Es war einmal...

Als Anfang August 2007 der siebte und damit letzte Band einer Buchreihe der berühmten Joanne K. Rowling über einen gewissen Zauberlehrling namens Harry Potter erschienen und endlich gelesen war, traf sich im frisch errichteten Kundendiskussionsforum auf amazon.de eine Gruppe von mehr oder weniger erwachsenen Menschen, um sich über das Werk auszutauschen, und schließlich, weil keiner so recht glauben wollte, dass es vorbei sein sollte, aus eigener Kraft eine bis drei Fortsetzungen zu schreiben.

Schon bald spaltete sich aus dem Hauptschreiberfeld eine kleine, aber äußerst feine Splittergruppe ab, die sich fortan "Die Hobbydramatiker" nannte. Und als es den "Hobbydramatikern" mal wieder zu langweilig wurde, entstanden die hier neu veröffentlichten "Neuen und unglaubwürdigen Schandtaten der Hobbydramatiker". Zunächst nur auf die Länge eines Posts bei amzon.de beschränkt, entwickelten sie sich schnell zu wahren Kurzgeschichten voller Nonsens und Humor aber auch tragischer Momente, die den Lesern hoffentlich genauso viel Spaß beim Lesen bringen wie uns beim Schreiben. Über Kommentare würden wir uns sehr freuen.

Die Schandtaten:

23.3. – 3:23 Uhr (1) Allerhöchste Geheimstufe (1) Angriff der Bomische (1) Die Auferstehung (1) Die Silberhochzeit (1) Die Suche (1) Die Winterverschwörung (1) Dursleys Reloaded (1) Ein Junge überlebt - etwas anders (1) Ein Schweinchen namens Dudley (1) Ein tierisches Abenteuer (1) Feenwettstreit (1) Freitag der 13. (1) Harry Potter und das Vermächtnis der Hobbydramatiker (11) Harry Potter und der verrückte Fan (1) Harry Potter und die Weihnachtsbäckerei (1) Hogwarts Hüte und Hauselfen (1) Jahrestage (1) Kurz und schmerzlos (1) LA VIE EN ROSE (1) Nachwuchs (1) Schadtat Nr. 33 - Jahrestag (1) Schandtat Numero 01 (1) Schandtat Numero 02 (1) Schandtat Numero 03 (1) Schandtat Numero 04 (1) Schandtat Numero 05 (1) Schandtat Numero 06 (1) Schandtat Numero 07 (1) Schandtat Numero 08 (1) Schandtat Numero 09 (1) Schandtat Numero 10 (1) Schandtat Numero 11 (11) Schandtat Numero 12 (1) Schandtat Numero 13 (1) Schandtat Numero 14 (1) Schandtat Numero 15 (1) Schandtat Numero 16 (1) Schandtat Numero 17 (1) Schandtat Numero 18 (1) Schandtat Numero 19 (1) Schandtat Numero 20 (1) Schandtat Numero 21 (1) Schandtat Numero 22 (1) Schandtat Numero 23 (1) Schandtat Numero 24 (1) Schandtat Numero 25 (1) Schandtat Numero 26 (1) Schandtat Numero 27 (1) Schandtat Numero 28 (1) Schandtat Numero 29 (1) Schandtat Numero 30 (1) Schandtat Numero 31 (1) Schandtat Numero 32 (1) Schandtat Numero 33 (1) The Irish Ways or How to handle a Leprechaun (1) Und nichts als die Wahrheit... (1) Urlaub auf dem Bauernhof (1) VerRückt und duchgeKNALLT? (1) Was wäre wenn ??? (1) Wie Ron Weasley Asmodeus traf… (1) Wohl bekomm's (1)

Sonntag, 18. Oktober 2009

Dursleys Reloaded

Schandtat Numero 10

Fünf Jahre war es jetzt her, dass Harry Potter seine Verwandten, die Dursleys, das letzte Mal gesehen hatte. Er wusste zwar nicht warum, aber seit zwei Wochen musste er ständig an sie denken. 'Was wohl aus denen geworden ist?' dachte Harry und nahm einen Schluck aus seiner Flasche Butterbier und blickte nachdenklich hinaus in den Garten.


Zur selben Zeit: Aus irgendeinem Grund lief Dudley Dursley in London irr umher - irgendwo wollte er hin. Immer wieder murmelte er: "Harry Potter, ich muss Dich finden!" Bei seinem Irrlauf kam er auch an King's Cross vorbei. Der Bahnhof zog ihn magisch an. Wie im Traum ging er zu den Bahnsteigen 9 und 10 hinauf und blieb vor einer Mauer stehen. Er betastete sie, drückte und trat dagegen. Schließlich hämmerte er seinen Kopf immer wieder vor die Wand. Die Passanten schüttelten den Kopf und gingen weiter, einige machten Handbewegungen und sagten, dass er wohl verrückt sein müsse.

Ruhelos suchte Dudley wieder mit den Augen die Mauer ab. Unbewusst strich er sich mit dem Handrücken über die Augenbrauen, um den Schweiß, der auf seiner Stirn stand, daran zu hindern, in die Augen zu rinnen. Verdammt! Er musste diesen blöden Eingang finden. Er musste! Musste! Musste! Musste! Das Schicksal Hogwarts' stand auf dem Spiel.


Harry lief unruhig in seiner Wohnung herum. "Du, Ginny, ich muss etwas spazieren gehen. Mir fällt hier die Decke auf den Kopf." Ginny schaute nur verwundert drein, sagte aber nichts. Kreacher kam angerannt und drückte Harry einen Picknickkorb in die Hand. "Das wird Meister bestimmt brauchen!" Harry blickte den Hauself irritiert an. "Ich gehe nur spazieren." - "Master, Kreacher hat geträumt, dass Master heute besser einen Picknickkorb mitnimmt. Kreachers Träume stimmen fast immer! Nehmt den Korb mit, Master." Grummelnd nahm Harry den Korb und kam sich dämlich vor. Was sollte denn das? Er wollte ins Muggellondon, um ein paar neue CDs zu kaufen und sollte jetzt den Korb mitschleppen?

Harry achtete nicht auf den Weg. Er wollte eigentlich zur nächsten U-Bahn-Station. Und plötzlich stand er vor King's Cross-Station. Er schüttelte benommen den Kopf. Warum war er bloß hierher gelaufen? Es war doch schon Jahre her, dass er das letzte Mal nach Hogwarts gefahren war. Eine Welle der Nostalgie durchflutete ihn. Ach, dieses letzte Schuljahr würde er nie vergessen!

Magisch wurden seine Schritte auf die Mauer zwischen den Gleisen 9 und 10 gerichtet. Und dort stand und lief doch tatsächlich... Konnte das sein? Das war doch wohl nicht? Oh, nein, er war es doch tatsächlich!

Harry schaute genauer hin. Er konnte es nicht glauben! Es war Dudley - und er schien ihn zu suchen. Harry verstand auch plötzlich die Sache mit dem Picknickkorb. Dudley hatte immer Hunger. Er ging zu ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. "Dudley, was ist los?"

Dudley drehte sich erschrocken um. Als er Harry erkannte, umarmte er ihn und sagte erleichtert: "Endlich, Harry! Endlich habe ich Dich gefunden." Dabei liefen ihm Tränen die Wangen hinunter.

Harry war vollkommen durcheinander. Was machte Dudley hier in London? War er etwa nicht mehr in Las Vegas? Er war doch ein berühmter Muggel-Zauberer geworden. Arbeitete er nicht mehr mit Siegbert und Ray? Oder wie hießen die bloß?

"Ach, Harry, es ist ja so viel passiert, seit wir uns das letzte Mal gesprochen haben! Ich hab' gar keine Zeit, Dir alles zu erzählen! Erstmal nur das allerwichtigste: die Tiger sind los und auf dem Weg nach Hogwarts!" Harry blickte verständnislos drein. "Die Tiger? Welche Tiger?" - "Na, die Tiger von Siegbert und Ray, und das bedeutet, dass wir alle in großer Gefahr schweben. Die Tiger sind gar keine echten Tiger, sondern verzauberte. Sind… sind solche… solche… ich weiß nicht, wie ihr die nennt!" Dudley raufte sich die Haare.

"Beruhig Dich doch erstmal", meinte Harry und reichte ihm ein Fleischwurstbrötchen. Dudley hielt mit dem Haareraufen inne und stierte auf das ihm dargebotene Brötchen. Speichel sammelte sich in seinem Mund und lief aus den Mundwinkeln das Kinn herunter. Sein Blick wanderte von dem Brötchen zu Harry. Argwöhnisch beäugte er ihn wie ein Raubvogel seine Beute.

"Hast Du mit diesem Brötchen irgendwas angestellt?" fragte er Harry misstrauisch. "Klar, das Brötchen ist mit einem Fluch belegt. Wenn Du es isst, dann wirst Du zu einem..." Dudley guckte ganz erschrocken, und Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Dann sprach er aber weiter: "Ach, Quatsch! Das Brötchen ist in Ordnung. Du kannst es ruhig essen. Wenn Du mir aber nicht glaubst, dann beiße ich zuerst davon ab. Ich habe damit nichts angestellt! Und Kreacher, mein Hauself, auch nicht! Jetzt nimm und komm wieder runter!" Etwas skeptisch nahm Dudley das Brötchen, biss hinein und beruhigte sich augenblicklich. "Alscho, wir müschen die Tiger fimpfen!"

Und plötzlich tauchten zwei Pinguine auf. Der eine sagte: "Ich hab Dir gesagt: Kauf bloß kein feuchtes Toilettenpapier!" Der andere hielt einen steif gefrorenen Strang Toilettenpapier in der Flosse und antwortete: "Und nun?" - "Lege es auf ein Lüftungsgitter, dann taut es wieder auf", sagte der erste Pinguin zum anderen. Dieser wackelte los und suchte ein Lüftungsgitter und kam sehr nah an Harry und Dudley vorbei. Dort roch es unverschämt gut, und er kam vom rechten Weg ab. Zielsicher steuerte er den Picknickkorb an und sprang mit Todesverachtung hinein.

"Aber ist gefrorenes Toilettenpapier wirklich unser Problem?" fragte Harry den Dudley Dursley und dieser antwortete prompt: "Ich glaube nicht, Cousin! Mein Problem war immer die Übermutter, die sich Petunia Dursley nennt. Bitte, bitte, Harry, sag mir, was ich tun kann, um endlich aus ihrem Schatten zu treten?" Dann bediente er sich aus dem Picknickkorb, den Kreacher so liebevoll vorbereitet hatte, indem er erstmal ein riesiges Schinkensandwich vertilgte!

Harry betrachtete ihn amüsiert. Sehr viel hatte sich Dudley nicht verändert. "Dudley, was ist denn jetzt mit dieser Geschichte mit den Tigern? Irgendwie blicke ich gerade nicht so ganz durch, was Dein Problem ist und warum wir uns ausgerechnet hier am Bahnhof King's Cross treffen."

Dudley ließ das Sandwich fallen und raufte sich erneut die Haare. "Ach ja, die Tiger! Die hatte ich ja fast vollkommen vergessen. Also, die Sache ist die: Siegbert und Ray haben ja in ihrer Show diese weißen Tiger, mit denen sie irgendwelche Mätzchen machen, so illusionstechnisch und so. Und gestern - es sollte eigentlich eine Riesenshow werden, es war die 9433. seit Beginn der weißen Tigerzucht - kam es dann auf einmal zu einer Panne. Während Siegbert sein Sprüchlein murmelte, mit dem er normalerweise die Tiger verschwinden lässt, und Ray Grimassen schneidend über die Bühne hüpfte, verschwanden die Tiger plötzlich."

"Häh?" machte Harry. "Dann ist doch alles okay, wenn die Tiger verschwinden, wenn sie verschwinden sollen."

"Nein, eben nicht!" rief Dudley und gestikulierte wild mit seinem Käsebrötchen, das er sich inzwischen aus dem Korb gefischt hatte. "Also, das kapier ich jetzt nicht", meinte Harry. "Warum wendet dieser Gisbert oder wie er heißt denn dann einen Zauberspruch an, wenn er nicht will, dass der Zauber auch passiert?" - "Na, weil Siegbert doch gar kein Zauberer ist, sondern ein Illusionskünstler, das heißt, er macht den Leuten nur was vor!" - "Aha, und er wollte den Leuten also einreden, die Tiger seien weg, in Wirklichkeit waren sie aber noch da und..." - "Genau", sagte Dudley. "Aber es geht ja noch weiter: die Tiger waren also weg, dafür standen dann aber zwei Pinguine da!" - "Pinguine?" fragte Harry. "Also solche, wie wir sie gerade eben hier gesehen haben?"

"Jaja", nickte Dudley und wollte einen weiteren Bissen vom Brötchen nehmen. Doch plötzlich hielt er inne, und seine Augen weiteten sich vor Schreck. "Pinguine? Hier...? Gerade gesehen...?" stammelte er. "Na sicher doch, Duddy-Maus! Hast Du den todesmutigen Kopfsprung des einen in den Picknickkorb nicht gesehen? Er müsste noch immer da drin sein, glaube ich", meinte Harry und stieß mit dem Fuß leicht gegen den Korb.

Der Kopf des ziemlich dicken Pinguins tauchte schnaufend aus dem Picknickkorb auf und blinzelte Harry an. "Wir sind auf der Flucht", murmelte er. Dudley fiel vor Schreck das Brötchen aus der Hand. Das gab es doch alles gar nicht! Harry ging in die Hocke und betrachtete den Pinguin neugierig. "Und das ausgerechnet in meinem Picknickkorb? Ich meine, ungefährlich ist das nicht, schließlich ist mein werter Cousin hier immer hungrig", sagte Harry und wies in Richtung Dudley, der sich gerade nach dem heruntergefallenen Brötchen bückte. "Häh?" grunzte dieser und schaute den Pinguin verwirrt an. Der Pinguin ließ sich aber von Harrys Worten nicht aus der Ruhe bringen. "Ich glaube kaum, dass Ihr Cousin lebende Tiere isst." - "Da wäre ich mir nicht so sicher", antwortete Harry. "Aber können Sie mir jetzt sagen, warum Sie auf der Flucht sind?"

Bevor der Pinguin aber etwas sagen konnte, mischte sich Dudley, bei dem der Groschen inzwischen endlich gefallen war, in die Unterhaltung ein: "Moment, was soll das heißen? Glaubst Du wirklich, dass ich lebende Tiere essen würde? Außerdem bin ich zur Zeit auf Diät!" Er schaute Harry wütend dabei an. "Aber noch nicht lange", rutschte es Harry heraus. "Seit einem halben Jahr!" erwiderte Dudley bestimmt. Harry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, wie hatte er denn dann vorher ausgesehen?

"Wenn die Herren so gütig wären: Hätten Sie vielleicht etwas Fisch für mich? Ich bin schon ganz ausgehungert," meldete sich nun der zweite, wesentlich dünnere Pinguin mit einem verkniffenen Gesichtsausdruck zu Wort und kam näher herangewatschelt. Über ihr kleines Wortgefecht hatten sie ihn schon fast vergessen. Harry runzelte die Stirn - die Stimme kam ihm bekannt vor. Diesen nörgeligen Ton kannte er doch! Tante Petunia hatte sich auch so angehört. Fragend sah er Dudley an und dieser wurde rot.

"Dudley," meinte Harry zögernd, "gibt es etwas, was Du mir sagen willst?" - "Na ja, vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass Mum und Dad bei der Show plötzlich aus dem Publikum verschwunden waren und jetzt wahrscheinlich diese zwei Pinguine sind", grinste Dudley etwas schief und unsicher. Mit riesengroßen Augen und immer noch sprachlos starrte Harry die beiden Pinguine an. Während der schmalere von beiden unruhig von einem Fuß auf den anderen watschelte, begann sich der dicke aufzuplustern.

"Ja, was ist jetzt mit dem Fisch?" brummte er und steckte seinen Schnabel tiefer in den Picknickkorb. "O... Onkel... V... Vernon...?" stammelte Harry. Ruckartig hob der Pinguin den Kopf aus dem Korb. "Vernon? Hm..." Er hielt den Kopf schief, als dächte er angestrengt nach. "Das Wort kommt mir so bekannt vor... Vernon... Ist das eine Fischart?" Fragend musterte er den jungen Mann mit dem wild abstehenden Haar.

"Ohh… vielleicht", warf Dudley ein, "vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ihr Gedächtnis ein wenig gelitten hat." Harry guckte immer verwirrter. Diese Geschichte wurde ja immer dramatischer. Sein Onkel Vernon und seine Tante Petunia Pinguine? Noch dazu ohne Gedächtnis? Plötzlich fiel ihm die Absurdität dieser Geschichte auf, und er musste herzhaft lachen.

"Sollen wir sie in den Zoo bringen?" fragte er Dudley. Dudley schaute Harry an, dann die beiden Pinguine. Man konnte die Zahnräder hinter seiner Stirn förmlich rattern hören, wie sie einen Gedanken formten. Dann stahl sich ein dämonisches Grinsen in sein Gesicht. "Guter Plan, Harry! Bald ist doch sicher wieder Eisbären-Fütterung? Du, ich habe Dir niemals vergessen, dass Du mir damals das Leben gerettet hast, und irgendwie waren die Alten in letzter Zeit nur noch lästig! Also, Schlachtfest für Pinguine und Festessen für die Eisbären!"

Harry schüttelte resigniert den Kopf. "Dudley, Dudley. Du magst ein Muggelzauberer sein und Dich auch sonst positiv verändert haben, aber Du bist immer noch ein Trottel. Eisbären fressen doch gar keine Pinguine!" – "Woher willst Du das wissen? Man könnte es doch mal ausprobieren." - "Dudley Dursley, das ist jetzt wohl nicht Dein Ernst! Es sind DEINE Eltern!" - "Na und?" Dudley zuckte mit den Schultern.

"Das ist ein Traum, das ist ein Traum", flüsterte Harry vor sich hin. "Nein ist es nicht!" antwortete Dudley und kniff Harry in den Arm. "Au!" schrie Harry empört. Da hatte er doch glatt vergessen, wie stark und auch wie gemein Dudley sein konnte. "Und was ist jetzt mit den Tigern?" fragte Dursley genervt. "Die können wir ja auch gleich mit abschlachten, über einem Buchenholzfeuer grillen oder rösten oder räuchern und anschließend an die Riesen verfüttern, wenn wir schon mal dabei sind!" antwortete Harry nicht weniger genervt. Er würde auf keinen Fall zulassen, dass Dudley seine Eltern auf diese unschöne Art um die Ecke brachte, denn insgeheim erhoffte er sich immer noch, mehr von seiner Tante Petunia über ihre Schwester und seine Mutter Lilly zu erfahren.

Er dachte schnell nach. Er selber konnte nichts machen. Er musste die Pinguine, äh Tante und Onkel ins St. Mungos bringen. Aber wohin mit Dudley? Er würde ihn wohl einfach mitnehmen. So ganz richtig im Kopf war er nicht. Hatte er vielleicht auch einen verunglückten Zauber abbekommen?


Irgendwie wünschte Harry, er könne sich jetzt mit Hermine beraten. Sie sah die Dinge immer viel klarer als er und wusste meistens, was zu tun war. Da kam ihm eine Idee. "Accio Hermine!" rief er und stieß den Zauberstab hoch in die Luft. Er hatte nicht die leiseste Ahnung, ob das funktionieren würde oder wo er Hermine gerade herausriss. Insgeheim bereute er seine unbedachte Handlungsweise schon. Er würde sich schön was anhören können, falls Hermine wirklich neben ihm aufschlug.

Nur Sekunden später stand eine nasse, mit Schaum bedeckte Hermine vor Harry und den Dursleys. In der Hand hielt sie einen Duschvorhang, den sie sich jetzt schützend um den Körper wickelte. Vor lauter Wut lief ihr Gesicht rot an, als sie plötzlich Harry vor sich sah.

"Du Idiot!" schrie sie. "Was soll das denn bedeuten?" - "Öh...", Harry blickte Hermine verschämt an. Ihm fiel nichts Passendes ein. Und schon wieder dachte er rasend schnell. Er gab ihr seine Jacke und wickelte die Picknickdecke um ihre Beine. Dabei erklärte er rasant, was los war und entschuldigte sich auch einige Male. Hermine wurde ruhiger, als sie die Story hörte.

"Dudley, hör' auf so zu starren!" zischte Harry seinen Cousin an. "Wieso? Es gucken doch sowieso schon alle Passanten zu uns rüber und starren vor allem diese Frau hier an. Also darf ich es ja wohl auch", sagte Dudley trotzig und zeigte auf Hermine. "Diese nackte Frau ist eine gute Freundin von mir und heißt Hermine."

"Wenn ich mich mal einmischen darf", unterbrach Hermine, "vielleicht sollten wir erstmal von hier verschwinden und alles weitere woanders besprechen." - "Yep, das wird wohl das Beste sein", schloss sich Harry an. "Lass uns nach Grimmauldplatz Nummer 12 apparieren!" - "Appa-was?" Dudley machte ein Gesicht, als habe man von ihm verlangt, er solle auf der Stelle eine Null-Diät anfangen. "Sei einfach still und komm her!" rief Harry. "Hermine, Du nimmst wohl besser den Korb mit den Pinguinen und ich Dudley, das ist sicherer!"

Mit einem argwöhnischen Blick auf Dudley ergriff Hermine den Korb. "Oh Mann, ist der schwer! Was ist denn da überhaupt drin?" rief sie. "Dass willst Du jetzt nicht wirklich wissen! Wir sollten machen, dass wir wegkommen. Da hinten kommt schon ein Bobby! Sonst kriegst Du noch eine Anzeige wegen öffentlicher Erregung oder so." Harry nahm Dudley und erklärte ihm, er solle jetzt ganz locker bleiben und die Augen schließen. Sie apparierten, und der Bobby griff ins Leere.

Angekommen, sank Dudley in sich zusammen "Mir ist schlecht! Was war das denn?" - "Wir sind appariert, Dudley. Eine Art sehr schnelles Reisen", antwortete Harry. Sie standen mitten in der Eingangshalle, die Harry nach einem Rundblick merkwürdig verändert vorkam.

"Wo steckt Kreacher?" fragte Hermine. "Er muss mir ein paar Sachen besorgen. So kann ich unmöglich herumlaufen!" Im selben Augenblick ertönte es aus dem Korb: "Wo bleibt der Fisch?" Mit einem lauten 'Plopp' apparierte der Hauself in ihrer Mitte, und Dudley fiel vor Schreck auf den Hosenboden.

Die Pinguine nutzten die Gunst der Stunde und krabbelten aus dem Picknick-Korb. Der dickere der beiden plusterte sich auf und fragte nochmals lauthals: "Was ist jetzt mit dem Fisch?" Harry stöhnte: "Kreacher, könntest Du bitte Hermine etwas zum Anziehen besorgen und für die Pinguine frische, tote Fische, damit diese endlich ihren Schnabel halten? Danke!" - "Na was denn nun, Master? Frische Fische oder tote Fische? Kreacher kann nicht frische, tote Fische besorgen, denn tote Fische sind nicht frisch und..." - "Ja, ist ja schon gut", unterbrach Harry seinen Hauself. "Ich friere langsam", meldete sich Hermine zu Wort. "Deine Jacke hat auch schon bessere Tage gesehen. Ich wäre echt froh, wenn ich jetzt endlich vernünftige Klamotten bekäme!"

Wenige Minuten später begutachtete sich Hermine in einer Art Trägerkleid aus schwarzem Tierpelz in einem der großen Spiegel im Flur, während Dudley versuchte, ihr in einen nicht vorhandenen Ausschnitt zu starren. "Kreacher tut es leid, Miss, aber alle anderen Kleider sind in der Wäsche. Kreacher findet nur das Fellkleid aus Schnuffel, dem alten Haushund der Blacks!" stammelte Kreacher und zuckte zusammen, als ihm ein Tiefseefisch aus dem Eimer für die Dursluine hinten in seine Geschirrtuchtoga schlüpfte und dort feucht und kalt zu zucken und zappeln begann. "Könnten wir jetzt endlich über das Problem hier sprechen?" entwich es Harry langsam genervt.

In diesem Moment kam ein Schrei aus dem Schlafzimmer. "Raus! Raus aus meinem Schlafzimmer!" Harry zuckte entsetzt zusammen. Was war denn jetzt schon wieder passiert? Mit gezücktem Zauberstab rannte er die Treppe hoch, während Kreacher verzweifelt versuchte, den inzwischen toten Fisch aus dem Gewand zu fischen.

Kaum hatte Harry die Schlafzimmertür geöffnet, schlug seine Tante Petunia sie auch schon wieder hinter ihm zu, nun wieder in ihrer menschlichen Gestalt. Der dicke Pinguin, der Onkel Vernon war, stand in der Fensterbank und hielt einen Vortrag über Bohrer. Ihm gegenüber, fast schon im geöffneten Kleiderschrank versunken, stand eine nur halb bekleidete Ginny und starrte entsetzt auf die beiden Fremdlinge und ihren Freund Harry.

Tante Petunia kam mit einem dämonischen Grinsen auf Harry zu: "Ja, das hätte sich dieser alte Zausel Dumbledore nicht träumen lassen damals! Ich bin doch eine Hexe! Und nicht nur eine Hexe, sondern auch noch eine Animagi! Da staunst Du, Neffchen, was?" Harry war ziemlich verdattert und bewegte seine Hand in Richtung Zauberstab, während er sich so drehte, dass Petunia und Vernon es nicht sehen konnten. "Ginny, das sind meine Tante und mein Onkel. Das ist meine Frau", erklärte er seinen Verwandten. "Lasst uns doch ins Wohnzimmer gehen, dann kann Ginny sich in Ruhe anziehen."

Onkel und Tante brummten zustimmend und verließen den Raum. Im Flur machte Harry Hermine hektische Zeichen, dass sie mitkommen sollte. Sie verstand und folgte ihnen. Im Wohnzimmer angekommen, drehte Harry sich auf dem Absatz um und sah Hermine eindringlich an.

"Wie kommt es, dass Du zaubern kannst? Du warst nicht in Hogwarts!" Die angesprochene Petunia Dursley lächelte bösartig. "Dumbledore wollte mich nicht, aber meine dumme Schwester ließ immer den 'Tagespropheten' rumliegen. Ich habe mir über das Eulennetz einen Zauberstab und 'KwikSpell', den Zauberkurs für magisch Ungeschickte bestellt und immer schön fleißig und heimlich geübt. Dann bin ich schließlich im Durmstrang-Institut für Zauberei angenommen worden. Und jetzt werde ich Hogwarts und Dich dem Erdboden gleichmachen!" Sie zückte ihren Zauberstab, aber Harry war schneller: "Expelliarmus!!!"

Onkel Vernon schrie seine Frau an: "Kannst Du Dich nicht mal zusammenreißen? Ich habe Dir doch gesagt, dass Du Deinen Rachefeldzug sein lassen sollst. Wir sind aus einem ganz anderem Grund hier." Er schaute nun zu Harry. Nachdem sich die Situation entschärft hatte und nun alle zusammen im Wohnzimmer saßen, kam von Tante Petunia ein leises "Entschuldigung!" herüber. Harry gab ihr den Zauberstab zurück und fragte nun: "Also, was wollt ihr jetzt eigentlich hier? Ich denke mal, die Geschichte, die Dudley erzählt hat, ist wohl nicht die Wahrheit."

"Nein, ..." begann Onkel Vernon, "das ist nicht die Wahrheit. Den weißen Tigern geht es soweit ganz gut. Sie sind auch nicht verschwunden. Wir haben Dich gesucht, weil wir bei Dir einziehen wollen." - "WAS?" schrie Harry entsetzt. "Ja, mein lieber Neffe, Du hast richtig gehört. Wir werden bei Dir einziehen." Ein Grinsen war im Gesicht von Onkel Vernon zu sehen.

Ginny, die gerade rechtzeitig ins Zimmer gekommen war, um dies zu hören, meinte ihren Ohren nicht trauen zu können. Doch bevor sie diesen Dursleys gehörig den Marsch blasen konnte, meinte Harry zuckersüß: "Klar könnt ihr hier einziehen", um dann wutentbrannt aufzuspringen und lautstark hinzuzufügen: "ÜBER MEINE LEICHE!" - "Das lässt sich sicher einrichten", murmelte Tante Petunia und hob ihren Zauberstab. Doch Harry war wieder schneller. "Stupor!" rief er, und seine Tante fiel auf das Sofa zurück. "Jetzt reicht es mir. Dem mache ich jetzt ein für allemal ein Ende!"

"Harry", ließ sich Hermine zaghaft vernehmen, "Du kannst sie doch nicht einfach töten." Harry sah sie völlig perplex an. "Was denkst Du denn von mir? Nein. Aber wir werden ihre Gedächtnisse verändern. Und zwar seeeeehr gründlich. Ich will endlich Ruhe vor ihnen haben! Ginny, hol' doch bitte das große, alte Buch über Gedächtniszauber, dass Du Dir neulich angesehen hast." Ginny nickte und ging schnell nach oben. Hermine sah Harry fragend an. "Ich habe es für genau diesen Fall besorgt und habe mich ausführlich damit beschäftigt, da ich immer die Befürchtung hatte, ich könnte es mal brauchen." Da kam auch schon Ginny mit dem Buch und reichte es Harry. "Also, dann wollen wir mal. Danach werden sie mich nie wieder belästigen!"

"Moment", rief Onkel Vernon dazwischen, "so geht das aber nicht." Er holte ein Stück Papier aus seiner Jackentasche und las vor:


"Hiermit erkläre ich, Harry Potter, mich damit einverstanden, dass mein Onkel Vernon Dursley, meine Tante Petunia Dursley und mein Cousin Dudley Dursley, sobald ich eine eigene Wohnung oder ein eigenes Haus habe, jederzeit bei mir einziehen können und solange bei mir wohnen dürfen, wie sie wollen. Ich habe nicht das Recht, sie abzuweisen oder rauszuschmeißen. Sollte ich es dennoch tun, verliere ich meine Besitzansprüche über mein Vermögen, und alles fällt in den Besitz von meinem Onkel und meiner Tante. Da wir blutsverwandt sind, kann ich auch nicht nachträglich von meinem Einverständnis zurücktreten. Diese Einverständniserklärung gilt auf Lebenszeit und ist bindend mit meiner Unterschrift, und zur Verstärkung der Rechtskraft und damit auch sichergestellt werden kann, dass es sich nicht um eine Fälschung handelt, wird dieses Schreiben mit einem Tropfen Blut von mir besiegelt.

Harry Potter"


"Das habe ich nie geschrieben. Das ist eine Fälschung!" entgegnete Harry und riss Onkel Vernon das Papier aus der Hand. "DOCH, das hast Du und es ist KEINE Fälschung! DU kannst es gerne überprüfen und Du wirst sehen, dass es DEINE Handschrift, DEINE Unterschrift und DEIN Blut sind. Solltest Du also unser Gedächtnis verändern, erhalten wir Dein komplettes Vermögen." - "Das kann doch nicht sein", flüsterte Harry und schaute auf die Erklärung.

Hermine nahm ihm das Papier aus der Hand, sprach einen Zauberspruch darüber und meinte dann zu Harry: "Tut mir leid Harry, aber das Schreiben ist echt. Ab heute habt ihr neue Mitbewohner." Harry vergrub sein Gesicht in den Händen und sagte leise: "Das kann doch alles nicht wahr sein."

Und so kam es, dass ein völlig verwirrter und verzweifelter Harry Potter auf die Station für unheilbar Kranke in das St. Mungos Hospital eingewiesen wurde und dort Zeit seines Lebens im blau-rosa gestreiften Pölter die Flure unsicher machte und mit irrer Stimme immer vor sich hinmurmelte: "Ich bin ein Star, holt mich hier raus!"


---Ende---


Epilog:

Dudley und die zwei älteren Dursleys lebten glücklich und zufrieden bis an ihr Lebensende im Haus am Grimmauldplatz Nummer 12. Dudley begann sogar noch einmal, Karriere zu machen, wenn auch nicht als Zauberer, sondern als Sänger. Er ließ sich einen Bart wachsen, setzte sich einen selbstgehäkelten Teewärmer von Petunia auf den Kopf und eroberte so die Muggelcharts. Sein bis heute bekanntestes Lied und größter Erfolg ist immer noch:

"Ein Stern, der Deinen Namen trägt."

[first published January, 18th - 24th 2008]

Samstag, 10. Oktober 2009

Angriff der Bomische

Schandtat Numero 9
[formerly known as Invasion aus dem Magen]

"Boah, wat' is dat langweilig!" murrte Ron Weasley und rührte mit seinem Strohhalm in seinem Butterbier. "So, Zack!" Harry Potter sprang auf und griff sich seine Jacke. "Wir schnappen uns die Mädels, kontaktieren Luna und Neville per Flohpulver und dann geht's ab zum ... KEGELN!" - "Prima!" kreischte Ron begeistert und streckte die Faust in die Höhe. "Ich wollte schon immer mal 'ALLE NEUNE!' rufen!"

Gesagt, getan! Es dauerte keine halbe Stunde, und dann standen Luna, Ginny, Hermine, Ron, Neville und Harry vor der neu eröffneten Kegelbahn im Tropfenden Kessel. Tom, der Wirt, begrüßte sie persönlich. "Hier herein, bitte. Lassen Sie sich vom magischen Kegeln verzaubern."

"Aber Schuhe aus und nicht auf die Bahn latschen, sonst setzt 's was!" grummelte Ludovic Bagman, der ehemalige Quidditch-Star und Leiter der Abteilung für magische Spiele und Sportarten im Zaubereiministerium und jetziger Kegelaufsteller im Keller des Zauberergasthauses.

Ron wurde hochrot im Gesicht. "Öh! In Echt? Schuhe ausziehen?" Harry blickte ihn verwundert an. "Was ist denn los, Ron? Hast du Löcher in den Socken? Oder Deine Füße nicht gewaschen?" Ron blickte betreten zu Boden. "Das ist ja das Problem. Ich hab keine Socken an und ich möchte nicht..." Verlegen brach er ab.

"Los, jetzt stell' Dich doch nicht so mädchenhaft an!" donnerte Hermine und zerrte an den von Molly Weasley selbst gestrickten Socken. Die rechte rutschte bis zum Hacken herunter, die linke hatte sie schnell in der Hand. Und zum Vorschein kamen Rons schwarz lackierte Zehennägel. Hermine guckte ihn total verdattert an. "Bist Du jetzt unter die Grufties gegangen, oder ist es doch Dreck und nicht das wofür ich es halte?"

Neville hatte ein Erbarmen mit Ron und versuchte vom Thema abzulenken. "Ey, schaut mal. Da stehen ja echte kleine Zwerge als Kegel auf der Bahn!" Hermine runzelte die Stirn. "Das verstößt eindeutig gegen Paragraph 23 des Ministeriums. Ich sollte wohl gleich die Behörden..." Ginny fiel ihr ins Wort: "Bleib mal locker! Wir wollten Spaß haben, oder nicht?"

"Und wenn ich mir nun, da ich meine Fußkleider ablegen musste, die schwere Kugel auf den Fuß fallen lasse?" fragte Luna gerade Ludo Bagman verträumt. "Kein Problem", murmelte der mürrisch, "dann löst sie sich in Luft auf wegen des Seifenblasen-Plopp-Zaubers, mit dem sie belegt sind!"

Luna betrachtete die Kugel und ihren dicken, schwangeren Bauch. "Viel Unterschied ist da ja nicht mehr. Ich habe einen Kegelkugelbauch", sagte sie lachend. Die anderen stimmten in das Lachen ein. "Ich versuche es dann mal. Ich habe das noch nie gemacht."

Mutig nahm sie eine große, blaue Kugel in die Hand, nahm Augenmaß, holte aus und ließ die Kugel die Bahn hinuntersausen. Die Zwerge sahen die Kugel kommen und sprangen erschrocken zur Seite. Eine Stimme hallte durch den Raum: "Alle Neune!" Dazu ertönte ein plingender, klingender Triumphton durch den Keller. Aber als Luna sich freuen wollte, sagte Ludo genervt: "Du hast leider verloren! Bei uns gewinnt man nur, wenn die Zwerge alle stehen bleiben!" Luna guckte Ludo an. "Dann kann man ja wohl nur so gewinnen - IMMOBILUS!" Sie nahm die Kugel und drei der Zwerge kippten trotz des Zaubers um.

Hermine fand das gar nicht lustig. Entrüstet wandte sie sich Ludo zu. "Die machen das doch bestimmt nicht freiwillig! Was soll der Blödsinn?"

Ginny, die bis jetzt geschwiegen hatte, schaute zu Harry hinüber. Dieser nickte unauffällig. "Das ist ein blödes Spiel. Wir müssen es uns wohl erst schön trinken." Sie winkte Tom heran und bestellte fünf Feuerwhiskey und einen Kürbissaft für Luna. Alle ließen sich an dem kleinen Tisch nieder, der vor der Kegelbahn postiert war. "Hier kann man auch was essen!" rief Ron aus.

"Wartet nur, bis ihr merkt, dass wir eure Schuhe geklaut haben, wenn ihr nach Hause wollt!" nuschelte Ludo kaum verständlich. "Wir haben noch ein anderes Spiel im Angebot!" verkündete er dann noch dröhnend. "Hau den Lulatsch!" Er flippte seinen Zauberstab lässig gegen die Wand gegenüber der Kegelbahn und ein zahnloser Riese kam dahinter zum Vorschein, als sie zur Seite glitt. Vor ihm stand ein großer Vorschlaghammer, mit dem man ihm offensichtlich auf den Fuß schlagen sollte. "Na, riesig!" murrte Ron. "Ich bin immer noch für Essen!" Auch die anderen sahen zweifelnd drein. Neville meinte: "Lasst uns nur austrinken und dann gehen - hier ist es sowieso nicht besonders gemütlich!"

Die Freunde stimmten ihm zu und wollten ihre Schuhe anziehen. Allerdings bog gerade ein Zwerg mit dem letzten Paar um die Ecke. Harry sah Ludo scharf an. "Was ist hier los? Warum klauen die unsere Schuhe?" Dann blickte er etwas besorgter. "Ludo, geht es Dir gut?" Dieser schwankte und war ganz grün im Gesicht. Er riss die Hand vor den Mund, murmelte nur: "Mir ist schlecht!" und rannte Richtung Toilette.

Harry schaute die anderen an und spurtete hinterher. Irgendetwas stimmte absolut nicht! Als er an der Toilette ankam, hörte er Bagman ganz erbärmlich würgen. Er wartete, bis es vorbei war, bevor er klopfte und eintrat. Ludo kniete vor der Toilette und hatte etwas Unaussprechliches herausgewürgt. Harry konnte es aber nicht genau erkennen, und eigentlich wollte er es auch gar nicht. Er half Bagman auf und zog ihn zum Waschbecken.

"Haben Sie etwas Falsches gegessen?" fragte er hoffnungsvoll. "Nein. Das ist es nicht", meinte Bagman weinerlich. "Ich glaube, ich bin schwanger." - "Schwanger? Schwangere Ex-Quidditch-Stars? So, so!" meinte Harry etwas skeptisch. "Wahrscheinlich wieder so ein unerlaubtes magisches Experiment!"

Doch dann gab das Etwas, das Ludo gerade hervorgewürgt hatte, einen quäkenden Laut von sich. "Und das hier dürfte wohl schon die Geburt gewesen sein!?" meinte Harry entsetzt, während er zusah, wie das Etwas sich auf das erhob, was seine Hinterbeine sein mussten, und noch einmal ohrenbetäubend schrie.

Ludo schaute es sich ebenfalls an und meinte nur: "Dann war das vorhin wohl doch kein Schokofrosch, den ich gegessen habe." - "Nach Schokofrosch sieht es nicht aus. Es hört nicht auf zu schreien. Was jetzt?" Ludo überwand seinen Ekel und nahm dieses Etwas aus der Toilette, um es sich genauer anzusehen. Kaum hatte er das Etwas hochgenommen, hörte das Geplärre auf. Bagman und Harry sahen es sich genauer an. Es erinnerte Harry entfernt an etwas aus einem Muggelfilm, den er mal gesehen hatte, als die Dursleys nicht da waren.

"Nein!" sagte Hermine entsetzt, die mit Ginny zu Harry und Ludo gestoßen war, und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. "Das ist ein Bomisch." Harry und Ludo blickten sie verwundert an. "Was bitte schön ist ein Bomisch?" - "Ein Bomisch ist ziemlich blöd und niemals komisch!" stammelte Hermine und wurde fürchterlich blass. Ihre Haare schienen sich auf ihrem Kopf zu sträuben. "Außerdem ist ein Bomisch ein Omen. Und zwar ein ganz, ganz böses!"

Ludo raffte sich auf und wollte die Toilette verlassen. "Das hat ja dann wohl nichts mehr mit mir zu tun! Ich bin sicher, ihr beiden Klugbratzen findet schon einen Weg, das Dings wieder loszuwerden!" Er schob Harry und Hermine zur Seite und öffnete die Tür des Waschraums.

"Halt!" kreischte das Bomisch und begann zu wachsen und zu pulsieren. In wenigen Augenblicken hatte es sich zur Größe eines unförmigen Sacks aufgeblasen und zuckte und vibrierte unkontrolliert.

"Harry, bring Dich in Sicherheit!" kreischte Hermine. "Es wird gleich platzen, wenn Bagman es nicht augenblicklich auf den Arm nimmt!"

"Ich denke gar nicht dran!" fauchte der ehemalige Quidditch-Star und riss am Türknauf. Harry und Hermine versuchten, sich an ihm vorbei zu drängen, landeten aber schließlich fallend mit ihm auf dem Fliesenboden.

Währenddessen nahm das Bomisch beängstigende Dimensionen an. Neville und Luna, die hinterher gekommen waren, hielten Ludo fest und drückten ihn in Richtung Bomisch, aber Ludo wehrte sich heftig. Da nahm das Bomisch Witterung auf und blubbte in Richtung Bagman.

In diesem Moment kam auch Ron hinzu. Er hatte sich mittlerweile, da bisher noch niemand auf seinen Vorschlag, essen zu gehen, eingegangen war, eine Banane organisiert, da sein Magen bedenklich knurrte. Gerade wollte er wieder genüsslich zubeißen, als das Bomisch seine Richtung änderte und auf ihn zukam. Mit einem lauten "Hmpf!" schnappte es die Banane und verschlang sie. "Hey! Das war meine!" rief Ron empört.

"Schscht!" flüsterte Hermine. "Provoziere es nur nicht. Es ist gefährlich." Dann drehte sie sich zu Bagman um und zischte ihn böse - aber leise - an, er solle das Bomisch jetzt endlich auf den Arm nehmen, bevor noch etwas Schlimmes passiere.

In dem Moment mischte sich Neville ein: "Ähm Leute, ich will ja nicht meckern, aber eine Banane gibt sechs Stunden Power, und ich will nicht wissen, welche Auswirkung eine Banane bei diesem Viech hier hat."

"Nein! Nein! Nein!" murmelte Ludovic kopfschüttelnd. "Ich weiß, das Ding ist aus mir herausgekommen, irgendwie, aber ich fasse es ganz bestimmt nicht auch noch an!"

Das Bomisch wuchs immer noch und hatte inzwischen, noch immer pulsierend wie ein gigantisches Herz, bereits die Größe einer kompletten Klokabine angenommen.

Bagman hastete erneut zur Tür, ergriff den Türgriff und drückte daran anstatt zu ziehen. Es gab ein lautes 'KRACKS!', und verdutzt starrte er auf die abgerissene Klinke in seiner Hand. Er hatte sie alle und das Bomisch auf der Herrentoilette eingeschlossen.

"Nicht gut!" stammelte Hermine. "Ganz und gar nicht gut!"

Das Bomisch gab ein glucksendes und schlurfendes Geräusch von sich. Als es an die Deckenleuchte stieß, gab es einen gewaltigen KNALL und es explodierte. Doch es war nicht etwa vernichtet. Ganz im Gegenteil. Statt einem Bomisch tummelten sich plötzlich hunderte, zwar im Moment noch kleinere, aber ebenso stetig wachsende wie das Urviech auf dem Klo.

"Ich will hier sofort raus!" wimmerte Ron. "Wimmern nutzt jetzt gar nichts! Wir brauchen eine Idee!" kam es von Hermine. "Was machen wir nur?" fragte Ginny und sah die anderen verzweifelt an.

Das Bomisch und die kleineren Dinger wuchsen in rasender Geschwindigkeit und in dem Waschraum wurde es schon ziemlich eng.

"Vielleicht hilft ja das hier?" meinte Neville, dann entgleisten ihm die Gesichtszüge. Mit beiden Fäusten trommelte er gegen die verschlossene Klotür und brüllte: "Ich will hier raus! Holt uns hier endlich raus."

Bagman quietschte, als eines der Bomische plötzlich tausende von kleinen Äuglein mit langen, schwarzen Wimpern ausbildete und ihn mit neckischen Augenaufschlägen anzuklimpern begann. "Ich pack' Dich nich' an!" murmelte er voller Panik immer und immer wieder.

Einzig Luna schien die Ruhe selbst zu sein. "Seht ihr dieses Fensterchen?" meinte sie ruhig. "Man müsste sich in einen Vogel verwandeln, einen kleine, meine ich, dann könnte man da durch fliegen." - "Prima!" stellte Hermine trocken fest. "Ich wusste gar nicht, dass Du ein Animagus bist!" - "Ich auch nicht", erwiderte Luna geistesabwesend.

"Dann hilft nur eins!" meinte Ginny und zückte ihren Zauberstab. Noch bevor einer der Anwesenden sie zurückhalten konnte, richtete sie ihn auf die Tür und rief: "BOMBARDA MAXIMA!"

Ron erbleichte, dann wurde er grün im Gesicht. "Wie war das mit den Kanonen und den Spatzen?" wisperte er.


Das Gebäude wurde bis ins Mark erschüttert, und die Tür flog krachend auf. Tausende von kleinen Bomischen flüchteten durch den Keller, die Treppe hoch, in den Tropfenden Kessel, wo sie sich auf die ahnungslosen Besucher stürzten. Sie saugten sich an allen möglichen Körperstellen fest. Schmatzend und plotzend strunzten sie spätzelnd an Grutschen und Trutschen.

Da entdeckten einige der kleinen Bomische, wo es in die Küche ging. Sie überfielen diese und machten sich über alles her, was nicht weglief. Während sie fraßen, wuchsen sie immer schneller weiter. Endlich waren alle Bomische in der Küche und wurden eingesperrt.

"Wenn jetzt bitte jemand Professor McGonagall rufen könnte, damit sie diese Viecher zu einem wunderbar leckeren Eintopf verarbeiten kann?" sagte Ron. "Warum Professor McGonagall?" fragte ein erstaunter Neville. "Wusste gar nicht, dass sie kochen kann." - "Hatte neulich einen üblen Fressanfall in unserer Gegenwart, die Gute!" meinte Ron.

Währenddessen rief Tom, der Wirt des Tropfenden Kessels: "Wir können sie nicht länger in der Küche festhalten! Leute, verbarrikadiert die Türen und Fenster! Wenn diese Dinger in die Muggelwelt entkommen, dann ist hier der Teufel los!" Seine Gäste zerlegten Tische und Bänke und stapelten und nagelten alles vor die Öffnungen in das muggelige London vor der Tür.

"Ludovic Bagman!" brüllte Hermine über das Chaos. "Es gibt noch immer eine Chance, das alles hier zu beenden. Eine einzige herzliche Umarmung für das UrBomisch und alle anderen und es selbst werden verschwinden. Und zwar schnell, wenn ich bitten darf, bevor sie anfangen, all unsere Magie aus der Umgebung abzusaugen und zu verzehren und wir nicht mehr zaubern können!"

Während Ron nur immer wieder und immer weiter seine Freundin für ihr Wissen bewundern konnte, stellte sich Bagman stur und wiederholte mehrere Male: "Nöh! Nöh! Nöh! Ich knuddel die nicht! Die knuddel ich nicht!"

Harry und Hermine sahen sich an. Harry nickte ihr unmerklich zu. Hermine baute sich vor Ludo auf. Sie schien zu knistern vor Magie. "LUDO, DU UMARMST JETZT SOFORT DAS BOMISCH! WILLST DU FÜR DEN VERLUST DER MAGIE IN DER WELT VERANTWORTLICH SEIN?"

"Hermine?" flüsterte ihr Ron leise zu. "Wäre das nicht ein Fall, wo man verbotene Magie anwenden kann? Also, ausnahmsweise? Du weißt schon... Notfall und so? Also nur einen kleinen harmlosen Imperius? Ich meine bevor... Du weißt schon... Magieverlust...? BIIIIITTTEEEEEEEEE?"

"Sag mal, bei Dir piept's wohl, Mister Ronald!" fauchte Hermine entrüstet. "Du glaubst doch wohl nicht, dass ich das arme Bomisch mit einem unverzeihlichen Fluch belegen werde?" Sie stemmte die Hände in die Hüften, während sie alle immer weiter in Richtung geheimer Durchgang zur Winkelgasse getrieben wurden durch die Bomischmasse. "Ich hatte eigentlich daran gedacht, Bagman unter den Imperiusfluch zu setzen und ihn zum Knuddeln zu zwingen." Ron war sich sicher, dass sie auch das für eine schlechte Idee halten würde.

"Das ist mehr als nur eine Überlegung wert!" Hermine zückte ihren Zauberstab, tauchte im Bomischmeer ab und suchte den Ex-Quidditch-Star. Doch der schien verschwunden zu sein.


Plötzlich brach mit einem lauten Poltern die Wand zur Winkelgasse ein, und eine Masse aus Bomischen und Zauberern und Hexen ergoss sich in die verborgenen Zauberstraßen. Diejenigen, die noch in der Winkelgasse unterwegs waren, wurden sofort von den gar nicht mehr kleinen Bomischen in Beschlag genommen. Hermine, Harry und die anderen auch. Sie sahen panisch die Straße entlang.

"Da, da ist er!" rief Neville. Die anderen sahen in die von Neville angezeigte Richtung, und da erblickten auch sie Ludo Bagman, wie er mit den Armen fuchtelnd verzweifelt versuchte, ein Bomisch los zu werden. Um sich schlagend und die Bomische abwehrend, versuchten sie sich zu Bagman durchzukämpfen.

Die ersten Bomische der zweiten Generation hatten nun ihrerseits begonnen zu explodieren und sich zu vervielfältigen und in einer wahren, pulsierenden Woge bereits das Eulenkaufhaus erreicht. Die Schaufensterscheibe wurde eingedrückt und zersplitterte. Käfige wurden umgeworfen oder geöffnet. Bald wimmelte es in der Winkelgasse von Eulen, die entweder von den Bomischen gefressen wurden oder über diese herfielen und sie mit ihren spitzen Schnäbeln zerhackten und auffraßen.

Ludo Bagman hatte derweil das Eingangsportal von Gringotts, der Zaubererbank, erreicht. Ein Blick zurück über die Schulter ließ seine Knie weich werden und ihn rücklings an der Tür hinab gleiten. Es waren viele! Viel zu viele!

"Irgendeine Idee, wie wir das UrBomisch wiederfinden sollen, damit Bagman es knuddeln kann?" brüllte Harry über den brummelnden Lärm, den die Viecher mittlerweile von sich gaben, Hermine zu.

"Zuerst packt euch mal Bagman. Dann fällt mir schon was ein!" erwiderte Hermine. "Und immer daran denken, keine Zauber auf die Dinger schleudern, sonst wird alles noch viel schlimmer!"

Harry, Ginny, Luna, Neville und Ron stürzten sich auf Bagman, der sich nun heftig gegen sie wie auch gegen die Bomische zur Wehr setzte. Aber es gelang ihnen schließlich, ihn mit vereinten Kräften zu fassen zu kriegen. Gegen die Tore von Gringotts gedrückt hielten sie ihn fest, sodass er fast bewegungslos war.

"Und jetzt?" rief Harry über seine Schulter Hermine zu. Hermine runzelte die Stirn. "Harry, Bomische sind uralte, magische Geschöpfe. Ich hielt sie für ausgestorben. Sie tarnen sich als Schokofrösche, und werden sie dann verschluckt, binden sie sich an denjenigen, der sie verschluckt hat. Sie wollen einfach nur geknuddelt werden. Wenn nicht, werden sie sauer und beginnen sich explosionsartig zu vermehren."

"Das haben wir gesehen", schrie ein genervter Ron. Seine Augen weiteten sich entsetzt. Eine riesige Welle von Bomischen hielt direkt auf Gringotts zu. Und an ihrer Spitze war ein gelber, besonders großer und aufgebrachter Bomisch, der direkt auf Bagman zuhielt und die anderen vollkommen zu ignorieren schien. Er beschleunigte und ließ die anderen weit hinter sich. "Das muss es sein! Das UrBomisch!" rief Hermine aufgeregt.

"ICH FASSE DIESES EKLIGE DING NICHT AN! NIEMALS! NEIN! NICHT MIT MIR! LASST MICH LOS! SOFORT! DAS DING WIRD MICH FRESSEN! ICH WILL NICHT! ICH WILL NICHT! ICH KNUDDEL KEINE MONSTER!"

"Nur ein klein wenig", versuchte Ron den völlig aufgelösten Bagman zu ermuntern. "Dann wird alles wieder gut." - "Knuddeln tut doch nicht weh!" versuchte es nun auch Neville. "Genau", lächelte Luna verträumt. "Ich knuddele ganz gerne." Hermine warf ihr einen konsternierten Blick zu.

"Ruhe!" brüllte sie und hielt Ludo Bagman ihren Zauberstab unter die Nase. "Wenn Sie dieses Bomisch nicht sofort ordentlich in den Arm nehmen, verrutscht mein Zauberstab in tiefere Regionen." Als auch diese Drohung nicht zu dem gewünschten Ergebnis führte, meinte Hermine resigniert: "Also gut. Dann muss es sein. Harry, schließ Deine Augen und halte Dir die Ohren zu!" - "Warum das denn?" - "Ich werde jetzt einen unverzeihlichen Fluch anwenden! Und du als Auror..."


"Schon gut! Ich gebe auf!" unterbrach Bagman. "Her mit dem Vieh!" Er schloss seine Augen und ergab sich in sein Schicksal.

Kaum hatte er das Bomisch in den Arm genommen, schmiegte es sich an ihn und begann zu schnurren. Und dann gab es einen lauten KNALL, und die Bomische waren verschwunden. Stattdessen war die Winkelgasse erfüllt von lauter bunten Schmetterlingen. "Wie lieblich!" gurrte Luna verträumt. "Jetzt ist alles gut", meinte Hermine erleichtert.

Und selbst Ludovic Bagman, der ehemalige Quidditch-Star und Leiter der Abteilung für magische Spiele und Sportarten im Zaubereiministerium und derzeitiger, aber sicher bald auch schon wieder ehemaliger Kegelaufsteller im Kegelkeller des Tropfenden Kessels, sah verträumt und fast schon verliebt auf den vor seinen Augen schwebenden Schmetterling.

[first published January, 15th - 18th 2008]

Über uns

Mein Bild
Wir sind: AB, brösel, Deatheater, Ellen, Ermelinda, Gaidin, imüll, Isa, Leeandra, SanOs und san_shine.

Diesen Blog durchsuchen