklen Nachthimmel über dem Stadion schwebten einige dieser Gestalten.
Ausnahmslos alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Zaubereiministeriums waren anwesend, ebenso wie der 'Zaubererrat' und natürlich der Kanzler, Peter Pettigrew selbst. Dazu kamen sämtliche bedeutenden Familien und Persönlichkeiten der Zaubererwelt und alle, die die ehemaligen Todesser gezwungen hatten, hier zu erscheinen und den neuen Machthabern zuzujubeln.
Man hatte an der Frontseite eines grünen Fußballfeldes, dort, wo gewöhnlich eines der Tore stand, eine große hölzerne Tribüne aufgebaut, auf der der Kanzler auf einem erhobenen Sitzt inmitten seines 'Zaubererrates' saß. Zum Fuß dieser Tribüne führte ein breiter roter Teppich quer über die gepflegte Rasenfläche von der gegenüberliegenden Seite des Stadions. Die Zuschauer, Mitarbeiter des Ministeriums und nahezu alle Hexen und Zauberer aus dem ganzen Königreich saßen dicht gedrängt auf den Zuschauerrängen. Die Ränder des roten Teppich jedoch säumte ein Spalier aus unzähligen Dementoren, die unter allen Anwesenden Angst und Schrecken verbreiteten. Auch über den dunklen Nachthimmel über dem Stadion schwebten einige dieser Gestalten.
Minerva McGonagall stand etwas abseits nahe dem gegnerischen Tor gegenüber der Prominententribüne, flankiert von Crabbe und Goyle, die sie nicht aus den Augen ließen. Ihr Blick fiel gerade auf eine riesige Anzeigetafel der Muggel ihr gegenüber, auf der nun die riesigen Buchstaben "HAPPY NEW YEAR!" und "GOOD HEX!" abwechselnd aufblinkten. McGonagall konnte nur den Kopf schütteln angesichts dieses bizarren Spektakels.
Kurz nach ihrem Eintreffen in dieser Sportstätte, als Lucius Malfoy sich aus ihrer kleinen Gruppe gelöst hatte und winkend und grüßend über den roten Teppich auf seinen Platz neben dem Kanzler auf der Tribüne zugeschritten war, hatte Minerva einen leichten Luftzug an ihrer Wange gespürt und kurz darauf Dumbledores Flüstern in ihrem Ohr gehört: "Ich bin da! Unsichtbar!" Sie musste sich zusammenreißen, um nicht vor Erleichterung aufzulachen.
Kurz nach ihrem Eintreffen in dieser Sportstätte, als Lucius Malfoy sich aus ihrer kleinen Gruppe gelöst hatte und winkend und grüßend über den roten Teppich auf seinen Platz neben dem Kanzler auf der Tribüne zugeschritten war, hatte Minerva einen leichten Luftzug an ihrer Wange gespürt und kurz darauf Dumbledores Flüstern in ihrem Ohr gehört: "Ich bin da! Unsichtbar!" Sie musste sich zusammenreißen, um nicht vor Erleichterung aufzulachen.
Gerade hatte der Kanzler des Zaubererrates, Peter Pettigrew, einige verdiente Mitarbeiter des Ministeriums, hauptsächlich ehemalige Todesser, wie McGonagall bestürzt hatte feststellen müssen, mit Auszeichnungen und Orden geehrt. Dazu hatten die neuen Würdenträger ebenfalls über den roten Teppich vor den erhöhten Sitz des Kanzlers treten müssen, um von oben herab ihre Preise, Ketten oder Anstecker oder was auch immer in Empfang zu nehmen. Einige hatten alles andere als entspannt gewirkt, als sie zwischen den Dementoren hatten hindurch gehen müssen. Eine grauenhafte Zurschaustellung von Macht war das. Und zu allem spielte eine magische Blaskapelle zackige Märsche und einen Tusch nach dem anderen.
Jetzt erhob sich der Kanzler erneut, ordnete nervös einen Stapel Papiere und trat nach vorn an den Rand der Tribüne. Den Zauberstab hatte er schon den ganzen Abend zur Verstärkung seiner Stimme an seine Kehle gehalten. Auf der Anzeigetafel war nun kurz das Bild eines großen Glockenturmes der Muggel mit Uhr zu sehen. Die Zeiger standen auf einer halben Stunde vor Mitternacht. Anscheinend sollte der Höhepunkt des Abends, die Rede des Kanzlers, genau mit den Glockenschlägen zum Jahreswechsel enden. Das nannte man mal eine gelungene Inszenierung, wenn sie denn tatsächlich gelang.
"Meine lieben Hexen und Zauberer!" richtete Peter Pettigrew nun das Wort an die versammelte Menge. "Liebe Kollegen aus dem Ministerium, liebe Mitglieder des Zaubererrates!"
Die ehemaligen Todesser auf der Tribüne nickten sich wohlwollend und selbstzufrieden zu. Allein diese Extrabegrüßung schien es ihnen wert zu sein, an diesem Abend hier erschienen zu sein. Besonders Lucius Malfoy blickte arrogant und hochnäsig in die Runde. Ob er wohl schon wusste, was Pettigrew gleich verkünden und sagen würde? Minerva war fest davon überzeugt.
"Wir sollten auch da oben sein, wo jeder uns sieht!" murmelte Crabbe Goyle zu und klopfte leicht auf das Emblem des Zaubererrates auf seiner Brust. Zufälligerweise verrutschte dabei der Ärmel seines Festumhangs und gab den Blick frei auf die Tätowierung eines Totenschädels, um den sich eine Schlange wand, das Zeichen der Todesser des Dunklen Lords.
"Ein ereignisreiches, anstrengendes, aber auch erfolgreiches Jahr liegt hinter uns!" fuhr Pettigrew mit erstaunlich fester Stimme fort. "Dieses Jahr hat das Ende des Dunklen Lords gesehen und den Aufbau einer neuen Herrschaft, in relativ kurzer Zeit."
Der Zaubererrat auf der Tribüne applaudierte frenetisch und nachdem seine Mitglieder ärgerliche Blicke in die Zuschauertribünen geworfen hatten, kamen auch von dort einige, wenn auch eher verhaltene Klatscher.
"Wir haben das Althergebrachte überprüft und dort verbessert und erneuert, wo es verbesserungswürdig und erneuerbar war. Und nun stehen wir kurz vor der Vollendung der neuen Ordnung. Das neue Jahr öffnet Tür und Tor für eine glorreiche Zukunft aller Hexen und Zauberer!"
"Also, bitte", flüsterte McGonagall missbilligend und bekam dafür prompt den Ellenbogen von Goyle in die Rippen gedrückt.
"Als kleines Zeichen der Aussöhnung zwischen der alten und der neuen Ordnung..."
Malfoy, der die Rede bisher stumm und in Gedanken Wort für Wort mitgesprochen zu haben schien, stutzte nun erstmals und warf Pettigrew einen misstrauischen Blick zu. Warum wich der plötzlich vom Manuskript ab?
Malfoy, der die Rede bisher stumm und in Gedanken Wort für Wort mitgesprochen zu haben schien, stutzte nun erstmals und warf Pettigrew einen misstrauischen Blick zu. Warum wich der plötzlich vom Manuskript ab?
"... darf ich Ihnen nun verkünden, dass die Untersuchungen gegen einige der bedeutendsten und bewährtesten Mitarbeiter des Ministeriums heute eingestellt wurden und diese beiden Herren völlig rehabilitiert aus Askaban entlassen werden konnten!"
Ein ungläubiges Murmeln durchlief das Rund des Stadions. Lucius Malfoy hielt es anscheinend kaum noch auf seinem Sitz. Was tat dieser Trottel da? Wen hatte er eigenmächtig aus Askaban entlassen? Doch nicht etwa Dumbledore?
"Begrüßen Sie nun zurück in unseren Reihen...", Peter Pettigrew warf dem Chef der Blaskapelle einen Seitenblick zu und nach einem anhaltenden Trommelwirbel und einem ohrenbetäubenden Tusch fuhr er fort, "Cornelius Fudge und Bartemius Crouch!"
Unter einem schnellen Marsch und weiteren Paukenschlägen wurden Crouch und Fudge, vollkommen weiß im Gesicht und mitgenommen und verstört wirkend von zwei Dementoren den roten Teppich entlang geführt. Pettigrew ermutigte die Mitglieder des Zaubererrates und die versammelte Zauberergemeinschaft zu einem freundlichen Applaus. Lucius Malfoy sah dabei trotz seines zuckersüßen, aber falschen Lächelns aus, als habe er gerade auf eine Scheibe Zitrone gebissen. Gleichzeitig konnte man jedoch sein Gehirn förmlich hinter seiner Stirn arbeiten sehen. Offenbar überlegte er bereits, wie er aus dieser neuen und noch nicht kalkulierbaren Situation seinen Vorteil ziehen konnte.
Peter Pettigrew klatschte wilder und ausgelassener als alle anderen und zog Crouch und Fudge zu sich auf die Tribüne. "Die beiden werden gleich im neuen Jahr ihre alten Posten wieder aufnehmen und uns auch weiterhin bei der Verfolgung von schwarzmagischen Umtrieben unterstützen!" erklärte er voller Begeisterung. Noch immer rasselte die Blaskapelle ihren Triumphmarsch, während Fudge und Crouch noch immer verwirrt und vollkommen deplaziert wirkten.
Plötzlich gab es einigen Aufruhr hinter Minerva McGonagall. Sie blickte sich um und schaute in Richtung des Eingangs des Stadions, wo es offenbar jede Menge Bewegung und einige Betriebsamkeit gab. Aus einem Knäuel von Menschen löste sich ein kleiner Zauberer, der ebenfalls das Zaubererratemblem auf dem Umhang trug, und schritt eiligen Fußes auf die Tribüne, speziell Lucius Malfoy zu. Als er ihn erreicht hatte, flüsterte er ihm hastig etwas ins Ohr. Malfoy dachte offenbar nach, dann gab er dem kleinen Zauberer Instruktionen und holte schnell einen Notizblock aus seinem Umhang hervor. Während er an einer sehr kurzen Nachricht schrieb, kam der kleine Zauberer mir wichtiger Miene auf Crabbe und Goyle zu. Er flüsterte nun auch ihnen etwas ins Ohr, dann gingen sie mit ihm in Richtung der Menschentraube am Eingang des Stadions.
Professor McGonagall blieb leicht verwirrt zurück, überlegte schon, sich heimlich aus dem Staub zu machen, als sie bemerkte, dass statt den beiden ehemaligen Todessern nun zwei Dementoren ihre wachsamen Augen auf sie gerichtet hielten, wenn man das von diesen unheimlichen Kreaturen überhaupt behaupten konnte, denn wer wusste schon, wo die Dementoren ihre Augen hatten?
Malfoy war währenddessen unauffällig hinter Pettigrew getreten, und während Fudge und Crouch vom Podium herunter, den roten Teppich entlang und aus dem Innenraum des Stadions geleitet wurden, sagte er dem Kanzler etwas ins Ohr und steckte ihm den soeben geschriebenen Zettel zu. Dann verlies auch Malfoy die Tribüne.
Pettigrew stand wort- und ratlos da und als die Kapelle zu spielen aufhörte und alle Anwesenden wieder ihre volle Aufmerksamkeit auf den kleinen Mann richteten, begann er unsicher zu stammeln. Sein Blick huschte hastig zwischen dem zerknitterten Zettel in seiner Hand und der Menschenmenge um ihn herum hin und her, und mit seinen übergroßen Vorderzähnen biss er sich nervös auf die Unterlippe.
Hinter ihm erschien wieder das Bild des großen Glockenturms auf der Anzeigetafel. Die Turmuhr zeigte fünf Minuten vor zwölf.
"Ich... ich... habe...", Pettigrews Stimme schwankte leicht, während er immer wieder auf den Zettel in seiner schweißnassen Hand blickte. Und genauso oft starrte er auf den Eingang des Stadions hinter McGonagall.
"Was ist da nur los?" fragte Dumbledore leise ins Ohr seiner Lehrerin für Verwandlungen.
"Ich habe noch eine freudige Mitteilung zu machen!" Pettigrews Worte donnerten jetzt wieder laut durchs Stadion, wenn auch noch nicht wieder mit der überheblichen Selbstsicherheit, die sie noch vor wenigen Minuten gehabt hatten. "Es ist uns nach vielen Bemühungen endlich gelungen, den Schwerverbrecher, Verräter und Mörder von unschuldigen Muggeln, Sirius Black, gefangen zu nehmen!"
Die nun einsetzende Stille war beinahe greifbar. In die Dementoren kam eine Bewegung wie ein eisiger Lufthauch, als sie sich dem Stadioneingang zuwandten, von wo nun Crabbe und Goyle einen schwachen und zerschlagen wirkenden Sirius Black zwischen sich den roten Teppich entlang führten.
Peter Pettigrews Stimme bebte, als er nun fortfuhr: "Es ist mir eine persönliche Genugtuung, dass dieser Verbrecher, der nicht nur unschuldige Muggel bei dem Versuch, mich zu töten, ermordet hat, dass dieser Mann nun endlich für all seine Schandtaten zur Rechenschaft gezogen wird. Nicht nur hat er meine besten Freunde, Lily und James Potter, an den, dessen Name nicht genannt werden darf, verraten und sie somit einem grauenvollen Schicksal ausgeliefert, auch ist er verantwortlich für den Tod ihres liebreizenden Sohnes, Harry Potter!"
"Das ist eine Lüge!"
Eine neue Stimme hallte nun von der entgegen gesetzten Seite durch das Stadion, ebenfalls magisch verstärkt, allerdings nicht von so weit oben, wie die des so genannten Kanzlers. Direkt unter den Stangen des Fußballtores, am Beginn des roten Teppich quer über den Rasen, stand Remus Lupin. Er trat einen Schritt vor und hielt Harry Potter in beiden Händen ausgestreckt hoch über seinen Kopf.
Severus Snape hatte sich schnell unter die Zuschauer gemischt. Er hatte diesen Auftritt von Anfang an für eine Schnapsidee gehalten, schon gleich, nachdem sie ihre Füße wieder auf englischen Boden gesetzt und erfahren hatten, wo und zu was sich die halbe Zaubererwelt in dieser Nacht versammelt hatte.
"Sirius Black hat Harry Potter nicht ermordet!" rief Remus Lupin unbeirrt weiter. "Seht her! Das ist der Junge, der überlebte. Harry Potter ist hier, gesund und munter wie ein Fisch im Wasser!" Wie, um Lupins Worte zu bestätigen, zappelte Harry genau in diesem Moment besonders lebhaft.
Die versammelte Menge stieß ein kollektives Stöhnen und einen leichten Schrei des Erstaunens und der Verblüffung aus. Irgendwo in ihrer Nähe glaubte Minerva McGonagall die kalten Augen und das hellblonde Haar von Lucius Malfoy zu sehen, der ungläubig auf den Werwolf und das Kleinkind starrte.
Dann geschahen mehrere Dinge gleichzeitig. Für einen kurzen Augenblick schien Sirius Black aus seiner Lethargie zu erwachen. Er drehte kurz den Kopf, sah Remus und den kleinen Harry, dann blickte er wieder nach vorn und starrte in das bewegungslose Gesicht von Peter Pettigrew. Er riss sich los. Es gab ein Handgemenge und plötzlich hielt er den Zauberstab von Goyle in der Hand. Damit würde er den miesen Verräter Pettigrew, die Ratte, nun endgültig erledigen. Er richtete den Zauberstab auf die Tribüne mit dem Zaubererrat.
Zur gleichen Zeit schlugen sämtliche Glockentürme der Stadt den ersten Schlag des letzten Mitternachtsgeläuts des alten Jahres an, und alle anwesenden ehemaligen Todesser schrieen in stummer Qual und Pein auf, denn ihre Totenkopftätowierungen hatten alle im gleichen Augenblick schmerzhaft aufgebrannt. Irgendetwas schien ihren 'Meister', den Dunklen Lord, genau in diesem Moment unheimlich wütend gemacht zu haben.
Dann riss eine gewaltige Explosion mit einem Schlag die gesamte Tribüne mit dem Kanzler und den Mitgliedern des Zaubererrates in die Luft. Niemand der Anwesenden konnte später etwas Anderes aussagen, als dass Sirius Black mit dem Zauberstab von Goyle diese Verwüstung verursacht hatte, als er versuchte, Peter Pettigrew zu töten, auch wenn Black noch so oft und lautstark betonte, er sei unschuldig und nicht einmal dazu gekommen, an einen solchen Fluch auch nur zu denken.
Von Peter Pettigrew fand man später nur ein Stück von seinem Umhang, seltsamerweise den mit dem Emblem, das ihn als Kanzler des Zaubererrates auswies, und einen abgetrennten Zeigefinger, während ein Dutzend Mitglieder des Zaubererrates in dieser Explosion den Tod fanden.
Entsetzen und wilde Panik breitete sich unter den anwesenden Hexen und Zauberern aus. Schreie und Wehklagen erfüllten das gesamte Stadion und die Luft. Die Dementoren blühten förmlich auf im Angesicht all dieser Emotionen. Schon waren sie drauf und dran außer Kontrolle zu geraten und wahllos anwesende Personen zu küssen und ihnen die Seelen auszusaugen.
Da nahm Albus Dumbledore den Tarnumhang ab und trat in voller Größe in die Mitte des Stadions. "EXPECTO PATRONUM!" donnerte sein Zauberspruch durch die Reihen der Dementoren. Aus der Spitze seines Zauberstabes löste sich ein riesiger, silberner Phönix, der ein ganzes Rudel majestätischer Löwen und Löwinnen anführte, die sich alle auf die schwebenden und schwarz-vermummten Gestalten stürzten und sie in die Nacht hinaus getrieben hatten, noch bevor der zwölfte Glockenschlag verklungen und das Neue Jahr endgültig angebrochen war.
Erneut ließ Dumbledore seine befehlende Stimme erschallen. "RUHE!" klang es bis in die hinterste Reihe der letzten Bank der obersten Tribünen. Dann ging er hinüber zu Bartemius Crouch, senior, dem neu eingesetzten Leiter der Abteilung für Magische Strafverfolgung, und Cornelius Fudge, dem ehemaligen Assistenten und ersten Untersekretär des Zaubereiministers und sagte leise und bedacht, aber klar und deutlich zu ihnen: "Walten Sie Ihres Amtes, meine Herren!"
Alle Verwirrung und Erschöpfung schien mit einem Schlag von den beiden abzufallen, von Crouch schneller und eher als von Fudge, denn der erste Befehl, den er gab, war, man solle Sirius Black augenblicklich nach Askaban bringen und ihn dort bis zu seinem Prozess in Gewahrsam nehmen.
Als Albus Dumbledore zu Minerva McGonagall zurückging, war diese in Tränen aufgelöst. Er legte tröstend den Arm um ihre Schultern und reichte ihr eines seiner weißen Taschentücher, die immer im Inneren seiner Lieblingsumhänge steckten.
Sie schnäuzte herzhaft hinein und fragte dann schluchzend: "Gibt es denn gar nichts, was wir für den jungen Black tun können?"
Der Schulleiter schüttelte bedauernd den Kopf. "Ich fürchte nicht, meine Liebe. Ich fürchte nicht. Leider sprechen alle Indizien gegen ihn!"
Und während Albus Dumbledore Remus Lupin den kleinen Harry Potter abnahm und ihn seinem Wildhüter Rubeus Hagrid übergab, damit dieser ihn, und Dumbledore hatte das Gefühl nicht zum ersten Mal, in den Ligusterweg Nummer vier in Little Whinging, London, zu Tante und Onkel Dursley brachte, fand Arthur Weasley, ein ganz kleines Licht in der Abteilung gegen den Missbrauch von Muggelartefakten im Zaubereiministerium, zwischen den Trümmern des Podestes, auf dem der 'Zaubererrat' und sein Kanzler gesessen und gesprochen hatten, eine extremst zerzaust und mitgenommen aussehende, ohnmächtige Ratte. Ihr fehlte an beiden Vorderpfoten jeweils eine Kralle und der erste Name, der Arthur für das Tier durch den Kopf schoss, war 'Krätze', so schäbig sah es aus. Er würde den Nager mit nach Hause nehmen, beschloss er, ihn aufpäppeln und seinem drittältesten Sohn, Percy, zum Geburtstag schenken, denn der hatte sich schon lange ein eigenes Haustier gewünscht.
- E N D E –
[first published June, 29th – August, 17th 2008]

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