Es war einmal...

Als Anfang August 2007 der siebte und damit letzte Band einer Buchreihe der berühmten Joanne K. Rowling über einen gewissen Zauberlehrling namens Harry Potter erschienen und endlich gelesen war, traf sich im frisch errichteten Kundendiskussionsforum auf amazon.de eine Gruppe von mehr oder weniger erwachsenen Menschen, um sich über das Werk auszutauschen, und schließlich, weil keiner so recht glauben wollte, dass es vorbei sein sollte, aus eigener Kraft eine bis drei Fortsetzungen zu schreiben.

Schon bald spaltete sich aus dem Hauptschreiberfeld eine kleine, aber äußerst feine Splittergruppe ab, die sich fortan "Die Hobbydramatiker" nannte. Und als es den "Hobbydramatikern" mal wieder zu langweilig wurde, entstanden die hier neu veröffentlichten "Neuen und unglaubwürdigen Schandtaten der Hobbydramatiker". Zunächst nur auf die Länge eines Posts bei amzon.de beschränkt, entwickelten sie sich schnell zu wahren Kurzgeschichten voller Nonsens und Humor aber auch tragischer Momente, die den Lesern hoffentlich genauso viel Spaß beim Lesen bringen wie uns beim Schreiben. Über Kommentare würden wir uns sehr freuen.

Die Schandtaten:

23.3. – 3:23 Uhr (1) Allerhöchste Geheimstufe (1) Angriff der Bomische (1) Die Auferstehung (1) Die Silberhochzeit (1) Die Suche (1) Die Winterverschwörung (1) Dursleys Reloaded (1) Ein Junge überlebt - etwas anders (1) Ein Schweinchen namens Dudley (1) Ein tierisches Abenteuer (1) Feenwettstreit (1) Freitag der 13. (1) Harry Potter und das Vermächtnis der Hobbydramatiker (11) Harry Potter und der verrückte Fan (1) Harry Potter und die Weihnachtsbäckerei (1) Hogwarts Hüte und Hauselfen (1) Jahrestage (1) Kurz und schmerzlos (1) LA VIE EN ROSE (1) Nachwuchs (1) Schadtat Nr. 33 - Jahrestag (1) Schandtat Numero 01 (1) Schandtat Numero 02 (1) Schandtat Numero 03 (1) Schandtat Numero 04 (1) Schandtat Numero 05 (1) Schandtat Numero 06 (1) Schandtat Numero 07 (1) Schandtat Numero 08 (1) Schandtat Numero 09 (1) Schandtat Numero 10 (1) Schandtat Numero 11 (11) Schandtat Numero 12 (1) Schandtat Numero 13 (1) Schandtat Numero 14 (1) Schandtat Numero 15 (1) Schandtat Numero 16 (1) Schandtat Numero 17 (1) Schandtat Numero 18 (1) Schandtat Numero 19 (1) Schandtat Numero 20 (1) Schandtat Numero 21 (1) Schandtat Numero 22 (1) Schandtat Numero 23 (1) Schandtat Numero 24 (1) Schandtat Numero 25 (1) Schandtat Numero 26 (1) Schandtat Numero 27 (1) Schandtat Numero 28 (1) Schandtat Numero 29 (1) Schandtat Numero 30 (1) Schandtat Numero 31 (1) Schandtat Numero 32 (1) Schandtat Numero 33 (1) The Irish Ways or How to handle a Leprechaun (1) Und nichts als die Wahrheit... (1) Urlaub auf dem Bauernhof (1) VerRückt und duchgeKNALLT? (1) Was wäre wenn ??? (1) Wie Ron Weasley Asmodeus traf… (1) Wohl bekomm's (1)

Sonntag, 27. Juni 2010

Allerhöchste Geheimstufe

Schandtat Numero 20

Es war ein dunkler, einsamer Abend in Hogsmeade. Düstere Nebelschwaden zogen durch die Straßen und ein nasskalter Schneeregen veranlasste die Besucher des sonst so gastfreundlichen Dorfes, in ihren warmen Zimmern zu verharren, denn die Straßen hatten sich durch das durchgängige Winterwetter in Matschstraßen mit fast kniehohen Schlaglöchern verwandelt. Seit drei Monaten regnete oder schneite es im dauernden Wechsel, und die Zauberer sehnten sich hier nach wärmenden Sonnenstrahlen und den ersten Spuren des Frühlings.

Doch ganz so einsam war es nicht. Drei Gestalten huschten durch die Straßen. Und wenn ein Fußgänger unterwegs gewesen wäre, hätte er einen schlaksigen jungen Mann mit roten Haaren derbe fluchen hören können, als er in ein unsichtbares Wasserloch in der Straße trat, lang hinschlug und dreck- und kotbespritzt wieder aufstand. Der Fußgänger hätte einen großen, dürren Mann mit dunklen Haaren lachen hören können und hätte kleine Sternenspuren entdeckt, die vom Zauberstab der jungen Frau mit den wuschligen Haaren sprangen, mit dem sie den Ungeschickten vom Dreck befreite.

"Seid ruhig, ihr beiden", knurrte sie dabei leise. "Es darf keiner mitbekommen, dass wir in Hogsmeade sind! Ihr wisst doch, allerhöchste Geheimstufe hat uns Präsident Shacklebolt aufgetragen. Los, es ist nicht mehr weit bis zum Eberkopf."

"Dann lasst uns schneller gehen! Diese Feuchtigkeit und Kälte geht mir bis auf die Knochen. Man könnte meinen, es seien Dementoren unterwegs! Meinst Du ....?" fragte der Rothaarige leicht nervös seinen besten Freund.

Der schüttelte beruhigend den Kopf. "Die Dementoren sind ja alle auf eine entlegene Insel verbannt und werden dort gut bewacht. Mich beunruhigt vielmehr dieser Geheimauftrag von Shacklebolt. Warum, bei Merlins Bart, will er die Farbe der Unterwäsche der Professoren von Hogwarts wissen? Und warum soll von diesem Wissen die Sicherheit der Zaubererwelt abhängen? Und warum wurden gerade wir mit diesem Auftrag los geschickt? Fragen über Fragen. Aber jetzt lasst uns erst einmal unsere Zimmer im Eberkopf beziehen und uns dann einen Plan überlegen."

Die Zaubererumhänge fest um sich gezogen, Zaubererhüte tief ins Gesicht gezogen, Schals fest um Hals und untere Gesichtshälfte gewickelt, auf diese Weise vermummt, um nicht sofort erkannt zu werden, denn diese drei waren in der Zaubererwelt bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund, betraten sie den Eberkopf, die zwielichtigere der beiden Zaubererkneipen des Ortes, und sahen sich aufmerksam unter den anderen Anwesenden um, bevor sie an den Wirt hinter seinem Tresen herantraten.

"Ich weiß Bescheid!" murmelte Aberforth Dumbledore, der Wirt des Eberkopfes, als sich ihm die drei zu erkennen gegeben hatten. "Alles streng geheim. Kingsley hat mir eine mehr als verschlüsselte Nachricht geschickt, die ich erst entziffern konnte, nachdem ich sie vier Tage in Erdbeersirup eingeweicht, dann noch mal zwölf Stunden zum Trocknen in den Rauchfang im Kamin gehängt und anschließend von meiner Lieblingsziege Grisella habe abschlecken lassen. Ihr müsst also unerkannt und unbemerkt ins Schloss. Und dann war da noch irgendwas mit Dessous oder so. Leider gibt es den Geheimgang hinter dem Portrait meiner Schwester in den Raum der Wünsche nicht mehr. Ist bei irgendeinem dummen Schülerstreich magisch implodiert. Ariana verkriecht sich seitdem fast nur noch ganz am Rand des Bildes, um ja nicht dem schwarzen Loch zu nahe zu kommen, das da nun im Hintergrund aufgemalt ist. Ihr müsst also einen anderen Weg ins Schloss finden. Alles ganz schön verzwickt!"

Mit diesen Worten drehte er sich zu einem kleinen Schlüsselbord an der Wand hinter der Theke um und reichte ihnen einen kleinen, verschnörkelten Zimmerschlüssel.

"Tut mir Leid", meinte er achselzuckend, "aber ich habe nur noch ein Doppelzimmer für euch drei. Es ist gerade so was wie eine weltweite Lehrerkonferenz oben im Schloss. Alle anderen Zimmer sind belegt. Und mit was für Gestalten, sage ich Euch. Aber vielleicht müsst ihr ja gar nicht über Nacht bleiben. Es brennt jedenfalls ein ordentliches Feuerchen da drinnen, wo ihr euch aufwärmen und trocknen könnt. Geht doch schon mal nach oben, dann bringe ich euch noch drei Becher ordentlich heißen Kakao. Der wärmt von innen!"

Die drei 'Geheimagenten' des gerade frisch zum Präsidenten gewählten ehemaligen Zaubereiministers Kingsley Shacklebolt sahen sich schulterzuckend an und stiegen dann die schiefe Treppe nach oben zu 'ihrem' Zimmer.

Harry Potter, Hermine Granger und Ron Weasley hatten sich gerade der feuchten und kalten Umhänge entledigt und wärmten sich die Hände an dem prasselnden Kaminfeuer, als es auch schon klopfte, und Aberforth mit einem Tablett in der Hand da stand. "Hier, euer Kakao. Ich hab auch ein paar Nusshörnchen gebacken. Bestimmt habt ihr Hunger." Er stellte das Tablett auf den Tisch und ging wieder Richtung Treppe.

Ron nahm sich ein Hörnchen, drehte es hin und her. "Igitt", murmelte er. "Die sind ja steinhart. Da ist wohl die Hefe nicht aufgegangen."

Harry warf ihm einen irritierten Blick zu. "Lass das, Ron! Stellen wir erst einmal eine Liste der Lehrer auf."

Hermine nahm einen Schluck von ihrem Kakao. "Hmmm", meinte sie, "da wären McGonagall, Hooch, Sprout, Flitwick, Hagrid, Slughorn, Trelawney..." - "Firenze und Binns", fiel ihr Ron ins Wort.

Harry verschluckte sich fast an seinem Kakao. "Ich glaub, die beiden können wir von unserer Liste streichen. Firenze trägt keine Unterwäsche und Professor Binns ist ein Geist. Aber vor allem, brauchen wir erst einmal einen Plan, wie wir ins Schloss gelangen."

Sie tranken ihren Kakao und grübelten vor sich hin, dann fing Harry an zu lachen, fast verschluckte er sich. Die anderen sahen ihn fragend an. Er meinte: "Ich stelle mir gerade schon mal vor, welche Dessous McGonagall hat. Bestimmt alle mit Schottenmuster!"

Die beiden anderen fielen in sein Lachen ein, und Hermine setzte noch einen drauf: "Trelawney hat bestimmt ganz viele Rüschen!" Bei dieser Vorstellung prusteten alle los und es begann erst einmal ein lustiges Raten, welcher Lehrer wohl welche Unterwäsche trug.

Darüber vergaßen sie kurzfristig, dass sie einen Plan brauchten. Doch dann fiel Hermine etwas ein. "In der Muggelwelt gibt es nicht nur diese Tupperware-Partys, sondern auch Dessous-Partys. Wenn wir einfach so was machen würden..." Erwartungsvoll schaute sie ihre Freunde an.

"Um ehrlich zu sein", maulte Ron, "will ich mir gar nicht vorstellen, was die Trelawney oder irgendein anderer Prof drunter an hat. Und sehen will ich das schon gar nicht. Mir wird schon übel, wenn ich nur dran denke." Und tatsächlich wurde er bereits etwas käsig um die Nase.

"Und um noch mal auf diese Nusshörnchen zurückzukommen: Ich glaube, es hat keiner Aberforth gezwungen, jedes x-beliebige Rezept auszuprobieren, das ihm irgendwann mal vor die Füße geflattert ist!"

"Naja, aber wenn seine große Leidenschaft nun mal das Backen ist?" gab Hermine zu bedenken.

"Wenn das wirklich so wäre, dann wüsste er auch, dass man Nusshörnchen keinesfalls aus Hefeteig, sondern aus Mürbeteig herstellt. Und dass schon eine einzige ranzige Nuss den ganzen Geschmack verderben kann. Und…"

"Jaja, ist ja schon gut, Ron!" unterbrach ihn Harry, dem es ziemlich wurscht war, ob die Nusshörnchen nun aus Hefe- oder Mürbe- oder sonst welchem Teig gebacken waren. "Ich finde den Gedanken an eine solche Dessousparty…" Weiter kam er nicht.

"Waschtag!" mit weit aufgerissenen Augen und wild gestikulierenden Armen und Händen hatte Aberforth Dumbledore die Zimmertür aufgerissen und hüpfte nun aufgeregt vor den dreien auf und ab. "In der Schule ist heute Waschtag!"

Ron sah Harry an, Harry Hermine und Hermine warf ihr wuscheliges Haar in den Nacken und heftete ihren kritischen Blick auf den Wirt des Eberkopfes. "Waschtag?" fragte sie leise. "Im Schloss? Bei dem Sauwetter?"

"Gerade bei dem Wetter!" beharrte Dumbledore. "Hagrid ist gerade unten im Wirtshaus. Der Krake im See wird schon seit Tagen mit Kernseifeflocken gefüttert und muss die Wäsche der Lehrer und Schüler einweichen, durchkneten und ordentlich schubbern und rubbeln. Und wenn sie dann sauber ist, dann wird sie in den Regen gehängt. So wird die Seife ausgewaschen und man spart sich den Weichspüler. Und wenn alles blitzeblank und sauber ist, dann errichtet Professor Flitwick seinen patentierten Regenschutzschirm und die Wäsche kann in der klaren, reinen schottischen Luft trocknen."

"Wäschereigeschichten! Toll!" Ron verdrehte genervt die Augen. "Und Hagrid setzt sich wahrscheinlich auf alles drauf, wenn es getrocknet ist, und alles ist glatt und platt? Und was hat das alles mit der Lehrerunterwäsche zu tun?"

"Lasst mich doch einfach ausreden!" Aberforth bediente sich geistesabwesend an den übrig gelassenen Nusshörnchen, biss herzhaft hinein und schien sich nicht im geringsten daran zu stören, dass sie steinhart waren und er nun mit vollem Mund weiter sprechen musste. "Pfdie Lehrer woll'n natü'ich nich', dass pfdie Pschüler Unsinn mit ihrer Unterwäsche mach'n", nuschelte er und Nussbrocken flogen ihm dabei aus dem Mund. Er schluckte und fuhr sich dabei mit dem Handrücken über die Lippen. "Die Unterwäsche der Professoren wird abseits von der übrigen Wäsche getrocknet, mit einem extramagischen Schutz über dem Regenschutzschirmschild. Und ratet, wo die Leinen für die Lehrerbuchsen sind!"

Hermine verzog das Gesicht und machte eine ungeduldige Geste mit der Hand. Harry zuckte unwissend die Schultern. Und Ron schnaufte hörbar und verdrehte die Augen.

"Ganz in der Nähe der Peitschenden Weide!" verkündete Aberforth, der sich offenbar mehr Begeisterung erhofft hatte.

Und prompt ging ein Ruck durch Harry. Ihm war offenbar gerade ein Licht aufgegangen, denn er strahlte über beide Wangen. "Peitschende Weide?" Mit einem leisen "Ja!" ballte er die Finger der rechten Hand zur Faust und zog triumphierend und ruckartig den Ellenbogen an den Körper. "Peitschende Weide? Geheimgang? HEULENDE HÜTTE! Leute, das ist unser Weg auf 's Schlossgelände!"

Hermine hatte die Lage sofort erkannt und blickte mit strahlenden Augen in die Runde. "Klasse, Harry! Genau so kann es klappen! Wir legen uns im Gang an der Peitschenden Weide auf die Lauer, und dann brauchen wir nur zu warten, bis die Träger, der dort aufgehängten Unterwäsche kommen, um sie ab zu nehmen. Keiner sieht uns, und wir haben unseren Geheimauftrag ruck zuck erledigt und können wieder zurück nach London."

Ron spielte immer noch geistesabwesend mit einem Nusshörnchen. "Eh, sag' mal Harry... Hat Shacklebolt eigentlich irgendetwas davon geschrieben, warum es so wichtig ist, welche Farbe die Unterwäsche der Lehrer hat?"

Harry kratzte sich am Kopf und holte noch einmal den Brief von Shacklebolt heraus. "Nöh! Nicht die geringste Ahnung, warum das so wichtig ist. Hier steht nur, dass wir es heraus finden sollen und dass es geheim und ganz dringend ist."

Aberforth war schon wieder auf gesprungen. "Dann trödelt hier gefälligst nicht herum, sondern macht euch auf den Weg."

"Müssen wir wirklich durch die Heulende Hütte gehen? Gibt es keinen anderen Weg?" hakte Ron ängstlich nach.

"Was ist denn mit Dir los?" fragte Hermine verwundert.

"Nichts! Nur ich will da nicht rein!" entgegnete Ron.

"Ron, Du weißt, dass es da nicht spukt. Du kennst doch die Geschichte", mischte sich Harry ein.

"TROTZDEM WILL ICH DA NICHT REIN!" antwortete Ron trotzig.

"Pappalapapp!" entgegnete Harry. "Jetzt memm' hier mal nicht rum! Willst Du Auror werden oder was? Außerdem wissen wir doch, wer für das Geheule in der Hütte verantwortlich war, oder? Es hat da nie gespukt und wird es vielleicht niemals!"

Und schneller als es Ron lieb sein konnte hatten sich Harry und Hermine wieder in ihre gerade erst getrockneten Kleidungsstücke gehüllt und so gut es ging vermummt, damit man sie im Schankraum unten und auf den Strassen und Gassen von Hogsmeade nicht erkannte.

Mit einem nur undeutlich durch die Zähne grummelnden Ron erreichten die drei Freunde schließlich im Grauen eines ungemütlichen und feuchten Morgens die Heulende Hütte und den Geheimgang. Und es war Ron, der sich daran erinnerte, welchen Knoten an der Baumwurzel der Peitschenden Weide er am Ende des Tunnels drücken mussten, damit der lebendige Baum das Umsichschlagen mit seinen Ästen aufgab, und dabei kam er mit nur einer leichten Schramme auf der Wange und einem Klaps auf den Allerwertesten davon.

Und so standen sie nun auf dem Schlossgelände und starrten staunend, mit weit offenen Mündern den ihnen allen wohlbekannten Baum an. Man hatte die Peitschende Weide selbst in eine überdimensionale Wäschespinne verwandelt. An ihren jetzt nur leicht vom Wind bewegten Zweigen und Ästen hingen die verschiedensten Stücke der Unterbekleidung. Fleischfarbene Liebestöter, übergroße Büstenhalter, ausgeleierte Boxershorts und Feinripphemden und Höschen in allen Farbschattierungen, die man sich nur denken konnte. Sogar einige bunt geblümte Tanga-Strings waren dabei.

Mit offenen Mündern standen sie davor, und Hermine fing an zu grinsen. "Gut, das ist die Wäsche. Aber wem gehört was?" Fragend sah sie ihre Freunde an.

Harry runzelte die Stirn, dann hellte sich sein Gesichtsausdruck auf. "Vielleicht haben die Teile ja Namensschilder. Wer guckt nach?"

Er und Hermine sahen Ron an, der sofort rote Ohren bekam. "ICH GUCKE NICHT NACH! ICH PACK DAS NICHT AN!!!"

Harry hatte eine Idee. "Ob ich wohl Winky rufen kann? Die kennt sich doch bestimmt mit der Unterwäsche aus."

"Besser nicht," antwortete Hermine. "Es ist doch streng geheim. Lass uns einfach warten. Hagrids Unterwäsche können wir schon einmal definitiv erkennen. Niemand sonst trägt diese Größe. Ein eindeutiges Braun würde ich sagen!" Auf einem Pergament, das sie vorbereitet hatte, schrieb sie jetzt hinter Hagrids Namen ein Braun.

Harry stieß Ron grinsend an und deutete auf einen weißen, überdimensionalen Büstenhalter. "Sag' mal, welche Lehrerin hatte denn einen solch großen..."

Doch Ron unterbrach ihn: "Wer will das denn wissen bei diesen ollen Dingern!" Er verdrehte die Augen "Was aber diese Mini-Tangas betrifft. Hmm, die würde ich vielleicht sogar anfassen, um den Namen rauszukriegen..."

Doch weiter kam er nicht, denn ein gezischtes "Hört ihr jetzt mal auf so typisch männlich zu denken und konzentriert euch auf unsere Aufgabe!? Entweder ihr guckt bei allen oder bei keiner!" ließ die beiden jungen Männer einen Moment betreten drein schauen.

"Och, Hermine", meinte Ron dann spitzbübisch. "Guck Dir die Dinger doch mal an. Würden Dir auch gut stehen!"

Sie errötete leicht und hauchte: "Danke für das Kompliment, aber weißt Du wie unbequem die sein können? Du hast ja auch keine!"

Dies wiederum brachte Ron dazu, um die Nase rot zu werden.

Harry stöhnte: "Könnt Ihr eure Vorlieben für Unterwäsche ein anderes Mal diskutieren? Hermine, gibt es keinen Zauber - einen Enthüllungszauber oder so - den wir benutzen könnten?"

"Ich könnte etwas versuchen." Hermine richtete ihren Zauberstab auf die Wäsche. Nichts geschah, und sie seufzte enttäuscht. "Sie haben sie doch tatsächlich mit speziellen Zaubern geschützt!"

"Vielleicht sind irgendwann mal Schüler auf die gleiche Idee wie Kingsley gekommen und seitdem wird sie geschützt. Wer das wohl gewesen sein könnte?" meinte Harry grinsend. Also bei Sirius und seinem Vater könnte er sich das gut vorstellen. Die hätten die Unterwäsche vermutlich noch zusätzlich irgendwie verhext! Ron dachte da eher an die Zwillinge Fred und George. Denen war in ihrer Schulzeit alles zuzutrauen gewesen!

Hermines Gedanken gingen in eine völlig andere Richtung. Sie dachte über weitere Zauber nach, die sie vielleicht anwenden könnten, um ihren Aufenthalt in der Kälte zu verkürzen.

Plötzlich wurden ihre Gedanken von Ron unterbrochen. "Wisst Ihr was? Das hätten wir schon viel früher mal machen sollen!"

"WAS?" fragte Hermine ungläubig in einem ohrenbetäubend schrillen Ton nach. "Und das von dem, der am liebsten gar nicht mitgekommen wäre?"

"Es wäre doch interessant gewesen, zu erfahren, welche Unterwäsche Dumbledore so getragen hat. Oder...", Ron hielt sich den Bauch vor Lachen, "...oder Snape!"

"Also, das bringt hier ja irgendwie alles nichts", murmelte Harry. "Außerdem bin ich auch nicht besonders scharf auf die Unterwäsche unserer ehemaligen Lehrer und Lehrerinnen. Habe meine Ginny auch viel lieber ohne... ."

"Schon gut, schon gut!" unterbrach ihn Hermine. "Wenigstens hat es aufgehört zu schneien oder zu regnen. Und über den Bergen im Osten geht allmählich eine wolkenverhangene Sonne auf."

Und während Harry sich noch fragte, ob es eine gute Idee war, frisch gewaschene Wäsche über Nacht an einen Baum in den Schneeregen zu hängen, Regenschutzschildzauber hin oder her, erwachte die Peitschende Weide wieder zum Leben und begann, mit feuchter Unterwäsche auf die drei Freunde einzudreschen und sie ihnen um die Ohren zu hauen.

"Achtung!" keuchte Ron.

"Vorsicht!" rief Harry.

"Ihhhhhh!" quiekte Hermine, als ihr ein quatschnasses Muscle-Shirt mitten ins Gesicht klatschte.

Die Peitschende Weide schlug ihnen die Klamotten nur so um die Ohren. Keiner hatte eine Chance den Baum zu stoppen.

Da ertönte plötzlich ein vielstimmiges "Määäähhhh!", und eine Herde Schafe schien sie schadenfroh zu beobachten.

"Hilfe!" schrie Ron, dem plötzlich der überdimensional große Büstenhalter auf den Ohren saß. "Ich glaub, die Peitschende Weide hat jetzt den Schleudergang ein gelegt."

Harry betrachtete die Schafe und kam sich genau so dumm vor. "Hermine! Unternimm mal etwas!"

"Wieso eigentlich immer ich?", fragte Hermine schnippisch. "Schließlich seid ihr die Sonderelite. Wo bleibt denn das Ergebnis eurer Super-Auroren-Ausbildung?"

Harry und Ron sahen sie böse an, wobei es bei beiden etwas dämlich aussah. Der Büstenhalter hatte es sich auf Rons Kopf bequem gemacht, während Harry eine Unterhose am Hals hatte.

"Jungs, wo ihr die Sachen eh umhängen habt, da könnt ihr auch gleich gucken ob Namensschilder drin sind!"

Harry tat wie ihm geheißen. "Mist, alles in alten Runen. Also doch ein Fall für Dich, werte Hermeline!"

Die machte sich auch gleich grummelnd an die Arbeit. "Also hier stehen nur Initialen drin: S.T."

Ron hatte Liste und Feder zur Hand genommen, und schrieb: Liebestöter, fleischfarben, S.T. "Und wer ist nun S.T.?"

"Ron, Du bist echt unglaublich! S.T. ist Sybill Trelawney. Weiter jetzt! Harry reich mir mal die Strings." Nachdem Harry Hermine das Gewünschte gereicht hatte, warteten sie auf ihre Ansage. Aber sie schwieg nur minutenlang und schüttelte dann den Kopf. "Das glaube ich jetzt nicht!"

"Was ist los?" fragte Harry nach. "Was steht denn da drin?"

"Also dieser", damit hielt sie einen bunt geblümten String-Tanga hoch, "gehört... also ich glaub es einfach nicht ..."

"Nun aber raus mit der Sprache", drängte Ron.

"Filius Flitwick!"

Harry und Ron starrten sie ungläubig an. Harry erholte sich zuerst. "Na wenn's ihm gefällt..."

"Wem gehört der andere?"

"Das ist noch unglaublicher! Minerva McGonagall!"

"Das hätten wir uns denken können", meinte Harry, den allem Anschein nach nun gar nichts mehr schocken konnte. "Ich meine, der ist immerhin in Schottenkaros gehalten."

So ordneten sie eine ganze Weile die Wäsche den einzelnen Lehrern zu. Die Liste wurde immer länger. Eine blaue Unterhose war mit Besen bedruckt und gehörte natürlich, wie könnte es anders sein, Madam Hooch. Dann waren sie endlich fertig.

"Wem gehört denn jetzt der Riesen-BH?"

"Steht doch da, Ron. Professor Vektor."

"Was unterrichtet die denn? Ist die neu?"

"Nein, Ron", meinte Hermine der Verzweiflung nahe. "Sie ist schon vor unserer Zeit da gewesen. Sie unterrichtet Arithmantik."

"WOW! Vielleicht hätte ich das Fach doch mal belegen sollen!"

"RON!" schimpfte Hermine.

Doch bevor die beiden sich in eine ihrer üblichen Streitereien hineinsteigern konnten unterbrach Harry sie. "Kommt! Lasst uns abhauen! Bevor noch jemand kommt. Unseren Auftrag haben wir erfüllt. Also können wir jetzt endlich zurück!"

"Jo!" meinte Ron. "Scheint so, als ob wir alle Farben haben. Übrigens... will noch jemand ein Nusshörnchen? Obwohl sie so hart sind, schmecken sie eigentlich ganz gut."

Hermine schüttelte nur den Kopf und verschwand im Eingang des geheimen Ganges zwischen den Wurzeln der Peitschenden Weide, um zurück zur Heulenden Hütte zu gelangen. Von dort aus ging es weiter nach Hogsmeade, wo sie schon von einem aufgeregten Aberforth empfangen wurden. "Und?" fragte er. "Hat es geklappt?"

Harry nickte und Hermine zog das Pergament aus der Tasche. "Ich schreib' jetzt mal schnell eine Eule an Shacklebolt und hoffe, dass wir die magische Welt erneut vor einer Gefahr retten konnten. Denn Gefahren lauern ja schließlich überall und die Schatten der Vergangenheit... sind ja auch nicht so ohne." Aberforth überließ Harry bereitwillig eine Eule, und so ging ein Pergament auf Reisen.

"Jetzt braucht ihr euch aber nicht mehr zu verstecken", meinte Aberforth anschließend und lud unsere Helden zu einem gemütliches Frühstück in seinem Schankraum ein.

Doch kaum hatten Ron, Hermine und Harry ihr erstes Butterbier getrunken, belebte sich der Schankraum zusehend, und nach und nach trudelten alle Lehrer von Hogwarts ein, bestellten ebenfalls Butterbier oder einen Feuerwhiskey oder auch einen Kochsherry.

Das Trio sah sich an und musste sich schwer beherrschen, nicht laut zu lachen. Vor allen Dingen Ron hatte arge Probleme, wann immer er in die Richtung der Kakao trinkenden Professor Vektor sah. Der gestrige Tag und die Nacht waren dabei so lang und anstrengend gewesen, dass es ihnen nicht einmal in den Sinn kam, wie seltsam diese trinkseelige Versammlung am frühen Morgen war.

Und während das Gelage des Lehrkörpers sich einem vorläufigen Höhepunkt näherte, wurde Harry plötzlich von etwas Weichem und Federigem am Kopf getroffen. Direkt neben seiner Schläfe hatte sich eine winzige Blitz-Telegram-Eule materialisiert und streckte ihm nun vorwurfsvoll und mit einem leisen, aber schrillen Piepsen eine Nachricht ins Gesicht, die sie im Schnabel hielt.

Harry nahm den Zettel an sich, und das Botentier verschwand mit einem grimmigen Blick in den gelben Augen und einem leisen 'Plopp!' dahin, woher es so plötzlich gekommen war. Harry runzelte die Stirn. Da war das Siegel von Zaubereipräsident Shacklebolt auf dem Zettel. Konnte das schon eine Antwort auf seine Eule sein? Dafür kam sie dann aber doch etwas sehr schnell? Oder doch nicht?

Hastig brach er das Wachssiegel auf und entfaltete die Nachricht möglichst unauffällig unter dem Tisch. Das war eindeutig die Handschrift von Kingsley. "KAMIN IM GÄSTEZIMMER - FLOHPULVER!" stand dort in hastig hingekritzelten Grossbuchstaben und "MÜSSEN REDEN - SCHNELL - K.S."

Harry warf Hermine und Ron, die mitgelesen hatten, einen verwirrten Blick zu und gemeinsam stahlen sie sich aus dem Schankraum die Treppe zu ihrem Doppelzimmer hinauf.

Shacklebolt war noch nicht im Kamin aufgetaucht, so ergingen die drei sich in den wildesten Vermutungen. Sie reichten von Shacklebolt, der vielleicht mal zur Vorbeugung ins St. Mungos sollte, bis dahin, ob verschiedene Unterhosenformen in einem Zusammenhang damit stehen könnten, wie man die Weltherrschaft erlangte. Was wiederum die Frage aufwarf, welcher Unterhosentyp Voldemort wohl gewesen war. Ron und Hermine sahen Harry fragend an. Dieser nahm die Hände hoch und sagte abwehrend: "Hey, ich habe den Deppen nur umgebracht, und nicht geguckt was der drunter hatte!"

Plötzlich zischte das Kaminfeuer, loderte kurz auf, und dann war mit einem Mal das strahlende Gesicht von Kingsley Shacklebolt zu sehen. "Glückwunsch, lieber Harry, liebe Hermine und lieber Ron. Ihr seid tatsächlich die Ersten, die es geschafft haben, dieses Rätsel zu lösen. Jedes Jahr, schicken wir an einem ganz besonderen Tag unsere drei besten Zauberer-Azubis nach Hogwarts, um heraus zu bekommen, welche Farbe die Unterwäsche der Lehrer hat. Doch bis zu diesem heutigen Tage hat es noch nie jemand geschafft, das Rätsel komplett zu lösen. Vor Jahren hat es mal jemand geschafft, an die Unterwäsche von Dumbledore heran zu kommen. Ich glaube, sie war in Himmelblau gehalten... Aber ich will jetzt nicht in Erinnerungen kramen, sondern Euch meinen Dank und mein Lob, zu dieser glanzvollen Tat übermitteln. Jetzt geht wieder nach unten und lasst Euch feiern!"

Bevor einer unserer Helden auch nur ein Wort erwidern konnte, war das Gesicht von Shacklebolt auch schon wieder verschwunden.

"Häh?" Ron blickte verwirrt zu Harry. Der blickte ebenso verwirrt zu Hermine. Diese zuckte nur mit den Schultern. "Keine Ahnung, was er damit jetzt sagen wollte. Was ist denn das für ein ganz besonderer Tag?"

Harry schüttelte noch immer ungläubig den Kopf. "Alles äußerst seltsam. Irgendwie habe ich gerade ein ganz dummes Gefühl..."

"Na dann lasst uns mal wieder in den Schankraum gehen. Ich hab einen tierischen Hunger."

"Na, dass ist ja mal wieder typisch für Dich, Ron." Leicht genervt blickte Hermine ihren Freund an, ließ sich jedoch bereitwillig von ihm zur Treppe ziehen und betrat mit Ron und Harry den Schankraum.

Dieser hatte sich in der Zwischenzeit in einen wilden Partyraum verwandelt. Überall hingen Luftballons und Lichterketten. Zum Entsetzen unserer drei trugen alle anwesenden Lehrer nur ihre Unterwäsche und dazu bunte und teilweise bewegliche Party-Hüte auf den Köpfen. In den Händen schwenkten sie Fähnchen, auf denen ein bestimmtes Datum zu lesen war.

Harry, Hermine und Ron liefen genauso rot und kariert an wie die Unterwäsche von Minerva McGonagall, als ihnen schlagartig der Grund für ihren Geheimauftrag mit der allerhöchsten Geheimstufe aufging.

"APRIL, APRIL!!!"

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[first published March, 1st – 14th 2009]

Sonntag, 13. Juni 2010

VerRückt und durch.ge.KNALLT!?

Schandtat Numero 19

Harry Potter fluchte kräftig vor sich hin und verwünschte, dass er Auror geworden war. Observationen bei gefühlten minus zehn Grad machten einfach keinen Spaß, und der Wärmeschutzzauber half heute nicht. Er wünschte sich an einen sonnigen Strand. Mit seinen Gedanken war Harry gerade mit Ginny im Meer und lieferte sich mit ihr eine Wasserschlacht, als er plötzlich einen Aufschrei hörte und sich somit wieder in der eisigen Zeit befand. Er sah nach oben zum Fenster, aus welchem der Schrei kam, und in diesem Moment wurde ein Eimer Wasser über ihn ausgeschüttet. "Das ist die gerechte Strafe für 's Spannen!" kam es laut von dort oben.

Harry fluchte erneut dermaßen, dass die Worte sich weigern geschrieben zu werden, und verließ seinen Posten. Er hatte ja so was von keine Lust mehr! Außerdem hatte er noch kein einziges Weihnachtsgeschenk gefunden und Heiligabend rückte unerbittlich näher. Während er noch wütend vor sich hin grummelte, nahm er unwillkürlich ein kurzes Sirren zu seiner Rechten wahr, dem ein blendender Blitz folgte. Etwas erschrocken fuhr er zusammen und versuchte zu erkennen, was der Blitz gebracht hatte. Als er es erkennen konnte fiel er auf den Allerwertesten und staunte nicht schlecht. DAMIT hatte er nicht gerechnet!

Vorsichtig rutschte er auf dem Hosenboden etwas näher heran. Harry war so perplex, dass er glatt vergaß aufzustehen. Ein etwa halbmeterhoher Schokoladenweihnachtsmann, dem an einem Kettchen ein übergroßes rotes 'K' um den Hals baumelte, stand vor ihm und zwinkerte ihm belustigt zu. Harry hob den rechten Arm, um den vom Himmel gefallenen Überraschungsgast zu berühren. "Hey, nichts da! Anfassen is' nicht!" tönte der Weihnachtsmann mit etwas schriller Stimme, die Harry auf seltsame Art bekannt vorkam. "Wenn Du mich weiter anfasst, dann schmelze ich!"

Harry robbte einmal um den kleinen, braunen und lecker duftenden Kerl herum. Woher kannte er nur diese Stimme? Er streckte trotz der Warnung einen Zeigefinger vor und berührte das Männlein an der Nasenspitze. Sofort blätterte der Schokoladenüberzug des Riechorgans ab und mit ihm große Flächen der Gesichtsbedeckung. Der falsche Weihnachtsmann war niemand anderes als Kreacher, der Hauself, der Harry nun mit einer Mischung aus Schuldbewusstsein und Vorwurf anfunkelte. Harry guckte etwas irritiert und ihm wurde langsam bewusst, dass er wohl auf der Couch eingeschlafen war, und Kreacher ihn soeben aus einem Traum gerissen hatte.

Irritiert sah er sich um. Hier sah es so ganz anders aus, als er es in Erinnerung hatte! Wo war die Weihnachtsdeko? Und was suchte der kleine Tisch neben der Couch? Und das Licht, das durch das Fenster fiel, sah auch so anders aus. Wann war er eigentlich eingeschlafen? Und wie lange hatte er geschlafen? Er sah auf seine Uhr. Entsetzt starrte er auf die Datumsanzeige. Das konnte nicht stimmen! Ende Februar?????? Bevor er eingeschlafen war, war es kurz vor Weihnachten gewesen! Da war er sich ganz sicher!!!!!!

"Kreacher", meinte Harry schwach, "wie lange, bei Merlins Bart, habe ich geschlafen - oder was auch immer? Was ist passiert?"

"Master Harry darf jetzt nicht böse werden, aber Kreacher hat Master Harry einen Schlaftrunk gegeben, weil er nicht schlafen konnte, und Kreacher hat sich etwas mit der Dosierung vertan", kam es schüchtern von dem Hauselfen.

"Hauselfen!" entfuhr es Harry wütend, als er schnell wie der Blitz auf die Beine sprang. "Bockmist und Bullenschei..., freigelassen gehören die, alle miteinander!"

Mit einer schnellen Bewegung hatte er sich Schuh und vor allem Socke vom linken Fuß gerissen und band das Kleidungsstück um Kreachers Hals, etwas zu fest, wie es schien, denn die Hautfarbe des alten, faltigen Hauselfen wechselte in alarmierender Geschwindigkeit von einem blassen Grau-Grün in ein ziemlich ungesundes Violett-Blau.

"Ich schenke Dir die Freiheit, Du elender Kriecher!" knurrte Harry und trug den röchelnden Kreacher zur Hintertür. Dort angelangt, ließ er ihn los und gab ihm einen ordentlichen Tritt, sodass das arme Wesen im hohen Bogen über die Mauer zum Nachbargrundstück flog. "Ich schenke Dir die Freiheit! Mach' was drauf!" höhnte Potter ihm hinterher.

Dann stampfte er zurück ins Wohnzimmer und begann, alle Möbel und sonstigen Einrichtungsgegenstände neu anzuordnen, indem er sie kurz und klein schlug. "Bockmist, Bullenschei...!" brüllte er immer wieder. "Dieser ganze Zauberkram geht mir so was von auf den ... . Aber damit ist nun Schluss! Aus und vorbei. Bye-Bye, Grimmauld Place. Auf Nimmerwiedersehen, Ministerium und Aurorenzentrale. Es gibt keine Hexen und Zauberer! Außerdem wäre ich viel lieber ein attraktiver Vampirteenager, der irgendwelche Menschenmädchen umgarnt und um den Verstand bringt! ICH BIN DANN MAL WEG!"

Bei den letzten, gebrüllten Worten fiel auch schon die Haustür hinter ihm ins Schloss, und der junge Zauberer namens Harry Potter, der Auserwählte, der Bezwinger von Lord Voldemort, blieb für eine sehr, sehr lange Zeit verschwunden.

Verschwunden aus der Zauberwelt, aber er tauchte im regnerischen Forks wieder auf und überlegte wie er sich an Bella - oder auch Edward - ranmachen konnte. An Bella, um Aufmerksamkeit zu erregen? An Edward, um vielleicht gebissen zu werden? Seufzend stellte er fest, das er wie so oft unbedacht gehandelt hatte. Er suchte eine Unterkunft und fand diese bei den Werwölfen. Dort versuchte er einen neuen Plan zu schmieden.

Die Werwölfe duldeten ihn für eine Weile, da ja zur Zeit kein Vollmond war. Doch das ewige Gejammer von Harry ging ihnen bald auf die Nerven und sie baten ihn höflichst doch wieder zu verschwinden. "Du hast doch bestimmt irgendein Talent, mit dem Du junge Mädels um den Verstand bringen kannst," sagte der Anführer der Werwölfe namens Hugh Johnman. "Geh' in die Stadt, denn hier im Wald findest Du bestimmt keine Mädels!"

Also machte sich Harry wieder auf den Weg in die nächst beste Stadt, die wie alle nächst besten, größeren Städte in England London war. Unterwegs blieb sein Blick auf einem Poster an einer Wand hängen. Auf diesem stand: 'England sucht den Superstar! Hast Du ein Talent? Kannst Du Singen, Schauspielern, Jonglieren? Dann komm zum großen Casting am 11. März.' Harrys Stimmung besserte sich schlagartig. Das war seine große Chance.

Doch schon im nächsten Moment sah er einen bettelnden Typen mit einer hässlichen eckigen, schwarzen Brille an einem U-Bahn-Eingang auf einer Decke sitzen und die Hand aufhalten. Auf einem Schild, das sein einäugiger und dreibeiniger Mischlingsrüde neben ihm um den Hals trug, stand in ziemlich schlechtem Englisch geschrieben: 'Ich bin Daniel Göbelbrück, Ex-Finalist aus einer deutschen Castingshow, und mich kennt keine Sau mehr. Eine milde Gabe für mich und meinen Produzenten.'

Harry hatte ganz plötzlich keine Lust mehr, an einer Casting-Show teilzunehmen, und so wanderte sein Blick in ein nahegelegenes Schaufenster.

'HATTY PROPPER' grinste es ihn da in zackigen Buchstaben von einem Buchdeckel entgegen. Darunter stand der Untertitel 'Lehr- und Wanderjahre einer Hexe in der heutigen Zeit.'

Das durfte doch nicht wahr sein. So ein Buch mit so einem Titel in einer Muggelbuchhandlung mitten im Muggel-London? Wo blieb denn da die Geheimhaltung? Und als er auch noch die anderen sechs Bände über Hatty Propper und ihre Schuljahre in der Zaubererakademie Hogwasch entdeckte, begann Harry Potter einen bis heute beispiellosen Zerstörungslauf durch die britische Hauptstadt, bei dem die zertrümmerte Buchhandlungsschaufensterscheibe nur der Anfang und eher einer der geringsten Schäden sein sollte.

Denn nachdem er recht ziellos eine Buchhandlung nach der anderen mit kristallfarbenen Scherben und zerrissenen Papier verschönerte, wurde er beinahe von einer Meute Menschen überrannt. Zum Teil abenteuerlich angemalt, mit rot-weißen Schals und Trikots, auf denen irgendetwas mit London stand, Dosen voller Bier in der Hand, liefen sie singend durch die Stadt und gröhlten irgendetwas mit 'Totenhem Hotspurz - wir machen euch fertig!' und ballten dabei aggressiv die Fäuste. Ohne nachzudenken schloss Harry sich ihnen an. Das hier kam seiner Stimmung gerade recht, denn es erinnerte ihn doch sehr an die Rivalitäten im Quidditch zwischen Slytherin und Gryffindor.

Es würde ihm bestimmt gut tun, sich mal nach Muggelart abzureagieren. Er musste dringend mal Dampf ablassen! Bei einem 18-Stunden-Arbeitstag blieb dazu keine Zeit, irgendwann musste er schließlich auch mal schlafen. Und Schwarzmagier ein wenig mit dem Cruciatus-Fluch bearbeiten war strikt verboten. Wenn er nicht bald etwas gegen den ganzen aufgebauten Frust und den Auswirkungen des Stresses tat, dann würde er noch verrückt werden! Oder war er das vielleicht schon?

Harry begann zu summen:

Hey,
hier kommt Harry.
Vorhang auf für meine Horrorshow.
Hey,
hier kommt Harry.
Vorhang auf für ein kleines bisschen Horrorshow!

Auf dem Kreuzzug gegen die Ordnung und die scheinbar heile Welt
zelebrieren wir die Zerstörung
Gewalt und Brutalität.

Erst wenn wir unsere Opfer leiden seh'n,
spüren wir Befriedigung.
Es gibt nichts mehr,
was uns jetzt aufhält.
in unserer gnadenlosen Wut.

Hey,
hier kommt Harry.
Vorhang auf für meine Horrorshow.

...

Am folgenden Montag war im Tagespropheten zu lesen:

Der Junge, der überlebt, der Auserwählte, unser aller Retter - Verrückt und durchgeknallt!

Wie uns heute bekannt wurde, wurde Harry James Potter am gestrigen Sonntagabend in die geschlossene Abteilung des St.-Mungo-Hospitals für magische Krankheiten und Verletzungen eingeliefert. Die Heiler des St. Mungos verweigern nähere Informationen über seinen Zustand. Das Ministerium macht keine Angaben darüber, wie es zu dem Zusammenbruch kam. Eine anonyme Quelle sprach jedoch von einer 'Gewaltorgie'. Es heißt, dass eine nicht unerhebliche Zahl von Ministeriumsmitarbeitern ausrücken musste, um Schäden zu beseitigen und Gedächtnisse zu verändern. Gerüchten zufolge sollen seine Auroren-Kollegen entsetzt gewesen sein von Harry Potters Anblick und Verhalten. Aber ist es wirklich so überraschend? Oder haben wir alle nicht vielmehr schon seit Jahren so etwas befürchtet? Bereits in seinem vierten Schuljahr hat er, wie meine hochgeschätzte Kollegin Rita 'Skeeter' Kimmkorn recherchierte, eindeutige Anzeichen einer Geistesstörung gezeigt. Und die Ereignisse der darauf folgenden Jahre, die äußerste emotionale Belastung, der Stress, die Hoffnungen aller, die auf ihm ruhten, haben sein seelisches und geistiges Gleichgewicht sicher noch mehr durcheinander gebracht. Haben wir alle vielleicht zu viel von dem Auserwählten verlangt? Einem jungen Menschen, der kaum mehr als ein Kind war, unser aller Schicksal und Wohl aufzubürden und auch in späteren Jahren immer wieder von ihm zu erwarten, dass er 'den Tag rettet', war das wirklich fair seinem bereits geschwächten Geist gegenüber? Wir können nur hoffen, dass der Junge der überlebte, keinen bleibenden Schaden davongetragen hat, und die Heiler des St. Mungos ihm helfen können, sich zu erholen. Aber es bleibt fraglich, ob man ihm je wieder eine solche Verantwortung wie in den vergangenen Jahren aufbürden kann - oder sollte. Unser aller Gedanken sind bei dem armen, jungen Mann, der sich in der geschlossenen Abteilung des St.-Mungo-Hospitals für magische Krankheiten und Verletzungen von einem schweren Nervenzusammenbruch - oder Schlimmerem - erholt.

E – N – D – E

[first published March, 5th 2009]

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