Es war einmal...

Als Anfang August 2007 der siebte und damit letzte Band einer Buchreihe der berühmten Joanne K. Rowling über einen gewissen Zauberlehrling namens Harry Potter erschienen und endlich gelesen war, traf sich im frisch errichteten Kundendiskussionsforum auf amazon.de eine Gruppe von mehr oder weniger erwachsenen Menschen, um sich über das Werk auszutauschen, und schließlich, weil keiner so recht glauben wollte, dass es vorbei sein sollte, aus eigener Kraft eine bis drei Fortsetzungen zu schreiben.

Schon bald spaltete sich aus dem Hauptschreiberfeld eine kleine, aber äußerst feine Splittergruppe ab, die sich fortan "Die Hobbydramatiker" nannte. Und als es den "Hobbydramatikern" mal wieder zu langweilig wurde, entstanden die hier neu veröffentlichten "Neuen und unglaubwürdigen Schandtaten der Hobbydramatiker". Zunächst nur auf die Länge eines Posts bei amzon.de beschränkt, entwickelten sie sich schnell zu wahren Kurzgeschichten voller Nonsens und Humor aber auch tragischer Momente, die den Lesern hoffentlich genauso viel Spaß beim Lesen bringen wie uns beim Schreiben. Über Kommentare würden wir uns sehr freuen.

Die Schandtaten:

23.3. – 3:23 Uhr (1) Allerhöchste Geheimstufe (1) Angriff der Bomische (1) Die Auferstehung (1) Die Silberhochzeit (1) Die Suche (1) Die Winterverschwörung (1) Dursleys Reloaded (1) Ein Junge überlebt - etwas anders (1) Ein Schweinchen namens Dudley (1) Ein tierisches Abenteuer (1) Feenwettstreit (1) Freitag der 13. (1) Harry Potter und das Vermächtnis der Hobbydramatiker (11) Harry Potter und der verrückte Fan (1) Harry Potter und die Weihnachtsbäckerei (1) Hogwarts Hüte und Hauselfen (1) Jahrestage (1) Kurz und schmerzlos (1) LA VIE EN ROSE (1) Nachwuchs (1) Schadtat Nr. 33 - Jahrestag (1) Schandtat Numero 01 (1) Schandtat Numero 02 (1) Schandtat Numero 03 (1) Schandtat Numero 04 (1) Schandtat Numero 05 (1) Schandtat Numero 06 (1) Schandtat Numero 07 (1) Schandtat Numero 08 (1) Schandtat Numero 09 (1) Schandtat Numero 10 (1) Schandtat Numero 11 (11) Schandtat Numero 12 (1) Schandtat Numero 13 (1) Schandtat Numero 14 (1) Schandtat Numero 15 (1) Schandtat Numero 16 (1) Schandtat Numero 17 (1) Schandtat Numero 18 (1) Schandtat Numero 19 (1) Schandtat Numero 20 (1) Schandtat Numero 21 (1) Schandtat Numero 22 (1) Schandtat Numero 23 (1) Schandtat Numero 24 (1) Schandtat Numero 25 (1) Schandtat Numero 26 (1) Schandtat Numero 27 (1) Schandtat Numero 28 (1) Schandtat Numero 29 (1) Schandtat Numero 30 (1) Schandtat Numero 31 (1) Schandtat Numero 32 (1) Schandtat Numero 33 (1) The Irish Ways or How to handle a Leprechaun (1) Und nichts als die Wahrheit... (1) Urlaub auf dem Bauernhof (1) VerRückt und duchgeKNALLT? (1) Was wäre wenn ??? (1) Wie Ron Weasley Asmodeus traf… (1) Wohl bekomm's (1)

Mittwoch, 5. Januar 2011

Ein tierisches Abenteuer

Schandtat Numero 24

Harry Potter wachte von einem sehr lauten Knall auf. Noch völlig dösig und verschlafen zwang er seine Augen einen Spalt auf und wollte sich mürrisch nach der Ursache dieses Lärms erkundigen, aber alles, was er heraus brachte, war ein "WUFF!".

"WUFF?" Er schüttelte seinen Kopf und dachte kurz darüber nach, was er denn gestern so alles auf der Party getrunken hatte. So viel war es doch nicht gewesen! Aber irgendetwas war seltsam. Seit wann machten seine Haare klatschende Geräusche, wenn er den Kopf schüttelte? Irgendwie juckte sein Rücken ganz fürchterlich, und als er seine Hand heben wollte, sah er zu seinem Entsetzen nur eine schwarze, behaarte Pfote.


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Zwei Häuserblocks weiter torkelte unsicher auf zwei Beinen ein junger Mann mit einer Blitznarbe auf der Stirn über die Straße in Richtung Grimmauldplatz Nummer 12. Dann ließ er sich lieber auf alle Viere nieder und krabbelte, wesentlich anmutiger jetzt, weiter. Ein vorübergehender Passant schüttelte nur den Kopf. "Immer diese Säufer! Und das noch vor dem Frühstück!"

Der junge Mann nahm davon keine Notiz, sondern hielt seine Nase dicht über den Asphalt. Warum es ihn zu diesem Haus zog, wusste er nicht genau. Aber er folgte seinem Instinkt.

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Zur gleichen Zeit rannte eine junge Frau im Fuchsbau panisch die Treppe herunter und schrie dabei das ganze Haus zusammen. Sie hatte vor wenigen Sekunden eine Maus in ihrem Schlafzimmer entdeckt, die ein rotes Fell hatte.

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Der junge Mann hatte mittlerweile die Haustür zum Haus Grimmauldplatz Nummer 12 erreicht, doch sie war verschlossen, und so versuchte er die Aufmerksamkeit der Bewohner dieses Haus zu erwecken und kratzte mit der Hand an der Tür. Doch nichts rührte sich und er sprang mehrfach erfolglos dagegen. Dann wollte er ein Bellen von sich geben, doch ganz seltsame, ungewohnte Laute kamen aus seiner Kehle. Doch diese waren wohl erfolgreich, denn eine kleine, schrumpelige Gestalt öffnete die Tür.

Kreacher, der alte Hauself, war sehr erstaunt, seinen Herrn und Meister auf allen Vieren vor der Haustür vorzufinden. "Meister Harry, was ist mit Ihnen passiert?" Der junge Mann hob schnüffelnd die Nase. Irgendetwas sagte ihm, dass er Vertrauen zu diesem Wesen haben konnte, und er begann die Hand des Hauselfen abzuschlabbern. Dann drehte er sich auf den Rücken und bot dem Hauselfen einladend seinen Bauch an.

Drinnen wachte Ginny gerade mit einem kleinen Ruck aus einem unruhigen Schlaf auf. Sie tastete in ihrem Ehebett nach Harry. Hatte er nicht gerade noch neben ihr gelegen und auch tief und fest geschlafen? Sie warf sich einen Morgenmantel über und machte sich auf die Suche nach ihrem Ehemann.

In der Küche traf sie auf Luna Lovegood und Neville Longbottom, die dieses Wochenende bei ihnen im Gästezimmer übernachteten. Die beiden hockten mit dem Rücken zu ihr und der Küchentür auf dem Fußboden und schauten auf etwas hinab, das Ginny nicht erkennen konnte. Neugierig trat sie näher.

Vor den beiden Freunden saß ein kleiner Hund auf den Hinterpfoten, der die langen Schlappohren wild von einer Seite auf die andere warf und knurrte und kläffte, als versuche er sich mit ihnen zu unterhalten. Das Tier sah aus wie eine junge Version von Fang, Hagrids Saurüden, nur war das Haar auf seinem Kopf dunkler und struppiger und zwischen den Augen, auf der Stirn hatte er einen kleinen, hellen Fleck, der ein wenig an einen Blitz erinnerte. Luna schaute auf, als sie Ginny bemerkte und fragte mit einem breiten Lächeln im Gesicht: "Wer ist denn dieser kleine, niedliche Kerl hier?"

Ginny runzelte leicht die Stirn und sogar noch mehr, als der Hund zwischen Luna und Neville hervor und an ihrem Bein hoch sprang, um sie laut und freudig bellend zu begrüßen. Seine Vorderpfoten patschten auf ihren Oberschenkel. "Das wollte ich auch gerade fragen", antwortete sie Luna und kraulte den kleinen Wildfang zwischen den Ohren. "Komisch", meinte Luna und richtete sich auf. "Er kam kurz vor Dir die Treppe herunter. Ich dachte, ihr hättet ein neues Haustier."

In diesem Moment betrat Kreacher die Küche, gefolgt von einem müde und zerstrubbelt wirkenden Harry, der sich wachsam, fast schon nervös im Raum umsah und auffallend laut schnüffelte. Ginny eilte auf ihren Mann zu. Als sie ihn umarmen wollte, tat dieser einen Schritt nach vorn und gab ihr einen wilden Kuss mitten ins Gesicht, der jedoch ihren Mund verfehlte und fast schon ein Lecken war. "Harry? Was ist denn mit Dir lo…?" begann Ginny, doch weiter kam sie nicht, denn der kleine Hund drängte sich mit einem fast schon schrillen Laut zwischen sie beide, und zur gleichen Zeit klopfte es an der Hintertür.

'Hintertür? Seit wann haben wir denn eine Hintertür?' fragte sich Ginny gerade, aber da hatte Kreacher bereits geöffnet und eine sehr seltsame Gestalt hereingelassen, die mit schnellem, aufrechtem Gang den Flur durchschritt und in die Küche stolziert kam. Es war eine blasse, dünne Hexe mit tiefen dunklen Ringen unter den Augen, von Kopf bis Fuß in ein strenges, schwarzes Kostüm gekleidet. Unter einem hohen Hut, auf den ein ausgestopfter Flughund aufgenäht war, kringelten sich einige pechschwarze, fettige Locken hervor. Sie streckte Ginny eine knochige, weiße Hand entgegen, deren Fingernägel ebenfalls in einem öligen Schwarz bemalt waren.

"Oh, wie schön, dass wir uns endlich persönlich kennen lernen!" sagte die Fremde in einem hohen Tonfall, der beinahe in den Ohren schmerzte. "Ich bin Frederica Batfruit, Ihre Vermieterin, Mrs. Potter." Ginny stand wie zur Salzsäule erstarrt und war sprachlos. Vermieterin? Aber Harry gehörte doch dieses Haus!

Doch in Harrys Augen blitzte ein Wiedererkennen auf und nachdem er die fremde Frau einige Male umrundet hatte, packte er ihre Hand und schüttelte sie wild. "Japp, Vermieterin! Vermieterin!" hechelte er in einem Tonfall, der beinahe wie ein Bellen klang. Und die ganze Zeit über schien der kleine, quirlige Saurüde beinahe den Verstand zu verlieren.

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Etwas weiter entfernt von London durchsuchte Hermine weiterhin den Fuchsbau nach Ron, doch sie konnte weder ihn noch einen anderen der Weasleys entdecken. Stattdessen stieß sie immer wieder auf die rothaarige Maus, die ihr auf Schritt und Tritt, so schnell sie eben konnte, zu folgen schien. Die Zeiger der magischen Wanduhr in der Küche, die sonst immer genau anzeigten, wo die Mitglieder der Weasley-Familie sich gerade aufhielten, standen seltsamerweise alle auf "UNBEKANNT".

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Man konnte die Fragezeichen praktisch über Ginnys Kopf tanzen sehen. "Harry? Was ist hier los? Was ist das für ein Hund? Vermieterin? Was soll das? Ich dachte, das Haus gehört Dir?!"

"Haus? Was meinen Sie?" griff sich Mrs. Batfruit nur eine der Fragen heraus. "Ich vermiete doch keine Häuser!!!"

Harry hechelte eigenartig und rieb sein Ohr an der Schulter und dem Stoff des schwarzen Kostüms der fremden Frau. "Vermieterin! Japp! Vermieterin!" stieß er immer wieder hervor.

Luna und Neville sahen sich an und zuckten die Achseln. Dieses Verhalten brachte selbst Luna, der sonst nichts Eigentümliches und Außergewöhnliches fremd war, zum Staunen. Ihre Augen waren noch weiter aufgerissen als sonst und schienen mindestens zwei Drittel ihres Gesichts einzunehmen. Gedankenverloren spielte sie mit einem kleinen Ball und warf ihn spielerisch in die Höhe und fing ihn wieder auf. Der junge Mann mit der Blitznarbe beobachtete das für einen Moment. Plötzlich sprang er in Richtung Luna und fing den Ball mit dem Mund auf, gerade als er wieder in die Höhe geworfen wurde.

"Harry, bei Merlins Bart! Was ist los mit Dir?" kreischte Ginny.

Mrs. Batfruit wackelte mit ihrem Kopf. "Ich glaub, ich bin in einem ungünstigen Moment gekommen. Soll ich später noch einmal bei Ihnen vorbei schauen?"

Doch Ginny winkte ab. "Nein, mich würde es schon interessieren, weshalb sie gekommen sind." Sie nahm Harry, den Ball aus dem Mund und schupste ihn auf einen Stuhl. "Kreacher, könntest Du für uns alle Tee kochen? Oder Kaffee? Dann können wir uns alle am Küchentisch versammeln und in Ruhe reden. Und sperr' diesen Hund hier ein!" meinte sie noch etwas genervt, da der kleine Hund keine Ruhe gab und ihr dauernd am Bein hing und ihre Aufmerksamkeit haben wollte. Ein tiefes Knurren kam aus der Kehle des Hundes, als Kreacher ihn packen wollte. "Na, dann lass' ihn halt hier." Ginny hob den Hund hoch und setzte ihn auf den Schoss ihres Ehemannes. Dann wandte sie sich wieder freundlich der alten Hexe zu. "Also? Was führt Sie zu uns?"

"Ich betreibe das örtliche Flohnetzwerk, nachdem das Zaubereiministerium die Kontrolle darüber in private Hände gelegt hat. Alle Zugänge in diesem Sektor werden von mir und meinem Unternehmen gewartet und vermietet. Die Nutzungsgebühr pro Monat liegt ja bei 10 Golddublonen. Aber wir sind natürlich immer um Verbesserungen bemüht. Deshalb bin ich sehr froh, Ihnen unsere neue Flo-Flat für nur 29,95 pro Monat vorstellen zu können. Damit können sie nicht nur das Flohnetzwerk in diesem Sektor benutzen, sondern auch auf den Kontinent reisen, in die Netzwerke, die sich uns angeschlossen haben. Wir arbeiten auch bereits an einer transatlantischen Verbindung, die aber noch in der Erprobungphase ist."

Ginny wollte gerade etwas darauf antworten, als der riesige Anhänger, den die Frau an einer Kette um ihren Hals trug rot aufleuchtete und ganz schreckliche, hohe Geräusche von sich gab, sodass sich alle ihre Ohren zu hielten. Auch der Hund hatte seine Tatzen über die Ohren gelegt, nur Harry winselte ganz erbärmlich.

"Oh", meinte die Flohnetzwerkvertreterin verlegen, "das habe ich wohl ganz vergessen. Ich hoffe doch, von Ihnen ist in den letzten Stunden niemand per Flohnetzwerk gereist. Es gab da einige kleinere Schwierigkeiten... Zwischenfälle... nicht weiter schlimm." Mit jedem Wort war sie immer leiser geworden, bis die anderen sie kaum noch hören konnten. Bevor jedoch jemand nachfragen konnte, wovon die sprach, fuhr sie schon fort: "Im Allgemeinen sind Sie doch mit dem Flohnetzwerk zufrieden, oder? Und es gibt natürlich noch zusätzliche Anreize, die Sie sicher überzeugen werden. Da wäre zum Beispiel..."

"Haben Sie gerade etwas über Zwischenfälle mit dem Flohnetzwerk gesagt?" hakte Neville nun doch nach, dann wandte er sich an seine Freunde. "Sind nicht Ron und Hermine mit Flohpulver zum Fuchsbau gereist nach unserer Party gestern? Und wolltest Du, Harry, nicht mit, weil Du Mrs. Weasley zum Geburtstag gratulieren wolltest?"

"Ja", warf Ginny ein. "Nun sag' doch auch mal was, Harry!" Doch dieser verfolgte nur eine Fliege, die um seinen Kopf kreiste, mit den Augen und schnappte nach ihr mit weit geöffnetem Mund.

"Sagte ich Zwischenfälle?" Frederica Batfruit schüttelte sehr schnell den Kopf, wobei der Flughund auf ihrem Hut nur so vibrierte. "Wie gesagt, das ist nicht der Rede wert. Kommen wir doch lieber zum wahren Grund für meinen Besuch. Sie fragen sich, warum ich mich vorhin Ihre Vermieterin genannt habe, Mr. und Mrs. Potter?"

"Japp!" schnappte nun wieder Harry. "Vermieterin! Japp! Japp! Vermieterin!"

"Ich meinte natürlich, ich bin ihre zukünftige Vermieterin", fuhr die Vertreterin fort. "Und zwar möchte ich Ihnen dieses unglaublich formschöne und unverzichtbare Zusatzgerät für Ihren Flohnetzanschluss vermieten." Sie zückte einen Zauberstab und vor den Versammelten erschien ein großer, klobiger Kasten, der auf den ersten Blick wie eine Kiste für Brennholz wirkte, Hermine und Harry aber schnell an ein Muggel-Fernsehgerät erinnert hätte.

In diesem Moment betrat ein blasser und verängstigt wirkender Ron die Küche am Grimmauldplatz Nummer 12. Er kräuselte nervös die Nase und hielt sein Gesicht teilweise hinter angewinkelten Händen versteckt. Als Harry von seinem Stuhl aufsprang und versuchte seinen besten Freund mit den Zähnen im Nacken zu packen und durch die Luft zu schütteln, piepste und quiekte Ron laut auf.

Der kleine Hund der unsanft auf dem Boden gelandet war, begann wieder aufgeregt zu kläffen und sprang wie wild um Ginny herum. Neville schnappte sich Harry und zog ihn von Ron fort. "Bist Du verrückt geworden? Du kannst Ron doch nicht beißen!"

///

Im Fuchsbau begann sich Hermine gerade ernsthafte Sorgen um ihren Ehemann und die angeheiratete Verwandtschaft zu machen. Wo waren sie wohl alle abgeblieben? Doch zunächst musste sie erst einmal das Mäuseproblem lösen. Denn mittlerweile rannte nicht nur eine Maus durch das Haus. "Da muss irgendwo ein Nest sein", murmelte Hermine und beobachtete eine Maus, die gerade auf den Küchentisch sprang und sich genüsslich über ein Stück Cheddar-Käse her machte. "Also wirklich... Mäuse mit einem roten Fell habe ich noch nie gesehen... Ob George wohl etwas damit zu tun hat?" Hermine kannte ihren Schwager und dessen Sinn für Schabernack sehr gut.

In Gedanken ging sie noch einmal den vergangenen Abend und die vergangene Nacht durch. Ron und sie waren in London gewesen und hatten mit Harry und Ginny, Luna und Neville eine rauschende Party gefeiert. Der Feuerwhiskey und das Butterbier waren in Strömen geflossen, und sie hatten in Erinnerungen an die glücklicheren Tage der Schulzeit geschwebt.

Dann um Mitternacht hatte sie alle Anwesenden daran erinnern müssen, dass Molly Weasley an diesem Tag Geburtstag hatte. Ron hatte es, wie üblich, vergessen und natürlich kein Geschenk für seine Mutter besorgt, obwohl sie für den Nachmittag zu einer Teeparty bei Molly und Arthur eingeladen waren. Schließlich war ihr Gatte auf die grandiose Idee gekommen, dem Fuchsbau einen mitternächtlichen Spontanbesuch abzustatten, und seine Mutter mit einem Geburtstagsständchen zu überraschen und aus dem Bett zu holen.

Harry war so angetrunken gewesen, dass er sofort zugestimmt hatte, mitzukommen. Luna und Neville waren jedoch zu müde gewesen und hatten sich ins Gästezimmer zurückgezogen. Auch Ginny hatte abgewunken und die ganze Aktion für keine gute Idee gehalten. Sie wollte am Grimmauldplatz Nummer 12 bleiben und lieber etwas schlafen, um ihrer Mutter am Nachmittag ihres Geburtstags in aller Frische gratulieren zu können.

Auch Hermine selbst war alles andere als glücklich gewesen bei der Vorstellung, die Weasleys um ihre wohlverdiente Nachtruhe zu bringen, wollte aber vorsichtshalber mitkommen, da Ron in einer mehr als strunkeligen und ungeschickten Verfassung war. In seinem benebelten Kopf hätte er vermutlich den ganzen Fuchsbau in Schutt und Asche gelegt, bei dem Versuch, seine Mutter zu überraschen.

Mehr hilflos als zustimmend hatte Hermine also mit angesehen, wie Harry den großen Tonkrug mit dem Flohpulver vom Kaminsims genommen und etwas davon ins Feuer geworfen hatte, das sofort grün aufgeleuchtet hatte. Dann waren er und Ron Arm in Arm und mit einer mehr als schrägen Version des Kinderliedes "Fuchs, Du hast die Gans gestohlen" auf den Lippen, hineingestiegen und unter lauten "Fuchsbau! Fuchsbau!" Rufen vor ihren Augen verschwunden.

Für einen kurzen Augenblick hatte Hermine geglaubt, alle möglichen Arten von Tieren in den grünen Flammen zu sehen, etwas, das es bisher noch nie gegeben hatte, soweit sie wusste. Und als sie dann den beiden hatte folgen wollen, brannte im Kamin wieder nur ein normales Feuer, und der Krug mit dem Flohpulver war leer gewesen. Also war ihr nichts anderes übrig geblieben, als zum Fuchsbau zu apparieren.

Während sie noch über die Katzen, Pferde, Hunde und Mäuse nachgrübelte, die sie in den Flammen erkannt zu haben glaubte, war sie, nachdem sie in der Küche im Haus der Weasleys appariert war, in ein lautes und fröhliches "Hallo!" und wilde Umarmungen geplatzt.

Mr. und Mrs. Weasleys hatten keineswegs geschlafen sondern ihrerseits mit ein, zwei Flaschen Wein auf Mollys Geburtstag angestoßen und waren nun hocherfreut, einen Teil ihrer Familie zu sehen. Nachdem Ron und Harry begeistert und vor allem lallend von dem wunderbaren Abend gesprochen hatten, den sie bis dahin am Grimmauldplatz verbracht hatten, war irgendjemand - Hermine wusste beim besten Willen nicht wer - auf die wunderbare Idee gekommen, wieder nach London zurückzugehen und dort einfach weiterzufeiern.

Hermine hatte nur den Kopf schütteln und resigniert seufzen können. Die Weasleys hatten noch ausreichend Flohpulver gehabt und so hatten vier Personen, nämlich Harry, Ron, Molly und Arthur, sich in den Kamin gequetscht und unter lauten "Grimmauldplatz! Grimmauldplatz!" Rufen versucht, in Harrys Haus zu gelangen. Aber irgendetwas war schief gegangen. Das Feuer hatte dunkelgrün bis schmutzigbraun aufgeleuchtet und dann Ron und seine Eltern wieder ausgespuckt, während Harry verschwunden war.

Mit den Händen an der pochenden Stirn und an den schweren Köpfen hatten sie auf dem Fußboden gelegen und ungläubig in die Flammen gestarrt. Kurz war Harrys Kopf aufgetaucht und hatte verkündet: "Bin da! Wo seid ihr?", dann war Hermine eingeschritten und hatte alle davon überzeugen können, dass morgen auch noch ein Tag war und man doch die Feierlichkeiten auf weit nach den Tagesanbruch verschieben sollte. Und seltsamerweise waren die Weasleys alle einverstanden, und sie hatten sich alle schlafen legen können.

Und nun waren sie verschwunden. Stattdessen: Mäuse. Hatte sie die nicht auch im Kaminfeuer gesehen? Hermine raufte und zerstrubbelte sich ihre ohnehin schon wilde Haarmähne.

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Am Grimmauldplatz hatte Neville inzwischen seinen Arm um Harry geschlungen und versuchte, ihn von Ron zurückzuhalten, während Ginny ihrem Bruder wieder auf die Beine half. Der kleine Hund hatte sich in Harrys Hosenbein festgebissen und zog, als wolle er Neville unterstützen.

Frederica Batfruit rang währenddessen die knochigen Finger und versuchte, sich mit einem Geräusper Gehör zu verschaffen, auf das Professor Umbridge neidisch gewesen wäre. "Wie sieht es aus?" wandte sie sich an Ginny. "Nehmen Sie die Flo-Flat mit der Aussicht, Kontakte zu Magiern und Hexen aus aller Welt aufnehmen zu können? Und für nur drei Knuts Leihgebühr mehr im Monat lasse ich Ihnen noch diesen formschönen Televisionary da, mit dem sie rund um die Uhr alle wichtigen Quidditch-Übertragungen live und in Echtzeit verfolgen können, als wären sie höchstpersönlich dabei."

Ginny ging auf die Hexe zu und fuhr sie an: "WAS WOLLEN SIE EIGENTLICH VON MIR?" Sie blies sich aufgebracht eine Strähne ihres roten Haares aus dem Gesicht. "Sehen Sie denn nicht, dass wir hier gerade leicht andere Probleme haben?"

"Schon gut, schon gut!" versuchte Mrs. Batfruit zu besänftigen. "Darf ich dann wenigstens schnell die Kamine in ihrem gemütlichen Heim durchzählen und Sie dann um die ausstehende Miete für die ersten drei Monate bitten? Wenn es geht, in bar bitte, sonst müssen wir Sie leider vom Flohnetzwerk abklemmen. Und wegen dieser eigentümlichen Zauberer-Tier-Körpertausch-Nebenwirkungen müssen Sie sich nun wirklich keine..."

"MIETE?" Ginnys Stimme war dabei eine Schwelle ins Schrille zu überschreiten. "SIE WOLLEN UNS UNSERE EIGENEN KAMINE VERMIETEN???" Den letzten, gerade erst begonnenen Satz der Hexe schien sie überhört zu haben.

In diesem Moment war ein lautes Kraspeln und Schaben und Quieken hinter der Kellertür zu hören. Ohne recht nachzudenken, trat Luna darauf zu und öffnete sie. Dahinter warteten in geduckter Haltung Molly und Arthur Weasley und sahen sich mit weitaufgerissenen Augen und zuckenden Nasenspitzen unter den Anwesenden um. Ihre vorderen Schneidezähne knabberten dabei nervös auf ihren Unterlippen.

Ein lautes Gewirr aus Stimmen und Tierlauten wie von Hunden und Mäusen hob an und verstummte erst, als mit einem lauten "PLOPP!" Hermine mitten auf dem Küchentisch apparierte. Dadurch wurde Neville abgelenkt. Er lockerte den Griff um Harry und dieser nutzte die Gelegenheit, riss sich komplett von Neville los und stürzte sich auf Molly und Arthur. Er trieb mit einem knurrenden Laut in der Kehle alle drei Weasleys in eine Ecke der Küche und packte sich dann wieder Ron. Mit einem beinahe wölfischen Grinsen auf den Lippen hielt er den Kopf des Freundes zwischen den zu Fäusten geballten Händen und stupste ihn immer wieder mit der Nase an.

Es dauerte nur einen kleinen Moment, bevor Hermine die Situation überblickte. Sie sprang vom Küchentisch, riss Ron von Harry los und fauchte: "Hände weg von meinem Ehemann!" Und zu Ron gewandt: "Hier steckst Du also. Ich bin schon ganz krank, vor lauter Sorge!" Aus den Augenwinkeln bemerkte sie ihre Schwiegereltern. "Also, wirklich... Ich find mich ganz allein im Fuchsbau wieder und ihr amüsiert Euch hier bei Harry!"

Doch bevor sie noch weiter schimpfen und lamentieren konnte, wurde sie von Ginny unterbrochen. "Merlin sei Dank, dass Du da bist, Hermine. Hier passieren die unglaublichsten Sachen und..." Ginny verstummte und starrte entgeistert auf den Gegenstand den Hermine bei sich trug und unsanft auf den Fußboden fallen ließ. "Hermine, was sind das für Tiere?"

Hermine wirkte für einen kurzen Moment irritiert, dann erinnerte sie sich an den alten Hamsterkäfig, den sie mitgebracht hatte. "Ach, das…", meinte sie unwirsch, "das sind nur die drei rothaarigen Mäuse, die mich schon den ganzen Morgen durch den Fuchsbau verfolgt haben. Ich habe sie mir geschnappt und in diesen alten Käfig gesteckt, den ich in Deinem alten Zimmer gefunden habe."

"Tiere? Was denn für Tiere? Ich sehe absolut keine Tiere!" Ein schrilles, hysterisches Lachen ließ alle Anwesenden verstummen und zu Frederica Batfruit, der Vertreterin der Flohnetzgesellschaft hinüber schauen. Sie stand an der Küchentür, Kreacher neben sich, dessen Arm sie die ganze Zeit über zu packen versuchte.

Als nun alle Blicke auf ihr ruhten, geriet sie ins Stottern: "Tiere…? Sagte ich… Tiere? Keine Ahnung, warum ich von Tieren gesprochen habe." Der Absatz ihres hohen, geschnürten Lederstiefels klackte laut auf dem Fußboden, als sie einen Schritt rückwärts in den Flur hinaus machte, den Hauselfen mit sich ziehend. "Die Tiere… die Tiere… sind wohl Ihre Privatangelegenheit. Das geht mich und meine Firma nun wirklich überhaupt gar nichts an. Damit haben wir aber so was von gar nichts zu tun. Tiere? Wen kümmern schon irgendwelche transportierten Tiere?"

Wieder erklang ihr nervöses und mehr als hysterisches Lachen. "Ich sehe, ich komme zu einem ungünstigen Zeitpunkt", wandte sie sich nun gequält lächelnd an Ginny. "Ich denke auch, dass nun alles Geschäftliche geklärt ist. Ich setze einfach den Handabdruck Ihres Hauselfen hier unter den Vertrag und dann lasse ich mir die erste Monatsmiete für das Televisionary-Gerät und die ersten Raten für die Flo-Flat-Rate einfach bei Gringotts auszahlen. Machen Sie sich nur keine Umstände, Mrs. Potter!"

Der kleine Hund mit der Blitzfellzeichnung und die roten Mäuse, die sich aus dem Käfig befreien konnten, weil dieser verbogen worden war, als Hermine ihn auf den Boden hatte fallen lassen, stürzten sich wie auf ein lautloses Signal hin auf die dünne Hexe in Schwarz, während drei Weasleys, Ron, Arthur und Molly, und Harry Potter ein raufendes Knäuel zu Hermines Füßen bildeten.

In diesem Moment ertönte ein lautes Knarzen und mit einer eigentümlichen Geräuschwelle sprang das Gerät, das Mrs. Batfruit heraufbeschworen hatte, an und strahlte ein grünliches Leuchten in die Küche. "… warnt vor der Benutzung des Flohnetzwerks. Es liegen uns diverse Meldungen über Hexen und Zauberer vor, die vergangene Nacht nicht ihr Ziel erreicht haben oder nicht in der Form, die sie erwartet hatten. Die Betreiber der neuen, privaten Flohnetzwerkgesellschaft sprechen von so genannten 'Zauberer-Tier-Körpertausch-Nebenwirkungen', die…"

Noch bevor irgend jemand so richtig registriert hatte, was der Zauberer in seinem lindgrünen Anzug und mit seiner regenbogenfarbenen Krawatte, die so breit war, dass sie nicht einmal in den modisch verwirrten siebziger Jahren als modisches Accessoire durchgegangen wäre, da gerade in dem Kasten, der so viel Ähnlichkeit mit einer Kiste für Brennholz aufwies, gesagt hatte, hatte Frederica Batfruit ihren Zauberstab gezückt, ihn auf den Kasten gerichtet und das Televisionary-Gerät wieder verschwinden lassen.

"OK", murmelte sie zwischen knirschenden Zähnen, "dann besser nur die Flo-Flat und alle sind glücklich und zufrieden." Dann konzentrierte sie sich wieder auf ihren Versuch, Kreachers kleine Hand in ein Tintenfass zu stecken, und seine Handfläche auf ein Pergament mit jeder Menge Text in winzig kleinen Buchstaben zu pressen. Mit den Stiefeln versuchte sie sich derweil, den kleinen, griffigen Saurüden und die rothaarigen Mäuse vom Leib zu halten.

Kurz bevor sie jedoch den gewünschten Abdruck auf ihrem magischen Vertrag hatte, klopfte es energisch an der Vordertür. Kreacher apparierte, ganz wie es seit Jahrzehnten seine Art war, an die Tür, um zu öffnen, und entkam so der Umklammerung der Vertreterhexe, die ihm mit mehreren Hechtsprüngen zu folgen versuchte.

Ginny hastete ihr hinterher und drückte sie an die Wand des Flurs, die früher einmal eine ganze Reihe von ausgestopften Hauselfenköpfen geziert hatte. "Sie rühren sich nicht von der Stelle!" befahl sie und bohrte ihr kurz den ausgestreckten Zeigefinger in die Schulter. "Und Neville, Luna, Hermine!" rief sie in die Küche. "Sorgt für Ruhe in der Küche." Rief 's und meinte damit ihre Eltern, ihren Bruder und ihren Ehemann, die sich noch immer auf dem Küchenboden wälzten und sich gegenseitig zu beißen versuchten, wie es aussah.

Kreacher hatte inzwischen einem kleinen Zauberer mit einem verbeulten Zylinderhut die Tür geöffnet. Er schien außer Atem zu sein und wirkte müde und erschöpft. Er war blass, und dunkle Schatten lagen unter seinen eingesunkenen, grau-braunen Augen. Als er jedoch Frederica Batfruit erblickte, huschte beinahe ein Strahlen über sein Gesicht. "Da ist sie ja!" atmete er auf. "Glauben Sie ihr kein Wort! Diese Frau ist eine Betrügerin!"

Die Frau mit dem ausgestopften Flughund auf dem hohen Hut schien zur Salzsäule erstarrt zu sein. Sie stand mit dem Rücken zur Wand und versuchte nicht einmal, den Kopf zu schütteln, um gegen diese Anschuldigungen zu protestieren.

Ginny ging vorsichtig auf den neuen Besucher zu. "Und wer sind Sie nun wieder, wenn ich fragen darf?" Der kleine Zauberer nahm den Zylinder ab und zückte ein Stück Pergament, das die Größe einer Visitenkarte hatte. "Mein Name ist Graham Alexander, neu ernannter Vorsitzender des Flohregulierungsrates der Flohnetzwerkaufsicht innerhalb der Ministeriumsabteilung für magisches Transportwesen", sagte der Mann und gab damit wieder, was Ginny nun auch Schwarz auf Weiß auf dem Pergament in ihrer Hand lesen konnte. "Vielleicht wissen Sie es noch nicht, aber das Ministerium hat sich entschlossen, die Privatisierung des Flohnetzwerks wieder rückgängig zu machen!"

"Buh Huh Huh…", heulte Frederica Batfruit auf und rutschte an der Wand hinunter und blieb auf dem Boden kauern, wo sie ihr Gesicht in den Händen verbarg und große Krokodilstränen zu vergießen begann. "Und ich habe das ganze Vermögen meiner armen, armen Eltern in den Kauf und Ausbau des Netzwerkes investiert. Und nun? Oh, Du lieber Augustin, alles ist hin!"

Die Mäuse und der Hund ließen von ihr ab und blinzelten still und gespannt Mr. Alexander, den Ministeriumszauberer an. Aus der Küche kamen Hermine und Luna. Hermine hielt Mr. Weasley und Ron mit jeweils einer Hand fest, während Luna Molly Weasley gepackt hielt. Ihnen folgte Neville, der einem zappelnden Harry jedes Mal das Ohr umdrehte, wenn dieser versuchte, sich loszureißen. Auch sie waren neugierig zu erfahren, was hier draußen vor sich ging.

"Schön und gut", seufzte Ginny. "Danke für die Info, Mr. Alexander, aber nur, um uns das mitzuteilen, sucht uns doch nicht der Flohnetzratsvorsitzende persönlich auf."

Graham Alexander schüttelte den Kopf. "Wir sind hinter ihr her!" Mit diesen Worten deutet er auf Mrs. Batfruit, die erneut aufheulte und schluchzte. "Nach den Zwischenfällen und Vorkommnissen der gestrigen Nacht hat die Abteilung für das magische Transportwesen einsehen müssen, dass es ein Fehler war, die Verwaltung des Flohnetzwerkes in private Hände zu legen. Sie und ihre dubiose Flohnetzwerkfirma…"

Erneut ertönte eine lautes "Buh Huh Huh!" - "Also, die da und ihre Firma haben verunreinigtes Flohpulver auf den Markt gebracht. Ignatia Wildsmith, die Erfinderin des magischen Pulvers, würde sich im Grabe umdrehen, wenn sie davon wüsste. Und dann haben sie auch noch dafür gesorgt, dass aus Schönheitsgründen die Tiersicherungen vor den Flohpulverkaminen entfernt wurden. Unerhört fahrlässig und gedankenlos war das! Wo doch jeder Zauberschüler im ersten Jahr bereits wissen sollte, dass Tiere nicht sprechen können und deshalb auch keine Magie ausüben sollen, geschweige denn im grünen Flohpulverfeuer formulieren können, wohin sie denn nun reisen oder mit wem sie denn nun sprechen wollen."

"Ich verstehe immer noch nicht genau, worauf Sie hinaus wollen", murmelte Ginny, obwohl ihr langsam schwante, worauf das hier alles hinauslaufen würde, besonders, als sie sich jetzt zu ihren Freunden und ihrer Familie umdrehte. Die Weasleys, noch immer fest in Hermines und Lunas Händen, fiepten leise und verängstigt, während sich der wilde Kerl, der aussah wie ihr Mann Harry, erneut von Neville losgerissen und sich auf alle viere niedergelassen hatten, und nun versuchte, sich selbst in den Unterschenkel zu beißen. Als nächstes fiel Ginnys Blick auf die vier Tiere, die neben der weinenden Flohnetzwerkvertreterin hockten und ihr wissend zuzunicken schienen. Aber das konnte doch nicht sein? Oder doch?

"Das Flohpulver, das Mrs. Batfruit zusammen mit ihrer Flo-Flat-Rate verkauft hat, weist Reste von zerkleinerten Tierfellen auf, was zu den absurdesten Nebenwirkungen beim Reisen und Kommunizieren mit Flohpulver geführt hat. Einige Zauberer kamen mit Tierköpfen aus einer Unterhaltung im Feuer zurück. Und nicht nur sind die meisten Reisenden gestern Nacht nicht dort aus dem Kamin gestiegen, wohin sie hatten reisen wollen, viele wurden auf ihrer Reise noch dazu komplett in Tiere verwandelt. Dies ist immer dann passiert, wenn sich zum Zeitpunkt der geplanten Reise außerdem wegen der unerlaubterweise entfernten Tiersicherungen der ein oder andere vierbeinige Freund im Netzwerk aufgehalten hat.

Selbst im Buckingham Palast kam es zu so einem Vorfall. Nicht nur war der Kamin in den Privatgemächern von Prinz Charles unerlaubterweise an das magische Flohnetzwerk angeschlossen. Stellen Sie sich die Überraschung des Muggelthronfolgers vor, als gegen Mitternacht plötzlich ein Ackergaul aus den Flammen auf seinen Kaminvorleger galoppiert kam, und stattdessen seine Dauerverlobte verschwunden war. Ich hoffe nur, bei Ihnen hat gestern niemand das Flohnetzwerk benutzt."

Ginny musste den Redeschwall von Graham Alexander unterbrechen. Wortlos nickte sie Hermine zu und meinte: "Das erklärt einiges!" Auch Hermine schien ein Licht aufgegangen zu sein.

"Und Sie", Alexander hatte sich Frederica Batfruit gegriffen und sie auf die Beine gezogen. "Schämen Sie sich denn gar nicht? Erst verbreiten Sie mangelhaftes Flohpulver und leugnen auch noch die 'Zauberer-Tier-Körpertausch-Nebenwirkungen', und dann versuchen Sie auch noch den armen Geschädigten das Geld mit Knebelverträgen und ausrangierten Muggelfernsehern aus der Tasche zu ziehen, obwohl Sie genau wussten, dass Sie keine Kontrolle mehr über das Flohnetzwerk hatten. Ich nehme Sie am besten gleich mit. Sie sind hiermit verhaftet. Das wollte ich schon immer mal sagen. Und versuchen Sie ja nicht zu fliehen. Das ganze Haus ist mit Zauberern der magischen Strafverfolgung umstellt!"

"Huh Buh Huh!" war die einzige Antwort, die die Vertreterhexe geben konnte. "Aber das schöne Geld! Und was wird aus meinem Vermögen und dem meiner Eltern und unserer Sommerburg auf Ibiza? Buh Huh Huh!"

"Aber hier wurde gestern Nacht das Flohnetzwerk benutzt und das nicht nur einmal!" brüllte nun Hermine den Ministeriumsmitarbeiter an. "Und schauen Sie sich das Ergebnis an!" Die Mäuse und der kleine Saurüde saßen nebeneinander in einer Reihe und schienen nun auch Graham Alexander zuzunicken, während dessen Blick zu vier Menschen hinüberwanderte, die sich wenig menschlich verhielten.

Die Weasleys duckten sich gegen eine Wand, zuckten mit den Nasen und ließen ihre vorderen Schneidezähne auf den Unterlippen zittern, während Harry auf seinen Schienbeinen hockte und Luna um einen Keks anbettelte, den diese sich aus einer Keksdose im Wohnzimmer geangelt hatte. Dabei ruckte Harrys Kopf pausenlos von einer Seite auf die andere. Graham Alexanders Blick wanderte zurück zu dem kleinen Hund mit dem weißen Fleck in Form eines Blitzes auf der Stirn und dem ansonsten eher grau-schwarzen Fell.

"Das ist doch nicht… Das kann doch nicht… Das ist…", stammelte er. "Harry Potter?" Der kleine Saurüde bellte einmal zustimmend. "Oh, Harry!" Ginny ging neben ihm in die Knie und kraulte ihm das Kinn. "Wie konnte ich nur die ganze Zeit über so blind sein? Du warst es die ganze Zeit, und ich konnte Dein Verhalten einfach nicht verstehen!" Der Hund leckte ihr verzeihend die Hand.

"Aber jetzt raus damit!" herrschte Ginny nun den Ministeriumsmitarbeiter an. "Wie machen wir das wieder rückgängig? Sie sehen hier den Großteil meiner Familie verwandelt vor sich!"

"Oh, ja, natürlich!" Graham Alexander kramte in seinem weiten Mantel und beförderte ein großes Einweckglas mit einem gräulichen Pulver zutage. "Hier gibt es doch sicherlich mehrere Kamine im Haus, oder?"

Und nachdem er ihnen das unverunreinigte Flohpulver und noch einige gute Tipps zur Umkehr des verunglückten magischen Transports überlassen und Frederica Batfruit mit sich genommen hatte, stiegen alle – Menschen, Tiere, Tiermenschen und Menschtiere – bis auf Luna Lovegood die Treppen hinauf in eines der Gästeschlafzimmer, das einen Kamin hatte.

Nachdem Neville ein Feuer entzündet und Ginny das reine Flohpulver hineingestreut hatte, schoben sie mit vereinten Kräften die drei Weasleys in Mäusegestalt, die drei Mäuse in Weasleygestalt sowie Harry in Hundegestalt und den Hund in Harrygestalt in den Kamin. Dann gab Ginny dem Köter, der aussah wie ihr Ehemann einen Klaps auf das Hinterteil und flüsterte ihm zu: "Luna ist im Wohnzimmer und hat noch mehr Kekse!"

"Japp! Kekse! Japp! Wohnzimmer!" kläffte Harry und schon waren die vier Gestalten in den grünen Flammen verschwunden. Hermine hielt die Augen zugepresst und die Finger gekreutzt. "Oh, bitte, lass es geklappt haben!" Dann rannte sie hinter Ginny her, die schon im Laufschritt auf der Treppe war.

Im Wohnzimmer saß Luna im Schneidersitz vor dem Kamin und verfütterte Kekse an einen kleinen Saurüden, der auf ihrem Schoß saß, und drei kleine, graue Mäuse, die auf ihrer Schulter hockten. "Nicht so gierig, ihr kleinen Lieblinge!" lächelte sie ihnen zu. Der weiße Blitzfleck war von der Stirn des Hundes verschwunden und das Fell der Mäuse war nicht mehr rot.

Arthur und Molly lagen sich in den Armen. "So einen aufregenden Geburtstag hatte ich noch nie!" Mrs. Weasley strahlte über das ganze Gesicht.

Hermine drückte Ron einen dicken Schmatzer auf die Wange und flüsterte ihm anschließend ins Ohr: "Nie wieder nächtliche Flohpulverreisen und Überraschungsbesuche in beduseltem Kopf! Versprichst Du mir das?" Und während Ron nur unverschämt grinste, hob Harry Ginny hoch in die Luft und küsste sie dann lange und ausführlich.

"Und wenn Du Dir etwas angezogen hast", meinte er breit lächelnd, "lass uns den Geburtstag Deiner Mutter feiern! Als Menschen, ganz ohne Tier und ganz ohne Flohpulver!"

Erst da wurde Ginny bewusst, dass sie noch immer ihren Morgenmantel über ihrem Nachthemd trug, und stimmte trotzdem in das befreite Lachen ihrer Lieben ein.

\\\ Ende ///

[first published February, 7th – 13th 2010]

1 Kommentar:

  1. Dieser Hobbydramatiker hier wünscht allen Hobbydramatikern und allen Lesern ein Frohe Neues Jahr!!!

    Und wer weiß, vielleicht erholen sich Harry und seine Freunde ja gerade von einer Silversterparty!
    Irgendwie passt's immer! ;-)

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