Es war einmal...

Als Anfang August 2007 der siebte und damit letzte Band einer Buchreihe der berühmten Joanne K. Rowling über einen gewissen Zauberlehrling namens Harry Potter erschienen und endlich gelesen war, traf sich im frisch errichteten Kundendiskussionsforum auf amazon.de eine Gruppe von mehr oder weniger erwachsenen Menschen, um sich über das Werk auszutauschen, und schließlich, weil keiner so recht glauben wollte, dass es vorbei sein sollte, aus eigener Kraft eine bis drei Fortsetzungen zu schreiben.

Schon bald spaltete sich aus dem Hauptschreiberfeld eine kleine, aber äußerst feine Splittergruppe ab, die sich fortan "Die Hobbydramatiker" nannte. Und als es den "Hobbydramatikern" mal wieder zu langweilig wurde, entstanden die hier neu veröffentlichten "Neuen und unglaubwürdigen Schandtaten der Hobbydramatiker". Zunächst nur auf die Länge eines Posts bei amzon.de beschränkt, entwickelten sie sich schnell zu wahren Kurzgeschichten voller Nonsens und Humor aber auch tragischer Momente, die den Lesern hoffentlich genauso viel Spaß beim Lesen bringen wie uns beim Schreiben. Über Kommentare würden wir uns sehr freuen.

Die Schandtaten:

23.3. – 3:23 Uhr (1) Allerhöchste Geheimstufe (1) Angriff der Bomische (1) Die Auferstehung (1) Die Silberhochzeit (1) Die Suche (1) Die Winterverschwörung (1) Dursleys Reloaded (1) Ein Junge überlebt - etwas anders (1) Ein Schweinchen namens Dudley (1) Ein tierisches Abenteuer (1) Feenwettstreit (1) Freitag der 13. (1) Harry Potter und das Vermächtnis der Hobbydramatiker (11) Harry Potter und der verrückte Fan (1) Harry Potter und die Weihnachtsbäckerei (1) Hogwarts Hüte und Hauselfen (1) Jahrestage (1) Kurz und schmerzlos (1) LA VIE EN ROSE (1) Nachwuchs (1) Schadtat Nr. 33 - Jahrestag (1) Schandtat Numero 01 (1) Schandtat Numero 02 (1) Schandtat Numero 03 (1) Schandtat Numero 04 (1) Schandtat Numero 05 (1) Schandtat Numero 06 (1) Schandtat Numero 07 (1) Schandtat Numero 08 (1) Schandtat Numero 09 (1) Schandtat Numero 10 (1) Schandtat Numero 11 (11) Schandtat Numero 12 (1) Schandtat Numero 13 (1) Schandtat Numero 14 (1) Schandtat Numero 15 (1) Schandtat Numero 16 (1) Schandtat Numero 17 (1) Schandtat Numero 18 (1) Schandtat Numero 19 (1) Schandtat Numero 20 (1) Schandtat Numero 21 (1) Schandtat Numero 22 (1) Schandtat Numero 23 (1) Schandtat Numero 24 (1) Schandtat Numero 25 (1) Schandtat Numero 26 (1) Schandtat Numero 27 (1) Schandtat Numero 28 (1) Schandtat Numero 29 (1) Schandtat Numero 30 (1) Schandtat Numero 31 (1) Schandtat Numero 32 (1) Schandtat Numero 33 (1) The Irish Ways or How to handle a Leprechaun (1) Und nichts als die Wahrheit... (1) Urlaub auf dem Bauernhof (1) VerRückt und duchgeKNALLT? (1) Was wäre wenn ??? (1) Wie Ron Weasley Asmodeus traf… (1) Wohl bekomm's (1)

Sonntag, 27. November 2011

Harry Potter und die Weihnachtsbäckerei

Schandtat Numero 27

Nach dem Ende der Schulzeit in Hogwarts und dem Sieg über den Dunklen Lord sah man die alten Schulfreunde einfach viel zu selten, fanden Hermine und Ginny. Also beschlossen sie, eine neue Tradition ins Leben zu rufen. Von nun an wollten sie sich alljährlich einmal in der Adventszeit mit möglichst vielen ehemaligen Mitschülerinnen und Mitschülern zum gemeinsamen Backen treffen.

In diesem Jahr waren sie heimlich in ein leerstehendes Muggelhaus in der Nähe von London eingedrungen. Ein bisschen Nervenkitzel gehörte schon dazu, fanden die beiden. Und es waren auch schon einige Freunde und Bekannte um den freistehenden Tisch in der Mitte der Küche versammelt.

"Backen?!" seufzte Ron und verzog missmutig das Gesicht, was ihm einen Knuff von Ginny einbrachte.

"Genau! Wir backen Kekse und Plätzchen und kleine Kuchen, eben alles, was man in der Vorweihnachtszeit so gerne isst!" verkündete Hermine fröhlich und stellte eine große Rührschüssel auf den Tisch. "Weiß jemand ein gutes Rezept? Harry?"

Harry Potter wirkte kaum weniger genervt als Ron und murmelte vor sich hin: "Musstet ihr unbedingt meinen Namen auf die Einladung zur Weihnachtsbäckerei schreiben? Was sollen denn die Freunde von mir denken?"

"Dein Name zieht eben immer noch!" grinste Ginny mit einem zuckersüßen, aber falschen Lächeln, und verpasste nun auch ihm einen leichten Stoß in die Seite.

"Was ist denn nun mit einem Rezept, Harry? Vielleicht eins aus Deiner Kindheit?" ließ Hermine nicht locker. "Bei den Dursleys gab es wenig Selbstgebackenes!" grummelte Harry. "Nur Ungesundes aus der Plastiktüte!"

"Und hat es uns geschadet?" ertönte eine tiefe Stimme von der Tür zum Esszimmer her, die klang, als hätte jemand eine Kartoffel im Mund, während er sprach. Es war Dudley Dursley, der gerade eine Hand voll Kartoffelchips in sich hinein stopfte.

"Warum musstest Du den da eigentlich mitbringen?" flüsterte Ron Harry mit einem Kopfnicken in Richtung seines Cousins zu.

"Stand plötzlich vor unserer Tür", erwiderte Harry. "Wollte wissen, wie es mir geht, und ob ich in letzter Zeit mal wieder Dementoren getroffen hätte."

"Also ich mag gern Zimtsterne", verkündete Luna Lovegood und malte Bilder davon mit einem Projektionszauber an die Küchendecke. "Aber ich habe keine Ahnung, wie man die macht."

Percy Weasley war auch da. Nervös warf er immer wieder Blicke durch Türen und Fenster. "Und ihr seid sicher, dass wir hier nichts Illegales machen? Einfach so in ein Muggelhaus eindringen. Wer wird denn hinterher hier alles wieder sauber machen? Und was wenn das Ministerium erfährt, dass wir…"

Ginny verteilte ihren dritten Knuff an diesem Nachmittag großzügig an ihren größeren Bruder. "Percy! Die erste Regel der neuen Weihnachtsbäckerei-Tradition lautet: Kein Wort über die Arbeit!" Ihr Lächeln wurde immer breiter und falscher und erinnerte Harry allmählich an die gebleckten Zähne eines Haifischs.

"Nun kommt mal alle etwas näher heran!" flötete Hermine, die permanent durch die Küche wuselte und Eierkartons und Mehltüten bis zum großen Tisch in der Mitte des Raumes balancierte. "Neville, kommst Du? Wie sieht es nun aus mit den Rezepten? Jemand eine Idee? Wer kommt denn eigentlich noch alles? Ginny, Du hast doch die Zusagen gelesen und sortiert."

Und Ginny, die gerade damit beschäftigt war, ihren Bruder George und seine neue Freundin, die sie alle noch nicht wirklich gut kannten, in die Küche zu schieben, begann mit ihrer Aufzählung.

Und während Ginny fröhlich Name um Name herunterrasselte, schweiften Harrys Gedanken ab, zu etwas, von dem er sich heute noch nicht sicher war, ob es ein Traum oder eine Vision gewesen war. Und davon erzählt hatte er erst recht niemandem! Womöglich hätten sie ihn in die geschlossene Abteilung des St. Mungos' Krankenhaus eingeliefert, wenn er ihnen damals vor ihrem Sieg über die Dunkle Seite erzählt hätte, dass er Lord Voldemort, Lucius Malfoy, Severus Snape, Bellatrix Lestrange und einen Haufen anderer Todesser ausgerechnet beim Plätzchenbacken hatte beobachten dürfen !!!

Es war in einer großen Küche gewesen, vielleicht in der Villa der Malfoys. Und der Dunkle Lord hatte mit einer umgebundenen, rot-geblümten Schürze mit Rüschen am Latz und rund um den Saum am Herd gestanden und genüsslich Teig von einem großen Holzkochlöffel geschleckt.

Bellatrix Lestrange war mit mürrischem Gesicht und missmutigen Schnaufern um ihn herumgeschlichen und hatte schließlich gemurmelt: "Mein Lord, haben wir nichts Besseres zu tun, als Plätzchen zu backen? Sollten wir nicht lieber ein paar Muggel quälen oder so was?"

"Schweig' still!" hatte Lord Voldemort gedonnert. "Auch ein Dunkler Lord hat ein Recht auf seine vorweihnachtlichen Vanillekipferl mit einer Extraportion Puderzucker!" Fast hatte Harry ein Schniefen aus seiner Stimme herausgehört, hätte er es nicht besser gewusst. "Sie werden es noch bereuen, dass sie mich damals im Waisenhaus nie haben mitbacken lassen!"

"Hey, Harry? Wo bist Du mit Deinen Gedanken?" Jemand rüttelte Harry an der Schulter und brachte ihn in die Gegenwart zurück. Es war Ginny, die ihm auch sogleich eine Schale mit einem halben Dutzend ungeschälter Eier in den Arm drückte. "Kannst Du die mal aufschlagen?"

Harry war verwirrt. Was sollte er schlagen? Wen?

"Und lass Dir von Neville dabei helfen", fügte Ginny hinzu, "der sitzt schon seit fast einer Stunde im Wohnzimmer vor diesem schwarzen Kasten, den Dein Cousin Dudley mitgebracht hat. Und da kommen wirklich merkwürdige Tierlaute raus aus dem Teil, wie von einem Bauernhof oder so." Damit war sie auch schon wieder im Getümmel in der Küche verschwunden.

Harry ging mit seinen Eiern hinüber zu Neville Longbottom, der auf den Bildschirm eines Laptops starrte. Aus den verborgenen Lautsprechern des tragbaren Computers muhten tatsächlich Kühe, gackerten Hühner und wieherten Pferde.

"Was machst Du da?" fragte Harry den alten Freund und stellte die Schale mit den Eiern auf dem Couchtisch ab.

Neville schreckte hoch und wirkte merkwürdig ertappt. "Dein Cousin hat mir seinen Klapprechner eingeschaltet und mich mit dem Zwischennetz verbunden, oder so. Und da gibt es dieses Spiel, bei dem man seine eigene Farm hat, mit Tieren und Treckern und Getreide und allem. Macht fast schon süchtig!"

"Das ist doch nur wieder eins von Dudleys Spielzeugen!" sagte Harry und warf einen skeptischen Blick auf die bunten Bilder auf dem Bildschirm. "Ich glaube, wir sollten lieber beim Backen helfen. Die anderen kucken schon komisch."

"Aber ich muss noch die Tiere füttern und die Wassermelonen ernten!" protestierte Neville. "Ein paar Fahrzeugteile fehlen mir auch noch. Und ich habe schon drei Mystery-Eier gefunden, aber ich habe einfach zu wenig Nachbarn!"

Inzwischen waren auch Padma Patil und ihre Zwillingsschwester Parvati Creevey mit ihrem frisch angetrauten Gatten Dennis eingetroffen. "Weihnachtsbäckerei! Was für eine entzückende Idee!" säuselte Parvati und herzte und drückte ihren frischgebackenen Ehemann.

Padma drängte sich, angewidert und offensichtlich abgestoßen von dieser öffentlichen Turtelei, vielleicht auch etwas neidisch und eifersüchtig auf die beiden, weil sie noch keinen Mann gefunden hatte, an ihnen vorbei in die Küche. "Backen wir auch mit Alkohol?" raunzte sie. "Wo ist denn der Kochsherry?"

"Backen wir auch mit Alkohol?" löste bei Harry erneute Erinnerungen an die Todesser-Vorweihnachtsbäckerei aus und damit an einen Severus Snape, der Lucius Malfoy eben diesen Satz zuraunte, bevor er zu einem besonders teuren - wie Malfoy ihm angesäuert zu zischte, was Snape allerdings nicht im geringsten zu beeindrucken schien - Whisky griff. Aber statt im Plätzchenteig landete eine großzügige Menge in einem Glas, an dem Snape dann immer wieder verstohlen aber genüsslich nippte.

Da schrillte eine Glocke durch das Haus und riss Harry abrupt aus seinen Träumen. Alle starrten sich verdutzt an.

"Wer ist das?" fragte Harry verstört.

"Die Klingel", erwiderte Dudley mampfend.

"Hier soll doch keiner wohnen", wandte sich Ron vorwurfsvoll an Hermine.

Da hörten sie seltsam schiefes Gesinge. George huschte zum Fenster. "Da stehen ein paar Kobolde mit so komischen, flackernden Dingern in der Hand", flüsterte er.

"Ach, nein", hauchte Luna, "das sind Kinder, keine Kobolde."

"Kinder?" fragte Ron verdutzt.

"Meine Güte", grunzte Dursley und kaute gierig. "Kennt ihr denn kein Laternensingen? Ihr seid wirklich vom anderen Stern. Fünf Tüten Süßigkeiten hatte ich damals immer zusammen."

"Plus die zehn Tüten, die Du anderen Kindern geklaut hast", murmelte Harry verärgert.

"Macht jetzt mal irgendwer auf und gibt denen was?" fragte Hermine. "Wir wollen hier weiter machen."

"Ähm, wer hat denn etwas, was wir abgeben können. Du, Dudley?" fragte Ron.

"Ähm, nö", mampfte der mit verdächtig braun schimmerndem Mund.

"Ich geh schon", grinste George und ging zur Tür. Er öffnete sie, und ein Pulk Kinder sang etwas von Martin und Mantel. Er verteilte etwas und schloss die Tür.

"Ich hoffe, das waren keine Kotzpastillen oder so was!" meinte Ginny.

"Nein", grinste George, "etwas viel Besseres!"

Draußen hörten sie ein kleines Mädchen aufkreischen: "Ihhh, warum schmecken diese komischen Erbsen nach Kotze?"

"Meine schmeckt wie Nasenpopel", krähte ein weiteres Mädchen.

"Und ich habe einen Geschmack im Mund, als hätte ich auf Babycreme gebissen!" grollte ein etwas größerer Junge.

"Berti Botts' Bohnen jeder Geschmacksrichtung?" fragte Ginny ihren Bruder. "Etwas Besseres ist Dir nicht eingefallen?"

Und George zuckte die Schultern.

"Das ist doch ein alter Hut!" verkündete draußen ein weiterer Junge. "Die Dinger heißen 'Bean Boozled' oder so ähnlich. Hat mein großer Bruder schon vor über einem Jahr zum Geburtstag geschenkt bekommen!"

"Sowas drehen die uns an?" fragte das Mädchen, das eine Bohne erwischt hatte, die nach Erbrochenem schmeckte. "Das ist nichts Süßes! Also geben wir ihnen Saures!"

Und im nächsten Augenblick prasselte ein wahrer Gewitterregen aus faulen Tomaten und matschigem Obst gegen die Außenwand des Muggelhauses. Und die kleinen Werfer zogen johlend und jubelnd weiter die Straße entlang zum nächsten Gebäude.

"Keine Ahnung, woher die diese Bohnen kannten!" wunderte sich George und kratzte sich am Hinterkopf, während Percy, der neben ihm aufgetaucht war, permanent stammelte: "Das kann alles nicht legal sein, nicht mal in der Muggelwelt!"

In der Küche raufte sich Hermine beinahe die Haare, denn sie hatten sich noch immer nicht auf ein Rezept geeinigt. Jeder manschte und rührte irgendwie vor sich hin, aber keiner wusste so recht, was zu tun war. Da trat Luna Lovegood vor und verkündete: "Wie wäre es mit etwas Magie? Wozu sind wir schließlich Hexen und Zauberer!"

Sie zückte ihren Zauberstab und murmelte einige unverständliche Silben - mit einem zweifelhaften aber äußerst durchschlagenden Erfolg.

In Harrys Kopf lief das Todesser-Weihnachtsspecial jetzt dauerhaft nebenher. Aber im Moment achtete sowieso keiner auf seinen leicht verschleierten Blick, da alle Augen auf das Ergebnis von Lunas Zauberei gerichtet waren. Auch bei Todessers hatte es plötzlich geklingelt, erinnerte Harry sich. Es hatte geklingelt, und alle sahen sich etwas ratlos an.

"Das war der Backofen, Mylady", verkündete da ein dünnes Stimmchen, welches einer Hauselfe gehörte. Sogleich eilte Narcissa Malfoy hoheitsvoll hin, um ein Blech voller Plätzchen heraus zu holen und sie nach einem Schlenker mit dem Zauberstab mit Stolz erhobenem Haupt den anderen zu präsentieren.

"Äh..., was soll das sein, Narcissa, Liebes?" wollte ihr Mann wissen.

"Das ist Slytherins Spezial-Spritzgebäck."

Nachdem Lord Voldemort einen genaueren Blick darauf geworfen hatte, strahlte er über das ganze Gesicht - was ziemlich gruselig aussah und nicht wenigen Todessern Schauer über den Rücken laufen ließ - und verkündete: "Schlangen mit grünem Zuckerguss !!! Narcissa, Du bist einfach genial !!!"

Dieses Lob trieb Narcissa Malfoy die Röte ins Gesicht, vor Stolz und ein wenig vor Verlegenheit.

Auch ihrer Schwester Bellatrix trieb es die Röte ins Gesicht, vor Eifersucht, bevor sie grün wurde vor Neid. Das musste sie überbieten! Harry konnte direkt sehen, wie es in ihrem geistig nicht ganz gesunden Hirn arbeitete. Nur Momente später schnappte sie sich einen Klumpen Teig, den sie mit Hilfe eines Zaubers ausrollte, dann - ein irres Grinsen im Gesicht - richtete sie ihren Zauberstab erneut auf den Teig und rief: "MORSMORDRE!"

Während die anderen sie leicht geschockt ansahen oder wahlweise auch auf die Plätzchen starrten, sah Bellatrix mit einem irren Funkeln in den Augen erwartungsvoll zu ihrem Herrn und Meister. Snape verschluckte sich währenddessen an seinem Schluck teuren Whiskys. Und Lucius Malfoy, der den Blick nicht von den Plätzchen nahm, klopfte ihm nicht gerade sachte auf den Rücken, sodass Snape ein Husten unterdrücken musste, um nicht die gespannte Stille zu durchbrechen und die Aufmerksamkeit des Dunklen Lords auf sich zu ziehen, was sicher keine gute Idee gewesen wäre, und daher rot anlief. Die Plätzchen sahen tatsächlich wie kleine Miniaturen des Dunklen Mals aus und waren sogar mit schwarzem Zuckerguss überzogen - oder was auch immer diese schwarze Masse sein sollte.

"Das sind aber auch keine Vanillekipferl!" protestierte Tom Vorlost Riddle, der sich selbst Lord Voldemort nannte, stopfte sich aber trotzdem mit dem schwarzen Zeug und Narcissas Schlangen die Backen voll.

"Harry! Harry! Tu' doch was!" Jemand rief seinen Namen. Und Potter dachte, aus seinen Tagträumen gerissen: "Warum eigentlich immer ich?"

In der Küche des Muggelhauses herrschte leichtes Chaos. Lunas Zauber hatte nicht nur eine dichte Wolke aus Mehl erzeugt und dafür gesorgt, dass nun einige Zutaten und Backutensilien in ständiger Bewegung und bunt durcheinander unter der Decke schwebten. Auch einige ehemalige Mitschüler hatte es erwischt. Dean Thomas kreiste mit rudernden Schwimmbewegungen dicht gefolgt von Lavender Brown immer rund um die Küchenlampe herum.

Hermine langte auf Zehenspitzen nach einem Schneebesen, der ihr gerade aus der Hand geflogen war. Nach einer Weile wurde es ihr zu bunt. Die zückte ihren Zauberstab, richtete ihn auf alle Gegenstände und Personen, die herumflogen, wo sie nicht hingehörten, und rief: "IMMOBILUS!"

Alles erstarrte in der Luft und sank dann umgehend mehr oder weniger sanft zu Boden. Dean Thomas landete halb auf Lavender, die aber nur albern kicherte und dann nieste, weil ihr das Mehl in die Nase gestiegen war. Dean aber rieb sich noch den ganzen Abend das schmerzende Hinterteil.

Und die ganze Zeit über lief Percy Weasley aufgebracht durch alle Räume des leerstehenden Muggelhauses in der Nähe von London. "Das kann doch alles nicht legal sein", murmelte er immer wieder. "Ich sollte nicht hier sein als Mitarbeiter des Ministeriums. Das geht hier doch nicht mit rechten Dingen zu. Wieso steht das Haus leer? Wo sind die Muggelbewohner? Warum sind noch alle Möbel da? Nicht mal die Eklektifizät haben sie abgestellt. Aber so was macht man doch, wenn man aus einem Haus auszieht. Man nimmt die Möbel mit und lässt die Eklektifizät abstellen!"

In diesem Moment klopfte es an der Haustür. Ein weiterer, ehemaliger Mitschüler war eingetroffen. Lee Jordon trat sich die Schuhe ab und schüttelte sich das Regenwasser aus dem Haar und wischte es von seiner Jacke. Draußen stürmte und regnete es in Strömen.

"Ihr seid wirklich nicht leicht zu finden!" erklärte er fröhlich und gab George die Hand, der ihn freudestrahlend begrüßte. "Ich habe noch jemanden mitgebracht!" sagte Lee.

Hinter ihm betrat ein Überraschungsgast das Muggelhaus, mit dem wohl niemand gerechnet hatte, am aller wenigsten Hermine. "Vicki!" kreischte sie auf und flog einem sichtlich verlegenen Viktor Krum direkt in die Arme.

In der Küche lief Ron Weasley, der gerade Lavender wieder auf die Beine geholfen hatte, rot an und sein Gesicht verfinsterte sich. "Was will der denn hier?" nuschelte er verstohlen zu Neville, der endlich den Laptop ausgeschaltet hatte und gerade versuchte, die ganze Sauerei auf dem Küchenboden wenigstens etwas zu säubern.

"Ah, Hermeeonee, genau die Frau, die ich suche!" Trotz der Verlegenheit über die Umarmung strahlte auch Viktor Krum über das ganze Gesicht. "Als ich Lee traf und er mir von eurer Weihnachtbäckerei erzählte, da musste ich einfach mit kommen. In Durmstrang war das einer der Höhepunkte im ganzen Schuljahr und wurde über Tage zelebriert. Teig herstellen, kneten, formen, ausstechen. Gutes Training für die Unterarmmuskulatur, die man ja braucht, wenn man sich im Quidditch-Kampf auf den Besen klammern muss." Wie zum Beweis streifte er sein Hemd ab und ließ nicht nur die Muskeln des Unterarms spielen. Lavender seufzte verzückt und auch Ginny und Hermine blickten fasziniert dabei zu.

Ron wurde noch eine Nuance dunkler im Gesicht. "Gib mal her den Teig", fauchte er Luna an. "Daran ist doch nichts Besonderes. Teig kneten kann schließlich jeder." Mit Elan knallte er den Teig auf den Tisch und begann darin zu kneten.

"Vorsichtig, Ron!" versuchte Luna ihn noch zu warnen. "Nicht diesen Teig! Da hat George gerade etwas hinein gezaubert."

Doch Ron ignorierte ihre Warnung und bearbeitete den Teig mit der ganzen ihm zur Verfügung stehenden Kraft und Wut. Schon nach einigen Minuten stand ihm der Schweiß auf der Stirn und die roten Haare hingen ihm strähnig ins Gesicht. Und der Teig gab eigenartige schlurfende und blähende Geräusche von sich.

Ron trat erschrocken einen Schritt zurück. Die klebrige und zugleich mehlige Masse hatte einen grünlichen Farbton angenommen und warf große, mit einer schmierigen Flüssigkeit gefüllte Blasen. Diese Beulen wurden prall und praller und platzten schließlich mit einem ekelerregenden Schmatzen auf. Ron lief eine eiter-farbene Schmiere das Gesicht herunter. Luna zuckte nur die Schultern und meinte: "Ich habe versucht, Dich zu warnen."

Aber der Teig entwickelte ein eigentümliches Eigenleben. Er breitete sich immer weiter auf dem Küchentisch aus und bespritzte alle umstehenden Bäckerinnen und Bäcker. Erste spitze Angst- und Entsetzensschreie waren zu hören.

Viktor Krum zog sich sein Hemd wieder über und rannte wild entschlossen in die Küche. "Das ist ein Fall für mich!" verkündete er. "Ich werde Euch beschützen!" Mit diesen Worten warf er sich auf die giftgrüne Teigmasse und verwickelte sie in einen erbitterten Ringkampf. Er wand und wälzte sich mit ihr vom Küchentisch über den Fußboden in Richtung Fenster. Mit einigen kräftigen Griffen und seiner beeindruckenden Unterarmmuskulatur presste er den Teig so klein wie möglich zusammen und bugsierte ihn durch das Küchenfenster, das er mit dem rechten Fuß geöffnet hatte, hinaus auf den Gehweg vor dem Haus. Dann sprang er mit einem gewagten aber eleganten Hechtsprung hinterher in den ungemütlichen Herbststurm.

Draußen zog er seinen Zauberstab aus der Gesäßtasche, zielte damit auf die zuckende Masse, die er so weit von sich geschleudert hatte, wie er konnte. "STUPOR!" donnerte er ihr entgegen. Der Teig zuckte noch einmal kurz, dann trocknete er von innen heraus aus und zerfiel zu Kekskrümelstaub.

Im Inneren des Muggelhauses klatschten die Besucher der vorweihnachtlichen Back-Party, vor allem die weiblichen, begeistert Beifall. Lavender Brown seufzte wieder und himmelte Viktor verzückter an denn je.

Doch George, der Krum zur Haustür wieder herein ließ, boxte ihm freundschaftlich auf die Schulter. "War doch nur ein kleiner Spaß!" meinte er mit einem breiten Grinsen über das ganze Gesicht. "Der Teig hätte schon keinem was getan! Aber Du musstest natürlich wieder den Helden spielen, was Vicki? Fast so, wie unser Harry, was?" Ja, Harry. Wo war eigentlich Harry?

"Man nimmt die Möbel mit und lässt die Eklektifizät abstellen!" - "Hä??" - Von den fleißigen Bäckern und Teig-Bekämpfern unbemerkt war Percy inzwischen in die Küche zurückgekehrt, immer noch kopfschüttelnd und vor sich hin murmelnd.

"Was redest du denn da für einen Blödsinn, Bruderherz?" fragte George. "Ich rede keinen Blödsinn", gab Percy beleidigt zurück. "Ich mache mir ernsthafte Gedanken, warum dieses Haus hier so unbewohnt ist. Vor allem die Frage der Eklektifizität muss umgehend beantwortet werden!"

"Eklektifizität ist ein Thema für Muggel-Physik-Stunden in Muggel-Schulen, an denen unfähige Muggel-Physik-Lehrer völlig unbegabte Muggel-Schüler unterrichten!" sagte Ginny und wollte sich wieder den Backzutaten auf dem Küchentisch zuwenden, hatte aber nicht mit Dudleys Reaktion gerechnet.

Der hatte beim Wort Eklektifizität plötzlich aufgehört, Kartoffelchips zu vertilgen, und bewegte sich mit für ihn absolut ungewohnter Geschwindigkeit auf den Küchentisch zu. "Du glaubst ja wohl nicht, dass ich keine Ahnung von Eklefitäz…, Elektrifirz…, Eklefekzität, oder wie auch immer ihr das nennt, habe?!" schnaubte er empört.

Ginny blickte Hermine an, und beide verdrehten die Augen. "Mein lieber Dudley", begann Ginny, wurde aber sofort unterbrochen. "Ich weiß das wohl! Nur weil ich eine normale Schule besucht habe und nicht so ein komisches Internat im Niemandsland, bin ich nicht dumm und unwissend!"

"Das behauptet ja auch niemand, Dudley", flötete Hermine. "Vielleicht bist Du ja dann so nett und kannst Percy beruhigen, der ja anscheinend sehr besorgt um den Zustand der Eklektifizität in diesem Haus ist."

"Ja, kann ich wohl sehr gut! Passt mal auf!" Dudley schob alle Backutensilien auf dem Tisch beiseite und begann, die Tischplatte mit Mehl zu bestäuben. Neugierig waren jetzt alle ehemaligen Zauberschüler näher gekommen und standen um den Tisch herum.

"Hä-ähm", räusperte sich Dudley. "Zunächst mal die Definition des Begriffes: Elektrizität (von griechisch ἤλεκτρον ēlektron 'Bernstein') ist der physikalische Oberbegriff für alle Phänomene, die ihre Ursache in ruhender oder bewegter elektrischer Ladung haben. Nicht-Muggel bedienen sich auch der Bezeichnung Eklektifizi-Dingsbums, die aber bisher keine Aufnahme in die Wissenschaft gefunden hat, da Nicht-Muggel so oder so nicht mit ihr umgehen können. Im heutigen Alltag ist Elektrizität im Sinne von elektrischer Energie unentbehrlich, was im Allgemeinen allerdings meist erst durch sogenannte Stromausfälle bewusst wird."

Die Hogwarts-Absolventen inklusive Viktor Krum starrten Dudley an wie damals, als sie zum ersten Mal Snape erblickten – mit einer Mischung aus Respekt und intuitiver Antipathie.

Dudley aber schien erst richtig in Fahrt zu kommen. "Die verschiedenen Phänomene der Elektrizität sind Gegenstand der Betrachtung in Teilen der Physik und der Chemie", fuhr er fort. "Meine persönlichen Lieblingsgebiete sind die Quantenelektrodynamik sowie die Thermo-, Pyro- und Piezoelektrizität." Mit dem Zeigefinger begann er jetzt, Buchstaben und Zahlen auf die Tischplatte zu schreiben und kompliziert aussehende Formeln zusammenzustellen.

"Nee, ne?! Das ist jetzt ja wohl nicht wahr!" rief Ginny. "Würdest Du bitte mal mit diesem Unsinn aufhören!"

"Nein, keinesfalls!" protestierte Percy. "Diese äußerst interessanten Ausführungen lassen weitgehende Schlüsse zu, warum dieses Muggelhaus unbewohnt, aber dennoch möbliert und…"

"Raus jetzt mit euch!" rief Ron dazwischen. "Hier, nehmt das mit", er drückte Percy eine Tüte Mehl in die Hand, "und unterhaltet euch sonst wo weiter! Die Platte des Tisches im Esszimmer ist sowieso viel größer, da kann Dudley dann noch viel mehr Formeln niederschreiben!"

Mit diesen Worten bugsierte er Dudley und Percy aus der Küche in das angrenzende Esszimmer, in dessen Mitte in der Tat ein großer Palisander-Esstisch stand, dessen polierte Oberfläche nur darauf zu warten schien, mit Mehl bestäubt und mit physikalischen Formeln beschrieben zu werden.

"Was ist denn mit Duddy-Matz passiert?" raunte Ron seiner Schwester zu. "Hat Harry nicht immer gesagt, er sei keine große, geistige Leuchte?" Ginny zuckte nur die Schultern und schüttelte unwirsch mit dem Kopf. Sie wollte jetzt nicht über Dudleys Geistesblitze nachdenken sondern endlich irgendetwas Leckeres backen. Das konnte doch nicht so schwer sein. Und wo war überhaupt Harry die ganze Zeit?

Nach kürzester Zeit staunte Percy nur noch Bauklötze über Dursleys hochwissenschaftliche Kenntnisse und Erklärungen. "Das habe ich alles nicht gewusst", stammelte er verblüfft. "Ich glaube, unser Vater hat Recht, wenn er immer sagt, die Muggel wären ganz schön erfindungsreich darin, sich das Leben ohne Magie lebenswert zu machen. Also, diese Elektrofizät ist echt ein Hit!"

"Was ist das hier?" wurden sie da von Padma Patil unterbrochen, die aus dem Wohnzimmer herüber gewankt war. Sie hatte nicht nur den Kochsherry entdeckt sondern auch eine kleine, silberne Scheibe von vielleicht zwölf Zentimeter Durchmesser in einer Plastikverpackung mit dem unbeweglichen Schwarz-Weiß-Bild eines jungen, schmusenden Pärchens in Jeanskleidung auf dem Deckel. Neben den beiden schicken, jungen Leuten stand der schnörkelige Schriftzug 'Kuschelrock'.

"Das ist eine CD", erklärte Dudley Dursley etwas erstaunt, dass ihn diese lang- und schwarzhaarige Schönheit angesprochen hatte.

"Und was ist das?" fragte Padma mit schwerer Zunge, wobei sie die Silberscheibe aus ihrer Hülle löste und an dem Loch in der Mitte um ihren Zeigefinger kreisen ließ.

"Soll ich es Dir zeigen?" japste Dudley atemlos. Der halbwegs intelligente Ausdruck, den die Elektrizität auf sein Gesicht gezaubert hatte, war verflogen. Padma nickte eher gleichgültig mit dem Kopf, ließ sich dann aber von Dudley zurück ins Wohnzimmer führen. Percys aufsteigenden Protest, er wolle noch mehr über diese geladenen Teilchen wissen, ignorierten sie.

Und so dauerte es nicht lange, bis Dudley die Stereoanlage eingeschaltet und die CD eingelegt hatte. Sobald die ersten Takte der Musik erklangen, sank Padma Patil seufzend in seine Arme und sie begannen einen engen Klammerblues zu tanzen. Dazu ließ die bärige Stimme eines schwarzen Sängers namens Barry White den Fußboden im Wohnzimmer mit seiner bassigen Tiefe erbeben, während er ein Lied namens 'Can't Get Enough Of Your Love, Babe' aus den Lautsprechern brummte.

Und die ganze Zeit über saß Harry Potter träumend in einer Sofaecke und starrte mit glasigem Blick Löcher in die Luft.

"Minze!" Das Lächeln des Dunklen Lords wurde immer breiter und verzückter und damit zugleich unheimlicher. "Deine Dunklen Male schmecken nach Dunkler Schokolade und Pfefferminze, Bella. Zartbitter mit Minze, wie After Nine!"

Harry leckte sich die Lippen und murmelte geistesabwesend: "Ich will auch ein Dunkles Mal!"

Ginny, die endlich Harry auf dem Sofa entdeckt hatte, verstand seine Worte wegen der durch das Wohnzimmer dringenden Säusel-Musik nicht richtig und fragte sich, was sie bisher falsch gemacht hatte, wenn Harry den Wunsch äußerte: "Ich will auch im Dunkeln mal!"

"Aber Harry", kicherte sie verlegen und fuhr ihm durchs zerzauste Haar, während sie sich neben ihn auf das Sofa fallen ließ. "Doch nicht vor all diesen Leuten! Oder soll ich die wegschicken und Deinen Cousin bitten, die Elektifizität abzuschalten?"

"Was?" zerstreut fuhr Harry aus seinen Tagträumen hoch, immer noch mit dem Geschmack von Pfefferminz auf den Lippen. Entgangener Minze, wohlgemerkt. "Ich habe keinen blassen Schimmer, wovon Du da sprichst, Ginevra. Aber wir sollten unbedingt Kekse mit Zartbitterschokolade und Pfefferminze backen, aber ganz fix!"

Mit diesen Worten erhob sich Harry vom Sofa und eilte in die Küche, um sich sogleich diesem hochwichtigen Projekt zu widmen. Ginny saß weiterhin auf der Couch und sah Harry mit offenem Mund und ungläubigem Blick hinterher. Was sollte denn das jetzt? Nun wusste sie gar nicht mehr, was los war. Aber dann erhellte sich ihr Ausdruck wieder: Vielleicht war das ein neues, besonderes Vorspiel?! Also hinterher!!!

In der Küche fand sie Harry beim Mengen von Zutaten vor. Voller Enthusiasmus hatte er sich an die Arbeit gemacht. Und ließ sich auch nicht davon ablenken, dass sich Ginny katzengleich und vermeintlich erotisch an ihn schmiegte. Harry war für so etwas im Moment ganz und gar nicht empfänglich und beschwerte sich nur darüber, dass er keine Bewegungsfreiheit zum Kneten habe.

Beleidigt rückte Ginny daraufhin von ihm ab. Da hatte sie sich wohl geirrt. Schulterzuckend machte sie sich auch daran, eigenen Teig zuzubereiten, und steckte all ihre aufgestaute Energie in die Zubereitung von leckeren Zimtsternen.

Während Harry so seinen Teig bearbeitete und überlegte, mit welcher der vielen Formen er seine Kekse ausstechen sollte oder ob er die Masse einfach nur als kleine Häufchen auf dem Blech aufhäufen sollte, versank er wieder in seinen Tagträumereien über backende Todesser.

Der Dunkle Lord mampfte immer noch genüsslich seine Plätzchen, als ihm plötzlich etwas einfiel. "Eierpunsch! Was uns fehlt ist Eierpunsch! Severus,...!" ließ er den Satz unbeendet, aber Snape erkannte einen Befehl, wenn er einen bekam.

"Natürlich, Mylord!" Vor sich hin grummelnd verschwand er in einer anderen Ecke der zum Glück sehr großen Küche. So hörte keiner sein Geschimpfe und Gefluche. "Warum ich? Ich bin Meister der Zaubertränke nicht der Mixgetränke! Ich bin Zaubertrankbrauer, kein Cocktailmixer! Ich braue Tränke, keinen Punsch! Warum? Warum immer ich?!"

Etwas theatralisch, fand Harry, aber Eierpunsch war gar keine so schlechte Idee! "Eierpunsch! Was uns fehlt ist Eierpunsch!" rief er daher über den Lärm der anderen hinweg.

"Prima Idee, Harry!" strahlte George und setze einen großen Topf auf den Herd und begann, den Inhalt diverser Flaschen hinein zu kippen. "Was?" fragte Harry verwirrt und ließ sich langsam in den Sessel am Ofen sinken.

Ginny, Luna, Neville, Ron und Lavender begannen jetzt endlich auch ernsthaft, sich mit dem Ausstechen und Formen von Plätzchen zu beschäftigen. Jetzt waren sie schon stundenlang hier und das Rohr im Backofen war immer noch kalt. So, ging das ja nicht.

Ah, dachte Harry jetzt bekam er wirklich seinen Eierpusch. "Toll! George, bist Du jetzt unser Punschmeister?" meinte der und konnte sich vor Lachen nicht mehr einkriegen.

Hermine wirbelte mit einem Mal an ihnen vorbei zum Kühlschrank. "Ehe George uns hier alle in die Luft jagt mit irgendwas Selbstgebrautem", verkündete sie. "Ich glaube, da ist noch Eierpunsch im Kühlfach!" Eisgekühlter Eierpunsch? Harry schwirrte der Kopf wie zu besten Blitznarbenschmerz-Zeiten, nur irgendwie anders. War Eierpunsch nicht irgendwie warm?

Aber lange überlegen konnte er nicht, denn noch bevor Hermine die Tür des Eisschranks öffnen konnte, flog Percy Weasley förmlich heran und warf sich zwischen sie und das Elektrogerät. "Nicht den kalten Schrank auf machen!" brüllte er. "Das Ding ist voller Eklektizität!!!"

"Bei Merlins Bart, Percy!" japste eine erschrockene Hermine. "Geh zurück ins Wohnzimmer und spiel mit Dudley! Sonst wird das hier nie etwas." So einfach ließ sich Percy aber nicht abwimmeln. Schwer beleidigt meinte er: "Dudley spielt mit Padma. Er ist leider zurzeit nicht daran interessiert, weitere Fachgespräche über Eklektizität mit mir zu führen." Schmollend wandte er sich ab.

"Ach, wie süß", säuselte Viktor Krum, stellte sich dicht an Luna und bewunderte ihre geformten Teig-Einhörner. Man hätte den Eindruck gewinnen können, sie hätten alle bereits einen ordentlichen Schluck Punsch zu sich genommen, mit einem mehr als ordentlichen Schuss Alkohol, in welcher Form auch immer.

"Eier! Wir brauchen Eier!" konnte man auf einmal Rons Stimme vernehmen. Viktor war etwas verwirrt. "Warum brauchen wir Eier? Der Eierpunsch ist doch schon fertig? Und wir zwei brauchen gewiss nicht noch mehr Eier, nicht wahr, Luna!" hauchte er und schmiegte sich an sie.

"Irgendwie kommt mir dieser Ausspruch bekannt vor", grübelte Harry, als er Ron hörte. "Wer hat denn nur immer nach Eiern gerufen? Das war doch dieser berühmte Muggel-Cerberus, dieser Hüter der Muggel-Nationalsport-Mannschaft, der auch immer Bananen geschenkt bekam..." - "Eier und Bananen? Nee, das geht gar nicht!" protestierte Hermine. "Was, bitte schön, soll das denn für ein Weihnachtsgebäck werden?"

Luna beachtete Viktor nicht weiter und formte noch mehr Teig-Einhörner, allerdings sahen die nach einiger Zeit eher wie Teig-Einhörnchen aus, klein, dick, gedrungen und mit viel zu buschigen Schwänzen. "Wer hat hier behauptet, meine Einhörner wären betrunken?" fragte sie plötzlich und rammte Viktor ihren Ellbogen in den Magen, während sie mit einer ausholenden Geste Rosinen als Augen in ihre Teig-Tiere bohrte.

Harry hatte mittlerweile seine Kekse in den Backofen geschoben. Nach einigem Nachdenken hatte er sie mit einer Schneeflocken-Form ausgestochen. Die Idee, sie in Dunkle Male zu verwandeln, hatte er dann doch lieber wieder verworfen, nachdem er sich vorgestellt hatte, wie die anderen wohl darauf reagieren würden. Wäre vielleicht doch nicht so lustig gewesen, wie er für einen Moment gedacht hatte. Außerdem schmeckten Schneeflocken ganz sicher besser als das Dunkle Mal! Nun hockte er vor dem Backofen und sah seinen Plätzchen beim Backen zu. Wie er so fasziniert in den Ofen starrte wurde er von einer weiteren Vision überrannt.

Der Dunkle Lord auf der Suche nach immer neuen Genüssen und Schleckereien hatte sich an das jüngste Mitglied der Todesser-Weihnachtbäckerei gewandt: "Und Du, Draco? Welche köstliche Kekskombination hast Du für Deinen Meister erschaffen?"

Harry sah einen bleichen Draco Malfoy, der sich mit einer roten Kochschürze und der Aufschrift 'Hier kocht der Meister' unbehaglich zwischen Tisch und Backofen hin und her bewegte. In den Händen hielt er ein Blech. "Einen kleinen Moment, Mylord. Ich muss nur noch die Deko anbringen."

Harry versuchte zu sehen, was Draco da, bewaffnet mit Puderzucker, verzierte, doch Voldemort versperrte ihm die Sicht, da dieser sich gerade selbst interessiert über Dracos Schulter beugte.

Plötzlich begannen die Schultern des Mannes zu beben und der Dunkle Lord brach in ein brüllendes Gelächter aus. Jetzt konnte auch Harry sehen, was Draco da fabrizierte. Er hatte ganz eindeutig Kekse in Kopfform gebacken und verzierte diese Köpfe jetzt mit Hilfe einer Schablone und zauberte so Puderzucker-Blitznarben mitten auf die Stirn.

"Nicht mittig! Eher etwas nach links", dachte Harry noch, bevor er durch einen schrillen Schrei zurück in die Gegenwart geholt wurde. Schwarzer Rauch stieg aus dem Backofen auf.

"Das ist wie auf diesen Brownies!" brummte Dudley, der hinter Harry stand und ihm nun über die Schulter schaute. Wie es aussah hatte er sich von Padma lösen können, die nun allein im Wohnzimmer tanzte - zu einem Stück namens 'Careless Whisper' von einer Gruppe, die sich 'Wham! Featuring George Michael' nannte.

Harry sah verwirrt auf seine Hände. Er hatte, offenbar unbewusst während seiner Vision, eine Schablone seiner eigenen Blitznarbe aus dünner, weißer Pappe ausgeschnitten. Allerdings waren die Kurven der Narbe nicht gerade zackig geraten, also sah sie eher wie ein langgezogenes 'S' aus. Und mit dieser Schablone und dem Mehl, das noch immer durch die ganze Küche flog, hatte er einen weißen Abdruck auf die dunkle Arbeitsfläche über dem Backofen gestreut.

"Weißt Du", erklärte Dudley weiter und war dabei kaum zu verstehen, weil er schon wieder irgendwelche Süßigkeiten aus einer Tüte in seinen Mund stopfte, "unter uns 'Normalos' gibt es gerade so sieben Bücher und Kinofilme, auf die alle total abfahren. 'HATTY PROPPER', die Zauberschülerin mit der S-Narbe auf der Backe. Dazu kannst Du alles Mögliche kaufen: T-Shirts, Bettwäsche, Spielzeug und sogar Backmischungen. Diese Brownies sind echt lecker. Und da ist auch so eine Schablone dabei, damit man die mit Hattys S-Narbe verzieren kann. Wusste gar nicht, dass Du auch Fan bist, Harry!"

Harry schüttelte den Kopf. Woher kannte er nur den Namen Hatty Propper? Dann fiel es ihm wieder ein: Rita Kimmkorn! Hatte diese aufdringliche Klatschreporterin und Möchtegernautorin nicht eine siebenbändige Romanreihe über eine Zauberschule namens Horsewash und die Zauberschülerin Hatty Propper geschrieben und versucht, die an einen Muggel-Verlag zu verkaufen? War sie dafür nicht verhaftet worden? Scheinbar hatte sie es aber trotzdem irgendwie geschafft. Aber warum mümmelte Dudley in aller Seelenruhe weiter sein Naschwerk, während Harrys Schneeflockenplätzchen in dunklem Rauch verbrannten?

Harry drängte Dudley zur Seite und schnappte sich ein Paar handschuhförmige Topflappen. Dann öffnete er die Klappe des Backofens, aus dem der Rauch drang, und riss das Blech mit den Plätzchen heraus. Seine schönen Schneeflocken waren nur noch unansehnliche, schwarze Klumpen und sahen gar nicht mehr aus wie Schneeflocken.

"Das sind aber wunderschöne, schwarze Raben, die Du da gebacken hast, Harry!" Jetzt war es Luna, die ihm über die Schulter schaute.

"Was machst Du an meinem Ofen, Harry?" Diese Stimme gehörte Hannah Abbott, und erst als sie es aussprach, fiel Harry auf, dass es in dieser ungewöhnlich großen Muggelküche mindesten vier Backöfen gab. Das Blech mit den verkohlten Überresten vor ihm war nicht aus dem Ofen, in den er seine Schneeflocken geschoben hatte.

"Meine schönen Weihnachtsengel!" jammerte Hannah und lehnte ihre Stirn an Viktor Krums starke Schulter. "Jetzt sind sie total verbrannt, und ich muss noch mal von vorne anfangen!"

"Ist ja auch kein Wunder!" rief Percy, der wieder mal in der Küche aufgetaucht war. "Diese Öfen funktionieren doch auch mit Eklekfizität! Die kann man nicht so einfach in Betrieb nehmen, das erfordert höchste Fachkenntnisse! Dudley! Dudley, könntest Du mal bitte herkommen?"

Viktor fühlte sich von Hannahs Trostgesuch sichtlich geschmeichelt und war nur zu gern bereit, eben denselben auch zu spenden. "Komm, lass uns ein wenig tanzen", flüsterte er ihr ins Ohr. "Wunderschöne Weisen aus dem Wohnzimmer dringen an mein Ohr."

Wenn man genau hinhörte, konnte man Worte wie 'Dreams are my reality, the only kind of real fantasy...' oder so ähnlich vernehmen.

"Oh, nur zu gern, Viktor", hauchte Hannah und warf ihm einen verzückten Blick zu, bevor die beiden Arm in Arm im Wohnzimmer verschwanden. Was gar nicht so einfach war, da eine schmusebedürftige Lavender sich an seinen anderen Arm schmiegte, während sie Hannah mit blitzenden Blicken durchbohrte, und eine leicht angesäuselte Padma ihm von hinten auf die Schulter schlug und fragte: "Koann isch bidden, danz mick mich."

In der Küche holte Harry seine fertigen und perfekten Plätzchen aus dem Ofen und gab ihnen noch eine Verzierung aus schneeweißem Zuckerguss. Als Ginny jedoch eins probieren wollte, reagierte ihr Liebster sehr unwillig. "Das sind meine!" fauchte er sie an und drückte die kunstvolle Weihnachtsplätzchendose, die er eigens aus einem leeren Eierkarton für seine Plätzchen transfiguriert hatte, fest an sich.

"Back Dir selbst welche. Von meinen bekommt keiner was ab. Das ist ein Spezialrezept. Nur für mich. Das schmeckt Euch eh nicht", betonte er, als er auch noch Rons und Dudleys gierige und Hermines fragende Blicke bemerkte.

"Sag' mal, was hat Dich heute eigentlich gebissen?" wollte Hermine wissen. "Entweder bist Du nicht bei der Sache, oder Du benimmst Dich total unmöglich."

Harry zuckte nur mit den Schultern und verzog sich auf das Sofa im Wohnzimmer, die kunstvolle Weihnachtsdose noch immer an sich klammernd. Vor seinem inneren Augen lief gerade wieder eine Bilderflut ab.

Der Dunkle Lord ließ mit einem Schwebezauber alle Keksköstlichkeiten in eine riesige, schwarze Dose verschwinden, die auch noch mit einer grünen Schlange bemalt war. Dazu sein dämonisches Gelächter: "Alles meins! Ich übernehme die Weltherrschaft über die Weihnachtskekse und stelle mit ihnen meine Streitmacht auf!" Dazu das Jammern der übrigen Todesser, die nun leider nichts mehr zu Naschen und Lachen hatten.

In einer Ecke der Küche brandete Gelächter auf. George, Lee, Dean und Dennis hatten den Topf mit dem Eierpunsch geleert und hingen sich selig in den Armen. Ron, der immer noch keinen Keks zu Stande gebracht hatte, verzog missmutig das Gesicht. "Von wem kam diese blöde Idee eigentlich? Mir knurrt der Magen. Ich will jetzt Kekse!"

"Hätt' ich Dich heut' erwartet, hätt' ich Kuchen da, Kuchen da, Kuchen da. Hätt' ich Dich heut' erwartet, hätt' ich Kuchen da. Na, wie geht's, na, wie steht's, na, wie geht's...? Hätt'st Du nur was gesagt, hätt' ich Musik bestellt, die besten Musikanten von der Welt! Hätt'st Du nur was gesagt, hätt' ich Musik bestellt und dich empfangen mit Traraaa!" sang Hermine und tanzte dazu übermütig durch die Küche.

"Nee, KEEEKSEEE, nicht Kuchen!" trompetete Ron. "ICH WILL KEKSE!"

Parvati Creevey kam gerade aus einem der Badezimmer im oberen Stockwerk, wo sie sich frisch gemacht hatte, und stieß zunächst im Wohnzimmer auf ihre Zwillingsschwester Padma, die von hinten auf Viktor Krums Rücken zu springen versuchte, um von ihm Huckepack durch die Gegend getragen zu werden. Parvati zuckte die Schultern und ging weiter. Besser dieser Krum als dieser dicke Muggel, den Harry und Ginny angeschleppt hatten.

Aus der Stereoanlage plärrte nun endlich, nachdem jeder es mindestens zehn Monate lang nicht täglich im Radio gehört hatte, 'Last Christmas' von – schon wieder – der Gruppe 'Wham!'

Was wie ein Tanz dazu von Viktor und drei nicht unattraktiven Frauen aussah, schien für den armen Quidditch-Star eher in einen Ringkampf auszuarten. Padma kam von hinten, Hannah und Lavender zupften und zerrten von vorn und den Seiten an ihm herum. Viktor hatte seine Arme erhoben und winkte Harry auf dem Sofa wie ein Ertrinkender hilfesuchend zu. "Harry!" murmelte er, während Padma sich an seinem Hals festsaugte. "Hilfe, Harry!"

Und Parvati stieß in der Küche auf ihren angetrunkenen Ehemann, Dennis Creevey, der einen eigentümlichen Kopfstand aufführte, in dem er von Lee Jordan und Dean Thomas an den Beinen gehalten wurde. Sein ganzes Gesicht war tiefrot angelaufen, während er lachend und grölend versuchte, mit dem Mund Rosinen aufzufangen, die ihm George aus einiger Entfernung zuwarf. Parvati war alles andere als erfreut.

Harry reichte es jetzt. Endgültig! Bei diesem ganzen Gezeter konnte er nicht in Ruhe seine Kekse genießen! Mit einem nachlässigen Schlenker seines Zauberstabes hatte er die drei lästigen, Krum nervenden Weiber schlafen geschickt. "Danke", kam es sehr erleichtert von Viktor, der sich noch an Ort und Stelle auf den Boden sinken ließ, um sich von dieser Tortur zu erholen.

Als nächstes wandte Harry sich der Menge in der Küche zu. Mit magisch verstärkter Stimme rief er ihnen zu: "Ich will Vorweihnachtsstimmung! RUHE UND BESINNLICHKEIT! Verdammt nochmal!!!" Nach diesem Ausbruch und mit dem festen Vorsatz, einige SILENCIO-Zauber in die Küche zu schicken, sollte das jetzt nicht gereicht haben, wandte er sich wieder seinen Plätzchen zu.

In der Küche konnte Hermine ihm nur zustimmen. "Also, Harry hat Recht! Wie wäre es, wenn wir ein Paar Weihnachtslieder singen? So kommen wir sicher in die richtige Stimmung!" Und schon stimmte sie die ersten Takte von 'Leise rieselt der Schnee' an.

Harry gab sich währenddessen wieder einigen interessanten Bildern hin.

Die Laune des Dunklen Lords war so unbeständig wie immer. "Hier herrscht noch nicht die richtige Weihnachtsstimmung! Irgendwas fehlt!" beschwerte er sich mit der Quengelstimme eines Dreijährigen, während er ein Der-Junge-der-lebt-und-als-Gebäck-hervorragend-schmeckt-Plätzchen nach dem anderen verdrückte. Wenn er seiner, Harrys, schon nicht anders habhaft werden konnte, dann eben so!

Mit einem Schwenker seines Zauberstabes hatten alle in der Küche eine Kopfbedeckung. Snape trug nun ein sehr dekoratives Rentiergeweih aus Plüsch, Malfoy senior eine Weihnachtsmannmütze mit blinkenden Sternen und Draco einen Heiligenschein und Engelsflügel auf dem Rücken. Diese Dekorationen setzten sich bei allen anderen fort, wobei ein Heiligenschein und Engelsflügel bei Bellatrix Lestrange wirklich unangebracht wirkten.

Aber Snape mit dem Rentiergeweih! Harry musste kichern bei dieser Vorstellung, als er auf der Sitzfläche des Sofas einige Zentimeter in die Höhe befördert wurde, weil sich jemand neben ihn gesetzt hatte. Irgendwie fühlte es sich an, als würde das Sofa an sich auf Harrys Seite in die Höhe gehoben.

"Essen ist cool, nicht Cousin?" grunzte Dudley und machte sich ordentlich breit, wie immer oder meistens essend. Diesmal war es das tropfende und dampfende Viertel einer fettigen Pizza, von der Harry absolut keine Ahnung hatte, woher Dudley sie hatte. "Essen ist das Schönste auf der Welt!" seufzte Dursley. "Ich kann mir nichts Schöneres vorstellen!"

"Ich auch nicht. Und nichts geht über Mamutschkas Borschtsch", stimmte ihm Viktor Krum zu, obwohl der im Moment gar nichts zu essen hatte. Er erhob sich vom Wohnzimmerboden und zwängte sich neben Dudley in das Sofa, das eigentlich nur ein Zweisitzer war.

So saßen die drei eine Weile nebeneinander, Dudley in der Mitte, mit gesenktem Haupt. Harry schaute in seine Keksdose. Dudley schmachtete seine Pizza an. Und Viktor studierte den Teppichboden, während die drei Mädels dazu schnarchten und jemand aus der Stereoanlage sang: 'The Sun Ain't Gonna Shine Anymore'. Und aus der Küche hörte man 'We Wish You A Merry Christmas'.

Nachdem Dudleys Ellbogen einmal zu viel in Harrys Seite gelandet war, beschloss der, es sich lieber in dem riesigen Ohrensessel bequem zu machen, der vor dem Kamin stand. Als er mit einem plüschigen Kissen im Rücken dort gemütlich saß, machte er noch ein kleines Feuerchen im Kamin und zauberte sich ein Glas Eierpunsch herbei und schon zierte ein seliges Lächeln sein Gesicht.

Aus der Küche drang neben dem Geträller von Weihnachtsliedern nun endlich auch der Geruch von frischen Plätzchen, Zimt und Schokolade. Es schien, als ob der Gesang endlich die Kreativität der Hexen und Zauberer frei gesetzt hätte. 'Na bitte, geht doch!' dachte Harry.

Plötzlich riss ihn lautes Klopfen an der Haustür aus seinem wohligen Zustand. Zwei Uhr mitten in der Nacht? Wer konnte um diese Uhrzeit noch einen Besuch bei einem eigentlich leer stehenden Muggelhaus vornehmen? "Zaubereiministerium! Harry Potter? Wir wissen, dass Sie dort drin sind! Öffnen Sie sofort die Tür!"

"Ich hab es ja geahnt!" jammerte Percy. "Das konnte ja nicht gut gehen!" Harry winkte ihn und alle übrigen zurück in die Küche, aus der sie gerade erschrocken ins Wohnzimmer geeilt waren. "Versteckt Euch! Ich erledige das. Und nehmt diese schlafenden Schönheiten mit!"

Wieder hämmerte es an der Tür und Harry rief genervt: "Moment, ich komme ja schon." Vorsichtig öffnete er die Tür einen Spalt. Dort standen zwei seiner Kollegen aus dem Aurorenbüro. "Mensch Harry, sind wir froh, dass wir Dich gefunden haben", stöhnte Frank Lavides. "Schon seit Stunden suchen wir nach Dir. Auf der Weihnachtsparty vom Büro heute Nachmittag gab es nämlich eine Panne. Einer der Elfen hat bei der Plätzchen-Zubereitung versehentlich zwei Kräuter verwechselt, und somit war ein Teil der Plätzchen mit einem starken Halogen versetzt. Wir suchen jetzt alle Teilnehmer der Party, um sie vor möglichen Illusionen zu warnen. Irgendwelche bei Dir aufgetreten? Wenn ja, dann bringen wir Dich in 's St. Mungos, wo Du ein Gegenmittel bekommst."

Harry verschluckte sich fast an seinem Eierpunsch und lief etwas violett an. "Nein, alles in Ordnung bei mir! Nichts Besonderes passiert."

Seine Kollegen nickten zufrieden. "Prima, dann können wir ja weiter. Ungefähr sieben Teilnehmer suchen wir noch. Aber so langsam müsste die Wirkung der Droge auch nachlassen. Du glaubst nicht, was im Ministerium los ist..." Hastig eilten sie in die Nacht davon.

Und während Harry sich noch fragte, wie die Kollegen ihn hier gefunden hatten, obwohl sie definitiv keine von den Spezialeinladungen zur Weihnachtsbäckerei erhalten hatten, tauchte Dudley hinter ihm auf und begann in einem leiernden Tonfall zu dozieren: "Die Halogene ('Salzbildner', von altgriechisch ἅλς halos, "Salz" und γεννάω gennáō, 'erzeugen') bilden die 7. Hauptgruppe oder nach neuer Gruppierung des Periodensystems die Gruppe 17 im Periodensystem der Elemente, die aus folgenden sechs Elementen besteht: Fluor, Chlor, Brom, Iod, das äußerst seltene radioaktive Astat und das 2010 erstmals künstlich erzeugte, sehr instabile Ununseptium. Die Gruppe der Halogene steht am rechten Rand des Periodensystems zwischen den Chalkogenen (6. Hauptgruppe) und Edelgasen (8. Hauptgruppe).

Diese Nichtmetalle sind im elementaren Zustand sehr reaktionsfreudig (Fluor kann unter Feuererscheinung reagieren), farbig und reagieren mit Metallen zu Salzen (Namensherkunft) und mit Wasserstoff unter Normalbedingung zu Halogenwasserstoffen (gasförmige, einprotonige Säuren).

Die erstgenannten vier stabilen Elemente spielen wichtige Rollen in Chemie, Biologie und Medizin. Astat dient in organischen Verbindungen in der Nuklearmedizin zur Bestrahlung bösartiger Tumoren!"

"ARRRRGHHHHH! Die waren nie und nimmer vom Ministerium", quiekte Percy. "Das ist alles nicht legal! Das kann alles nicht legal sein! Und alles liegt an diesem komischen Haus! Niemand, nicht einmal der muggeligste Muggel, zieht aus seinem Haus aus und lässt seine Möbel und seine Eklektizität zurück. Und hier ist eine verschlossene Tür! Ginny, Hermine! Ihr habt diesen Ort hier ausgesucht! Warum ist diese Tür verschlossen? Wer wohnt hier unter normalen Umständen in diesem Haus? Ich fordere Antworten und zwar jetzt!"

Harry ließ sich gar nicht von Percys Geschrei stören. Hatte DER vielleicht Plätzchen im Ministerium gegessen? Während Harry zurück zu seinem Ohrensessel ging, fiel ihm auch ein, dass er selbst gar keine Plätzchen auf ihrer Büro-Weihnachtsfeier gegessen hatte, da er sich nicht den Appetit für den Abend hatte verderben wollen. Das konnte also seine Träumerei/Visionserinnerung nicht erklären. Aber er hatte Dudley Plätzchen mitgebracht. Ob die auf Muggel vielleicht hirnwindungenanregend wirkten? Das würde seine plötzlichen Kenntnisse der muggeligen Naturwissenschaften erklären.

Dudley tröstete derweil Percy, der völlig entkräftet vor der verschlossenen Tür zu Boden gegangen war. "Als Halluzinogene (von Lateinisch hallucinari, 'faseln' und Griechisch -gen, 'erzeugend') werden Substanzen bezeichnet, die mehr oder minder ausgeprägte Veränderungen der visuellen, akustischen oder haptischen Wahrnehmung hervorrufen (siehe Halluzination), gleichzeitig aber nur untergeordnet stark ausgeprägte geistige Verwirrung, tief greifenden Gedächtnisverlust und grobe Desorientiertheit in Bezug auf Personen, Raum und Zeit hervorrufen."

Dabei winkte er Ron zu sich. "Ey, einer von vielen rothaarigen Freunden von Harry! Ich mag Deinen Bruder, auch wenn er irgendwie komisch ist!"

"Percy!" Nach einer Weile kniete auch Ginny neben ihrem dritt-ältesten Bruder und tätschelte ihm die Wangen. "Percy, mach' die Augen auf! Hast Du nicht gehört, was die Leute vom Ministerium zu Harry gesagt haben? Die Wirkung der Halogene aus den Plätzchen von der Weihnachtsfeier werden bald nachlassen, dann geht es Dir wieder gut. Percy, verflucht noch mal!"

Seine Augen flackerten auf. "Mum?" stammelte er. "Nein, ich bin 's, Ginny!" grummelte seine Schwester. "Ich hätte nie gedacht, dass ich das von all meinen Brüdern ausgerechnet mal zu Dir sagen müsste, aber Du musst jetzt vernünftig sein, Percy! Du musst Dich endlich zusammenreißen!"

"Ich nehme eins von Deinen Orangen-Ingwer-Plätzchen, Mum", seufzte Percy und sackte wieder in sich zusammen.

Hinter Ginny war Hermine aufgetaucht und reichte ihr von hinten über die Schulter eine Broschüre. "Vielleicht hilft das hier", meinte sie. Ginny drehte das gefaltete Hochglanzpapier um und nickte stumm. "Setz' Dich hin, Percy, und schau' Dir das hier an! Hermine und ich haben dieses Haus ganz zufällig entdeckt. Eigentlich haben wir zuerst diesen Prospekt gefunden und uns gedacht, das wäre doch der perfekte Ort für unsere Weihnachtsbäckerei mit all diesen Leuten." Sie deutete wage um sich herum.

"ABID-LIVE – Das Fertighaus für den anspruchsvollen Hobbykoch?" las Percy die Überschrift des Faltblattes vor. "Wir bieten Ihnen die Küche mit dem meisten Platz in einem Privathaushalt im ganzen Land. Besuchen Sie uns noch heute in einem unserer voll funktionsfähigen Musterhäuser auch in Ihrer Nähe. SIE SCHAUEN – WIR BAUEN an genau den Ort ihrer Träume."

Fast hörte man die Steinlawine, die Percy vom Herzen zu fallen schien. Auch sein Blick schien sich zu klären und wirkte nicht mehr ganz so durchgedreht wie noch vor wenigen Minuten.

"Siehst Du?" fragte Hermine und erklärte: "Die Muggel, die diese Häuser verkaufen, zeigen so den anderen Muggeln, die die Häuser kaufen sollen, wie die Häuser mal aussehen und funktionieren könnten. Mit Möbeln und elektrischem Strom und allem."

Percy rieb sich verlegen den Hinterkopf. "Also keine illegale Verschwörung oder so was, was? Da habe ich mich wohl die ganze Zeit völlig umsonst aufgeregt."

"Kann ja jedem mal passieren!" mampfte Dudley undeutlich irgendwo in der Nähe und bediente sich dabei an jeder Ladung fertigen Gebäcks, die er erreichen konnte.

Da konnte man deutlich ein Kratzen und Klopfen an der verschlossenen Tür hören, die Percy entdeckt hatte. Und es kam von hinter der Tür. Leise Flüche waren zu hören, Geraschel und Gepolter. "Jetzt sei doch nicht so umständlich, Oliver!" sagte eine weibliche Stimme. "Da steckt doch ein Schlüssel im Schloss! Wie wär 's, wenn Du einfach aufschließen würdest?"

Einem unverständlichen Brummeln einer männlichen Stimme folgte das Klicken des Türschlosses, bevor sich die Tür zu einer Abstellkammer auch tatsächlich in die Küche öffnete. Heraus stolperte Oliver Wood gefolgt von Angelina Johnson, denen es sichtlich peinlich war, nun die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich gezogen zu haben.

"Seit wann seid ihr denn hier?" fragte Ginny verblüfft. "Und was habt ihr da drin gemacht?" Der ehemalige Kapitän der Gryffindor-Quidditch-Mannschaft und seine Star-Jägerin schauten sich verlegen im Raum um, nur niemandem direkt in die Augen. "Wir sind eigentlich schon den ganzen Abend hier!" erklärte Wood. "Und kein Kommentar zu der anderen Frage!" warf Angelina dazwischen.

Hermine sah auf eine der beleuchteten Digitaluhren an einem der Kühlschränke. "Uff, was ist es spät geworden! Schon fast drei Uhr in der Nacht. Ich denke wir sollten langsam ans Aufhören und Aufräumen denken. Aber vorher würde mich mal interessieren, wer sich hier im Haus noch alles so rumtreibt. Was meint ihr? Große Versammlung in der Küche?"

"Soll ich diese Schneewittchen hier wachküssen?" rief da Neville Longbottom aus dem Wohnzimmer. "Ich könnte Dir dabei durchaus behilflich sein", hörte man eine nur zu bekannte Stimme, und mit einem fetten Grinsen auf dem Gesicht erschien Draco Malfoy auf der Bildfläche. "Draco?" kam es da von Harry aus dem Ohrensessel. "Was machst Du denn hier?"

"Na, Du hast mich doch eingeladen! Ich sollte unbedingt die geheimen Backrezepte der Malfoy-Hauselfen mitbringen. Von den Weihnachtsplätzchen, von denen Du letztes Jahr nicht genug bekommen konntest. Deshalb bin ich auch so spät. Die wollten sie einfach nicht rausrücken. Aber jetzt habe ich sie!" erklärte Draco triumphierend und eine lange Pergamentrolle hoch haltend.

Harry lächelte ihn voller Vorfreude auf die leckeren Plätzchen, die er nun würde backen können, an. "Möchtest Du eine Minz-Schokoladen-Schneeflocke? Das Rezept habe ich von Deiner Tante Bellatrix." Draco sah ihn ziemlich verwirrt an, nahm sich aber eine Schneeflocke.

"Sag mal, wie viel Punsch hast Du schon intus? WOW!!!! Sind die lecker!"

"Warum bekommt Malfoy von Deinen Plätzchen und ICH nicht? Und was macht DER überhaupt hier?" schimpfte Ron lautstark.

"Hab' ihn eingeladen. Bringt mir der Welt beste Plätzchen-Rezepte mit." Das musste als Erklärung reichen, fand Harry.

Draco grinste prahlerisch. "Warte mal, bis Du dieses Rezept erst probiert hast. Chocolate-Chip-Cookies!" Er stürzte in die Küche und begann nach den Zutaten zu suchen, die er leise vor sich hinmurmelte: "250 Gramm Butter, 180 Gramm Zucker, braun, 180 Gramm Zucker, weiß, … 1 Päckchen Vanillinzucker, 2 Eier, 450 Gramm Mehl, 1 1/2 Teelöffel, gehäuft, Backpulver, 200 Gramm Schokoladenraspel (Schokoladentröpfchen) ..." Er begann unter den Augen der übrigen alle Zutaten miteinander zu vermengen. Dann stach er mit dem Teelöffel walnussgroße Häufchen aus und setzte sie auf das Backblech. Er grinste zufrieden. "So, jetzt nur noch bei Umluft 170° circa 15-18 Minuten backen und fertig sind sie!"

"Na, endlich mal ein vernünftiges Rezept!" strahlte Hermine. "Ich hab da übrigens noch so ein altes Rezept von meiner Oma im Kopf", fuhr sie fort. "Mal sehen, ob ich das noch hinkriege:

360 Gramm gute Butter, 150 Gramm Puderzucker, 1 1/2 Päckchen Vanillezucker, 450 Gramm Mehl, etwas Zitronensaft. Ich erinnere mich, dass wir immer alle Zutaten auf den Tisch gekippt haben und mit beiden Händen ordentlich gemengt und geknetet haben. Die Rollen, die wir dann aus dem Knetteig geformt haben, sollten eigentlich drei bis vier Zentimeter Durchmesser haben, aber das haben wir irgendwie nie so schön gleichmäßig hinbekommen. Wenn Oma die Rollen dann aus dem Kühlschrank geholt hat, wo sie eine Weile ruhen mussten, und sie in Hagelzucker gewälzt und dann in dünne Scheiben geschnitten hat, sind etliche dieser Plätzchen in unserem Bauch gelandet, noch bevor sie den Backofen von innen gesehen haben! Dabei müssen sie doch nur knapp 12 bis 15 Minuten backen."

Hermine lächelte versonnen, als sie an ihre Oma und die 'Saßnitzer Rolle' dachte. "Und von wegen, roher Teig macht Bauchweh! Alles Quatsch, ich habe nie, nie, nie von zu viel Teignaschen Bauchweh bekommen!"

"Ich möchte wissen, was Deine Eltern zu so viel Nascherei gesagt haben", grinste Ron, "die haben doch diesen komischen Beruf mit den Zähnen. Immer dieses zuckerfreie Zeug, was die uns schicken! Na ja, kenne Besseres!" Er verzog das Gesicht. " Und dieses Bohrerspiel neulich in ihrer Praxis hat doch viel..." Aber er kam nicht weiter.

"Meinst Du etwa dieses stumpfsinnige Toben mit den beiden Bengeln?" fragte Hermine empört. "Ihr habt die gesamte Praxis meiner Eltern unter Wasser gesetzt!"

"Was sollte ich denn tun? Die beiden hatten aus irgendeinem Grund wahnsinnige Angst davor, Deinen Vater zu sehen. Ich wollte ihnen doch nur helfen!"

"Hey, ist hier 'ne Party?" Von der Hintertür erklangen zwei tiefe Stimmen. "Und Draco ist auch da! Ey, Malfoy, warum hast Du uns nicht mitgenommen?" Und durch die Tür schoben sich Gregory Goyle und Marcus Flint, zwei von Draco Malfoys ständigen und vor allem stämmigen Begleitern zu Schulzeiten und eventuell noch etwas darüber hinaus. "Jetzt werden wir den Laden hier mal ordentlich aufmischen! Wird hier gebacken, oder was?"

"Was wollt ihr hier?" stellte sich Hermine den beiden mutig entgegen. "Hier geht es um ChocoCrossies und nicht um Partycrashing! Wir können solche Hooligans wie euch hier nicht gebrauchen!"

"Aber wir woll'n doch gar nichts kaputt machen!" schmollte Goyle. "In unserer Anti-Aggressions-Selbsthilfegruppe machen wir auch ab und an Backabende. Und dann haben wir da noch einen neuen indischen Guru kennengelernt. Seitdem sind wir total im Backwahn!"

"Ich habe auch ein tolles Rezept", fügte Flint hinzu. "SCHLIMME-AUGEN-GELÉEPRALINEN. Man nehme: 300 Gramm Gelatine, 250 Gramm frische Regenwürmer, 500 Gramm geschmolzene Butter, 25 Kilogramm geschnittene Fußnägel..."

"Aggression", mischte sich Dudley Dursley ein, "(lateinisch aggressiō vom Deponens aggredī, 'heranschreiten', 'sich nähern', 'angreifen') bezeichnet eine Vielfalt von Verhaltensweisen, denen gemeinsam ist, dass ein Konflikt zwischen Individuen oder Gruppen, der durch unvereinbare Verhaltensziele verursacht wurde, nicht durch einseitige oder beidseitige Änderung dieser Verhaltensziele gelöst wird, sondern dadurch, dass die eine Konfliktpartei zumindest versucht, der anderen eine Änderung aufzuzwingen."

"Oh, Mann!" stöhnte Harry und legte endlich seine Keksdose beiseite. "Langsam sollte auch bei Dir die Wirkung der Halogene nachlassen, fetter Vetter!"

"Aufräumen!" kreischte Hermine plötzlich. "Sonst stehen morgen die Muggel hier zwischen uns im Chaos und wollen das Fertighaus besichtigen."

"Aber es ist doch erst drei Uhr!" protestierte Padma Patil, die Neville inzwischen wie Lavender Brown und Hannah Abbott tatsächlich wachgeküsst hatte. "Vor acht Uhr quält sich bestimmt kein Hausverkäufer aus dem Bett. Wir haben also noch etwas Zeit." Und schon schlich sie sich wieder in Richtung Viktor Krum.

"Was, schon drei Uhr?" Parvati Creevey, geborene Patil, zog demonstrativ ihren Ehemann an ihre Seite. "Dennis, wir sollten schnellstens unsere Zwillinge abholen! Seine Eltern passen heute auf unsere Kleinen auf, und man sollte die Schwiegereltern ja schließlich nicht zu sehr beanspruchen!" erklärte sie jedem, der es hören wollte, mit einem aufgesetzten Lächeln. Dann zerrte sie ihre noch immer angetrunkene Zwillingsschwester von Viktor Krum weg. "Padma, wir gehen!"

"Wir sehen uns!" warf Padma noch schwankend und mit leicht schielendem Blick in die Runde, dann fiel auch schon die Haustür hinter den dreien ins Schloss.

Angelina Johnson räusperte sich. "Oliver und ich müssen auch los. Wir müssen dringend noch ein paar Quidditch-Strategien durchgehen." - "Genau!" stimmte Oliver Wood ihr zu, wirkte aber gleichzeitig etwas überrascht.

Wie immer, wenn jemand den Anfang machte, brachen immer mehr und mehr Besucher der vorweihnachtlichen Klassentreffen-Weihnachtsbäckerei auf. Das Muggelhaus leerte sich mehr und mehr. Gregory Goyle, Marcus Flint und Draco Malfoy wollten nun doch keine Ekelrezepte mehr ausprobieren. Stattdessen wollten sie noch auf einer Party in einem verrufenen Stadtteil von London 'vorbeischauen'. Etwas irritiert reagierte Draco dann allerdings doch, als Harry ihn zum Abschied fragte, ob er wisse, wie gut ihm ein Heiligenschein auf dem Kopf und Engelsflügel auf dem Rücken stünden.

Dudley Dursley schloss sich den dreien an. Besonders in Goyle schien er einen Verwandten im Geiste entdeckt zu haben. Er sagte Harry auf Wiedersehen, indem er ihm eine seiner Schokoladen-Minze-Schneeflocken stibitzte und ihm mit "Was hinter uns liegt und was vor uns liegt, sind kleine Angelegenheiten verglichen mit dem, was in uns liegt." ein Zitat von Ralph Waldo Emerson, jenem US-amerikanischen Geistlichen, Lehrer, Philosoph und Essayisten (1803-1882) zuraunte.

Und das sollte auch für längere Zeit der letzte, halbwegs intelligente Satz sein, den man aus seinem Munde hörte, denn die seltsamen Plätzchen von der Ministeriums-Weihnachtsfeier verloren nun auch bei ihm seine Wirkung. Nach zwei weiteren Tagen Resturlaub trat er wieder seinen Dienst bei der britischen Müllabfuhr an.

Neville Longbottom fiel ganz plötzlich ein, dass ja 24-Stunden-Sonderverkaufstag in der Winkelgasse war und er noch ein Geschenk für seine Großmutter besorgen musste. Hannah Abbott begleitete ihn, konnte sie doch den Kuss nicht vergessen, mit dem er sie aus ihrem Zauberschlaf geweckt hatte.

Der einzige, der jetzt noch backte, war Viktor Krum. Gegen fünf Uhr morgens zog er ein letztes, großes Blech mit leckerem Russisch Brot in Form von Kyrillischen Buchstaben aus einem der Muggel-Profi-Öfen und verteilte sie großzügig unter den noch anwesenden Freunden. Dann verließ er zusammen mit Lee Jordon die Party.

George Weasley und seine neue Freundin, die sie alle noch nicht wirklich gut kannten und an diesem Abend auch nicht wirklich gut kennengelernt, ja nicht einmal besonders beachtet hatten, nahmen Percy mit.

Die einzige, die bis zum Ende blieb, und Ginny und Harry und Hermine und Ron dabei half, Ordnung zu schaffen und ihre Spuren zu beseitigen, war Luna Lovegood. Gegen sechs Uhr morgens verabschiedete sie sich mit Küsschen und Umarmungen von ihren Freunden auf dem Gehsteig vor dem Muggel-Musterhaus. "Der Abend und diese Nacht waren einfach zauberhaft!" schwärmte sie selig. "Das müssen wir unbedingt wiederholen! Wir sehen uns spätestens im nächsten Jahr?"

Hermine und Ginny nickten zustimmend, aber Harry und Ron warfen sich eher gequälte Blicke zu.

Und noch Tage später fragte sich Harry, ob es wirklich stimmte, dass zu viel Eierpunsch und zu süßes Gebäck, also zu viel Zucker bei Zauberern wie ihm geistige Blähungen und damit wirre Tagträume und Visionen auslösen konnten.

>>Ende<<

[first published November, 11th – 15th 2010]

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